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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.08.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110801024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911080102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911080102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-01
-
Monat
1911-08
-
Jahr
1911
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Bezug-Preiö Abend-Ausgabe. str ««» Varart» darch anirr« Irüa«, and Sordttrar» Lmal tna vaa» gebracht » VI. »onatt, k.7a Mt. vtrrtrUährl. Br» »nlrrn gtttalen a. An. notzmesteUen abaehott 7S Pf. monatU, r.s Ml. vterlrljährl. Darch »1« V»It: tanerhaU» Deutlchtand» und der deutsch«» Kolonien oterteljährl. 3.« Mk., monatl. aurjcht. Poilbeftellaeld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donarstaaten, Italien, Luxemburg, Niederlande, Nor- wegen, Oesterreich - Ungarn, Siutzland, Schweden, Schwei» u. Evanien. 2n allen übrigen Staaten nur direkt durch die Ceschastsltelle de» Blatte» erdaltlich. Da» Leipziger Tageblatt erscheint 2mal täglich. Sonn» u. Ierertag» nur morgens. Ldonnem«nt»»Ännahm« 2»ba»ni,g«ss» 8, bei unseren Tragern. Filialen. Epeblteuren und Annahmestellen, sowie Zollämtern und Bnesträgern. MiWgtrTagMM s 14 «92 («achtaaschlas,» Lel.-^nschl.^ 14 89Z i 14 894 -e,..^,chi.l'.:M Handelszeitung Amtsblatt des Rates und des Rolizeiamtes der Stadt Leipzig. Anzeigen-Prei- l3r Inserate au» Leipzig und Umgevung di« lspaltig, Peritzril« L Pt , di« N«klame- z«il« l Mk. von au»wärt, ZV P1„ Neklamen U2V Mk. Inserate von Bedörden im amt lichen Teil die P-tUzeil- 5U Pf. theschaslsanzeigrn mit Pla! oorschristen n. in der Akendausgab« im Presie rrhohi. Nndatt nach Taris. Beilagegedühr Kesami. auslag« Z Mk. p. Tausend eikl. Postgebühr. Teilbeilage höher. Feitertellt« Austrug« können nicht zurück, nezagen werden. Für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Planen wirb lein« Garantie übernommen. Anzeigen - .uinahme. Iobanuiogasse N, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen» Ezpebitionen de» In» und Auslandes. Truck und Beelag de» Leipziger Tage» blatte» E. Polz. Inhaber: Paul Kürsten. Nedaktton und Geschä «»stell«: Iohannisgasl« 8. Haupt-Filiale Dre»d«a: Sceltrahe i. t (Telephon 4L21). ar. 2lt vlenstvg üen l. Nuyult iSll 105. Iahrgsng. Die vorliegende Ausgabe umsaßt 6 Seiten Sein klnlchlutz Ssüffens SN üie preutzilch-Müüeutlche Lottrrie- gemeinlchsft. Zn verschiedenen nichtsächsischen Blättern wird heute die neue preußisch-süddeutsche Lotteriegemein- schaft auch mit Bezug auf Sachsen besprochen. Es wird ausgeführt, daß jetzt nur noch Sachsen und Ham burg eigene Staatslotterien hätten, daß diese aber in Zukunft von der preußisch-süddeutschen Konkurrenz so beeinträchtigt werden würden, daß über kurz oder lang auch mit einem Anschluß Sachsens an die preußisch-süddeutsche Lotteriegemeinschaft gerechnet werden könne. Hierzu ist zu sagen, daß von einer Konkurrenz, die die neue Lotteriegemcinschaft gegenüber der sächsischen Klassenlotterie bilden soll, nicht die Rede jein kann. Nach dem Lotteriegesetze von 1904 dürfen in Sachsen überhaupt keine anderen Lose, als die sächsischen ge kauft werden, und da die anderen deutschen Staaten durch