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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: Z. G. Hartmann. ^189 Lrschtiat mit «»«nahm» drr Sonn- und Kestta-r täglich Abend« und tsi durch alle Postanstalten ,« beziehen. Dienstag, de« 18. August. Pret« für da» Vierteljahr Isü Thaler. Insrrtion« - Gebühren für de« Rau« «tnrr gespaltenen Zell» I Nengroschen. 1857 Amtlicher Lheil. Dresden, 12. August. Se. Majestät der König haben allergnädigst zu genehmigen geruht, da- der ü I» »uite der Armee stehende Oberleutnant der Reiterei Nostltz und Jä Il kendorf, da« ihm verliehene Ritterkreuz de« Königl. Belgi schen Leopoldorden« annehme und trage. Nichtamtlicher Lheil. Nedersicht. Taaesgkschichte. Dresden: Vom königlichen Hofe. — Wien: Kaiserrrise in Ungarn. Vermischte«.— Berlin: Schwierigkeiten bei Zulassung von Privatdocenten. Die Abberufung de« türkischen Gesandten. Ardeiterpässe nach der Türkei. Postverhandlungen mit Frankreich. Reise des Herrn v. Bi«marck nach Kopenhagen. Da« deutsche Handelsgesetzbuch betreffend.— Worms: Luttzer-Denkmal- deiträge vom englischen König«hause. — Konstanz: Bodens,econferenz.— Altenburg: Gustav-Abolph-Verein. — Frankfurt: Napoleon-fest. — Itzehoe: Eröffnung der holsteinschen Ständevrrsammlung.— Paris: Ordens verleihungen. Begnadigungen. Einweihung des neuen Louvre. Namensänderung der „Affembls, nationale". Ver mischtes. — Au« der Schweiz: Militärreformvorschläge. Tessiner Grenzstreitigkeit dem End« nahe. — Madrid: Behandlung der Einfuhr au« Montevideo. — London: Stand der Dinge in Indien. Aus dem Obrrhause. — Kopenhagen: Das Lateinische in den Gelrhrtenschulen. Schwedisches Unterrichtswesen. — Montenegro: Er richtung eines Elitecorp«. — Hongkong: Gerücht der Abdankung des Kaisers. — Bombap: Einzelnheiten zu den spät,rnAufständen.— Südamerika: Neueste Posten. — Hayti: Gehalterhöhungen. Local- u. Provinzialangrlegerrheiteu. Dresden. Ge sangs,st. Brauerei in Trassi's V lla- Brodpreise. — Löbau: Unglücksfall. — Plauen: Sträflinge als Holz arbeiter. Angestellte bet Kirchen- und Schulämter». Erledigte Schulstellen. Feuilleton. Inserate. Lagetkalender. Börseuuachrichteu. Tage-geschichte. Lelegraphtsch« Srachrtchte«. Paris, Sonntag, L« August. Heute find sämmt- liche Journale nicht erschienen. Die gestrige Feier ist gut vorübergegangeu, jedoch hat der Regen den ganzen Tag avgedauert. London, Sonntag, LV. August. Der heutige „Observer" sagt, daß, selbst wenn die Wahlen in den Donaufürsteuthümern annullirt werden, die Union dadurch dennoch nicht gefördert würde. Diese Frage dürste kaum noch zur Sprache kommen, denn jeden falls würde« die betreffenden Regierungen rinmüthig handeln. Dresden, 17. August. Das gestrige Geburtsfest Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Sidonie ward in den später« Abendstunden in den Räumen des zur Secundogenitur ge hörenden schönen, zur Zeit von Sr. königl. Hoheit dem Prin zen Georg bewohnten Gartenpalais i« der Langegasse, welche« in neuester Zeit einer totalen Restauration unterworfen wor den ist, durch einen Ball gefeiert. Abends gegen ^9 Uhr trafen daselbst die allerhöchsten Herrschaften und die hohe Grburtstägerin, Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und di, Prinzessin«,n Amalie und Auguste ein. Drr Ball dauerte bis g,g,n 11 Uhr, während der geräumig« Garten g,schmack voll illuminirt war. Bor dem Schluffe de« Festes, welcher gegen 12 Uhr erfolgte, wurde noch rin großes 8 abgebrannt. Wien, 15. August. Uebrr die Reise des Kaisers in Ungarn entnehmen wir der „Wien. Ztg." folgende telegra phischen Meldungen: KeSzthrly, 12. August. Gestern Abend brachten in Körmend noch sämmtliche Comitatsgemeinden durch abgesen- bete Vertreter Sr. k. k. Majestät einen äußerst glänzenden Fackelzug; heute sind Allerhöchstdieselben nach Besichtigung des Militärspital« um 7 Uhr von Körmend, vom Adet bi« an die Comitatsgrenz« begleitet, abg,reist. In Zala-Eg,r«z,g huldigte