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Dresdner Nachrichten : 07.07.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187607079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760707
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1876
-
Monat
1876-07
- Tag 1876-07-07
-
Monat
1876-07
-
Jahr
1876
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.07.1876
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«O«t»l,,,N4 ftL« M »„ «i»,dtl,°n »«riinftra», Ild«u- »>e«eyü»r. j«ch»0i-N Lv durch «te V»ft 1 Ll«ri Id «Ige. »Iu,wNum«rn> lOPft«. «r»sl,,, 30000 4-»l. Mir dl, MSik»«», »tn»»« sandlrr Mlmus^rldtk »«chl Nch dir «rdauid» Nicht »rrbindltch. Snsniten-IlnnLdmi »u«< wärt»: vuö Vs»I»r tn Hamdur„, vrr- lin. wtrn. Lei»»!». Basel, vreiluu, granlsu!! a M. — liuch dkv«, in Berlin. Letpjig. Wien, Lamdura, grankfurl a, M.. MUn- chk». — Vaud« 4 La. tn Nranlfurt a. M. — I^r. Valxt tn lllnmnttz. — N»- l!uw«r H t-'a, tll ÄLlt». Tagkiilatt für Politik, Unterhaltmig n. Geschäftsverkehr.! Druck und Eigenthum der Herausgeber: Licstslh Ntichardt in Dresden. Lerantw. Nedacteur: Fliedr. Gvedslhe in Dresden. «nln«» »«de« »lart»«> »>r,»e Id anarnam«»« »t» Lb Nvdr. Tanntall »>« mmaa»»» um. s» «iruNadt: araß, »lolier- »olsr »bld Sinchm. 4 Udr. ^ Der Sleiim einer ein, IdaUIarn Peltltetle kostet »t Psg-, ittngeiundt dt» Zeile ,u tzfte. 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Am Timok fleht ein serbisches Corps zur Beobachtung der türkischen Festung Wid-in; an der Drina im Westen ist ein zweites Corps ausgestellt; die Hauptarmee aber ist in dem Thale des serbischen Mittelsiusseü, der Marama, und zwar an dem südlichsten Ende derselben, von wo sie sich nach Bulgarien kort- setzt, concentrirt. Cs fanden nun Kümpfe sowohl im Morawa- Thale, als auch am Timok und an der Drina statt. Man muß diese drei Actionen auseinanocr halten. Doch verzichten wir gern auf die undankbare Mühe, serbische Prahlereien und türkische L'igen gegen einander abzuwügen. Beide Theile verheimlichen Niederlagen so viel als nur möglich und blühen kleine Erfolge zu militairischen (Slüßthateu auf. Wirst OSman Pascha die serbische TimosiArmee aus den Verschanzur.gen bei Zaizar, so bedecken gleich etliche Tau sende Erschlagener den Boden. Drängt der russische General Tscher najeff den Türken bei Nisch einige militoirische Postum:"» ab, so läßt ihn der Telegraph wichtige Beischanzungen mit stürmender Hand nehmen. Im Allgemeinen scheinen jedoch die inicitairischen Erfolge heute nicht auf Seite der Serben zu sein. Das kann sich bald ändern, kann sogar morgen auf der dritten Seite unseres Blattes durch späcer eingegangene Telegramme widerlegt worden sein — unS ekelt vor dieser g nizen nichrswürdigcn Fleischerarbeit, welche Europa mit leichter Muhe Hütte erspart werden können. Unsere Neptilienblüttcr sind natürlich rasch bei der Hand, Nuß »and als den Freund der HumamlütS Bestrebungen im Oriente und England als den reaktionären Hemmschuh darzustellen. Auch Herr Treitschke, der bekannte Pamphletist, sucht mit Hilfe der Asterwissen schaft Stimmung für russische Cultur bei uns zu machen. Aller dings verfolgt England, das Mutterland allen politischen Fortschritts, im Oriente eine dem Weltfrieden zu Gute kommende conscrvative Politik, während Rußland das revolutionäre Princip vertritt. Das selbe heilige Rußland, das die einheimischen