das gleiche Lotteriegesetz schon seit langem nicht mehr als Absatzgebiet der sächsischen Lotterie in Frage kommen, können sie durch die neue Lotteriegründung nicht beeinträchtigt werden. Es liegt also weder jetzt noch für die Zukunft ein Anlaß vor, der Sachsen nötigen könnte, seine eigene Klassenlotterie, deren Entwicklung sich in überaus gesunden Verhältnissen befindet, aufzugeben. Uebrigens ist Preußen auch noch nicht mit einem solchen Ansinnen an Sachsen l>erangetreten, noch denkt die sächsische Staatsregierung, wie wir von zuständiger Stelle erfahren, daran, die sächsische Klassenlotterie jemals in die preu ßische aufgehen zu laßen. Bunü üer üeutlchen wertruereme. Die erste Jahreshauptversammlung des Bundes der deutschen Werkvereine fand dieser Tage in Dresden statt. Es waren 70 Werkvererne aus allen Teilen des Reiches mit zusammen 66 620 Mitgliedern durch 156 Delegierte vertreten. Aus dem Bericht über die allgemeine Lage der Werivereinsbewcgungen und den Mitteilungen aus den einzelnen Industriezweigen ergibt sich, daß die Bewegung überall im Reiche in kräftigem Vormarsch begriffen ist und daß auch für die Zukunft ein Anwachsen in dem bisherigen Maße zu er warten steht. Aus den gestellten Anträgen ist zu erwähnen die Schaffung einer Ausweis karte für sämtliche der nationalen Arbeiterbewe gung angehörenden Arbeiter, welche dazu dienen soll, die Freizügigkeit der Mitglieder zu erleichtern. Um auch die Arbeiterjugend in noch größerem Umfange als bisher für die Werkvcreinsbewegung zu gewinnen und ihr den Umweg durch die Sozialdemokratie und die gewerkichaftlichen Kampfesorganisarionen zu er sparen. wurde beschlossen, dle Arbeit zur Gewin nung und Pflege der Jugend in den einzelnen We.kvcreinen planmäßig in die Hand zu nehmen. Jeder Werkverein soll dahin streben, eine eigene Jugendabteilung zu gründen. Für die Schaffung einer geeigneten Jugendzeitschrift soll Sorge getragen werden. Weiter wurde der Bundesvorstand beauftragt, die Gründung einer Bundessterbekasse in die Wege zu leiten. An den Hauptausichuß der nationalen Arbeiterverbände wurde der Antrag gerichtet, die Stellungnahme der politischen Parteien und ihrer Presse, sowie die Stellungnahme der konfessionellen Arbeitervereine zu der nationalen Arbeiterbewegung zu beobachten und Material zu sammeln. Rach Schluß der Tagung fand eine gemeinsame Be sichtigung der hygienischen Ausstellung statt, bei der Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Gumprecht aus Weimar einen Vortrag hielt über „die Hygiene des täglichen Lebens". Oie Lage in Albanien nimmt wieder ein bedrohlicheres Aussehen an. Nach den heute vorliegenden Meldungen ist es nicht nur in den letzten Tagen wieder zu neuen Kämpfen gekommen, sondern es erscheint auch die als sicher für heute erwartete Unterwerfung bzw. Rückkehr der Malissoren keineswegs sicher. Folgende Telegramme liegen vor: !'.