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Dresdner Journal : 28.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187407282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740728
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740728
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-07
- Tag 1874-07-28
-
Monat
1874-07
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 28.07.1874
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17S Dienstag de» 28, Ault. 1874 ztz<,one»<>»t»pr«l»r ArrsdnerImmlal Xu—^rt^Idelü« ck«ut»<4i«o tritt?o«^ aoä ..... „. . .. II'-» u«« HI» I IHV 1 I>KIr 16 bw^. Kundin«! liiiwioer» - 1 w z»»»vH ä«at»«6«» L«irk»: ^LUrli<ckt. ... 6 kblr . ., -ü 1 Verantwortlicher Redacteur: Commissivnsrath I. G.' Hartmann in Dresden lvi«>r»1e»pr«l»», l?ür äev li»um eio«r r Valor,äie Loll* 6 8 8 r. Lraebolaeo: l^tivd mit ^tisnuLm« <t«r 8«ao- »all l-'«i»rt»xs, Xdomt» für <t«n kol^ooiioa 1"»^ In^oratoaaaoad»» »»Mlrtar l-atpitg: />>. LranUntetter, Oowmi»»>okiLr 4« » Orviclnvr ^oarnabii «bovä»» : LuArnu. K He^rr, N»wd,iA->»rU». Vt»a-l.«Ip»tx-L»»«I Srsilaa-rraattarl» » : ^/«a»e-»i«tr,n <k t o-krr, L«rU» VtsaUKiadilr^-krLU-l^ixAi^-rrmili- turt » A -Hünckiiil Ku<1 Lsrlt» Nrtnnr^er, /»roki^eieteint,// ^/6rrc/,t, Lr«i»«a L' Lc61ottr, Vr«, l»o:IMnau; Vk-maiti: 1 7raa--- kurt» N.; /? ^»rqrr'«:ti«-u. </.t>' ^rrri»ein»i ^ti^ ttuikti, ^1aa6r<1 t>'o., O»rM>: 7nv /), Naaoovr: C k»rt»: //ei^a«, Nat/ieri^ ^o., Matt^art: 7-n«6e -l < ->., L'üikil ^»»onren-Nürra««, Vl«: <Y,pr/,/:. U< rau^xi-korr Küniel Iüx;»»<jition ilt» Oresilner InurnLl^, lr»>«i»», LliiiMii'Itioiixa^-»«- >o 1. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Da gemachten Wahrnehmungen zufolge die Bestim mungen, welche in Bezug auf die Ablieferung der Leichen »on Selbstmördern an die Anatomie zu Leipzig bestehen, nicht allenthalben genau befolgt zu werden scheinen, so findet sich das Ministerium des Innern im Interesse der genannten akademischen Lehr anstalt veranlaßt, die genaueste Befolgung der brregten Bestimmungen andurch in Erinnerung zu bringen. Dresden, am 8. Juli 1874. Ministerium des Innern. Für den Mnister: Körner. Fwg. Bekanntmachung, die Zulassung der innengedachten Dachpappen als Surrogat harter Dachung betr. Unter Bezugnahme auf 8 3 der Verordnung, das Abdecken von Gebäuden mit Dachpappe und Dachfilz betreffend, vom 29. September >859 (Gesetz- und Ver ordnungs-Blatt desselben Jahres, >5. Stück, Seite 32l) wird hierdurch bekannt gemacht, daß die (mit „Zeolith. Pappe* benannten) Dach-Strinpappcn aus der Fabrik von C. Diersch und Comp. in Berlin aus Grund der angestellten Untersuchung und vorge nommenen Brennversuche als Surrogat der harten Dachung, mit den in obiger Verordnung angegebenen Beschränkungen bis auf Weiteres und mit Vorbehalt des jederzeitigen Widerrufs anerkannt worden sind. Dresden, den 20. Juli 1874. Ministerium des Innern. Für den Minister. Körner. Fwg. Nichlumtlichcr TheU. Nesic; sicht. Telegraphische Nachrichten Leitungöschau. (Wiener Abendpost.) TageSgrschichte. (Dresden. Berlin. Gnesen. Karls ruhe. Konstanz. Wien. Prag. Paris. Versailles. St. Gallen. Schwyz. Rom. Madrid. London. Ernennungen, Berse-ungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Cbemnitz. Plauen. Werdau. Schwarzenberg.) Vermischtes. Statistik und Bolköwirthschaft. EingesandteS. Kemlleton. Inserate. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSderichte. Inserate. FtlcyriMlchr Nachrichten. Posen, Montag, 27. Juli, Mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ) Zur Lcrdüßung der gerichtlich gegen ihn erkannten ' «jährigen Gefänanißstrafe ist der Weibischof Janiözcwvki heute Vormittag 10 Uhr verhaftet und von hier abgeführt worden. Der Ort, wohin derselbe gebracht wird, ist noch unbekannt. Baden-Baden, Sonntag, 26. Juli, Nach mittags. (W. T. B.) Der gestern hier eröffnete deutsche Journalistentag hielt heute seine erste Hauptversammlung. 1>r. Friedensburg (Hamburg) wurde zum Vorsitzenden, Strecker (Straßburg) zum ersten, Lecher (Wien) zum zweiten Stellvertreter gewählt; zu Schriftführern wurden vn. Richard Pohl (Baden) und Holdheim (Berlin) ernannt. Nach Entgegennahme des Jahresberichts deS Ausschusses wurde in Erledigung deS zweiten DunktS der Tagesordnung, Errichtung eines ZeitungS-TelegraphrndurrauS, folgende Resolution angenommen: Der Journalistentag beschließt, in Anbetracht, daß die Beschwerden über die Versorgung der Zeitungen durch die bestehenden Telcgraphenbureaur größtentheils darin ihren Grund haben, daß dieselben nicht unabhängig sind, und in Anbetracht, daß die Unabhängigkeit des telegraphischen Verkehrs nur durch politische Sicherstel lung desselben zu erreichen ist, darauf hinzuwirkcn, daß durch die Gesetzgebung der telegraphische Verkehr gesichert werde, und ferner jedes unabhängige Unternehmen zu unterstützen. In Betreff deS dritten Punktes der Tagesord nung, Zeitungswesen und Anuoncenbureaux, wurde sodann beschlossen, die von der Commission ent worfene gedruckte Vorlage mit einigen Modifika tionen den Verlegern zur Ausführung zu empfehlen. Der Schluß der Versammlung erfolgte Nachmit tags 2 Uhr. Paris, Sonntag, 26. Juli, Abende. (Tel. d. - Dresdn. Journ.) Ein Artikel deS Journals „Soir" sucht darzuthun, daß die französischen Grenzbehör den deS Departements der Baffes-Pyrsn^eS ihre Schuldigkeit gegenüber den Cartisten erfüllt haben. Dir Waffenzufuhr für die Letzter« erfolge auf dem neutralen Gebiete des Klusses Bidaffoa ohne Berührung französischen Gebietes. (Vgl. die „TageSgeschichte" unter Madrid und London.) Madrid, Sonntag, 26. Juli, Nachmittags. (Tel d. DreSdn. Journ.) Gerüchtweise verlautet, daß die Carlisten in der Stadt Olot (Eatatonien) einen Obersten, mehrere Offiziere, 105 Soldaten und 73 Zollbeamte erschösse» haben sollen. Madrid, Sonntag, 26. Juli, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Drei Kolonnen der Regierungü- truppen haben die vereinten Carlistischen Streit- kräfte der Provinzen Barcelona und Gerona bei Castrl-Aulit mit großen Verlusten in die Flucht geschlagen. Der Carlistrnansührer Cuchillo und 2 Carliftische Compagnien, welche sich weigerten, sich zu ergeben, wurden von den Jägern Manilla « niedergemacht. Mehrere Ortschaften, die sich für die Carlisten erhoben hatten, find in Brand ge steckt worden. AuS Barcelona wird gemeldet, daß gestern daselbst 41 deS Carlismus verdächtige Personrn, darunter