Christen blutig knutet oder sie barbarisch nach Sibirien verpflanzt, hat ein fühlendes Herz für die Christen in der Türkei und ohne Scheu vor dem Bruch dcS r. Weltfriedens beurlaubt es seine Generäle und Aerzte zum Dienst in der serbischen Armee. Rußland thut was es will und schecrt sich den Kukuk um andere Kanzler, Negierungen und Fürsten. Nur vor Cnglanv hat cs einen Heiden-Nespekt. Und wenn England Nichts hätte, was Rußland beneidete, so ist es sein Reichthum. Zum Kriegsühren gehört bekanntlich daüdreigesprochene „Geld"; England hat Rußland, als eS neulich eine größere Anleihe aufnehmen wollte, kläglich ablausen lasten, schießt aber jetzt der Türkei neue ^Millionen Pfd.Sterl. vor. Verhehlen wollen wir nicht, drß die Politik des jetzigen Ministerium» Diöraeli in England selbst nicht ohne große Anfechtung ist. Wir verargen es dem englischen Volke durchaus nicht, daß es von seiner Regierung zu wissen begehrt, wohin deren Politik führt. Bezahlt doch in letzter Instanz niemals eine Regie rung ihre Fehlgriffe, sondern dafür kommt zuletzt immer nur das Volk auf. Wollte Gott, in Deutschland wäre die öffentliche Meinung stark genug, vom Fürsten Bismarck Auskunft darüber zu verlangen, ob unser Platz an der Seite unseres russischen Erbfeindes oder wo sonst immer ist? Wir meinen, eS wäre ein gesünderer Zustand, für Handel und Wandel wäre die Aussicht trostreicher, wenn der Wille der Staatsbürger in Deutschland dem Reichskanzler erklärte, daß er das Schwergewicht Deutschlands zu Gunsten baldiger Herstellung des Friedens in die Wagschale legen solle. Gesünder wäre eS, als wenn Fürst Bismarck freie Verfügung hat, uns dahin zu führen, wohin ihn seine jedenfalls tiefangclegtcn Pläne weisen, die jedoch, wie der KricgS-AuSbruch und die Geschäfts-Niederlage zum Schaden des Volkes erläutern, auch nicht ein Universal-Heilmittel sind. Dem Drachengiste, welches die Frivolität der Staatsmänncr- Zunft im Orient hat aufgehen lasten, möge hier die Milch der from men Denkungsart folgen. Wir meinen die Beschlüsse dcS deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege, der vorige Woche in Düsseldorf tagte und sich auch mit der Milch-Verfälschung beschäf tigte. Wir betrachten es (Spöttern im Voraus zu begegnen) allen E.rnsteS als eine für das Volkswohl unseres Vaterlandes wichtigere Frage, daß wir eine unverfälschte Milch trinken, als wenn im Osten einige Unzen Blut mehr fließen. Unsere städtischen Behörden machen wir ganz besonders auf die anregenden Verhandlungen und Beschlüsse dieses Congresses aufmerksam. Sie machen sich um Wohl befinden, Gesundheit und Lebensdauer der Stadt-Bewohner wohl verdient, wenn sie die dort gegebenen Anregungen praktisch ver- werthen. So sprach I)r. Heusner aus Barmen über „Nutzen und Einrichtung der Milch-Controle in den Städten." In Basel seien bei 150 Muchproben 132 Milch-Sor ten gefälscht und nur 18 normal befunden worden. Bet einer Untersuchung der Milch in allen Londoner Arbeitshäusern war solche sogar nur in 6 Füllen normal. In deutschen Städten wird der Milch-Controle bis jetzt wenig oder gar keine Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl deren Genuß mit Gesundheit und Leben so innig v'crknüpft ist. Die Milch ist be kanntlich eine Auslösung von Zucker, Käscstosf, Eiweiß und einigen Salzen in Wasser, welche Lösung mit Millionen mikroskopischer Felttröpschen