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66. Iahrgasg. AK 411 Souna-eu-, 2. September 1S22 Gegründet 18S6 Dr-V°nI«rIII> ««chrichr», »r«,»«. g«rnlpr«d»r-Sammelnummer 2S 241 »ur Mr NachlgelprSch»; 20011 dei ISzUch-r Zutragung in Dceiden oder durch dl« Post monaMch W> W.—. <)"gUZ2^W"vUl)t Einzelnummer NI. k,—, Tonnlagsauszads M. S,—. DI-lipMge 32 mm breit-ZeU«W. 12^-. ouh-rh->Id Sackion, M.lö.-. E»mM«n. Anzeiaen-Drette. an,o>z-n. Anzeigen unler Sieben, u Wohnungsinardl, i spaUia-An- u. V-rbLul- 2b»,»Nachla!i. Vorzugspläk- laut Tarif. AuswSkI.Au>tr»,e gegen Borau,bezahlung. SchriMeitung und Kau,Ig«lchi!stLstell« »«ri-nNr«!,- 28/40. Druck u.D-rlaz »VN ilrxlch ck Aelchortt in Drride», Postscheck-K-nlo lOSS Lreiide». Nachdruck nur mst deusticher Üuellenangabe «„Dresdner Nachr.-) zulstlflg. — llnverlmigle Schriststllck« werden nlchl auib-wahN- Der Eindruck der Reparationsentscheidung. Die Beschlüsse -es französischen Minislerrals Paris. 1. Sept. lieber deu heutigen Ministcrrat ver- -ffeutlicht die Agentur Havas folgende amtliche Mit teilung: Die Minister sind heute vormittag unter dem Vorsitze des Präsidenten Millerand zusammengetrcten. Potucar<i hat den gegenwärtigen Stand der anßcnpoli- tischeu Fragen ausciuandergcsctzt. Da die NcparationS- kommisftou Deutschland das verlangte Moratorium nicht gewährt hat. hat sich der Minlsterrai aus den Standpunkt gestellt, das, er für den Augenblick von diesem Beschlüsse nur Kenntnis zu nehmen habe. Da Belgien, das auf Grund seiues Prioritätsrechtes die gesamten nächste« Zahlungen erhalten soll, de» von der Kommission gebillig ten Zahluugsmobalitäten nicht nur zugestinmt, sondern sie selbst vorgeschlage» hat. hielt der Ministcrrat eö siir an gezeigt. sich seine Handlungsfreiheit vorzubehalteu dis zur Inkraftsetzung der vorgesehenen Bedingungen. Im Einklänge mit dem Gedanken, den der Minister präsident in London vertreten hatte, hat der Minister rat außerdem beschlossen, daraus z« dringen, dasi so bald wie möglich eine Konferenz cinbcrufcn werde, zu der alle Berbllndeteu ohne Ausnahme zn- gezogen würden und die die Frage der iutcralliicr« keu Schulden und die Ncparationöfragc in ihrem ganzen Umfange prüfen würde. sW. T. B.s Paris. 1. Sept. Wie „Tempo" mittcilt, hat der heutige Ministerrat auch noch deu Text der Antwort auf die NotevonLvrdBalfour vom 1. August über die inter alliierten Schulden erledigt. lW. T. B.) Paris. 1. Sept. Die Entscheidung SeS Mini sterrats wird in Kreisen der französischen NechtSopposi- tion mit großer Zurückhaltung ausgenommen. Eine Pcr- sönlichr-it der äußersten f r a n zö s t s ch e n R e ch t e n er klärte heute dem Korrespondenten der E. E. A., daß man die Freiheit der Aktion, die Poincars sich in der fterratssitzung Vorbehalten habe, nicht zu dürfe. PoincarS hätte« wenn er sich selbst hätte «tollen, jetzt handeln müssen oder er wird überhaupt nicht handeln. Zu dem Ausgang des heutigen Ministerratö wird noch mitgeteilt, baß die ganze Sitzung von einem Expose PoincarLS auSgcfüllt mar und daß alle Entscheidungen einstimmig getroffen worden sind. Am nächsten Donnerstag wird am Quai ü'Orsey ein neuer Kabinettsrat statt- sinden. Französische Presseslimmen. lSigu-r Draht bericht der »D r c s d n. Nachrichten".) Paris, 1. Sept. Bereits aus den ersten Kommen taren der französischen Morgenpressc geht deutlich hervor, daß Vie rechtsstehenden Kreise Frankreichs mit den gestrigen Entscheidungen der Repara tiv nskom misston in keiner Weise zufrie den sind. Man wirft Poincars vor, daß er genau wie alle anderen nachgegebcn und die von ihm so oft gepredigte energische Haltung nicht eingenommen habe, wie es not wendig gewesen sei. Die „Humanits" glaubt