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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ^02 „Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. Irei Haus, bei Postbestellung IM RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten.und Post- katcn, unsere Austräger u. ... .. . Geschäftsstelle, nehmen zu jeder Zeit Bestellungen ent- Wochenblatt fUk WllsdrUff U. UMgegeNd gegen. Im Falle höherer Eewalt^Kriegod. sonstiger 2 — Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieserung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Rückporto beilicgl. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Vorge schriebene Erscheinungs- -- cvr /» tage und Platzvorschristew werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wllsdrusf Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.lOUHr. " "" Für die Richtigkeit der- durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch) Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannfchaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 58 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff Dresden Postscheck: Dresden Donnerstag, den 9. Mär?, 1933 Nolens Spiel mit dem Jener. Nun Hai Polen wieder einmal dafür gesorgt, daß das schon immer schwelende Feuer an der Weicknel zu einer Hellen Flamme cmporgeloderi ist. Uno wieder ist cs aus gerechnet das polnische Munitionslager aus derWesterplatteim Danziger Hafen, um das herum das Feuer aufbrannte. Auf den Tag genau, am 5. März, als vor zwölf Jahren der polnische Vertreter in Genf die ganze Streitfrage angeschnitten hatte, Hai man von Warschau die bisherige Militärwache auf der Westerplatte durch hundert Marinesoldaten — also nichl, wie es ursprünglich hieß, durch Polizei — verstärkt, ohne auch nur dem Oberkommissar des Völkerbundes in Danzig ein Sterbenswort davon zu sagen, geschlveige denn dem Danziger Senat als der Regierung des Freistaates. Drei Jahre hat der Völkerbund beraten und hat be raten lassen, wie die polnische Forderung nach einem Munitionsstapelplatz im Danziger Hafengebiet erfüll! werden konnte. Die bitterste Kritik an diesem Vorhaben ging von dem — damaligen Völkerbundkommissar selbst aus, den man wirklich nicht als deutsch- oder Dcknzig- freundlich bezeichnen kann und der während der Beratun gen in einer Denkschrift das richtige Wort fand, die pol nische Regierung würde sicherlich aus der Westerplatte kein Munitionslager anlegen, wenn der Danziger Hafen — zm Polnischen Republik gehören würde! Es gibt ja auch in der ganzen Welt keinen einzigen Handelshafen, in dem Munition ausgeladen geschweige denn aufbewahrt werden darf. Ursprünglich sollte Polen auch nur das Recht er halten, an einem isolierten und von der Stadt Danzig genügend weit entfernten Orte eine Niederlage für Munition eiuzurichten, die durch das Danziger Gebiei durchgeführt werden soll! Daraus ist aber ein Muni tionslager geworden, und Danzig durfte sich zur Hälfte — mit drei Millionen Gulden — an den Kosten der für die Errichtung des Munitionsdepots notwendigen Anlagen beteiligen. Das Groteskeste ist, daß das Depot aus gerechnet am Eingang des Danziger Hafens liegt und dieses damit bei einem Konflikt den Charakter einer — Mausefalle hat, die die Polen dann einfach zu schnappen lassen würden. Wenn vor einem Dutzend Jahren ein Stapelplatz für polnische Munition, die zur Durchfuhr durch den Freistaat bestimmt war, vielleicht noch einigen Sinn hatte, weil da mals Polen einen eigenen Seehafen noch nicht besaß, so ist das zu einem Unsinn oder vielmehr zu einer ganz anderen Zwecken dienenden feindlichen Maßnahme gegen Danzig geworden, seit die Polen in Gdingen über einen hochmodernen Hafen verfügen, dem sogar ein be sonderer Kriegshafen angegliedert ist und von dem seit langem ohne Danziger Gebiet zu berühren, eine Eisen bahn durch den Korridor in das Innere Polens führt. In Gdingen ist über See herantransportierte Munition auch bereits in Massen ausgeladen und nach Polen weiter geschickt worden. Warum also lagern mitten im Danziger Hafengebiet Tausende von Tonnen Munition und Spreng stosse? Weil dafür eine polnische Wachmannschaft not wendig ist, — und wer wird Polen daran verhindert' können, diese „Wachtruppe" immer mehr zu vergrößern'. Ausdrücklich zwar hat der Völkerbund verboten, daß in Danzig ein Militär- oder Marinestützpunkt errichtet werde, hat auch die damalige Forderung Polens