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Dresdner Journal : 25.02.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188902258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-02
- Tag 1889-02-25
-
Monat
1889-02
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 25.02.1889
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O47 Montag, den 25. Februar, abends. 1^!). li^tr vr»,6»o vivrtoljLbrllvb » K. 50 kl., d«i ä«o L«u»»rl 6«ut»eUsa ?o»t»v»t»It»a M>rliob S tt.; »u»»vrk»Ib «tei üsutsobvo L«iob« tritt ko«t- UL«t 8t»mp«lLil»«l»I^ tÜL»L. j<Lr äs» k»uiu «ui«r s«»p^t«veQ 2«il« U«i»»r 8vUritt SV kk. Ootvr äi« 2«I« bv kt. ü«i 1 »bvU«L- w»ü 2iüvr»»»t« »otipr. Aitk»vltt»a Lr»ek«t»«»t 1L^iiet» mit Au-luttuo« äsr 8om»- UL<t koi«rt»^» k»nmpr»ot»-)to«rUIll«: Ur. 1285. AtStMtlÄMMl. Für die Gesamtleitung verantwortlich: ^ofrat Otto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. a»»»Nwv SV» a»lty»at^u»U«'» »»»«»Urr»» F> OowmmmvoLr <i«, Vrv-ävvr IvuruiUij L»»d»iU »erim Vt«» - 5—t Lr«»t»i» rr»»LN>rt ». ».: Ava-en-te»» L kl>^«r, N-rw» V>,o S»Mdar,- kr»U r»tp»^ rr»aStarr ». N Amt ä/o»»«,' k»rt»-L»»a«»->»rUL-kr»LStllrr ». N. »tarr^arr' t Oo , 5«rU» /»rx»t»«t»»U«»ntc, üvrur, t- tUMer» Lmmorsri <8e5UM<»-, Lall« ». I r F Larot L 60 U»r»«»»vd«r: Lvui^i. Lsp«iitiol> äe« l)rs»tl»«r aouru»!,. vrm>ä«u, 2^,o^er«trim>»« Sv. ksrviprsct» - : Ur. 1285. Amtlicher Teil. Dresden, 25. Februar. Ee. Majestät der König haben Ällergnädigst geruht, nachstehende Personal« Veränderungen in der Armee zu genehmigen: Ernennungen, Seförderunge«, Versetzungen rc. Die Beförderung de» Portepeefähnrich» im 5. In« santerie Regimevte «Prinz Friedrich August* Nr. 104 Bleyl -um Selondlirutenant; die Beförderung de» Premierlieutenants Krahl im Pionier «Bataillone Nr. 12 zum Hauptmann und Kompagnie-Chef, vor läufig ohne Patent; die Beförderung de» Srkoudlieute- uants m demfelben Bataillone Lagatz zum Premier« lieutenant; die Zurückversetzung de» Sekondlieutenants ber Landwehr-Infanterie 1. Aufgebot» Lemke de» Landwehr-Bezirk» II. Leipzig zu den Offizieren der Reserve de» 7. Infanterie-Regiment» «Prinz Georg* Nr. 106; die Anstellung de» Königlich Preußischen Sekondlieutenant» der Reserve außer Dienst von Leipziger al» Sekondlieutenant der Reserve im Garde-Reiter-Regimente; die Beförderung de» Unter» aljite» l)r. Smitt de» Schützen» (Füsilier-) Regiment» «Prinz Georg* Nr 108 zum Afsistenz Arzte 2. Klasse; die Beförderung der Unterärzte der Reieroe l)r. Röhr bein und Dr. Dollinger de» Landwehr-B'znks I Dresden zu Aifistenz-Aerzten 2. Klasse der Reserve. ö. ^bschiedsdewilligungen. Die Ueberführung des SelondUeutenant» im 8. Jnfanterie-Regimente «Prinz Johann Georg» Nr 107 Freiherr von Uslar-Gleichen zu den Offizieren der Reserve diele» Regiment ; die erbetene Veravichiedung des Sekondlieutenani» der Landwehr Infanterie 1. Aufgebot» Reimer» de» Landwehr-Bezirks II. Leipzig au» AUerböchften Kriegsdiensten dehufS U.bertriit» rn die Königlich Preußische Armee; dre erbetene Verab schiedung der noch^enannten Offiziere debus» Ueber führung al» Ge-stlicke zum SanitalS Peisonal und zwar: der Sekondlieutenant» der Landwehr-Infanterie 1. Aufgebot Lueg gen. Taecker des Landwchr-Be- zirk» Plauen und Zimmermann de» Landwehr-Be- zirks