durchsetzt ist. Man verdünnt und verfälscht die Milch. Die Fälschungen bestehen vorzüglich im Zusätze von Mehl oder mäßigem Zusätze von Borax und Natronsalzen, welche das längere Aufbewahren der Milch unterstützen und die Säurebildung verhin dern. ES giebt nun ganz sichere Milchmesser, welche jeden Wasier- zusatz genau procentual anzeigcri. Als beste Garantie gegen Fälschungen bezeichnet« man die Magazingenossenschaften der Milch händler, die sich selbst der Untersuchung unterstellen, sowie in den Städten cinzurichtcnde Muster Kuhställe, wie solo e in Breslau und Stuttgart bestehen; die Breslauer Anstalt enthalt 150, d:e Stutt garter dcS Herrn Fr. Grub 40 Kühe. Derartige Institute werden ocsonderS dazu beitragen, die Gesundheit und daS Leben der Säug linge zu wyalien. Wir übergehen alle Detail-Vorschläge, die der Gesundheits-Ccmareß aufstcllte scr drang in derHauprsache aus fort gesetzte Milch-Revision, deren Specialitäten er angab) und schließen mit Punkt 9 seiner Vorschläge: „Die regelmäßige Veröffentlichung des Resultates der Milch-Revision, mit namentlicher Anführung der Quellen, aus welchen die Milch bezogen wurde, ist ein wEkscuncs Unterstützungsmittel der Controls." PocalrS «vd SäHsischrS. — Der Minister des königlichen Hauses, Dr. v. Falken stein, hat einen längeren Urlaub airgetreten und sich zunächst nach seiner Besitzung Frohburg begeben. — Der Staatsminister von Nostitz-Wallwitz ist gestern Nachmittag auf sein Gut Sohtand in der Lausitz abgereist und wird sich dort bis zum 1. August aushalten. — Dem Schlachtsteuereinnehmer Carl Gottfried Näder in Großschönau ist das allgemeine Ehrenzeichen verliehen worden. — Bei der Beerdigung des Geh. Rath Pernitzsch waren sämmtliche Koryphäen der Justiz an dem Grabe des Verewigten versammelt: der Justizministcr Abelen, Erc., der Präsident des Lberappellgerichts, 4>r. v. Weber, viele Nathe aus dem Ministerium und den obersten Gerichtshöfen des Landes u. A. Die Äorre, welche der Herr Justizminister Abelen dem so früh aus einer glan zenden Laufbahn gerissenen Manne und Freunde in die offene Gruft nachricf, zeichneten sich durch Wärme der Empfindung und Gedankenreichthum auS. — Namens derjenigen Schulgemeinden des Land-Bezirks Dresden, welche seit dem Inkrafttreten oeS Schulgesetzes neue Schub Häuser gebaut haben, erschien gestern bei Sr.Exc. dem Herrn Cultus- minister I)r. v. Gerber eine Deputation der Schub-Vorstände, um dem Herrn Minister für die Förderung und Pflege des VolkSschul- wescns und die den Gemeinden durch Se. Exc. gewordenen Unter stützungen ihren Dank persönlich auszusprechen. Herr vr. weck. Biehayn auS Tharandt gab den Gefühlen des Danke«, unter Hervor hebung der großen Verdienste des Herrn'Ministers, in trefflicher und ergreifender Rede Ausdruck und übergab dem Herrn Minister ein prachtvolles, von Neuscheller in Dresden gefertigtes Album mit den Photographien der bereits vollendeten Schulgebäude. Se. Exc. dankte herzlich für den schönen Beweis der Anerkennung von den Gemeinden und sprach seine große Freude aus über die so that- krästige Förderung des Schulwesens durch die Gemeinden. Die Opfer seien große, welche von einzelnen Gemeinden gebracht werden, was man aber für die Kinder thue, bringe die besten Zinsen. Von hier aus begab sich die Deputation zu Herrn Schulrath vr. Hahn und überreichte auch diesem ein überaus schönes Album mit gleichem Inhalte als Anerkennung für seine bisherige Wirksamkeit. — Gestern früh in der 5. Stunde wurde ein Brand in dem Nestaurationslokale Galeriestr. 