Geistliche und Adliae, als Repressalie für die Erschießung von RegierungSanhängern, verhaftet und nach Altaracena« abgeführt worden sind. Washington, Sonnabend, 25.Juli, AbendS. (W. T. B., Kabeltelegramm.) Lon der Regierung find die Anerbietungen amerikanischer Bankhäuser vetreff« Aufnahme einer consolidirtcn Anleihe von 10 Millionen Dollars, welche nur im Jnlande placirt werden soll, angenommen worden. Dresden, 27. Juli. Die „ Wiener Abendpost" verwahrt sich in ihrer neuesten Nummer gegen den Ausspruch eines Wiener Blattes, daß die stehenden Heere immer nur Empfan gende und nie Gewährende seien, und sieht sich veran laßt, für die Bedürfnisse der Armee und letztere selbst in Form einer Polemik eine Lanze zu brechen. Indem das halbamtliche Organ die aufopfernden Dienste des Heeres im Kriege wie im Frieden hervorhcbt, sagt das selbe: „Sollte man nicht mit einigem Rechte erwarten, daß endlich jetzt, nach Einführung der allgemeinen Wehr pflicht, in jenen eigcnaUigen Anschaunngen ein patrioti scher Umschwung zum Besseren eintretcn und eine un befangene Brurtheilung Platz greifen möge? Die Solda ten, aus allen Schichten der Bevölkerung ihrem schweren Berufe folgend, müssen bei den höchsten Leistungen sich zugleich die größten Entbehrungen auferlegen; der Lohn ihrer Bemühungen ist nicht selten blos das Bewußtsein treu erfüllter Pflicht. Das Wirken des Heeres gilt immer und überall den: allgemeinen Wohle. Abgesehen vom Kriegsfälle, wo an jeden Einzelnen im Herre die höchsten Forderungen gestellt werden müssen, ist die Wehrkraft im Frieden berufen, in aufopferndster Dienst leistung zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ordnung beizutragen. Bei dem Eintritte mehr oder minder ge fahrdrohender Katastrophen, bei Feuersbrünsten, Ueber- schwemmungen und Seuchen gilt es, sich thatkräftig und hilfebringend zu bewähren. Manche Städte und Länder der Monarchie bewahren ähnlichen Diensten des Heeres eine dankbare Erinnerung und haben ihr nicht selten erhebenden Ausdruck gegeben. Möchten doch diese That- sachen in allen Kreisen unseres Vaterlandes zunächst ein richtiges Verständnis für die Forderungen der Kriegs- Verwaltung erwecken, welche zumeist dahin zielen, die Lage des Soldaten durch eine zeitgemäße Erhöhung der karg bemessenen Gebühren, durch Beschaffung wirklich ausreichender Nahrung, durch zweckmäßige Bekleidung und eine in sanitärer Beziehung befriedigende Bequar- tierunL durch möglich beste Ausbildung zur Hinianhal- tung schwerer Verluste im Felde, zu verbessern. Der Blick auf andere Staaten lehrt uns, daß die Liebe zum Vaterlande und zu den Schirmern seiner Ehre und Un abhängigkeit mit Freuden jene Opfer bringt, welche un vermeidlich erscheinen, um das Heer zu befähigen, seine Aufgabe zu erfüllen." Cagesgeschichtt. Dresden, 27. Juli. Sc. Majestät der König sind am 2b. d. M. Abends 7 Uhr im besten Wohlsein in Ost ende eingetroffen. Dresden, 27. Juli. Sc. Excellenz der Herr Staats minister Oi. v. Gerber wird morgen eine mehrwöchent liche Erholungsreise antreten. Dresden, 27. Juli. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 22. Stück vom Jahre 1874 heute hier eingetroffen. Dasselbe enthält nur Str. U)l3) Vertrag vom 24. Januar d- I. zwischen Deutschland und der Schweiz wegen ge genseitiger Auslieferung der Verbrecher. * Berlin, 2b. Juli. Die wichtigen und umfang reichen Justizgesetzgebungsentwürfe für das deutsche Reich sind, nachdem sie das Stadium der Be- rathung im Plenum des Bundesrathes zurückgclegt, wie die „Sp. Ztg." erfährt, nunmehr mittelst Schreiben des Reichskanzlers an das Präsidium des Reichstags ge langt und im Drucke begriffen. ES sind folgende: n) die Civilproccßordnung, 8l5 Paragraphen enthaltend, 6) die Strasproceßordnung, 425 Paragraphen enthal tend, <) die Gerichtsverfassung, >66 Paragraphen ent haltend, n) das EinführungSgesctz dazu, >4 Paragraphen enthaltend. Der unter c- genannte Entwurf eines Ge- richtsverfassungsgesetzeS besteht aus folgenden Titeln: >) Gerichtsbarkeit, 2) Amtsgerichte, 3) Schöffengerichte (Competeuz bis 5 Monate Gefängniß und 6M Mark oder 20o Thlr. Geldstrafe, alle Uebertretungcn), 4) Land gerichte, 5) Schwurgerichte, 6) Handelsgerichte, 7)Ober- landcsgerichte, 8) das Reichsgericht, 9) Staatsanwalt schaft, lo) Zustellungs- und Vollstreckungsbeamte, Il) Rechtshilfe, t2) Oefsentlichkcit, Sitzungspvlizci, >3) Bc- rathung und Bestimmung, >4) Gerichtsfcrien. Jedem der Entwürfe sind sehr ausführliche Motive bcigegeben. Bei dem großen Umfange dieser dem Plenum des Reichs tags im Oktober d. I. zu machenden Vorlagen dürfte der Druck längere Zeit in Anspruch nehmen. — Das deutsche Reich wird auf dem bevorstehenden Brüsseler Eontzrcß durch fünf Bevollmächtigte vertreten sein. Die sammtlichen deutschen Regierungen, welche Ein ladungen erhalten hatten, waren, der „Lpen.Ztg." zu folge, von Lr. Majestät dem Kaiser aufgefordcrt wor ¬ den, Vertreter zu designiren. Nicht alle Regierungen sind darauf eingegangen, z. B. nicht das Großherzog- thum Hessen, Großherzogthum Oldenburg, Groyherzog- tbümer Mecklenburg und Weimar, sondern nur Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden. Den fünf Ver tretern Deutschlands ist kaiserliche Vollmacht erthtilt worden; stimmführender Bevollmächtigter ist nur einer. Das genannte Blatt theilt auch bereits die Namen der Bevollmächtigten mit. Stimmführender Bevollmächtigter ist der General v. Voigts-Rhetz. Außer diesem begeben sich nach Brüssel der lönigl. bayersche Generalmajor Frhr. v^Leonrod, der kömgl. -säcbsssche Major Frhr. v. Welck, der königl. württembergischc geh. Lcgattons- rath v. Soden und der großherzogl. bavssche Gey. Rath Professor Or. Bluntjchlu Am lommenden Montage werden die fremden Vertreter von dem belgischen Mi nister empfangen, am Dienstag soll der Eongreß er öffnet werben. Den Vorsitz wird vermuthlich der tais. russische Geh. Rath v. Jomini führen; er ist der Autor der ruffischcn Vorlage. — Im Anschlusse an eine neu liche Aeußerung der „Nordd. AUg. Ztg ", welche die Ansicht durchblicken ließ, daß infolge des Mordes des preußischen Hauptmanns a. D. Schmidt durch die Ear- listen eine Intervention der diesseitigen Regierung in Aussicht stehe, hört die „D. R.