Wurzen d » Sekondlieutenant» der Landwehr- Suvallerle 1. Aufgebots Kind de» Landwehr-Bezirk» Plauen, der StkonbUeuttnant» der Landwehr Infan terie 2. Aufgebots Lauge I de» L lndwehr»BezirkS II. Leipzig und Frommhold de» Landwehr-Bezirk» Chemnitz; die erbetene Verabschiedung de» Sekond» lieutenant» der Landwehr-Infanterie 2. Aufgebots Schinke de» Landwehr-Bezirks Pirna aus Allerhöch sten Kriegsdiensten; die erbetene Verabschiedung de» Major» zur Disposition Jänichen au? Allerhöchsten Kriegsdiensten unter Fortgewährung der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß -um Forttragen der Uniform deS 1. Husaren-RegimentS Nr. 18 mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen. Dresden, 2l. Februar. Se. Majestät der König haben dem Areiherru HanS Benno von Rechenberg in Dresden dar Ritterlreu- I. Klasse vom AlbrechtS- orden Ällergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 23. Februar. Se. Majestät der König haben dem Ministerialdirektor im Justizministerium Geheimen Rath Carl Richard Hedrich da- Lomthur- kreuz I. Classe vom Verdienstorden zu verleihen Aller- gnädigst geruht. Se. Majestät der König haben dem Kaufmann Ernst Sievert», Mitinhaber der zu Dn-den unter der Firma I. Olivier bestehenden T Herhandlung da» Prädikat Königlicher Hoflieferant" Ällergnädigst zu verleihen geruht. Feuilleton. Sybilla Hol«. Lichtung von L Panty. (Kortfrtzung.) Infolge der Gräfin Brief kamen ihr die letzt« durchlebten Stunden mit Clotilde und ihre Unterred« ung mit dem Grafen zum vollen Bewußtsein. Die jahrelang zu'ückgehaltene Leidenschaft zu Lothar gelangte an diesem Abend unheilvoll zum Durchbruch. Sybilla liebte 'hn wie ehemals; sie fühlte eS mit jedem Gebauten au ihn und sein Wiedersehen in voller Deutlichkeit. Im lieblichen Bilde sah sie zugleich Clotilde da zwischen stehen al» schöne, hingebende Gattin; dieses zärtliche Weib, dessen reine, göttergleiche Liebe sie in aller Augen verklären mußte. «Beide, sie auch ich, die eine von uns muß also weichen; Clotildens Liebe ist tief und wahr, sie hat ein heilige» Recht zu bestehen, die meine ist au» dem Born gequollen, in dem der Haß bisher geweilt hat, sie hat darum kein Recht mehr, geduldet zu sein!" dachte Sybilla immer von neue«. Welche Flut von Pein und Schmerzen kam bei diesem Gedanken über sie. Zwischendrein tauchte Lothar» Gestalt vor ihr auf, seine einschmeichelnde Stimme tönte in ihr Ohr, ihr war, al» sühle sie, wie seine LiebeS-lut sie auch jetzt noch berücke, trotzdem er firne weilte. Bekanntmachung. Die am 24. Juni 1837 verstorbene Wittwe de» Geheimen Registrator» Gräfe, Frau Sophie Dorothee verw. Gräfe geb. Körnig hat in ihrem am 10. Juli 1834 errichteten, am 25 Juni 1837 vor dem vormaligen Justizamte Dre»- den publicierten Testamente ein Kapital von 24 000 M., welche» infolge eines am 19. Juli 1834 von der Erb lasserin errichteten Kodizills aus die Summe von 58 693 M. 2 Pf. vermehrt worden ist, Mit der Be stimmung ausgesetzt, daß die nach Verlauf eine» JahreS, von ihrem Todestage an gerechnet, erwachsenden Zin sen diese» Fonds zu gleichen Teilen an sechs durch da» Loos zu bestimmende eheliche Kinder, Enkel, Ur oder Ururenkel ihrer Geschwister oder der Geschwister ihre» obengenannten Ehegatten, welche noch nicht