1 wahrgenommen und schleunigst zu dessen Dämpfung geschritten. Nach Ankunft der Feuerwehr gelang dies auch sehr bald. Dabei sind nun aber Wahrnehmungen gemacht worden, die eine absichtliche Brandstiftung wohl außer allen Zweifel setzen, indem man in dem bctr. Lokale an 5 verschiedenen Stellen angezündete Gtrohbündel gefunden hat, die nicht von selbst dahin gekommen sein können. Als dringend verdächtig dieser Brand stiftung ist der dermalige Pachter der Restauration, Knüpfer ist sein Name, gestern früh noch von der Polizei arretirt und im Laufe des TagS an die kgl. Staatsanwaltschaft abgeliefert worden. — Statistik der drei Standesämter zu Dresden auf die Zeit vom'Monat Juni 1876: Bezeichnung der Fälle: I. H. M. Gumma. GcbnrtSlälle überhaupt .... 149 >R)2 164 615 davon: uneheliche ...... 14 104 12 130 ZwilllngSgeburtcn .... — 4 — 4 von öffcntl. Anstalt, angezrlgt — 101 1 102 Sterbefällc überhaupt 112 219 152 483 dc.von: Todtgcburtcn 8 9 18 35 von öffcntl. Anstalt, angezclgt — 73 14 87 Selbstmord 6 5 4 15 Verunglückt — 6 3 9 Eheschließungen überhaupt ... 67 58 45 170 davon ausstandcsamtl. Ennächt. 4 — 1 5 Slusgebotöverhandlungcn. . . 81 84 51 216 — Die in der gestrigen Nummer dieses Blattes befindliche mysteriöse Bekanntmachung exner Frau Baronin v. Zedlitz über die Entführung ihres 5jährigen SöhnchenS hat zu so vielfachen Mißdeutungen Veranlassung gegeben, daß wir uns Mühe gegeben haben, den wahren Sachverhalt in Erfahrung zu bringen. Nach dem, was wir erfahren haben, lebt die erwähnte Dame mit ihrem Manne in der Scheidung und von ihm getrennt. Derselbe ist nun jener außergewöhnlich korpulente Mann gewesen, der angeblich un ter verschiedenen Namen reist und am Dienstag sein und ihr kleines Söhnchen von hier entführt hat. — Gestern Morgen ist ein lljähriger Schulknab« in Folge von Errcguug über eine Schulstrafe in die Elbe gelaufen, um sich dort zu ertränken. Man hat ihn aber glücklicherweise noch lebend auS dem Master herauSgcholt. — In der Nacht zum Donnerstag ist im Schlachtviehhofe der 24 Jahre alte Fleischergeselle Eduard Krause aus Jrciberg durch daS über dem Börsengebäude daselbst befindliche Glasdach durch gebrochen und ungefähr 2 Stockwerke hoch hinabgestürzt. Er hat nebst einer Anzahl anderer Fleischergesellen in den Bodrnräum- lichkeiten des Börsengebäudes geschlafen und ist auf dem Wege nach seiner Schlafkammer aus Versehen von dem dahin führenden schma len Pfade abgewichen, auf daS ungefähr 1 Meter darunter befind liche Glasdach gefallen und durchgebrochen, ein Unfall, der sich schon einige Riale daselbst ereignet haben soll. Ter schwer verletzte junge - Mann ist nach dem Stadtkran'enhause geschafft worden, daselbst ! aber nach einigen Stunden an den erlittenen Verletzungen, die sich atv Schäoclfralturrn und Nippcnbrüche mit Verletzungen der Lunge herausgestellt haben sollen, gestorben. — Ein 18jä1sriger junger Mensch, Namens Thomas, ist vor- i gestern Abend ge§en 10 Uhr beim Baden in der Elbe in der Nähe ! von Llasewitz ertrunken. Nvch ist seine Leiche nicht aufgefunden worden. L«t unglückliche Vater, Herr August Thomas, Alaun- l straße 89 part., ersucht uns, die Bitte auszusprechen, daß er bei Aussindrpng der Leiche sofort