-E.", das; allerdings Verhandlungen feiten der deutschen Regierung mit an dern Großmächten in dieser Angelegenheit eingeleitet worden sind, um endlich den Greuclfcenen, welche von Earlistischen Banbenführern neuerdings wiederholt in Scene gesetzt worden sind, einen wirssamcn Damm ent- gegenzujetzen. Die deutsche Regierung Hal, wie die citlrte Correspondenz weiter berichtet, sich an die übri gen Staaten in einem Circular gewendet und bereits auch von dort zustimmende Erwiderung gefunden. — Ferner enthält die neueste Nummer der „Nordd. Allg. Ztg." folgende ofsiciöse Notiz: Dem Vernehmen nach wird das deutsche Geschwader, welches jetzt bec der Insel Wight stationirt, die Bestimmung erhalten, sich an die Nordküste Spaniens zu begeben und dort einige Zeit zu kreuzen. (Dieses Geschwader, befehligt von dem Ad miral Heiik, besteht aus den Panzerschiffen „Kronprinz" und „Friedrich Karl", der Eorvettc „Ariadne" und dem Schraubendampfer „Albatroß".) — Die Minister des Innern, des Unterrichts und deS Handels haben die Regierungen veranlaßt, die Polizeibehörden anzuweijcn, in allen Fällen, in welchen die Mitführung von Kindern durch umherzichendc Gewerbtrei- benbe ermittelt wird, für Einleitung des Strafverfah rens auf Grund des Z >49 unter 5 der Reichsgewcrbe- ordnung Sorge zu tragen. Sollte die Entscheidung der Gerichte auch in der höheren Instanz gegen diese Auf fassung ausfallen, so sind derartige Fälle zur Anzeige zu bringen. Nach dem Schlußsätze des tz 62 der Reichs- gewcrbeordnung soll nämlich die zur Mitführung von Begleitern, „fei es zur Beförderung der Waarcn, zur Wartung des Gespanns oder zu anderen Zwecken , er forderliche Genehmigung für Kinder unter 14 Jahren nicht ettheilt werden. Nun sind Zweifel darüber ent standen, ob hierdurch für den Hausirgewerbcbetrieb die Mitnahme von Kindern überhaupt oder nur die Mit nahme solcher Kinder ausgeschlossen ist, welche zu ge werblichen Hisseleistungen verwendet werden sollen. Der Justizminisler hat sich, im Interesse der geistigen und sittlichen Entwickelung der Kinder sür die erste Alter native entschieden und die Obcrstaatsanwaltschaften aus gefordert, die etwa davon abweichenden Entscheidungen der Genchie erster Instanz zur Entscheidung der höhe ren Instanzen zn bringen. Sollten auch diese sich da mit nicht elnverilaildcn erklären, so wird ein Einschreiten der Gesetzgebung in Aussicht gestellt. * Gnrsen, 25. Juli. Der von hier ausgewiesene Domherr und stellvcrlretcnoe Ossicial 6». u. oi. Korytkowski ist, wie der „Kmycr Poznansti" meldet, weil er den« Auswessungsbesehle teilte Folge leistete, zwangsweise von Gncsen cntsernt worden. Derselbe hat, wie wir der „Köln. Ztg." entnehmen, seinen Weg nach Galizien genommen. Aus der Bahn Feuilleton. Redigirk von Otto Bauck. Der wirkliche Don Carlo«. Eine Geschichte aus der Geschichte. (Nach den Forschungen von Adolph Schmidt.) (Fortsetzung aus Nr. 171.) Endlich am 19. September 1567, so sagt Schmidt's Darstellung weiter, traf die Nachricht Alba's ein, daß die Gcsangensetzung der Grafen Egmont und Horn glücklich vollzogen sei. Sofort noch an demselben Abende wurde der niederländische Abgesandte Monligny in seiner Wohnung verhaftet und zugleich der könig liche Kammerdiener Vandcnesse, ein Engländer von Ge burt. Daß nicht damals schon auch Don Carlos ver haftet wurde, erklärt sich zum Theil dadurch, daß Philipp um leinen Preis die Vermuthung aufkommen lassen wollte, als stehe der Jnfant in irgend einem Zusammen hänge mit der niederländischen Bewegung. Auch fürch tete er von einer Verhaftung des Thronfolgers so sehr eine üble Rückwirkung auf den Gang der Dinge in den Niederlanden, zumal da der Prinz v. Oranten und andere Häupter der Bewegung glücklich der Verhaftung entronnen waren. 