da» 14. Lebensjahr erfüllt haben, verteilt werden sollen. Die zur Perception Gelangenden bleiben nur zwei Jahre nach einander im Genüsse, können aber in der Folge, wenn keine anderen Interessenten vorhanden wären, nochmals und nach Befinden mehrere Male durch das LooS auf die gleiche Zeit in den Genuß dieser Zinsen treten. Da nun im laufenden Jahre die 26. stiftung»- mäßige Vertheilung der Zinsen des StlftungSvermögenS auf die Zeit vom 24. Juni 1888 bi» dahin 1890 vorzunehmen ist, so werden die Eltern und Vormünder aller noch obigen Bestimmungen zur Peiceptton mehr- erwähnter SuftungSzinien Berufenen hie-durch aufge fordert, ihre Kinder und Pflegebefohlenen bei dem unterzeichneten Ministerium mit Beibringung der er forderlichen Legitimation bald gst und längstens den 13. Juni 1889 schriftlich anzumelden, unter der Verwarnung, daß diejenigen, welche bis dahin nicht angemetdet, oder nicht ausreichend legitimiert würden, zu dem Loo ungs- terwine nicht -ugelasfen und bei der Verteilung der betreffenden Gelder richt berücksichtigt werden sollen. Zu der unter Leitung de» Rechtsanwalts und Notars vr. Zerener in Dresden staltfindendeu Ber- lovsunq selbst ist der 28. Juni 1889 anberaumt worden, an welchem Tage die Eltern, resp. Vormünder der angemeldeten und legitimierten Per- ciplentev Vormittag» 10 Uhr im Saale deS Grundstücks der hiesige» Kaufmannschaft Ostra-Allee Nr. 9 part. znr Loosung entweder in Person oder durch gehörig legitimierte Bevollmächtigte sich einzufinden haben. Für die im VerloojungSteraine Außen bleibenden wird durch eine hierzu beauftragte Person geloost werden. Dresden, am 24. Januar 1889. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. v. Gerber. Bekanntmachung, die Auslosung Königl. Sächf. Staatspapiere und die Auszahlung fäülger Kapitalien, Zinsen und Renten der Staatsschuld betr. Die öffentliche Auslosung der planmäßig am - Oktober ^89 -ur Rückzahlung gelangenden 4<k StaatSschuldenkassenscheine vom Jahre 1847 und Arthur» Prophelenwort fiel ihr ein. Er hatte sie damals richtig erkannt. Längst war eS unterdeß Mitternacht geworden. Vergebens suchte Sybilla den Schlaf. Auch Marianne im Nebengemach ließen die Sorgen um ihres Bruders Kinder noch nicht ruhen. Auf einmal vernahm diese ein Geräusch an der Thür, welche sich aufthat. Sybilla erschien im Nacht- gewande, ein brennendes Licht in der Hand, Marianne fragte erschrocken nach ihrem außergewöhnlichen Begehr. «Mein Kopf schmerzt, Janua, ich werde mir ein Linderungsmittel au- der Tante Ursula Hausapotheke holen.' Marianne sagte nichts. Ihre Gedanken waren schon wieder zu ihren eigenen Sorgen zurückgekehrt. Sie sah nichts außergewöhnliche» in der Baronesse Gebühren. Auch fand sie bald Ruhe für ihre müden Glieder und ließ Sybilla ungestört im Nebengemach schalten und walten. Diese ordnete ihre Garderobe und packte ihren Koffer für die mit Han« geplante weite Reise. Bi» zu deren Antritt wollte sie bei Gräfin Jutta im Jagdschloß bleiben. Die» war ihre Absicht. Doch e» überkam sie gegen Mora.n unsäg liche Müdigkeit, so daß sie ihr Lager anfsuchte, und da sie fest schlief und Marianne sie nicht wecken wollte, geschah e», daß sie den ersten Zug nach B. — der Bahnstation unweit der Grafschaft Humblot — ver paßte. Dieser Umstand machte sie verstimmt und noch wortloser denn sonst, zugleich trieb eine große Unruhe sie zwecklos au» einem Gemach in da» andere. Der Gedanke, Gräfin Jutta könne am End« sterben, bevor sie hinkomme, überfiel sie auf einmal mit wahrer Seelenaugst. 