(?. Wien, 1. August. lPrivattelcgr.) Aus Pod- goritza wird gemeldet, daß es vorgestern wieder zu blutigenKämpfen -wischenden türkischen Truppen und den Aufständischen gekommen ist. Bei Gionovitsch griffen die Nizam-Batalllone die Stellung der Auf ständischen an. Der Kampf wurde auf beiden Seiten mit großer Hartnäckigkeit geführt und dauerte von 10 Uhr vormittags bls 2 Uhr nachmittags. Es gelang den Arnauten, ihre Stellung zu behaupten. Die tür kischen Truppen, die mit großer Bravour gekämpft hatten, zogen sich erschöpft zurück. Man er wartet, nachdem die Türken Verstärkungen hinzu gezogen haben, einen erneuten Angriff auf die Stellung der Arnauten. An demselben Tage griffen die Arnauten die türkischen Truppen del Br ovo Ni katschka an und es gelang ihnen die türkischen Verschanzungen in der Nähe der Brücke, die über den Drin führt, im Sturm zu nehmen. Die siegreichen Arnauten erbeuteten hier viel Munition. Die zurück geschlagenen Türken setzten den Kampf fort, über Lessen ichließliches Ergebnis noch nichts bekannt ist. Die Türken rächten sich jür kiese Verluste dadurch, daß sie mehrere Dörfer in der Räbe von Kopanicza in Brand steckten. Die Be wohner flüchteten und marschierten in der Richtung nach der Grenze von Montenegro. Für die nächsten Tage stehen weitere Kämpfe bevor. * Konstantinopel, 1. August. (Meldung des Wiener K. K. Telegr. Korr.-Bureaus.) Da heute die Frist für die Unterwerfung bzw. Rückkehr des Malissoren abläuft, beriet der Ministerrat, dem der Kriegs minister beiwohnte, gestern nachmittag über die Malissoren frage. Wie verlautet, beschloß der Ministerrat, erst nach der Ankunft des Ober kommandanten Abdullah Pascha im Auf standsgebiete, die für Freitag oder Sonn abend erwartet wird, definitive Beschlüsse zu fassen. Es heißt, daß die Pforte in der Frage des Waffentragens auf dem früheren Beschluß bestehe, wonach das Waffentragen nur den jenigen gestattet ist, die berufsmäßig Waffen brauchen. Die Pforte soll fest entschlossen jein, die Ma lissoren anzugreifen und sie sogar über die Grenze hinaus zu verfolgen, falls sie die Forderungen der Pforte nicht annehmen. Als Grund hierfür gibt llnü es entgeht ihr keiner. 16 s Roman von Joachim von Dürow. (Nnchöcucl verboten.) Bisher hatte immer eine gewisse Beschattung auf den angenehmen, wenn auch durchaus nicht schönen Zügen gelegen. Ein Flor mußte weg, wenn sie zu ihrem vollen Rechte kommen sollten — jetzt schien der Flm gehoben. Sic ging die Prager Straße entlang, vorbei an den Schaufenstern mit den Hüten und den Roben. Vor einzelnen Btlderläden stand sie still, griff dann in die Falten ihres Kleides, und schritt durch die Scestraße dem Altmarkt zu. Als Fred, der ihr un entwegt nachgcgangen war, diesen erreichte, war sie um die Ecke verschwunden. „Konditorei Kreuzkamin", mgte er sich, war aber wegen eines auftauchenden Bekannten, der ihn festmachte, verhindert, ihr zu folgen. Wie jemand, der sich müde gelaufen, setzte sich Wanda mit sichtlichem Behagen an einen der etwas versteckteren Tische: sie bestellte Schokolade, ließ sich alle Journale bringen, die irgend frei waren, streifte die Handschuhe ab und lehnte sich aufseufzend in den Stuhl zurück. Sie konnte bleiben, so lange sie wollte, konnte das alles durchlesen: sic war frei! Während sie mit jugendlichem Appetit ihre Schokolade löffelte, trat ein junges Mädchen, das an dem andern Ende des Lokals gesessen hatte, zögernd zu Wanda heran. Es war ein kleines, rundwangiges Ding mit etwas vorstehenden blauen Augen, voller Büste und einher jener konstruierten Figuren, die dem Schönheitssinn wehe tun, wie iede Unnatur. Das Persönchen