'Philipp hätte am liebsten erst die «nnde von der völligen Vernichtung der Rebellen und Ketzer, mindestens erst die Kunde von der Hinrichtung Egmont's und Horn's abgewartet. Daß dem unglück lichen Montigny ein graues Geschick bevorstand, ahnten alle tiefer Blickenden. Zu diesen tiefer Blickenden gehört auch Don Carlos. Die Verhaftung Montigny's halte daher zur Folge, daß sie ihn in feinem Entschlusse zur Flucht bestärkte und inzwischen zur äußersten Vorsicht in Betreff der Sicher heit seiner Person antricb. Um lieber zu sterben, als sich verhaften zu lassen, legte er sich stets, mit Waffen versehen, zur Ruhe, während er sich durch den Ingenieur de Foix einen Thürverschluß anfertigen ließ, der ihn vor jedem geräuschlosen Ucberraschen schützen sollte. Da gegen sreutc sich Carlos, daß sein Freund und Oheim, der berühmte Don Johann (Don Juan und Austria) zum Oberbefehlshaber der Flotte ernannt war. Neidlos gegen den Freund nnd jede feindselige Erhebung gegen Philipp niedcrkämpfend, eilte Carlos nach dem Escurial, dem Vater dankend die Hand zu küssen. Wenn in der letzten Zeit der Fluchtplan als die einzige Rettung dem Dou Carlos erschienen war, der sich umlauert, ver kauft und verrathen sah, so freute er sich, daß durch die Stellung Don Johann's dieser Plan leichter ausznführen sein würde. Hatten doch Beide früher schon gleichmäßig über Entweichungspläne gebrütet, waren doch Beide gleichmäßig von dem Drange nach kühnen Unternehmun gen beseelt, träumten doch Beide gleichmäßig, denn auch von Don Johann ist dies ja vollständig erwicfen, von einer selbstständigen Herrschaft über Länder und König reiche. Nichts war daher natürlicher, als der Glaube des Carlos, Don Johann werde als Gebieter der Flotte nicht nur seine Flucht begünstigen und erleichtern, son dern wohl gar dieselbe theilen. Jetzt betrieb der Prinz seine Vorbereitungen eifrig, doch geheim. Aber er war unvorsichtig dabei. Sein Geheimniß hatte keine engen Grenzen. Unter dem 'Na men einer wichtigen Reise theilte er es vielen Vertrau ten mit und glaubte wohl als Kronprinz aus diese Weise Manchen vom Vater zum Sohne hinüberzuziehen. Man nahm es erheuchelt, von einigen Seiten wohl auch mit Redlichkeit und Sympathie auf. "Natürlich wurde es dem König verrathen. Wahrscheinlich war cs am 23. Teccmbrr 1567, als Carlos dem Ton Johann volle Klarheit gab. Es scheint zu keinem Entschlusse gekom men zu sein. Don Johann war offenbar erschrocken, in ihm lebte wohl uiehr legales, als selbstherrliches Element, vielleicht auch Bangigkeit vor den: Unstern des Carlos. Eine zweite Conferenz fand zwischen Johann und Carlos nicht statt. Der Erstere entzog sich derselben und verrieth den Plan dem Könige, man weiß wenigstens nicht, mit welchen, anderen Worte man diese Lhat kenn zeichnen soll; er mochte wohl glauben, daß die Folgen so schlimm nicht werven würden, hatte er doch