3H StaatSschuldenkassenscheine vom Jahre 1855, ingleichen der am 1. Juli 1889 mit 9-z H Prämien- zuschlag rückzahlbar werdenden 4H sächsisch-schlesischen Eisellbahnaktien soll den 4. März diese« Jahre« und folgende Lage vormittags von 10 Uhr an, im hiesigen Laadhause I. Obergeschoß stattfinden. Die Auszahlung der laut der Ziehungslisten vom 3. und 4. September 1888 auSgelosten, am 1889 fälligen Kapitalien der 4H Staatsschulden kassenscheine vom Jahre 1847 und 3 H Staatsschulden- kasfeuscheine vom Jahre 1855, der im gleichen Ter mine zahlbaren Zinsen dieser StaatSschuldgattungen und der Renten auf die 3H Staat-fchuldverschreid- ungen von den Jahren 1878 und 1887 findet vom 15. März diese« Jahre« au gegen Rückgabe der betreffend?« Kapital- und ZinS- scheine bei der StaatSfchuldenkasse hierselbst und der Lotterie - DarlehnSkasse in Leipzig, sowie zufolge der bezüglichen Bekanntmachungen de« Königlichen Finanz« MimslerinwS und der sonst getroste, eu Fepsetzungeu auch bei der Sächsischen Bank zu Dresden und deren Filialen, bei Herrn Eduard Bauermeister rv Zwickau, bei Herrn G. E. Heydemann in Bautzen und in Löbau, bei d m Vorschußvereine in Plauen i. V., bei der Döbelner Bank in Döbeln und bei deren Filiale in Roßwein statt. Dresden, den 25. Februar 1889. -er Lu»dlag»a>tfch»ß Nrrwaltuyg der Ata»t»sch»ld». Bönisch. UlchtamlUcher Lett. Telegraphische Nachrichten. Alexandrien, 25. Kebrvar. (Tel. d. DreS^n. Joun.) Der deutsäe Neichskommissar für Ost afrika, Hauptmann Wißmann, ist hier eiuzrtroffeu. - * r Dretten, 25. Februar. Die abessinische Expedition des «freien Kosaken" Aschinow. Im Laufe der letzten Wochen zog die von einem russischen Abenteurer, dem Kosaken Ataman Aschinow, unternommene Exptdition nach Abessinien die Auf merksamkeit der politischen Kreise mehrfach aus sich, ohne daß man indes der ganzen Sache irgendwelche besondere Bedeutung beigelegt hätte. Nur rn Italien äußerte sich lebhaftes Mißtrauen, als mau Hötte, daß der russische Bandenführer sich mit einigen Hundert als Söldlingen verkleideten Mönchen srwie mtt zahl reichem Kriegsmaterial auf einem österreichischen Dampfer eingefchlfft habe und daß er die Absicht hege, dem NeguS von Abessinien in dessen beabsichtigtem Kampfe gegen Italien zu Hilfe zu kommen. Die italienische Regierung sah sich infolgedessen veranlaßt, den österreichischen Dampfer durch ein Kriegsschiff ver folgen zu lasten, um eine Landung der Expedition nötigen falls zu verhindern. Trotzdem gelang e» Afchinow nach mancherlei Fährlrchkeiten in der unter fran zösischer Oberhoheit stehenden Tadfchurabci zu landen und sich sogleich dort fistzusetzen und vorläufig auch zu behaupten. Al» aber dann Italien Beschwerde bei Frankreich führte und die russische Regierung auf eine dieserhalb an sie gerichtete Anfrage die Er« In diesem Zustande traf sie Clotilde, welche ganz unerwattet bei ihr erschien. Die junge Frau sah noch ungemein bleich und angegriffen aus. Sybilla empfing sie herzlich und führte sie in ihr Gemach. Die beiden Freundinnen blieben allein. «Wa» bringt mir Dein Besuch zu so zeitiger Stunde, Clotilde?