zu wissen, daß sich Poincars über die Entscheidung der Nevarations- kommission sehr erregt gezeigt hat. Im ganzen genommen, so schreibt das Blatt, ist das Moratorium von der Neparationskommission verweigert morden. In diesem Pünkt hat die französische Negierung volle Genugtuung er halten, anderseits ist aber für die Zahlung der nächsten Verfalltage eine neue Modalität eingeführt morden, so daß die Türe für eine Gesamtlösnng der Nepara- tionsfragc, die mit der Frage der interalliierten Schulden cüg verknüpft ist, bis zum Jahresende offen steht. Man wirb es wohl verstehen, daß für die versöhn liche Haltung Belgiens dieser Umstand maßgebend gewesen ist. Man darf nicht vergessen, daß die Verwerfung deS Moratoriums auch die Konsequenz tn sich birgt, daß bei einem Nichtinnchalten der getroffenen Entscheidung die Frage einer Verfehlung Deutschlands automatisch auf gerollt werden kann. Die Entscheidung der Nevarations- bommission berührt tn keiner Weise die gerechte Forderung Frankreichs nach Gewährung eines Moratoriums, nur tm Falle von Stelluna produktiver Pfänder oder aber Ablch- NUtzg eines Moratoriums. Die Neparationskommission bat bei ihrer Entscheidung in jedem Falle einen Zweck erreicht, Nämlich das Mißverständnis vvn London nicht zu bestäti gen und nicht schwieriger zu gestalte». Blätter, die wie der „Erce'stor". den Linkskreisen nahestehen. sind von der Entscheidung der Neparationskommission ziemlich befriedigt. Die Neparationskommission, schreibt bas Blatt, hat einen Beweis von der Größe ihres politischen Gesichtspunktes qhgegben- Diese Kommission wollte die Aufmerksamkeit der alliierten Regierungen, die durch das augenblickliche Vorgehen hypnotisiert sind, darauf lenken, daß das Ne- parationSproblem einen größeren Umfang hat. Die „Humanttö" führt aus, daß Poincare ohne Zweifel eine Genugtuung erhalten hat, da das Moratorium offiziell gbgewicsen worden ist. Aber er ist tatsächlich vollkommen geschlagen, da Deutschland einen Aufschub für seine Zahlungen erhalten hat. was dem ent- spricht, was man ihm andrerseits verweigert hat. Das Reparationsproblem in seiner Gesamtheit bleibt »ach chic vor bestehen. Nach dem »Echo de Part s" ist die Hoffnung, baß nach so längen Intrigen, die sich im Schoße der Reparations- kommissto« gezeigt haben, der gestrige Tag endlich volle Klar heit bringe, durchaus nicht erfüllt worden. Da die Bel gier sich bezüglich der nächsten Zahlungen versöhnlicher ge zeigt haben, so ist mit Sicherheit vorauszusehcn, daß sic von der ihnen durch die Neparationskommission gewährten Frei heit. sich mit Deutschland zu verständigen, Ge brauch machen und baß sie kein Golddcpot fordern würde». »Petit Par isten" schreibt: Frankreich werde mit einer wahren Erleichterung die Entscheidung auf sich itehmen. Sie sei eine moralische Genugtuung siir Frank reich nnd zugleich ein ernster Wink Deutschland gegenüber, daß die Geduld wenigstens zweier Alliierter zn Ende »ei, und daß sich Deutschland »»vermeidlich ernste» Sanktionen Im Rheinland« aussetze, wen» es nicht ernste Anstrengungen unternähme, um seine Finanzen in Ordnung zu bringen, die Berschwcndung cinzudämmeu »nd die Magnaten seiner Großindustrie zn zwingen, einen wesentlichen Teil der Repa rationen selbst zu übernehmen. Der „Tcmps" nennt die Entscheidung der Nepara- tionskömmission eine Etappe auf dem Wege zu einer dauerhaften und allgemeinen Regelung. So fasse eS die Neparntionskommission auf und so auch Frankreich. Jetzt heiße es, den gesamten Plan, den die enalische Note vom l. August Frankreich zurückzustellcn gezwungen hatte, mit zweckmäßigen Verbesserungen wieder ausznnehmen. Jetzt heiße cS, die französische Politik zur Höhe deS