in Kenntniß gesetzt werde. — Vorgestern Nachmittag ist der auf einem Neubau in der Stri/senersliaße beschäftigte Handarbeiter Hempel durch ein voir oben heradfallcnöcs Brct sehr erheblich am Kopse verletzt und ! deshalb ins Krankenhaus geschafft worden — Dessen tltcve Sitzung verStavtverordne- ! ten r>cn 5. Juli. Vorsitz: Hcir Hösrath Ackermann; mitan- weiend die Heeren Bürgermeister Stübcl und Stattcath > H eubncr. Pflichttreue ist unseren Stadtverordneten im Gan zen cnlschieten nack zurützmen, renn wenn wir in Berliner Blät tern dcS Ör teren leien, tah die Sitzung, weil nicht bkschtußsäbig, vertagt werten mußte, so kommt das hier nie vor; die größte Hitze und die iängne Tagesordnung vermögen nicht die Sehn sucht nach dem Sitzungssaal zu dämp'en unv wenn der Schweiß in Strömen fließt - die Redclust gedeiht auch in der Hitze. In heutiger Sitzung gab eS davon wieder Proben, denn odschon die LagcSorkining etwas Wichtiges, Ticietngrencnteö nicht enthielt, dauerte bisie Sitzung doch über vier Stunden und nenn nicht bei der und jeacr, in die Brette lausenden Debatte einige weniger rccstllgc Herren mir Anträgen au, Schluß geiommen wären, so hätte cö noch länger gedauert. Eine Kiagschritt haben die Tapczirer von hier eingereicht, tn der sie sich zuvörderst al- Mltcigenthüiner des Dresdner Anzeigers zu erkennen geben, weil nämlich derselbe, wie sie meinen, Eigcnthum der Stabt «et und sie folglich alS Steuerzahler daran partielplrten. Besagtes Amts blatt wird von ihnen bcschuidlgt, es habe dies cigung, in d.r un erhörtesten Weile bei jeder >riegenh it über die Arbeiter hrrzu- salleii; die Stadtverordneten sollen dcmAnzelger dtcö verbietenrc. Der Vorsitzende läßt uncrönert, in wieweit unzulässige und be strafbare Worte tn der Schritt cnihallen sind und giebt dieselbe an den Stadlrath zur Untersuchung der Beschwerde, ebenso wer den dorthin Petitionen um Besprcngung der großenPlauenschen- straße und um Beschleunigrwg der Prlasierung der galkcnstraßrn- Überbrühung — welch letztere der Stadtraih iür Rechnung deS FIscuö betreibt - dirigier. Von einer ancrkenncnSrrerth huma nistischen Idee geleitet, beantragt Stadiv. Granzow. daß bei Bekanntmachungen der Standesämter hinsichtlich der Todesfälle bei Selbstmördern die Betiügung „hat sich selbst entleibt" lerner- hin unterbleiben möge; der Antiag wird angenommen und der zuständigen Behörde Übergeben werden. Dem Beschluß trS Stadt- ralhü, das delccte Wasserbassi» auf dem AntonSvlatze abzubrrchrn und einen neuen aSphaütttcn Fischvcrkauiövtatz zunächst dem alten Polytechnikum herzuiieiic», wird bclgeiiimmt, dagegen die Idee deS RathcS, ein Springbrunnenbassin mit Benutzung deS bezeich net»! alten BasstnmatcriaiS aut dem ircicn Platze zwischen der Rtttschcl-, Mathilden-, Schälgut- und Cranachstraße ouizustcUeo, — welche Idee Stabtv. Richter eine vollständig verieblte nennt — abgelehnt. Der Stricscncr- oder der BlochmannSplatz eignen sich nach der Ansicht dcö CoUeginmS besser dazu. Bet Gelegen, heit der Bewilligung von L024 Mark iür verschiedene bauliche Herstellungen I» der >5. Bezirköschuie tWaldaaffe) entspinnt sich eine lange Debatte darüber, cb die dortige Directorlalwodnung geändert werben müsse oder nicht. Dieses Schulgebäude ist nur erst lcrtig geworden und schon gehen die Klagen wieder los. Di« Herren Schulmänner behaupten, die Dlcectorwobnung sei zu klein