* «Sybilla, beste, teuerste Sybilla, waS mich treibt, zu Dir zu kommen, ist Tein gestrige» Versprechen I" „Was ist vorgefallen?" fragte die Baronesse hastig, al» sie der Freundin gegenüber saß. Sie dachte an den Grafen. Clotilde gab ihr statt jeder Aniwort ein offene» Schreiben. E» war von Lothar an sie. Die Ba ronesse la» e». Ihre Hand bebte beim Halten deS Blatte», die Buchstaben tanzten ihr vor den Auge». Sie schob ihre Erregung in der Stille auf die bang durchwachte Nacht. Clotilde hing mit gespannten Blicken an den Zügen der Baronesse, al» diese ihr deu Bries wieder behändigt hatte. Lothar forderte darin von seiner jungen Frau seive Freiheit zurück. Er wollte um jeden Preis das Band seiner Ehe gelöst sehen, weil er mit offene« Bekenntnis eine Fortsetzung derselben al» mit seiner Mannesehre unvereinbar hielt. „Was gedenkst Du, Deinem Gemahl zu schreiben, Clotilde?" kragte Sybilla. „Bon Deinem Wort wird e« abhängev, Sybilla, allein von Dir." „Bon mir? Welche« Zunutten l Oder doch, so Du mich ermächtigst, Dir zu rateu; so rate ich Dir, klärung abgab, Rußland habe mit der ganzen Sache nicht» zu schaffen, wurde der Kosakenhäuptling von der französischen Regierung zur schleunigen Räumung de» von ihm okkupierten Gebiet» aufgefordert und al» er sich weigerte, dieser Aufforderung Folge zu leisten, mit Gewalt nach Obock gebracht, von wo er mit seiner Mannschaft auf einem französischen Kreuzer nach Suez gebracht werden soll. Der ganze Berlauf der Sache wirft ein sehr bezeichnende» Streiflicht auf die in germsten Kreisen der Bevölkerung Rußlands noch herrschenden mittelalterlichen Anschauungen. Mau glaubt eine Geschichte aus weitentlegener Zeit zu leien, so sagt in einem diele Vorgänge be leuchtenden Auflatze da» Wiener „Fremdenblatt' wenn man erfährt, daß eine Schaar, bestehend au» Bewaff neten, au» Weibern und Kindern, begleitet von Geist lichen, mit bescheiden«« Mittel« ausgerüstet, über da» Meer gefahren ist, um aus fremdem Boden zu landen, in der Absicht, von einem Fürsten Obdach zu ver langen und ihm dalür ihre Hilfe anzubieteu. Eine Schar auS dem Kosakenlande ist eS, dre diesen aben teuerlichen Zug unternommen hat. Sie hat sich um den „freien Kosaken* Aschinow gesammelt, der sich vorletzie, da» abestinische Reich für bie orthodoxe Kirche zu gewinnen und es gegen die Italiener zu unter stützen. Einst, vor Jahrhunderten hatten fünf Kofaken sich in da» unbekannte Sibirien gewagt, und einen unermeßlichen, bevölkerten Landstrich für den Zaren in Besitz genommen; durch diese heldenmütige Lhat erwarben sie sich die Begnadigung de» Herrscher», dessen Gerichte sie wegen räubenschen Treibens ver urteilt hatten. Von dem Kosaku Aschinow weiden irgendwelche Unthaten nicht berichtet, aber Personen, die mtt ihm verkehrt haben, versichern, daß er nicht den Eindruck eines Lugendhelben mache, sondern ein brutaler, kynischer, prahl rncher und, wie man sich denken kan«, durchaus unrmstender Barbar lei. Ver wegenheit uud Unternehmungsgeist werden ihm nicht abgeiprochen und ebenso wenig ein nach alt- russischer Art religiöser Patriotismus. Dreier Pa» ttiottSmuS offenbart sich, wie m roh-n Naturen alle zeit, in