ab gelehnt, den „militärischen Schutz" über Danzig, also die Besetzung des Freistaates zu übernehmen. Nun will man allmählich auf einem Umweg zu diesem Ziel kommen, und ehe der entwaffnete Danziger Freistaat oder gar Genf ec merkt, ist der polnische Militärstützpunkt dicht am Herzen des Danziger Gebietes geschaffen. Was allerdings in einigem Widerspruch mit der in Genf ausdauernd be ratenen Abrüstung stände und die an sich schon gefährlichen Spannungen an der Weichsel gefährlich vergrößeru Müßte! Aber Polen will ja mit dem Feuer spielen. Seit der in Genf mit auffallend betonter Herzlichkeit zustande gekommenen russisch-französischen An Näherung glaubt Polen gegen Danzig oder vielmehr gegen Deutschland den Rücken frei zu haben. Mit der Defensiv Politik Zaleskis hat sein Nachfolger im polnischen Außen Ministerium, Oberst Beck, längst Schluß gemacht. Die „Erklärung" der Warschauer Regierung über die so genannten Gründe dafür, daß sie die Wachtruppe auf der Westerplatte durch Marinesoldaten verstärkte, ist eine ganze Kette unerhörtester Beleidigungen des Völkerbund kommissars und der Danziger Regierung und kaum noch verhüllter Beschuldigungen an die Adresse der deutschen Regierung. In ihrer Gier, sich Danzigs zu bemächtigen, Und in ihrem Haß gegen alles Deutsche sieht die War schauer Regierung geradezu „weiße Mäuse". Soll mit dem Freistaat Danzig jetzt, da sich die Kleine Entente unter freundlichem Beifall Polens eng zusammen schloß gegen die „Gegner von Versailles und St. Germain" und da auch die Beziehungen zwischen Paris und Moskau sehr gut geworden sind, etwa dasselbe völkerrechtswidrige Spiel getrieben werden wie mit dem „autonomen Memel staat" oder mit Wilna? Sollen „vollendete Tatsachen" auch in und mit Danzig geschaffen werden? MWWDelst Weik empfiehlt die MslWg des sölhsislheii Landtages. Dresden. Der sächsische Ministerpräsident Schieck hat heute an den Landtag folgendes Schreiben gerichtet: Die Reichstagswahl vom 5. März 1933 Hal eine Ver schiebung der politischen Kräfte erwiesen, die, wenn Ruhe und Ordnung nichts auss schwerste gefährdet werden sol len, auch in der Landespolitil zum Ausdruck kommen musz. Ich habe mich davon überzeugt, daß das nur dadurch zu erreichen ist, dost alsbald eine Neuwahl des Landtages stattsindet. Ich darf Sie, sehr geehrter Herr Präsident, bitten, diefes Schreiben zur Kenntnis des Landtages zu bringen. Sicherem Vernehmen nach wird aus Grund dieser veränderten Sachlage die für heute nachmittag anberaumte Sitzung des Landtages nicht stattfinden. Zurzeit tagt noch der Äeltesten- Ausschust. * von Killinger, Polizei beauftragter in Sachsen Oie Polizeigewatt in Sachsen, Baden, Württem berg und Schaumburg-Lippe übernommen. Auf Grund der Notverordnung zum Schutze von Voll und Staat hat der R e i ch s m i n ist e r des Innern die polizeilichen Befugnisse in Schaumburg-Lippe, Baden, Württemberg und Sachsen über nommen. Zu Beauftragten des Reiches sind vom Reichs minister des Innern ernannt worden: für Schaumburg- Lippe: Beigeordneter Matthäi-Marl bet Reckling hausen: für Baden: badischer Landtagsabgeordnetcr Wagner; für Württemberg: Reichstagsabgeordneter vonJagow, bisher Eßlingen; für Sachsen: Reichstags- abgeordncter vonKillinger. v. Killinger nimmt seine Tätigkeit ans. Dresden. Der neuernante Reichskommissar für die säch sische Polizei, v. Killinger, hat heute vormittag im Ministerium des Innern seine Tätigkeit ausgenommen. Sie Mmedling Hitler-Schieck. Die amtliche Mitteilung. Amtlich wird aus Berlin mitgeteilt: „Der Reichs kanzler empfing den sächsischen Ministerpräsidenten Schieck, der in Begleitung des Gesandten Graf Holheudorfs und des sächsischen Ministerialdirektors Schettler erschienen war. Seitens der Reichskanzlei nahmen an der Bespre chung der Staatssekretär in der Reichskanzlei, Dr. Lam mers, und Dr. Mcerwald teil. Die Unterhaltung, in ner die Politische Lage besprochen wurde, verlief in jeder Hinsicht freundschaftlich." Allzuviel ist aus dieser Mitteilung nun freilich nicht zu ersehen. Das sächsische Volk erwartet aber mit Span nung eine Nachricht über die Lösung der Regieruugssrage. Zentrum verlangt Einziehung der Hakenlreuzfahneu. Görings Antwort an Joos. Der Zentrumsabgeordnete Joos hat aus Köln folgendes Telegramm an den Reichsminister Göring gerichtet: überwiegender Teil der Bevölkerung ist mii Hisfung von Hatenkreuzfahnen auf staatlichen