der Banus Graf J,llachich mit einer zahlreich,», Deputation au« Kroatien und Slavonien Sr. Majestät, eben dort geruhten Allerhöchstdieselben auch den Adel des Aalaer Comitat« zu empfangen, sonach bei den Behörden die Amts führung zu controliren, endlich die Gefängnisse zu besichtigen. In KeSzthrly um H3 Uhr im erfreulichsten Wohlsein ange langt, wohnen Se. Majestät im festlich geschmückten Schlosse de« Grafen Festetic«, bi« wohin Allerhöchstdieselben ununter brochen von stattlichen Banderien begleitet wurden. Hier haben sich au« dem Baranyrr und Szymogyer Comitat zahl reiche Huldigungsdeputationen eingefunden. Wesprim, 13. August. Se. k. k. apostolische Majestät langten um 2 Uhr hier an und wurden auf das Feierlichste empfangen. Von KeSzthely bis Füred erfolgte die allerhöchste Fahrt auf einem Dampfboot« über den Plattensee unter Be gleitung des Adels aus dem Aalaer Comitate. An den ge schmückten Ufern harrten die Gemeinden zur Begrüßung Sr. k. k. Majestät. Namentlich war längs der Somogp eine un absehbare Menschenmenge; im Badeorte Füred, von der massenhaft zugeströmten Bevölkerung der Umgegend freudigst erwartet, besichtigten Se. k. k. Majestät di« dortig« Promenade und den Sauerbrunnen, woraus Allerhöchstdieselben von Ban derien bi- Wesprim geleitet wurden^ Hier fanden zahlreiche Vorstellungen statt. Nach dem Hofdiner geruhten Se. k. k- Majestät die Aemter und öffentlichen Anstalten zu besichtigen. H Berlin, 16. August. Es ist in neuester Zeit be merkt worden, daß sich nur »ine sehr kleine Anzahl von Pri vatdocenten an den LandrSuniversitäten habilitirt hat. Wie man hört, hat dies« allerdings etwas auffallende Erscheinung ihren Grund in dem Umstande, daß die Behörden infolge eines ältern MinisterialrescripK die Habilitationen jüngerer Gelehrter sehr erschwert haben, um denselben nicht eine in vielen Fällen aussichtslose Zukunft zu erschließen. Es soll daher nur wirk lich hervorragendes Wissen und eine ganz außerordentlich« Befähigung »ine Berücksichtigung erfahren. Wie bekannt, ist die Anstellung eines Privatdocenten von dem eingeholten Gut achten der betreffenden Facultät abhängig und sind anderer seits auch die ZukassungSbedingungen von erheblicher Schwie rigkeit. — Die mehrfach aufgetauchte Vermuthung, daß die Abberufung des bisher an dem hiesigen Hofe accreditirten Ge sandten der Pforte, Kemal Efendi, mit den politischen Ver hältnissen im Zusammenhang, steh», ist vollkommen ungegrün- det. DaS Abberufungsschreiben der Pforte war bereits vor den jetzt schwebenden Fragen in den Händen Kemal Efen- di'S. Nach der bereit« erfolgten Abreise des Gesandten hat der erste Rath der türkischen Legation, Aristarchis, die Leitung der Geschäfte übernommen. Es ist die« ein junger Mann von einer tiefen allgemeinen Bildung, welcher sich durch seine Persönlichkeit, wie durch sein Wissen hier viele Freunde erworben hat. — Don seit,« der preußischen Gesandtschaft in Konstantinopel und der preußischen Consulate in Smprna, Jerusalem und Alexandrien sind bei der Regiernng Beschwer den über Belästigung preußischer Unterthanen, welche erwerbs los in der Türkei sich aufhlelten und die Unterstützung der Consulate begehrten, eingelaufr». Demzufolge hat die Re gierung den mit dem Paßwesen betrauten Behörden auf gegeben, die Ertheilung von Pässen an Arbeiter, welche sich in die Türkei begeben wollen, von der Berufung nach einem bestimmten Orte diese» Landes oder mindestens von dem Nachweise ausreichender Erwerbsmittel abhängig zu machen. Berlin, 16. August. (Zeit ) Bekanntlich schweben zwi schen Preußen resp. dem deutsch-österreichischen Postvrrein und Frankreich Verhandlungen wegen Abschluß eines Post vertrags, bei denen sich in Bezug auf di« Feststellung der Gewichtseinheit der Brief« eine sicht unerhebliche Differenz herausstellt,, da Frankreich al« Gewicht für den einfachen Brief und als Einheit für die Gewichts-Progression der Brief« «ch Loth festhielt, während