glich mit der heraustretenden Magen- gend und der zu starker Entwicklung gebrachten Hinterpartie bedenklich einem kleinen Zentaur: im übrigen aber sah sie höchst appetitlich und im Augen blick sehr verschüchtert aus. „Fräulein", sagte sie flüsternd, und dann, als Wanda absolut nicht darauf reagierte, noch einmal ..Fräulein". Wanda hob langsam das Haupt, sie sah etwas hochmutsooll aus in dieser gelaßenen Wen dung des Nackens. .Entschuldigen Sie, Fräulein, ich will ja auch gleich wieder gehen: aber Sie, Sie sahen mir so ver trauenerweckend aus. und — ich brauche jemand, den ich um etwas bitten könnte." „Um was denn?" fragte Wanda, immer noch sehr kühl. Die Kleine zog jetzt ihr Tuch und wischte an den rosigen Wangen herum: „Freilich, Sie wissen nicht, wie es ist, wenn einem seine Zeit nicht gehört." Wanda rückte ihr den Stuhl hin. „Setzen Sie sich, bitte. Ich bin nach dieser Richtung hin außerordent lich gut geschult, glaube ich. Augenblicklich aber bin ich frei, das heißt, ich habe Zeit. Also, bitte, um was handelt es sich?" Die Kleine sah sich verschüchtert um, dann leise, aber entschlossen: „Um einen jungen Mann. Sie sollen aber nichts Schlimmes von mir denken; er ist «nein Bräutigam und wir wollten uns hier treffen. Ich bin Kinderfräulein in anständiger Familie, und wenn ich heute wieder nicht mit dem Klockcuschlage zu Hause bin, bringt mich dieses um die gute Stelle. Und doch muß ich ihn sprechen. Es hängt so viel für mich davon ab." Ein Schluchzen unterbrach jetzt die Stimme des jungen Mädchens. „Vielleicht alles", sagte sic in verhaltenem Jammer. „Aber, was kann ich denn dabei tun?" „Nur hier warten: vielleicht eine halbe Stund« noch, und wenn er kommt, ihm sagen, daß ich voll Sehnsucht hier nach ihm ausgeschaut: daß es alles Verleumdung wäre: er wird schon wißen, was — und daß ich ihn lieb hätte, o so lieb." „Wie sott ich ihn denn aber erkennen?" „O, das werden Sie schon an dem suchenden Blick; außerdem — er ist so hübscht Er hat braune Augen, ein schwarzes Bärtchen und einen kleinen roten Mund." „Wie reizend muß er sein", dachte Wanda inner lich amüsiert, äußerlich aber wahrte sie den Ernst. „Braune Augen und ein schwarzes Bärtchen haben viele." „Er hat aber eine Busennadel mit einem Dia manten und einen Stockknopf von Silber, ein hüb scher Mädchcnkops mit zwei Granaten als Augen; ich glaube, Sie haben nie etwas Prächtigeres ge sehen." „Fürchterlicher Kerl", dachte Wanda; ^aber sie reichte der Kleinen zusagend die Hand. „Seien Sie ruhig, mein Fräulein, ich warte unbedingt und so gar über die halbe Stunde hinaus. Ich bin, was Sie sind, Stütze — also absolut verständnisvoll nach dieser Richtung hin. Bei uns ist alles verreist; ich habe die Pforte große Erregung der türkischen Truppen an. Gerüchten zufolge soll der Gesandte in Cetinje beauftragt werden, Montenegro auf die Folgen der Nichtunterwerfung der Malißoren aufmerksam zu machen. politische Nachrichten. Aus dem englischen Unterhaus«. London, 1. August. (Eig. Drahtmeld.s Das Unterhaus hat gestern die Verhandlung über das Versichern nqsge setz wieder ausgenom men und wird sie wahrscheinlich in den nächsten beiden Tagen fortsetzen. Man erwartet, daß die Be ratung der Amendements zu der Parlaments bill am Donnerstag