Volltext Seite (XML)
Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark SO Pf. lU'wnumErando. für Zwönitz und Umgegend Drga n für den Stootgemkinderakh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 4^ L7. Sonnabend, den 7. Februar 1880. 5- Jahrg. Tagesgeschichte. Deutschland. Von der angeblichen Ministerkrisis ist wieder Alles mäuschenstill geworden. Das Gerücht scheint nur als „kalter Wasserstrahl" benutzt worden zu sein, um die Ultras unter den Eon- servativen des preußischen Landtages etwas zu ernüchtern. — Die Nachricht, daß die deutsche Regierung mit dem Gedanken umgehe, auf den Sttdsee-Juseln Verbrecherkolonieu anznlegen, wird jetzt von dem halbamtlichen „Dresdner Journal" dahin richtig gestellt, daß nach ausdrücklicher Angabe des Ministers v. Nostitz-Wallwitz eine Behandlung dieses Gegenstandes im Bundesrathe noch nicht stattge funden hat und davon auch so lange nicht die Rede sein könne, als wir keine Colonien besitzen. — Ueber die näheren Bestimmungen der projektirten Wehr steuer will die „Nat.-Ztg." iu Erfahrung gebracht haben, es sei die Absicht, jedem Manne, der vom Militärdienst befreit ist und zwar ohne Rücksicht auf den Grund der Befreiung, also auch wenn die selbe wegen körperlicher Gebrechen erfolgt ist, für die Dauer der zwölfjährigen Dienstzeit alljährlich eine Steuer aufzuerlegen und zwar bis zu einem Einkommen von 1000 Mark jährlich 4 Mark und mit einem festen Proeeutsatz von höherem Einkommen. Es ist berechnet worden, daß dadurch ein Ertrag erzielt wird, welcher die Mehraus gaben für den Militäretat nahezu deckt. Ob und in wie weit nun diese Intentionen greifbare Gestalt gewinnen werden, bleibt abzn- warten; jedenfalls sind sie augenblicklich Gegenstand der Erwägung. Oesterreich-llngarn. Im Abgeordnetenhause ist das Ver waltungsgesetz für Bosnien unverändert angenommen worden. Die Rechte, welche dies Gesetz als Angriff gegen das Ministerium Danse gebrauchen wollte, um die noch nicht besetzten Ministcrstühle für sich zu erobern, scheint sich mithin in letzter Stunde anders bedacht zu haben. — Für die Nothleidenden in Galizien fordert die Regierung einen Credit von einer halben Million Gulden. — Die Unterhand lungen mit Serbien wegen des Handels- und Eisenbahnvertrags neigen sich der sriedlichen Seite zu. Die Differenzpunkre sollen, wie aus Wien berichtet wird, nur noch untergeordneter Natur sein. Frankreich. Madame Adame, eine Freundin Gambettas und Herausgeberin einer politischen Wochenschrift, hat in der letzteren einen sehr scharfen Artikel gegen den Fürsten Bismarck veröffentlicht; infolgedessen und um nicht eompromittirt zu werden, haben sich Gambetta, Freyeinet und andere hochgestellte Persönlichkeiten, welche bisher den Salon der Madame Adame mit Vorliebe besuchten, von dieser in fast demonstrativer Weise zurückgezogen. Der Abg. Spuller, der einen längeren Artikel in der „Revue" der schreiblustigen Dame veröffentlichte, hat denselben ohne Weiteres abgebrochen. — Albert Grevy, der Generalgouverneur von Algerien, und Bruder des Präsi denten, hält sich gegenwärtig in Paris auf, woselbst er am ver gangenen Sonntag den Gesandten von Maroeeo empfing. Mit dem selben eonferirte er wegen des Baues einer Eisenbahn von Algerien aus durch die Wüste Sahara nach Marocco. — Minister Freyeinet ist seit einigen Tagen an der Leberkolik bettlägerig erkrankt. Italien. ES erregt einigermaßen Befremden, daß der Kriegs minister Bonelli in einer Zeit, da das Parlament nicht tagt und er mit großen Plänen für die Befestigung der Häfen und der Gebirgs pässe beschäftigt ist, seinen Abschied erbat. — Wie ans Aden gemeldet wird, haben Neger die italienische Niederlassung Assabai, angeblich auf ägyptisches und englisches Anstiften, überfallen und stark ge schädigt. --- Der Gesundheitszustand des Papstes flößt, wie einem englischen Blatt berichtet wird, seinen Aerzten ernstliche Besorgnisse ein. Der