von deutscher Seite als Ge wichtseinheit 1 Loth für zweckentsprechend bezeichnet wurde. Dem Vernehmen nach hat nun die französische Postverwal tung den Bermittelungsvorschlag gemacht, daß H Loth oder 10 Grammes di« Gewichtseinheit für den Briefverkehr zwi schen Deutschland und Frankreich bilden sollen. — Die „Zeit" widerlegt »ine Mittheilung der „Franks. Pvstzeitung", welch« der Reise des preußischen Bundestags gesandten, Herrn v. BiSmarck, nach Kopenhagen nne angeb lich politische Mission in der Herzogthümnfrag« unterlegte, mit der Bemerkung, daß sie di« Versicherung ertheilen könne, Herr v. Bismarck habe lediglich zu seiner Erholung eine Reise nach Dänemark und Norwegen unternommen. — In einer Berliner Eorrespoadenz des „Frankfurter Journals" finden wir folgende, von der Nürnberger Con- ferenz in Betreff de« deutschen Handelsgesetzbuch« am 26. Juni gefaßte Beschlösse mitgetheilt: ,,I) Die Sonserrn» wird sich nach Beendigung der ersten Le sung der drei ersten Bucher de« Entwurfs bi« zum lü. September vertagen. 2) Die Redactiontcomneission bleibt so lange in Nürn berg beisammen, bi« sie ihr« Redaktion der drei ersten Bücher voll endet hat. S) Dbr durch sie RrdaerimwrvnnuW«, geUefrek Fas' sungSentwurf drr ersten drei Bücher wird sofort den Protokollen an gedruckt und mit diesen an dir hohen Regierungen hinautgegrben. so das sämmtliche bestellte Protokolleremplarr nunmehr ausgeliefrrl werden. Auf besondere« Verlangen einzelner Regierungen wird den selben eine von ihnen zu amtlichem Gebrauche gewünschte Anzahl von Separatabdrücken de« Fassung«entwurf« geliefert. 4) Am 1L. Sep tember beginnt die Sonferenz in Nürnberg dir Berathung drr drei ersten Bücher in zweiter Lesung. Uebrr rin« alsdann riazuleitende dffentliche Bekanntmachung de« in zweiter Lesung festgestellten Ent wurfs dieser Bücher zum Behuf« drr Sammlung weiterer Mate rialien für eine kurze dritte Lesung bleibt dir Berathung und Be schlußfassung Vorbehalten- L) Bevor hierauf dir in Nürnberg fort- zusedrnde Berathung über da« fünfte und srchttr Buch de« Entwurf« stattfindrt, wird da« Eeerecht in Hamburg oder Bremen, je nach Ausfall der Wahl der Conferrnz, berathrn und e« sind hieran alle Eonferenzmitglieder, welche Theil zu nehmen in der Lage sind, sich zu betheiligen berufen. 6) Der zweite Präsident drr Sonfrrrnz wird von diesen Beschlüssen dir geeignete Mitthrilung an die Hohr deutsche Bundesversammlung machen." H WormS, l4. August. Dem Ausschuss« des Luther- Denkmal-Verein« wurde heute durch Zuschrift de« englischen Gesandten beim Deutschen Bunde in Frankfurt, Sir Alexander Malet, die erfreuliche Eröffnung gemacht, daß er den Befehl erhalten habe, zur Errichtung de« Luther-Denkmal« in Worms für Ihre Majestät die Königin von England einen Beitrag von 500 fl. und für Se. k. Hoheit den Prinzen Albert einen solchen von 300 fl. zu unterzeichnen Feuilleton. Indischer KürstenluxvS eine- Nabobt von Oude. Bon Philipp »an /Näbern. (Schluß au« Nr. >88.) So erreichte der Zug mit stolzem Gepränge den Garten, der, obgleich nur eine Viertelstunde entfernt, doch erst nach zwei vollen Stunden erreicht wurde. Im Thore diese« Gartens angekommrn, verließen di» Personen ihr» Elephanten und traten in diesen feenhaften Park rin, der mit unzähligen, aus durchscheinenden, gefärbten Papieren gemachten Laternen erleuchtet war, welche überall an den Zweigen der Bäume hingen. In der Mitte de» Gartrn« befand stch ein große« Gebäude, zu dem die Gesellschaft hinaufstieg und in «inen großen Saal gelangte, drr mit un zähligen Wand- und krystallenen Hängeleuchtern von englischer Fabrik geziert war, di» sämmtlich brennende Wachskerzen trugen. Hier bewirthete der Nabob seine Gäste mit einer auSgewähl- ten, eleganten Mahlzeit, die au« vortrefflich bereiteten einheimi« mischen und europäischen Gerichten bestand, nebst allen Gat- tungen von Früchten und Zuckrrwerk; während der Mahlzeit tanzten über hundert