stattfinden wird. Kegen die Trusts. * Washington, 1. August. (Eig. Drahtmeld.s Die Regierung ergreift Maßnahmen, um das gericht liche Verfahren zu beschleunigen, das sie unter Anwendung des A n t i t r u st g e s e tz e s gegen 13 Dampfergesellschaften der Atlantischen Konvenrion angestrengt hat, weil diese, wie die Anklage behauptet, durch das im Jahre 1908 in London unterzeichnete Abkommen versuchen, den Zwischendeckverkehr zu monopolisieren. In perven scheint sich das Schicksal der Regierung zu erfüllen. Rußland ebnet nach wie vor dem Exschah die Wege zur endgültigen Besetzung des Landes, und die per sische Regierung „protestiert". — Es liegen nach stehende Meldungen vor: Teheran, 1. August. (Eig. Drahtmeld.s Der Minister des Aeußern richtete eine Note an den russischen Gesandten, in der er förmlichen Protest erhebt gegen das Vorgehen des russischen Generalkonsuls in Täbris, der mit Gewalt den früheren Gouverneur von Ardeoil, Reschid el Mulk, aus dem Hause des Vizegouverneurs befreite, und in der er eine exemplarische Bestrafung der Schuldigen fordert. Teheran, 1. August. (RcuterbureauZ Der rus sisch« Gesandte verständigte die persische Regie rung, Saß die Zinsen für die russische konsolidierte Schuld und verschiedene andere auf Zöllen liegend« Lasten von Mormard, dem belgischen Generalverwal ter der Zölle, anstatt von Morgan Shuster, dem amerikanische nGeneralschatzmei st er. ge zahlt werden müßten, der durch Gesetz vom 13. Juni allein das Recht erhalten habe, Anweisungen namens der persischen Regierung zu zeichnen. Der russische Ge sandte verständigte auch Mormard von seinen Wün schen in dieser Hinsicht. Die Weigerung des rußisck-en ssiesandten, das legislative Recht des Medschlis anzu erkennen, wird hier lebhaft besprochen. Es sollt« be achtet werden, daß nicht allein alle Zollasten regel mäßig von Shust«r gedeckt wurden, sondern daß dieser vielmehr auch vor einem Monat der englischen und russischen Bank di« formelle Versicherung gab, daß diese Zahlungen so wie bisher die erste Last der Zölle und Staatsobligationen neuen Systems bilden wür den, was von beiden Banken zur Kenntnis genommen wurde. Auch sind in der Zeit von mehr als ein«m Monat, da Mormard seine Tätigkeit ausiibte, kein« Klagen über Unregelmäßigkeiten oder Verzögerungen vorgekommen. Die persische Regierung hält es unf ein paar halbe Nächte Schlaf hingcgeüen, um alles mir ttcbertragene wegzuarbeiten und habe mir damit diesen freien Tag erobert. Ich warte gern." „L, wie danke, danke, danke ich Ihnen", jagte die Kleine, griff nach ihrem Schirm und eilte davon. Im Begriff, die Tür zu öffnen, traf sie auf einen Herrn, der kein schwarzes Bärtchen, keine Busennadel mit Brillanten hatte und mit dessen Stockkaopf es auch „man so" war — Fred. Ein älterer Herr hatte ihn draußen beim Rock knopf genommen und hätte seine Absicht, Wanda zu folgen, um von Agncten und sonstigem zu hören, bei nahe vereitelt; er war aber noch beizeiten abzu- jchüttcln gewesen. Warum hatte Fred sie nicht über haupt früher angesprochen? Einfach um des stillen Vergnügens halber, Wanda einmal „in Freiheit" zu beobachten. Es war ihm so wenig Gelegenheit für ein Kennenlernen geworden; „Stützen" im Kreise der Familie sind meist nur erwünscht, wenn