und kommunalen Gebäuden durch Organe der National sozialistischen Partei unter keinen Umständen einverstan den. Zentrumspartei verlangt Anordnung der sofor tigen Einziehung und Durchführung der Anord nung unter Einsatz der für den Schutz aller Bürger be stimmten Polizei. Reichsminister Göring hat wie folgt geantwortet: Der überwiegende Teil der deutschen Bevölkerung hat sich am 5. März zur Hakenkreuzfahne bekannt. Ein verschwindend kleiner Teil der deutschen Bevölkerung stimmte für das Zentrum. Ich bin dafür verantwortlich, daß der Wille der Majorität des deutschen Polkes gewahrt wird, hingegen nicht die Wünsche einer Gruppe, die anscheinend die Zeichen der Zeit noch nicht verstanden hat. Aur seierWer Staatsakt in der Potsdamer Garnisonkirche. Michstagsvollsitzung im Berliner Krott-Theaier. Der R e i ch s k a n z l e r hat Mittwoch mit dem Neichs- tagspräsidenten Göring und dem Reichsminister des Innern Dr. Frick die G a r n i s o n k i r ch e in Pots - dam besucht, um sich über die Vorbereitungen für den an läßlich der Eröffnung des Reichstags dort stattsindcnden feierlichen Staatsakt mit den in Betracht kom menden kirchlichen und staatlichen Stellen zu besprechen. Als Vertreter der Kirche waren der Präsident des Evan gelischen Oberkirchenrats 0. Dr. Kapler und der Geistliche Vizepräsident 0. Burghart erschienen. Im Anschluß an den Besuch der Garnisonkirchc wurde derLange Stall in Potsdam, dann das Krollthcater in Berlin be sichtigt, die beide für die Vollsitzungen des Reichstages in die engere Wahl kamen. Die Entscheidung fiel zu gunsten des Krolltheaters, da der beschleunigte Zusammentritt des Reichstages dringend geboten ist und der Ausbau des Laugen Stalles einige Woche» bean spruchen und auch mit recht erheblichen Kosten verbunden wäre. Der Zusammentritt des Reichstages soll mög lichst beschleunigt werden. Begrüßungsansprache Hindenburgs. Die üblichen Eröffn ungsgottesdienste wer den für den evangelischen Teil in der Nikolaikirche, für den katholische» Teil i» der Katholischen Stadtpfarrkirche in Potsdam stattfinden. An dem Eröffnungsgottesdienst in der Nikolaikirche wird der Herr Reichspräsident teilnehmen. Nach Beendigung der Gottesdienste ziehen die Teilnehmer in geschlossenen Zügen unter dem Ge« läute aller Glocke» Potsdam in die Garnisonkirche. Dort findet ein Staatsakt statt. Der Herr Reichs präsident wird eine Begrüßungsansprache halten und alsdann dem Herrn Reichskanzler das Wort zur Ab gabe der Regierungserklärung geben. Der Staatsakt wird von Kirchenmusik umrahmt sein. Reichstag am 24. März? Anschließend an den Staatsakt begibt sich der Herr Reichspräsident allein zur Gruft, wo er zwischen den Sär gen Friedrichs Wilhelms I. und Friedrich des Großen einen Lorbeerkranz niederliegt. Im Anschluß daran schreitet der Herr Reichspräsident vor der Kirche die Front der dort aufgestellten Ehrenkompagnie ab. Hieran schließt sich ein Vorbeimarsch der Ehrenkompagnie. Nach Abschluß der Feier in Potsdam begeben sich Reichsregierung und Abgeordnete zur Eröffnungssitzung nach Berlin in das Krolltheater. Es ist anzunehmen, daß die Eröffnung voraus« s i ch tl i ch a m 21. M ä rz stattfinden wird. Verschärfte Selämpsung der Zersetzung-' arbeit der KPD. Ein Polizeierlatz Görings. Der Kommissar des Reiches für das preußische Innen ministerium, Reichs Minister Göring, hat einen Runderlaß an alle Polizeibehörden gerichtet, in dem es heißt: Erfolge einzelner Polizeibeamter und kraftvoll durch geführte Maßnahmen einzelner Polizeibehörden haben gezeigt, was bei voller Hingabe und Anspannung aller Kräfte zur Bekämpfung illegaler kommunisti- fcherZersetzungsarbeit erreicht werden kann. Es kommt in nächster Zeit darauf an, bewußt die stellenweise noch vorhandene Lauheitzu beseitigen. Vor allem mutz selbständiger Entschluß, Umsicht und Zähigkeit des einzelnen Polizeibeamten bei der Verfolgung von Spuren bis zur Aufklärung die verdiente Anerken nung finden. Diese soll sich nicht nur in der öffentlichen Belobi gung in Tagesbefehlen und Nachrichtenblättern mit Aufnahme in die Personalakten erschöpfen. In geeigneten Fällen sind dienstfreie Tage außer der Reihe, Sonderurlaub, Geldbelohnungen, bevor zugte Einberufung zu Beförderungslehrgängen und in besonderen Fällen, z. B. wenn eine erhebliche Lebensgefahr vorlag, auch Beförderungen außer der Reihe, die ich mir im einzelnen Falle Vorbehalte, angebracht.