Bajaderen und unterhielten mit ihren fröh lichen Gesängen. So verfloß die Zeit, bi« die Sonne des kommenden Tages aufstieg und an den Aufbruch mahnte; man zog in derselben Ordnung und Pracht auf den Llrphanten wieder zurück, und der Nabob, in der Eigenliebe seine« orientalischen Stolzes und Prachtqesühle«, entließ seine Gäste mit der zufriedenen Be merkung, daß man nie in Indien ein solche« Schauspiel gesehen habe und auch niemals Wiedersehen werd«. Dies« Hochzeits feierlichkeit dauerte auf die nämliche Weis« drei Rächte hinter einander, die Gäste fanden sich jeden Abend von Neuem ein und die ganze Lustbarkeit kostete dem Nabob an 300,000 Pfund Sterling. Für den zur Hochzeit eingeladenen Europäer hatte eS etwa« Befremdende«, weder eine Braut noch HochzeitSfeierlichkeit zu sehen, wobei die Gäste dem Eeremoniel der ehelichen Verbindung beiwohnen oder doch durch da« junge Paar daran erinnert werden konnten. E« war Nicht« als Pomp und Genuß, ohne daß dir Braut au« ihrem Frauengefängniffe, dem Zenana, herausgekommen wäre. — WaS im engern Kreise de« Nabob« übrigen« al- wirkliche- Hochzeit-cerrmoniel vorgefallen war, blieb den Gästen unzugänglich. Wir nehmen hier Gelegenheit, noch Einige- über den Nabob von Oude (Aud), Asoph und Dowla, und seinen Lurn« hinzu- zufügrn. Derselbe hatte sehr sanfte Sitten, er war großmüthig bi« zur Verschwendung, besaß aber, bei einem guten Herzen, nur wenig Kopf. Seine großen Einkünfte verwendete er gern auf Gärten, Paläste, Pferde, Llephanten, besonder-auch auf alle Gattungen europäischer Manufaciuren und Fabrikproducte, namentlich feine Flinten, Leuchter und Spiegel, die er gern au- England bezog. Er sammelte Gemälde und man fand bei ihm, ohne Geschmack und Kennerschaft, Bilder auf kleinen Bretchen, die Enten und Gänse darstellten und in Europa für ein paar Pfennige Werth gehabt haben mochten, neben den schönsten Bildern von Llaud« Lorrain; — er kaufte schlechte Laternen, wenn fle nur au- Europa kamen, aber dann auch Wandspiegel und Kronleuchter, von denen da- Stück 2000—3000 Guineen kostete. Jede- Jahr gab er für englische Manufakturen aller Art über >00,000 Pfund Sterling aus. Er besaß über hundert Lustgärten, zwanzig Paläste, zwölf hundert Elephanten, dreitausend schöne Reitpferde, zehnhundert herrliche Doppelflinten, stebzehnhundert prächtige Kronleuchter und dreißigtausend große Gläser ohne Boden von verschiedenen Formen und Farben, in die man die Wach-kerzen steckte, um fle im Freien vor dem Winde zu schützen; er hatte mehrere Hundert große Wandspiegel, Wandleuchter, Wanduhren, er war im Besitze der vier grüßten Spiegel, die zu seiner Zeit jemals in Europa gemacht waren und besonders für ihn in London gegossen werden mußten. Und doch waren diese Spiegel, die damals ein Welt wunder hießen, nur 12 Fuß hoch und k Fuß breit und au» einem einzigen Stücke, aber sie hatten dem Nabob, mit den kostbar ver- goldeten Rahmen, 8000 Pfund Sterling gekostet. Einige seiner Wanduhren waren merkwürdig und reich mir Edelsteinen besetzt, von denen rjn Paar 30,000 Pfund Sterling werth waren. Er besaß jede- Instrument und jede Maschine, welche Kunst oder Wissenschaft construirt hatten, ohne deren Ge brauch zu kennen. Er kaufte Alle», wa» ihm neu war oder au« Europa kam, und mancher schlaue Verkäufer hat für gering fügige Dinge schwere Kaufsummen von ihm gezogen. Seine Zenana war groß und prachtvoll und enthielt über fünfhundert der schönsten Weiber von Hindoftan, dir hier zwischen hohen Mauern ihr Leben verschmachten mußten und da« Sefängniß nur auf der Todtenbahrr verließen. Er besaß auch große Wagen, die von einem oder zwei Eie- phanten gezogen wurden und groß genug waren, um einem Dutzend Menschen darin rin bequeme- Mittagessen zu geben; — er hatte eine unzählige Menge Bedienten und eine zahlreiche Armee, obgleich er mit seinen Nachbarn in fortwährendem Frieden lebte und von der englischen Tompagnir hinreichend ge schützt wurde-