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Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langenleuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 107. 1909. Dienstag, de» 11. Mai Ausgewachsen und ausgebildet in der Schule Bismarck, vereinigte er mit reicher Erfahrung breiteten Kenntnissen eiserne Arbeitskraft, einen den Eifer, ungewöhnliche Energie, wachsamen und eine aufopfernde Hingabe an den Dienst, des Fürsten und ausge- nie ermüden- Patriotismus für den er wir den ein im zu lebenden Präsidenten v. Wedell-Piesdorf, Graf Balleftrem und der gegenwärtige Präsident Graf zu Stolberg-Wernigerode. Die Finanzkommission des Reichstags lehnte am Sonn abend voriger Woche die Weinsteuer ab, um am heutigen Dienstag mit der Tabaksteuervorlage ins Gericht zu gehen. Ablehnungen über Ablehnungen, wie soll da die Reichssinanzreform zustande kommen! Die Kommission nahm mit 14 gegen 10 Stimmen den Antrag ihres Ausschusses an, von der Einführung einer Weinsteuer überhaupt abzu sehen, insbesondere eine allgemeine Faßweinsteuer abzulehnen. Damit ist die ganze Regierungsvorlage über die Weinsteuer von der Kommission abgelehnt, so daß die eventuellen Ab änderungsvorschläge der Subkommission als gegenstandslos unter den Tisch fielen. Einstimmig angenommen wurde da gegen ein Zentrumsanirag auf Erhöhung der Schaumwein steuer. Der Vorschlag der Subkommission auf Besteuerung alkoholfreier Getränke wurde durch die Ablehnung des Wein- steuergesetzes gleichfalls gegenstandslos. In unserer Kolonie Deutsch'Ostafrika haben sich zwei neue Baumwollenbau-Gesellschaften aufgetan, die mit ziemlichem Kapital arbeiten. Das ist wieder ein Beweis für die Vorzüglichkeit jener weiten Länderstriche für den Baum wollbau. Die Zeiten werden nicht mehr fern sein, wo den Import in Baumwolle aus Amerika, das heute Riesenanteil an der Deckung unseres Bedarfs hat, um sehr Erhebliches reduzieren können. Das Geld kann eigenen Lande bleiben, es braucht nicht zu Yankees wandern, die nur ein nacktes Profitinteresse im Auge haben. Die deutschostafrikanische Baumwoll-Industrie macht so große Fortschritte, daß sie auf der im Mai in Berlin stattfindenden Kolonialausstellung in einer eigenen Abteilung vertreten sein wird. Ein neuer polnischer Geheimbundprozeß, der dritte und größte dieses Jahres, beginnt am Mittwoch vor der Strafkammer in Glciwitz. Angeklagt sind 55 Mitglieder eines polnischen Vereins aus Ruda. Die Ungültigkeitserklärung der 4 Berliner sozial demokratischen Mandate durch die Wahlprüfungskommission des preußischen Abgeordnetenhauses erfolgte nach sehr ge wissenhafter Prüfung der Sachlage, wobei auch die Geltend- machung von Billigkeitsgründen objektiver Weise erwogen wurde. Wenn der sozialdemokratische „Vorwärts" jetzt über Ungerechtigkeit, Knebelung der Minderheit und andre gruselige T^jnge schimpft, so verläßt er damit den Boden der Tatsachen. Da es unzweifelhaft ist, daß das Plenum des Hauses dem Beschlusse seiner Kommission beitritt, so stehen in Berlin Wahlkämpfe bevor, die leicht in einer Heftigkeit entbrennen können, wie sie bisher in deutschen Landen noch nicht da- gewesen ist. Mit der Reichsfinanzreform beschäftigt sich die „Kreuz zeitung" wieder eingehend in ihrer jüngsten Wochenschau über die innere Politik. Sie betont darin namentlich zweierlei. Erstens: Der Reichskanzler hat sich persönlich nicht dazu verpflichtet, die Finanzreform nur mit dem Block zu machen. Zweitens: Die Konservativen haben sich verpflichtet, 100 Millionen Bcsitzsteuer zu bewilligen. Ihren feierlichen Ver sicherungen sollte die Regierung glauben. Tut sie das nicht, verharrt sie auf der Besteuerung des Erbes von Kindern und Ehegatten, oder gibt sie dem Verlangen der Liberalen nach, die Finanzreform nur mit der Blockmehrheit zu machen, so trifft sie allein die Schuld an dem Scheitern des ganzen Gesetzes. Weiter heißt es: In dem nicht parlamentarisch regierten Deutschen Reich kann sich der leitende Staatsmann nicht von einer bestimmten Parlamentsmehrheit abhängig machen. Fürst Bülow wird daher entschlossen sein, die Finanzreform nicht mit der Blockmehrheit, sondern