ervem wilden Hasse gegen die veruuiullrchtn Lande-feirde, und e» ist nicht lauge her, daß Aschinow verdretteu ließ, er gedenke im Falle eines deutfch-frar Mischen Krieges mit 20000 freien Kosaken von Frankreich au» in Deutschland e uzufalleu und durch unnachsichtliche- Brennen und Rred-r metzeln da» böse Laad zur Unterwerfung zu zwingen. Vor einigen Jahren war er in Abessinien gewesen, als Mitglied einer Mission, welche den Negus begrützte im Na«en de» orthodoxen, mit dem koptisch christlichen Reiche halb glaubeu»verwandteu Ruhland. Seither war e» sein Sinnen, aus abessinischem Boden Ruhm zu gewinnen sür sich, sei» Vaterland und seine Kirche. ES scheint, daß er Freunde ha», die ihm einiges Geld zur Versügung stellten, und so gelang es ihm, eine Expedition zusammenzustellen, die er bi» an einen Hafen führte, von wo em österreichischer Lloyddampser, dessen Bemannung die Gefährlichkeit der Gaste nicht ahnte, sie über da» Meer dringen sollte. Kaum auf ho^er See, zwang die Schar den Kapitän, den Kür nach dem Süden zu richten, nach der Bucht von Tad« jura, die unter französischer Herrschaft steht. Die italienische Regierung erhielt Kenntnis von dem Unter nehmen und «u Lnegsschlff fahndete auf das Fahr zeug; auch ein französischer Panzer kreuzte vor der Bucht, um die Reisenden an der Landung zu hindern. Allein e» gelang ihnen, nnbemerkt di« Küste zu be treten, von der au- sie westwättS zu ziehen gedachten, um nach Abesfinren, dem Laude ihrer Wünsch«., zu gelangen. Eia weiter Weg durch heißes, steinige» Gebiet stand ihnen bevor; »hr Speisrvorrat war ve- scheiden und nur unter den äußersten Entbehrungen hätten sie ihr Ziel erreichen können. Man muß den Mut lehne sein Ansuchen abl Eine augenblickliche Ver stimmung de» Gräfin wird die Ursache seiner Forde rung nur sein." Clotilde schüttelte traurig da» Haupt. „Rein, Sybilla, da» ist e» nicht. Mein Herz spricht ander». Lothar liebt Dich, Sybilla, ich weiß e» gewiß. Sieh, ich weiß mehr, al» Du glaubst. Durch Zufall entdeckte ich beim Berlasfen de» Schlosse» am Weiher eine« Manuskriptband von Lothar» Hand. E» waren Gedichte darin, von ihm selber verfaßt, und alle an Dich gerichtet. Sie atmeten die höchste Leidenschaft. Diesen Brief empfing ich heute in aller Frühe. Mein Gemahl ist, wie der Bott meldete, heute morgen wieder nach Schloß Humblot zurück- gereist. Dorthin soll ich ihm die Antwort senden. Sybilla, teure Sybilla, versprich mir, daß Du meinen Lothar so glücklich machen wirst, wie er e» verdient, so schreibe ich ihm auf der Stelle: „E» sei, wie Du willst, Lothar. Ich willige ein, weil ich Dich liebe, »u innig liebe, al» daß ich Dich an «einer Seite noch ferner unglücklich sehen möchte." Bisher hat ein mäch tiger Egoismus mein Wollen gefesselt. Seitdem Du mich gestern dem Leben wiedergabst, mich erinnertest, daß eS Freundschaftsbande auch zwischen Frauen grebt, seitdem, Sybilla, will ich mein eigenes Wohlsein opfern ru Lothar» uud Deinem Glück. Aber, Sytnlla, wa» ist Dir? Warum diese» düstere Auge, diese umwültie Stirn? Ich bitte Dich, erkläre Dich bereit u«d ich finde dem Grafen «einen Entscheid auf der Stelle.' Also bat Clotilde. In dem Busen der varoueffe wogte uuttrde» ein wilder Kawpf.
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