Papst leide an Schaueranfällen und großer Entkräftung, beharrt aber dabei, seine Berufspflichten zu erfüllen. England. So kurz vor der Parlamenteröffnung hat die Re gierung noch allerhand Unannehmlichkeiten. Das Verfahren der eng lischen Militärbeamten in Afghanistan, welche diejenigen erschießen, die ihr Vaterland zu vertheidigen suchen, hat eine große Anzahl ein flußreicher Engländer veranlaßt, ein Schreiben an den Premierminister Lord Beaconsfield zu richten, worin sie diese Maßregeln als völker rechtswidrig und einer civilisirten Nation unwürdig verdammen und eine sofortige Abstellung fordern. — Dazu kommen die Hungerbe richte aus Irland. Die Hilfscomitees, welche sich gebildet haben, sehen sich geuothigt, die Mildthätigkeit aller Nationen zur Unterstützung der hungerleidenden Irländer aufzurufen. Die Mittel, welche der Staat zur Verfügung stellt, sind der allgemeinen Noth gegenüber unzureichend; die Privatwohlthätigkeit muß auf's Höchste angespannt werden, um dein Massenelend insoweit zu steuern, daß nicht Tausende dein Hungertode verfallen. Schwede». Dem Reichstage ist eine Vorlage, betr. die Ein führung der allgemeinen Wehrpflicht, zugegangen. Nach derselben soll jeder Schwede vom 21. bis 40. Lebensjahre wehrpflichtig sein, zwölf Jahre zur Landwehr und acht Jahre zum Landsturm gehören. Da diese Vorlage den Wünschen des Reichstages, wie dieser sie früher kundgegeben, entspricht, so ist die Annahme des Entwurfs außer Zweifel. Amerika. In den vereinigten Staaten interessirt man sich für die nothleidenden Irländer sehr. Der Hauptredner der Home rulers, Parnell, ist nach Amerika gegangen und hat vor dem Reprä- sentenhause zu Washington eine Rede gehalten, in der er die eng lische Regierung angriff. Es wurde ein Antrag eingebracht, eine Unterstützung aus dem Staatssäckel zu gewähren. Außerdem wurden zahlreiche Subscriptionen im Lande eröffnet. Das Weltblatt „New- Uork Herold" hat ebenfalls eine solche begonnen und als erster Geber 100,000 Doll, gezeichnet. — Recht erbauliche Zustände müssen in - Brasilien herrschen. Im Norden des Landes haben 400 Banditen ' die Stadt Januaria besetzt, die Beamten vertrieben, die Stadt ge plündert und dabei 22 Häuser niedergebrannt. Gegenwärtig be drohen die Räuber die nächstliegenden Städte. Mßnies und Sächsisches. Zwönitz, 5. Februar. Heute Vormittag gegen 10 Uhr brach in dem Bernhard Fischer'scheu Hause an der Kühnbaider Grenze Fener aus. Die Feuerwehr von hier und der Umgebung war schnell genug am Platze, um dem verheerenden Element Einhalt zu thun. Entstehungsursache ist bis jetzt noch unbekannt. Dresden, 4. Februar. Die Erste Kammer berietst in ihrer Heu tigei' Sitzung den Etat des Justizministeriums. — Die Zweite Kammer erledigte die Kap. 58—61 des Etats der Zuschüsse, Bau verwaltung. Die Kapitel selbst wurden ohne Debatte nach den An trägen der Depntation genehmigt. Zu Diskussionen, die sich jedoch nur um lokale Verhältnisse bewegten und ein allgemeines Interesse nicht beanspruchen können, gaben nur die Straßeubaupetitionen An laß, die sich nachträglich noch um 4 vermehrt hatten. Bezüglich sümmtlicher Petitionen wurde Abgabe an die Staatsregierung zur Kenntnißnahme beschlossen, nachdem es dem Sekretär I)r. Böhme gelungen war, die Kammer auch bezüglich der Petition um Erbau ung einer Straße durch das Preßnitzthal, welche die Deputation aus sich beruhen lassen wollte, zu diesem günstigen Votum zu bewegen. Dagegen wurden zwei Anträge, die für zwei Projekte einen noch günstigeren Beschluß, nämlich Abgabe an die Regierung zur Erwäg ung, herbeiführen wollten, abgelehnt. Dresden, 4. Februar. Kronprinz Rudolph von Oesterreich ist Morgens 8 Uhr hier eingetroffen und wurde vom König Albert und Prinz Georg herzlichst begrüßt. Beim Empfange waren anwesend der österreichische Gesandte, sowie der Consul aus Leipzig. Dresden, 3. Februar. Ein ääjähriger Zimmergeselle hat sich