großen End zieles zu erheben: Wiederherstellung der Wohlfahrt auf dem ganzen europäischen Kontinent, auf dem so viel arm gewordene Völker leben. tW. T. B.) Poinearös nasses und trockenes Auge. (Eigner Drahtvericht bcr «DrcSdn. Nachrichten".) Paris, 1. Sept. Im „Echo de Paris" gibt Marcel Hutin seine Eindrücke wieder, die er gestern abend in poli tischen Kreisen gesammelt hat. Er schreibt hierüber: Poincars hatte gestern abend nicht das Lächeln des Siegers auf den Lippen, aber er hatte auch nicht die Miene eines Geschlagenen. Ich kann mir vorsteklen, daß Poincars unter der dunkeln und zweideutigen Redaktion des Mora toriums der Neparationskommission gelitten hat. Der Text sah so aus, alS ob er aus dem Englischen in ein schlechtes Belgisch übersetzt worden ivärc. Die Mitglieder, die an der Sitzung des heutigen Ministerrates teilnehmen werden, wer den ihrem Ministerpräsidenten wie ein Mann folgen, wie sie es auch bei den Londoner Verhandlungen getan haben. Die Neparationskommission hat den Beschluß in den Grenzen ihrer Machtbefugnisse gefaßt. Ter französischen Negierung ist es also unmöglich, sich gegen die getroffene Entscheidung auszulchnen, die im Grunde genommen nur eine Ver zug e x u n g datstcllt. Ich stelle mir vor. io schreibt Hütin weiter, daß Poiücars seinen Kollegen sagen'rvlrd. die Ver weigerung des MoratoxinmS ist eine Genugtuung für Frank reich. weil sie späterhin gestatten wird» neue Verfehlungen Deutschlands festzustellen. In klar sehLnden politischen Kreisen, so fährt Hutin fort, sagte man tm Lause der Macht, baß Sie französische Regierung sich im Augenblick mit der An nahme der wirren Formel der Reparationskommission zu frieden geben könne. DerReparationskommission liege daran,sich am Leben zu erhalten unter Beibehaltung der phantastischen Gehälter, die ihre Mitglieder beziehen. Dubais beziehe z. B. jährlich 400 990 Franken. Die Neparationskommission hat gesprochen. In drei Monaten wirb man sehen, welche Auswirkung ihre Entscheidung bei den Belgiern hervor-- geruscu hat. Wir können davon überzeugt sein, daß während dieser Zeit die französische Regierung Dentschland gezeigt hat. daß Frankreich entschlossen ist. koste cs. was es wolle, daS zn erhalte«, was mau ihm schulde. Dubois über Sen Beschluß Ser Neparalions« Kommission. Paris, 1. Sept. iHavas.) Der Vorsitzende der Repara- tionSkommission Dubais empfing nach Schluß der gestrigen Sitzung die französischen Journalisten und erläuterte ihnen die Entscheidung der Kommission. Er wies zu nächst daraus hin, baß Vradbury, der ursprünglich für die Gewährung eines bedingungslosen Moratoriums für 1922 und für ein von Garantien begleitetes Moratorium für die Jahre 1923 und 1924 eingetrcten war, doch den ersten Teil dieses Antrages aufrecht erhalten habe. Dieser sei mit drei gegen eine Stimme abgelchnt worden, insofern als nach dem Wortlaute deS FriedcnSvertrages die Stimmenthaltung der italienischen Delegierten einer Ablehnung entspreche. Nach dieser Abstimmung machte der Vertreter Bel giens, daS besonders an den deutsche» Zahlungen inter essiert sei, den Vorschlag, die Modalitäten festzustcllen, nach denen Deutschland zu zahlen habe. Danach solle Deutschland der Neparationskommission SchatzbondS mit sechsmonatiger Laufzeit überweisen, die von wesentlichen Garantien zu stützen wären. Diese Bonds wären Belgien zu übergeben, daS auf diese Weise einen Teil seiner Priorttätsfordcrungcn befriedigen könne. Auf die Anregung Dubois erklärte der belgische Delegierte ausdrücklich, daß cS sich um effektive Zahlungen handle und daß Belgien von diesen Bonds Ge brauch machen werde. Belgien werde diese Bonds, die ent weder durch ein Golddepot oder durch