und der Skadirctth zeigt sich nicht abgeneigt, sie zu vergrößern. Es wird herüber und hinüber gestritten; Smvtv. Linnemann z. B findet die Wohnung ganz gut und meint gcgenübcr der von den Herren Stadv. Heger. Bcrtvcltrc. erhobenen Ansprüche, „man solle vic Saiten nicht zu doch spannen" unv gerätb mit Herrn Stadtv. Heger ziemlich hart zusammen. Schließlich wirb aber doch die Bewilligung für Vergrößerung abgelehnt AuS einem Bericht üdev die Ratbsvortechaisciibaus-Angelegenheit läßt sich nur entnehmen, daß nach der iächsischcn Civliprozeßortnung der Prozeß der Stadt mit den Ebaisenträgern noch einige Jahre dauern kann; seit 1870 spielt er schon. Inzwischen haben einige der letz teren schon baS Zeitliche gesegnet, andere sind weggezogen, aber poch stehen trotzdem 27 Gegner dem Rctthc gegenüber, die bereit sind, wie man so sagt, bis ,,in die Puppen" zu klagen. Der Ver trag zwischen dem St.idtrath und Herrn v. Etllnger, betr die Errichtung der mebrcrwähnten Pserteeiscnbabnlinlcn sStrehlcn, Bleichen rc.l wird heute milvollzogen, waS Herrn Or. Küchen meister zu der lateinischen Recikation einer längeren Horaz'ichrn Ode begeistert, die er Venn auch mit sreier Anwendung metrisch verdeutscht. Die alten guten Clasiikcr! es ist doch hübsch von Ihnen, daß sic sich am Alles anwenven lassen — sogar auk Piertc« ciscnbahncn. Der Hcrr Doctor beliebt immer so rin btSchen la- teiniich zu leberzen! - Bel der Gelegenheit wird auch mltgciheilt, das, der Stadtrnth nunmehr auch seine Exreut vermuten angewie sen hot, streng zu coniroliren. daß die Picrdebalmwagen nicht überbürdet werden. - Die sämmtltchen anderen Gegenstände der Tagesordnung entziehen sich dem allgemeinen Interesse IrteniailS, weshalb wir ihre speelelie Aufzählung unterlassen und nur bemerken wollen, baß es sich um Bescvlcußungcn, Waffer- zusührnngen. Nohrlegungen. BebauungSregulativr, Anstellung zweier neuen Wafferniesser-Contrcveure w. handelt und in allen Punkten den Ratbövorlagen zugestimmt wirb. Die Ferien deS Collegiums beginnen am 20. d. nnv enden am 20. nächsten Mo nats. Schluß der Sitzung gegen ',.11 Uhr. — Ein bei der Einführung des neuen Telegraphen- tarliS nicht vorgesehener Umstand, der aui hie Einnahmen der Telegrchhenverwaftung großen Einfluß auSüben wird, beginnt sich jetzt bemerkkich zn machen, ohne haß dagegen der Telegraphen- Verwaltung ein Mittel zur Abbitte gewährt ist. Zahlreiche Ge- schättShäuser teiegrapdiren an ihre Coriespondentrn in sehr abge kürzter Form, die ersichtlich vorher für die laufende telegraphische Correspondenz verabredet ttt und d e Chttsreschriit an Kürze fast vollständig ersetzt. Nichtsdestoweniger läßt sich bei diesen De peschen der erhöhte Tard iür chillrlitc Depeschen nicht zur An wendung bringen, well sie ihrer äußeren Form nach von gewöhn lichen Depeschen höchstens dadnrch sich unterscheiden, baß sie drit ten Personen unverständlich sind. Im klebrigen aber zusammen hängende Sätze bilden. - Für die RclchSveamtrn hat bisher eine besondere Ditnstunttorm, welche sic gleich den preußischen Beatmten bei bl onderen Festlichkeiten anzulrgen haben, nicht bestanden. Die jenigen RkiehSbeamten, welche auS dem Staatsdienste In Preußen oder in einen» anderen Bnndevstaatc in den deutschen ReichSdienst getreten sind sund diese bilden ten überwiegend größten Tpeil der
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