selbst vom Könige früher wegen eines seine eigene Person be treffenden Fluchtplanes leicht Verzeihung enchsangen. Solchen Charakteren konnte auch der König verzeihen, sie concurrirten nicht mit ihm und er that ihnen gcnug, wenn er ihren Ehrgeiz beschäftigte. Mit Carlos war es anders. Dieser war fein Sohn und zugleich als Nachfolger der Rival seiner Macht. Hatte Philipp keinen Sohn mehr, so hatte er nicht zu fürchten, von diesem vielleicht in alten Tagen bei Seite geschoben zu werden, und doch wär es damals gewiß noch leicht mög lich gewesen, daß Philipp den Carlos versöhnt hätte durch eine Gestattung der lang ersehnten Ehe mit Anna. Es war ein unerhörter Fall, daß man einem Thronfolger von 23 Jahren einen solchen Wunsch versagte. Carlos wollte über Italien nach Deutschland ent fliehen, es zog ihn nach Oesterreich, nach seiner Braut und Cousine Anna. Erst außerhalb deS Reiches wollte er Position zu seinem Vater nehmen, und wir dürfen hinzusrtzen, er glaubte wohl mit Recht an eine politische Vermittelung durch den Kaller. Am 27. December deicylete Don Carlos in dem Hieronymitenkloster vor Madrid. Sein wahrheitsgetreues Gcständniß, daß er tiefen Haß gegen Jemand im Her zen trage, veranlaßte die Verweigerung der Absolution. Vierzehn Mönche vom Kloster Atocha wurden zu einer Commission niedergesetzt; auch diese entschieden gegen die Absolution. Der Prinz verlangte das Abendmahl mit einer ungcweihten Hostie, dies wurde als Heiligthum schändung verweigert. Die Folge war das Unterbleiben der Communion wie der Absolution. Der Prior des Klosters von Atocha unterrichtete den König von diesen Vorgängen, der dieselben mit den Worten ausgenommen haben soll: der Jemand, den dcr Prinz in der Seele haßt, bin ich. DaS Begehren nach einer ungcwechten Hostie bestätigte ihm nur seine Ucberzcugung, daß die kirchliche Strenge, diese in seinen Augen uuerläjzlichc Grundlage der spanischen Politik, für feinen Sohn nicht zum Princip geworden war, sondern in diesem einen Gegner finden werde. Auch fürchtete er die Unzufrie denen im Lande und di« Möglichkeit, daß Don Carlos Unterstützung finden könnte. Mit Ruy Gomez, Espinosa, Feria, Antonio de Toledo und VelaSco hielt der König Rath. Die Gefangensetzung des Prinzen wurde rasch beschlossen. Durch religiöse Gebete flehte man den Bei stand des Himmels für eine wichtige Angelegenheit an. Welche Heuchelei! 'Noch am 15. Januar sahen Vater und Sohn sich in den Gemächern der Königin, und Philipp war voll verstellter Freundlickkeit. Beim Weg gehen aus dem Schlosse nahm Carlos den Don Johann mit sich und besprach sich mit ihm noch einmal aus führlich über seine Flucht. Don Johann scheint ent schieden die Theilnahme rbgelehnt zu haben. Er begab sich zum Könige und setzte ihn von dem Inhalte der Unterredung ,n Kenntniß. Wenn auch dcr Autor sagt: in seiner äußersten Verlegenheit gezwungen, zwischen dem mächtigen Gebieter und dem ohnmächtigen Freunde zu wählen, und nichts von Dem wissend, was crm Prinzen bevorstände, hatte sich Don Johann immer willenloser in die Rolle des VerrätherS gefügt, — so ist es doch zwei felhaft, ob man für dieses Verhalten eine wirkliche ge-
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