mit dem Reichstag durchzuführen. Nur wenn er aus persönlichen Gründen nicht wieder mit einer Mehrheit, zu der auch das Zentrum gehört, arbeiten will, kann er den Entschluß fassen, seine Entlastung einzureichen. Daran glaubt das konservative Organ indessen nicht, denn in keinem Fall kann der Kanzler ohne Streben nach äußerer Anerkennung ausschließlich lebte. Allen, die mit ihm arbeiteten, wird er in diesen Beziehungen vorbildlich bleiben. Die innere Ausschmückung des Reichstags wird laut „B. T." durch die Bildnisse der bisherigen 10 Präsidenten des Hauses vervollständigt werden. Die Herren werden sämtlich im Ueberrock stehend als Kniestück dargestellt. Es sind das die bereits verstorbenen 7 Präsidenten v. Simson, 'Waldenburg, 10. Mai 1909. Wir achten vor all' dem politischen Sensationstrubel, der seit Monaten das Weltthcater erfüllt, viel zu wenig auf die stillere, aber um so bedeutsamere Entwicklung der wirtschaft lichen und gewerblichen Arbeit. Schon bei Abschluß unserer letzten Handelsverträge wurde im Auslande vielfach mit zähem Trotz an bestimmten Zöllen zum Schutze für eine in dem betreffenden Staate heraufblühende neue Industrie fest gehalten in der offenbaren Absicht, den bisherigen deutschen Absatz in dieser Branche auszuschaltcn. Da die Verbündeten Regierungen laut Versprechen an einem größeren Zollschutz für die deutsche Landwirtschaft festhielten, mußten sie in der Industrie auch dem Auslande Zugeständnisse machen, die heute draußen aber schon als selbstverständlich betrachtet werden. Diese neuen Industrien in bisher wenig industriel len Ländern blühen immer stärker auf, vermehren sich unab- läßlich, zum Teil unter Mitwirkung und Hilfeleistung deut scher Arbeiter, Werkmeister und Firmen, und wenn es wie der einmal gilt, Handelsverträge abzuschließcn, dann wird man uns noch mit ganz anderen Zumutungen kommen. Ob dann die Reichsregierung für die Landwirtschaft bestimmte Forderungen stellt oder es unterläßt, wird kaum noch in Betracht kommen: Das Ausland wird seine Zölle doch er höhen I Und sind die einzelnen Staaten dann nicht gerüstet, das heißt, haben sie nicht für feste Markwerhältnisse der eigenen Industrie gesorgt, dann mag letztere in Wahrheit erst merken, was flaue Konjunktur heißt. Diese Heranbildung von neuen Jndustrieen durch Erhöhung der Zollschranken wird allerdings nicht immer offen zuge standen; es wird vorgcschützt, die Einnahmen müßten wegen der steigenden Ausgaben erhöht werden, und da wären höhere Zölle nicht zu vermeiden. Aber cs kommt weniger darauf an, aus welchem Grunde diese Maßnahme erfolgt, die Hauptsache ist, daß sie erfolgt. Und eine Gefahr aller- ersten Ranges droht daraus, daß nicht nur kleinere und ka pitalschwache Länder zu diesen Mitteln greifen, sondern auch solche Staaten, die wir bisher als die wohlhabendsten zu betrachten geneigt waren. In den Bereinigten Staaten verkündete, wie bekannt, der neue Präsident Taft sofort nach seinem Amtsantritt eine Zoll reform. Diese Reform ist eine solche, daß verschiedenen deutschen Ausfuhrindustriecn damit neuer Schaden zugefügt, wesentlich aber nur ganz wenigen genützt wird. Reform hieß das Mäntelchen, unter dem sich die Absicht, die Steuer schraube weiter anzuziehen, verbarg. Die französischen Kam mern beraten gleichfalls eine Zollerhöhung, gegen die aus allen europäischen Ausfuhrländern Proteste erhoben sind, und zwar am stärksten aus Belgien und England, deren In dustrie mit der französischen wiederholt Verbrüderungen feierte. Als klar wurde, worum es sich in Paris handelt, gingen den „Brüdern" in Brüssel die Augen auf. Daß viel zu er reichen ist, ist kaum anzunehmen, denn in der modernen, in Wahrheit aber vielfach sehr in alten Geleisen einhermarschie- renven französischen Republik ist die schutzzüllncrische Bewe gung viel stärker und auch rücksichtsloser, als bei uns. Und das Pariser Ministerium wird in diesen Dingen zu den Ab geordneten sagen: „Schön, wenn Ihr cs nicht anders ha ben wollt, dann tut, was Ihr für recht haltet." Und auch England wird in diese Schutzzollpolitik hinüber- gleiten. Gefchicht's nicht der eigenen Industrie