man sic brauchen kann. Braucht man sie nicht, wünscht man sie fort, meist bis Afrika: und Wanda ging gern nach Afrika. Als Fred jetzt, an ihren Tisch tretend, sie unver mutet begrüßte, flog ein Schatten über ihr Antlitz. „Ach, der!" Sie hatte sich doch so ihres freien Tages gefreut! Nicht, daß sie irgend etwas gegen Fred ge habt hätte — er war nur eben „einer von ihnen". Außerdem störte er sie in der Erfüllung des Ver sprechens, Las sie dem jungen Mädchen gegeben. Nachdem Fred in etwas geschäftsmäßigem Tone über Agnete und sonstiges unterrichtet worden war, bemühte sich Wanda in keiner Weise um eine Fort setzung des Gesprächs. Fred entging es nicht, daß sie jeden der eintretenden Herren in einer ihn bei ihr überraschenden Art ins Auge faßte. „Störe ich vielleicht?" sagte er ein wenig kühl. „Wenn ich ehrlich sein soll, ja!" Lstheim erhob sich, sagte „Pardon", verneigte sich und nahm an einem der anderen Tische, hinter einer Zeitung verschanzt, Platz. Es war kein Zweifel, Wanda wartete hier auf jemand. Als ein Kerlchen eintrat mit schwarzem Bärtchen, rotem Mündchen, direkt dem Friseur entstiegen, wie von der Katz' geleckt, mußte dieses der Betreffende sein, insofern Wanda plötzlich sehr unruhig wurde. s.ie erhob sich und machte dem Herrn einen Schritt ent gegen. Als dieser sie, ohne zu grüßen, mit einem recht, daß in der B«trauung Shustcrs mit den Zah lungen der Zollverwaltung wie allen anderen Ver- waUungszweigen keinerlei Verletzung irgendwelchen internationalen Abkommens gelegen sei. Sie große Sitze. Halle, 31. Juli. Ain Grabe ihrer Tochter erlitt eine 79jährige Frau einen Hitzschlag und starb nach wenigen Minuten. Ein Isijähriger Kaufmannslehr ling wurde infolge der Hitze irrsinnig, durchjchnitl sich die Pulsadern und erhängte (ich. Eishausen b. Hildburgh., 31. Juli. Hier wurden zwei auf dem Felde arbeitende Frauen vom Hitz- tchlag getroffen. Eine von ihnen fand dabei den Tod. Zeitz, 31. Juli. Hier sind zwei Personen, ein Handarbeiter und em Maurer, den Folgen der enormen Hitze erlegen. Eisenach, 31. Juli. Heutemillag ertrank in der Hörscl beim Baden der 7jährige Sohn eines Ein wohncrs des Dorfes Hörschel. Triebes, 31. Juli. Infolge der großen Hitze wurde in der Nähe von Schmorda (Kreis Ziegenrück! der auf einer Ferienreise begriffene Rektor Köhler aus Triebes plötzlich von einem llnwohliein befallen, jo daß er vom Fahrrad stürzte und besinnungslos jicgen blieb. 8 Staßfurt, 31. Juli. Nachdem erst am Freitag der Futterknecht Johann Neumann durch Hitzjchlag seinen Tod gefunden, erlag der auf der Ammoniak- jodafabrit erst seit drei Tagen beschäftigte Dachdecker Lodet den Folgen des H itzschl a g s. Der so ptötz lich Verstorbene hinterläßt eine Familie mit 6 Km dern in den gedrücktesten Verhältnissen. Ferner sind eine ganze Anzahl Personen bei ihrer Tätigkeit in der Sonnenglut ertrankt, so daß nur die schnelle ärztliche Hilfe, die ihnen zuteil wurde, sie vor schlimmen Folgen bewahren tonnte. n Alsleben, 31. Juli. Gestern ertrank beim Baden in der Saale der Zugführer Schützeoer Klein bahn Bebitz Aisteben. Die Leiche wuroc geborgen. Schütze hinterläßt eine Witwe mit 9 lleinen Kin dern, wovon das älteste erst 13 Jahre alt ist. 8 bndorf, 31. Juli. Beim Mähen auf dem Felde wurde