Irgendeine andere zwischen Belgien und Deutschland getroffene Abmachung garantiert würden, tatsächlich diskontieren können- (WTB.1 Befriedigung -er englischen Presse. lEigner Drahtbericht der „DreSdn. Nachrichten".) London, 1. September. Dte hiesige Presse zeigt sich im allgemeinen über die Entscheidung der Neparatlons- kommission recht befriedigt. Sic unterstreicht, daß dte Lösung günstiger ausgefallen sei, als man erwartet habe. Der konservative »Daily Telegraph" schreibt: Die Neparationskommission ist endlich zu einem Entschluß ge kommen, der glücklicherweise besser ausgefallen ist, als cs selbst offizielle Kreise angenommen haben. Außerdem ist zu betonen, daß eS sich um einen einstimmigen Beschluß handelt. So wurden die außerordentlich schwierigen Fragen, die durch die schlechte Redaktion des Versailler Vertrags entstehen mußten, gar nicht erst berührt. Die tm allgemeinen den französischen Rechten freundlich gegenüberstehenden Blätter verhehlen sich nicht, daß P oincarS sich durch dte Annahme deS belgischen Vorschlags in eine recht schwierige polt- tische Lage gebracht habe. Tie ..Morning Post" z. B. schreibt, daß Frankreich offensichtlich bedeutende Opfer gebracht hat, wenn es derartige Vorschläge angenommen hat. Seine Ltaatsmännere, insbesondere Poincars, gingen damit ein großes politisches Risiko ein. Dollar (kmllleli): 1300 Die Augenblickshllse. Die Entscheidung der Reparationskommission ist ein selt-^ samcS Ding: sie ist nicht durchweg verneinend, sie ist aber auch nicht bejahend, sie lehnt ab, aber sie gibt auch zu. Wie ein Komiker, der seine Zuschauer bald lachen lassen, bald schrecken möchte, so steht die Kommission mit ihrer Ent scheidung vor dem Forum Europas. In London lacht man in sich hinein, weil der Poincarssche Gewaltwahn doch nicht aanz durchaedrnngen ist. in Rom läßt man sich von ähnlichen Motiven befangen: in Paris rasen die Chauvinisten in ihrer Presse empor und schreien gegen Poincars und TubviS, die sich hinters Licht führen ließen. Nachdenklich wird man allein in Brüssel und in Berlin sein: in Brüssel, weil Belgien in allernächster Zeit vor wichtigen Entschließungen in de» Neparations - Angelegenheiten stehen wird, und in Berlin, weil man dort-mit dem besten Willen nnb mit der größten Findigkeit kaum wissen dürste, was mit dem Spruch der Ncparattoilskommission anzusangen ist. Die deutsche Negierung hatte vor nahezu zwei Monaten in allseitig an erkannter Offenheit die offizielle Erklärung abgegeben, daß sic nicht mehr in der Lage sei, den Verpflichtungen des Jntertmsmoratoriums vom Februar dieses Jahres nachzu kommen und daß sie einen vollständigen Zahlungsaufschub auf längere Zeit dringend benötige, Vvn Paris nach London, von London nach Paris, von Paris nach Berlin urcd vvn dort wieder nach Paris zogen daraufhin die Unterhändler von vier, fünf Nationen und erwogen, diskutierten, ver faßten Memoranden, um nach Ablauf wvchenlangcr Aus einandersetzungen das klare und eindeutige deutsche Ersuchen und die absolut durchsichtige Situation mit einer höchst un klaren Antwort zu verdunkeln. Es handelte sich für dte Neparationskommission nur darum, an der Hand des reich lich von deutscher Seite zur Verfügung gestellten Beweis- materials die deutsche Zahlungsunfähigkeit cinzusehen und aus dieser Einsicht die praktische Folgerung zu ziehen, also eine Erleichterung der deutschen Neparationslastcn vorzu nehmen. Es hagelte sich darum, Europa von dem Alp zu befreien, den dke'ständige Gefahr Poincar,'-scher Gewallmaß- nähmsn für das gesamte kontinentale Wirtschaftsleben be deutet. Und diese» Aufgaben konnte gewissermaßen mit einest Federstrich genügt werden, wenn sich die Herren au der Seine und