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Vesper in -er Sspliienkirche. Dresden, Sonnabend, den 27. Nolibr. 1897, nachm. 2 Uhr. 1. Waltoralsonate für Orgel (l. Satz) von I. Rheinberger. 2. Adventslied für fünfst. Chor von Joh. Stobäus <1580-1646). Macht hoch die Thür, die Thor macht weit! es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt: derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rath! Er ist gerecht, ein Helfer werth, Sanftmüthigkeit ist sein Gefährt, sein' Königskron' ist Heiligkeit, sein Scepter ist Barm herzigkeit; all' unser Noth zum End' er bringt, derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Heiland groß von That! O wohl dem Land, o wohl der Stadt, so diesen König bei sich hat; wohl allen Herzen insgemein, da dieser König ziehet ein. Er ist die rechte Frcudensonn', bringt mit sich lauter Freud' und Wonn'. Gelobet sei mein Gott, mein Tröster früh und spat. 3. Adventstied für Sopran-Solo von Volkm. Schurig, gesungen von Fräulein Annamarie Medem. Dein König kommt in nieder« Hüllen, ihn trägt der last- bar'n Es'lin Füllen, empfang' ihn froh, Jerusalem. Trag' ihm entgegen Friedenspalmen, bestreu' den Pfad mit grünen Halmen! So ist's dem Herren angenehm. O laß dein Licht aus Erden siegen, die Macht der Finster niß erliegen und lösch'^der Zwietracht Glimmen aus: daß wir, die Völker und die Thronen, vereint als Brüder wieder wohnen in deines großen Vaters Haus! Amen. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 35, 2. Das Licht ist ansgcgangcn, die lange Nacht ist hin, die Sünde ist gefangen, erlöst ist Herz und Sinn. Die Sünden angst ist weg, der Glaube geht zum Himmel nun aus dem Weltgetümmel auf eiuem sichern Steg. Vorlesung. 5 Adventstied (»p. 82, Nr. I) von Osk. Wermann, gesungen von Fräulein A. Medem. Ich klopfe an zum heiligen Advent und stehe vor der Thür; o selig, wer des Hirten Stimme kennt und eilt und öffnet mir. Ich werde Nachtmahl mit ihm halten, ihm Gnade spenden, Licht entfalten, der ganze Himmel wird ihm aufgethan — ich klopfe an! Ich klopfe an, da draußen ist's so kalt in dieser Winters zeit, vom Eise starrt der finstre Tannenwald, die Welt ist eingeschneit; auch Menschenherzen sind gefroren; ich stehe vor verschlossnen Thoren, wo ist ein Herz, den Heiland zu em- pfah'n? Ich klopfe an! Ich klopfe an, sähst du mir nur einmal in's treue An gesicht, den Dornenkranz, der Nägel blutig Mal — o du verwürfst mich nicht! Ich trug um dich so heiß Verlangen: ich bin so lang' dich suchen gangen; vom Kreuze her kam ich die blut'ge Bahn — ich klopfe an! Ich klopfe an! Jetzt bin ich noch dein Gast und steh' vor deiner Thür. Einst, Seele, wenn du hier kein Haus mehr hast, dann klopfest du bei mir, wer hier gethan nach meinem Worte, dem öffn' ich dort die Friedenspforte; wer mich verstieß, dem wird nicht aufgethan; — ich klopfe an! 6. Wolette für 2 Chöre von Joh. Christoph Bach (1643—1703). Herr, Herr, ich warte auf dein Heil. Choral: Ach wie sehnlich wart' ich der Zeit, wenn du, Herr kommen wirst und mich aus diesem Herzeleid zu dir im Himmel führst. Ach, wie sehnlich wart' ich auf dich, o komm und hole mich. Druck von Licpsch L Neichordl in Dresden.