der Zimmermann Schreinert von einem Hitz- jchlag getroffen, dem er erlag. * Freiberg, 1. August. Einem Hitzschlag c erlegen ist der 59 Jahre alte Schmelzer Euer. * Auerbach, 1. August. Der Geschirrführer Wenzel Kapper wurde gestern abend am Neubau der Real schule vom Httz schlage getroffen. Gegen 9 Uhr starb der Unglückliche. Feuersbrünste infolge üer Ditze. Finsterwalde, 31. Juli. In der Nähe von Gehra entstand ein Waldbrand, der immer noch wütet. Lis jetzt dehnt sich der Brand ungefähr acht bis zehn Kilometer aus. Die Finsterwalder Feuerwehr wurde am Abend im Sonderzug in das Brandgebiet befördert, kehrte aber nachts 1 Uhr unverrichteter Sache wieder zurück. Posen, 31. Juli. Jin Dorfe Konarzewo ver brannten drei Wirtschaften und viel Bich. Die Arbeiterin Wilde in Oberpritschen und der Maurer Grabowski in Bromberg erlagen einem Hitzschlag. Görlitz, 31. Juli. In Niederschlesien wüten mehrere große Waldbrnndc, vermutlich durch Funkenauswurf. Seit mehreren Stunden herrscht ein Waldbrand in« Neißetal bei Kloster Mariental auf dem Höhenufer. Durch Selbstentnindung von Braunkohle sind in Baarsdorf fOberlausik) dre« frechen Lächeln ansah, hätte Fred den Geleckten ohr- feigen mögen. Unter einein heißen Erröten — so reizend konnte die Holm aussehen? — sprach sie den Herrn, dem all mählich ein Licht auszugehen schien, an; sprach leise zu ihm, lange, eindringlich, und dann, nachdem er gedienert hatte, ein wenig wie der Kommis hintcrm Ladentisch, zwei- und dreimal, ging sie, mit einem stolzen Neigen des Hauptes. Als sie an dem Tisch vorüberkam, hinter dem Fred saß, die Augen über die Zeitung hinweg fest auf sie gerichtet, zögerte sie einen Moment: „Adieu, Herr von Ostheim!" „Adieu", sagte Fred mit raschem Aufspringen, griff aber wieder nach der Zeitung. Sic wandte noch einmal den Kopf und kehrte zurück „Ich brauche nicht vor Ihnen zu stehen wie die Ziege vor einem großmütigen Wolf: Lassen Sie mir das Leben. Es ist besser, wenn ich Ihnen die Geschichte erzähle", womit sie sich ohne Umstände an feinen Tisch setzte. „Ich hoffe, Sie sprechen mich frei von irgendwelchem persönlichen Interesse an der Be gegnung mit jenem Jüngling da", worauf sie herzlich in ihr Taschentuch hineinlachte. „Sie können lachen, Komtesse? So lachcn?" „Komtesse? Hat der alte Mann, mein Oberst, doch wieder geschwatzt? Nun — ich frage nichts danach, will überhaupt heute nach nichts fragen. Die Nähmaschine und ich, wir haben gearbeitet unter Volldampf, um dieses freien Tages halber. Ich will ihn genießen." „Und wohin gehen Sie zu dein Genuß?" „Ich hatte mir den Zoologischen zurechtgelegt, aber die melancholischen Großkatzen hintcrm Gitter machen mir Herzeleid. Ein paar kleine Hunde, die da, ohne Laß man den Grund herauszubringen vermag, auch hinter Traillcn sitzen, verfolgen mich nachher immer mit ihren traurigen Augen." „Die Spezies „Köter" erfreut sich Ihrer Sym pathie, wie ich sehe." „Aber, ich bitt« Sie! Ein einziger braver Hund ist mehr wert wie eine Stadt voll guter Bekannter, sagt jemand, den ich dafür streicheln möchte. Ich will nach der Gemäldegalerie gehen; sie muß jetzt gerade geöffnet sein. Adieu!" (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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