an der Themse nur das recht vor Augen hielten, was gerade in dieser Zeit von Keynes, Bryan und Brabbury wiederholt ausgesprochen wurde: die deutschen Zahlungen fallen nicht ins Gewicht gegen die Gefahr eines wirtschaft lichen Zusammenbruchs Deutschlands, gegen dte Gefahr einer neuen Revolntionierung der deutschen Massen, die sehr leicht eine Folge des von den Zahlungen verursachten Wirtschafts- elendS sein kann. Man hat sich zur uneingeschränkten Berücksichtigung dieser Momente in Paris nicht anfraffen können. Ja, was daS Schlimmere ist, man hat sich überhaupt nicht zn einer Entscheidung entschließen können, die diesen Namen verdiente. St. Price schrieb im Pariser „Journal" vor einigen Tagen, der Sl. August würde der Tag der Entscheidung schlechthin werden: es würde sich von ihm der Beginn eines neuen Zeit alters herschretben, eines Zeitalters, in dem man klar sähe, ob Frankreich, also die Gewalt, oder England, d. h. die wirt schaftliche Vernunft, den Ton angeben würde. Er hat sich getäuscht. Der 9l. August hat keine Entscheidung, er hat eine Verschleppung und Verdunkelung übelster Sorte mit sich gebracht. Er ist „der Tag der Geprellten" geworden, wie ihn -er französische Schriftsteller in bänglicher Befürch tung an anderer Stelle nennt. Und geprellt sind wir, Deutsch land an erster Stelle, aber auch England, Frankreich, ja die ganze Welt: geprellt um das klare, bestimmte Bewußtsein, daß der von Gewnltidccn übersättigte Ncparalioiiswalmsiuu sich totgclaufen hat, daß sich für Deutschland auf Jahre hin aus dte geforderten Leistungen und die Fähigkeiten die Wage halten, daß keine Drohung die sieberhaste Arbeit am euro päischen Wiederaufbau stören wird. Und das deshalb, weil die RcparativnSvertreter Frankreichs zu borniert waren, sich jener einzig wohltätigen Moratoriums-Entscheidung anzu schließen, die von England vorgcschlagcn wurde, und weil die anderen sich als zu schwach erwiesen, dem französischen Machtdünkel zu widersprechen. So haben wir ein Moratorium erhalten, das kcins ist, so haben mir Vorschläge in bestem Willen nnd bester Uebcr- zcugnng getätigt, die von der anderen Seite nach Tenfels- manier zur Rechtsgrundlage künftiger Forderungen ge stempelt werden. Wir brauche» zwar nicht augenblicklich neue Milliarden an die Neparatiouskommission abznsührcn, aber wir müssen Schatzbons in Höhe von mehreren hundert Gvldmillionen den Belgiern zur Verfügung stellen, diese Bons mit Garantien ans statten und uns auf den Augenblick vorbereitcn, wo wir die ganze Summe in Gold einwechseln sollen. DaS ist der Vorschlag, den Theunis vor einem Monat six und fertig mit nach London brachte. Wenn jetzt darin -er Stein der Weisen gesehen wird, dann ist es einfach unerfindlich, warum wir nicht schon vor vier Wochen zu dieser HcilSqnellc Vorbringen konnten. Die ganzen Ver handlungen von London, Paris, Berlin, die deutschen An- strengungen, eine Garantie für die Holz- und Kohlenliefe rungen zn finden, sind verlorene Liebesmüh', verplemperte Zeit gewesen. Tenn weder an der Höhe der Zahlungen, noch an den Fristen hat sich dabei etwas geändert. Ob wir am 18. September einen Milliardcnberg Paptermark oder garan tierte Bons hingebcn, dürfte sich in Hinsicht auf die finan zielle und wirtschaftliche Wirkung für Deutschland annähernd glcichbleiben. Schlendern mir neue Paptcrmllltarden auf den Markt, so sinkt der Marktwert unaufhaltsam: belasten wir die Reste unseres Bolksvermögens mit Garantien, so muß naturnotwendtg das Vertrauen des ausländischen Kapi tals zn unserer Leistungsfähigkeit, also auch der Wert der Mark, in dem es sich ausspricht, immer mehr schwinden. Ziffernmäßig läßt sich dieser Vorgang nicht fcstlcgen. AKe^ c