wegen, dann geschieht es wegen des steigenden Einnahmcmangels für die Staatsausgaben. Das Defizit von dreihundert Millionen wird, wenn es so mit den Neubauten von schweren Kriegs schiffen weiter geht, nicht das letzte sein, und dann kommt ohne große Anstrengungen der Schutzzoll von selbst. Deutsch land, so wird cs heißen, zwingt uns zu diesen Bauten, ob wohl bei dem gewaltigen Stande der britischen Kriegsmarine Von „Zwingen" gar keine Rede sein kann, also lassen wir es wenigstens sein Terl zu unseren Ausgaben beistcuern, in dem wir unsere Zölle darnach einrichten. Vor dieser neuen liegen. So liegen die Dinge, mit denen wir rechnen müssen. Totzukriegen ist die deutsche Industrie ganz gewiß nicht in ihrer Tüchtigkeit, aber schließlich arbeitet sie doch nicht zum Vergnügen der Welt. Hier müssen wir eventuell Rücken deckung in einem gesicherten heimischen Absatz oder sonstwie haben, damit wir nicht die fremden Zollzäune anstarren und achselzuckend uns umdrehen. Denn die Lasten, welche die neue Finanzreform uns bringen wird, find auch nur dann zu ertragen, wenn der Nährstand in Stadt und Land loh nenden Absatz hat. Auf dessen Schultern wird ja doch Al les gepackt. Politische Rundschau. Deutsche- Reich. Die schönen Tage von Korfu sind vorüber. Das Kaiser paar trifft am heutigen Montag nach einer Fahrt durch das Jonische Meer auf der zwischen Sizilien und der afrikani schen Küste gelegenen britischen Insel Malta ein. Der Her zog von Connaught empfängt das Kaiserpaar, das durch ein von den gesamten Truppen der Garnison gebildetes Spalier zum Palast führt. Nach einer Truppenrevue und einer Auto mobilfahrt verlassen der Kaiser und die Kaiserin die Insel, und die Fahrt geht in nördlicher Richtung zurück, an Korfu vorüber, nach dem an dem „Stiefelabsatz" Italiens gelegenen Brindisi, wo am kommenden Mittwoch die Begegnung des Kaiserpaares mit dem König und der Königin von Italien stattfindet. Dieser Zusammenkunft wird von vielen Seiten eine hohe politische Bedeutung beigelegt. Wir meinen, es genügt vollauf, wenn durch sie die Erhaltung des ungetrüb ten Verhältnisses zwischen den Monarchen erwiesen wird. Am Freitag trifft das Kaiserpaar dann beim Kaiser Franz Joseph in Wien ein. Daß dieser Besuch aufrichtige Herzens sache ist, bedarf keines Hinweises. Im Befinden des Großherzogs von Luxemburg war zum vergangnen Sonntag eine so wesentliche Verschlimme rung eingetreten, daß der Tod stündlich erwartet wurde. Die Frau Großherzogin pflegte den Kranken persönlich. Groß herzog Wilhelm von Luxemburg war im Jahre 1852 ge boren worden und folgte dem 1866 depossedierten Herzog von Nassau auf den Thron. Angesichts seiner Entkräftung setzte der Großherzog aber schon am 25. März vorigen Jah res seine Gemahlin, die Großherzogin Maria Anna, zur Statthalterei ein. Da auch die geistigen Kräfte des Groß herzogs mehr und mehr verfielen, so beschloß die luxem burgische Kammer am 13. November die Einsetzung der Großherzogin zur Regentin. Im 73. Lebensjahre verstarb in Berlin der langjährige Vortragende Rat im Auswärtigen Amt v. Holstein, der, ohne je besonders hervorzutreten, einen sehr bedeutenden Ein fluß auf die Leitung unsrer auswärtigen Politik ausübte. Die „Nordd. Allg. Ztg.", das Organ des Reichskanzlers, widmet dem Dahingegangenen warme Worte und sagt: Der Verstorbene hat 30 Jahre hindurch innerhalb des Aus- wärtigen Amts eine hervorragende Stellung eingenommen und vier Kanzlern mit seinem Rate zur Seite gestanden. Witterungsbericht, ausgenommen am 10. Mai, Nachm. 3 Uhr. Barometerstand 760 mm reduziert auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -s- 13,5« 6. Morgens 8 Uhr -f- 9° O. Tiefste Nachttemperatur -s- 4» 6.) Feuchtigkeits gehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 54«/g. Taupunkt -j- 4,z° 6. Windrichtung: West. Niederschlagsmenge in den letzten 48 Stunden bis früh 7 Uhr: 1,« mm Daher Witterungsavsfichten für den 11. Mai: Halbheiteres Wetter. . . - . ».i v. Forckenbeck, v. Seydewitz, Graf Arnim-Boitzenburg, v. Tagessensation wird das Frcihandelsprinzip bald im Graben Goßler, v. Levetzow und Freiherr v. Buel, sowie die drei