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Wöchentlich erschein«! drei Nunnncrn. Pränumeration» Preis 22j Sildergr. (Z Thlr.) vierect^ährlich, g Ldtr. sur da» ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der PreuSischkN Monarchie. Magazin für die Pränumerationen wetten von icter Buehhandlung sin Berlin bei Brit u. (5 v m o.. Iagcrilraße Nr. Tb), so wie von allen König!. Pog Acimern, angenommen. ^iterntur des Auslandes. .W' 17. Berlin, Donnerstag den 8. Februar 1844. Nord-Amerika. Die Religion in den Bereinigten Staaten.") Der Verfasser dieses Werks, Herr Baird, ist ein Geistlicher der prcs. byterianischen Kirche in Amerika, der, wie man aus seiner Vorrede erfährt, „Europa in der Absicht besuchte, gewisse religiöse und philanthropische Zwecke zu verfolgen, welche ihn schon seit sieben Jahren hier zurückgchalten haben. Während dieser Zeit wurde er veranlaßt, den größten Theil des Kontinents zu durchreisen und zu wiederholten Malen in England und Schottland zu ver weilen, aus welchem letzteren Königreiche seine Väter vor zwei Jahrhunderten durch Glaubens-Verfolgungen genöthigt wurden, nach der neuen Welt auS- zuwandern." Bei der Herausgabe seines Buchs wurde er von dem Wunsche geleitet, das europäische Publikum nicht nur mit der Geschichte der verschie denen religiösen Körperschaften Nord-Amerika s, ihrem Geiste, ihren Bestre bungen und ihren Aussichten, sondern auch mit dem Wachsthum der Kultur und dem geistigen Fortschritt des Landes im Allgemeinen bekannt zu machen. DaS ganze Werk ist in acht Hauptstücke eingetheilt. DaS erste enthält einige vorläufige Bemerkungen, um solche Leser, die mit der Geschichte und den geselligen Zuständen Amerika s weniger vertraut find, in den Stand zu setzen, dos Nachfolgende gehörig zu würdigen. Das zweite behandelt die ursprüng liche Kolonisiruug des Landes, welches jetzt die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika bildet — den religiösen Charakter der ersten europäischen An siedler, ihre Institutionen und kirchlichen Verhältnisse zur Zeit der Revolution r >776. Das dritte schildert die Veränderungen, die in Folge dieses Er eignisses stattfaudcn, den Einfluß derselben auf die Nation, den Charakter der Civil-Verwaltung des Freistaats unv ihre Rückwirkung aus die religiösen Angelegenheiten. In dem vierten Hauptstück befindet sich eine Auseinander setzung des sogenannten vnlmusr) demzufolge jede Rcligionssekte durch die freiwilligen Beiträge ihrer Mitglieder unterhalten wird. Das fünfte beschäftigt sich mit der Kirchen-Disziplin, dem cigenthümlichen Cha rakter der geistlichen Beredsamkeit und den Kuvivul.-i. DaS sechste und siebente schildern die gegenwärtige Stellung der verschiedenen Kirchen, die besonderen Lehrsätze einer jeden, ihre Geschichte und wahrscheinlichen Aussichten, und das achte handelt endlich von den Missionairen und dcni MissionSwcsen. Schon aus dieser Uebcrsicht geht die Mannigfaltigkeit hervor, die das Werk des Herrn Baird auszeichnet; es umfaßt in der That eine allerdings aus einem etwas beschränkten Gesichtspunkt betrachtete Geschichte der moralischen und religiösen Bildung des nordamerikanischen Freistaats. Die Ansiedlung der westlichen Hemisphäre, die Entstehung einer civilisirtcn Gesellschaft in jenen unermeßlichen Wüsteneien, bildet eines der merkwürdigsten Phänomene der neueren Geschichte, und die strengen Tugenden der britischen Puritaner, die zuerst, das Schwert in der einen, die Bibel in der anderen Hand, auf dem Felsen von Plymouth landeten, haben dem ganzen Staateuverbandc einen Stempel ausgcdrückt, der ihn auf eine cigenthümliche Weise charaktcrisirt und den man bei der Beurtheilnng seiner Zustände nie aus den Augen verlieren darf. Jene Auswanderer haben ihren Nachkommen einen Geist der Ent sagung, der Ausdauer und der Entschlossenheit mitgctheilt, der unumgänglich nöthig war, um die physische» und moralischen Hindernisse zu überwinden, die ihnen bei der Kolonifirung eines so unermeßlichen, von kriegerischen Volks- stämmcn bewohnten Landes entgegcnstandcn. Dieser Geist hat sic von den Ufern des atlantischen Meeres bis jenseits der großen Binnenseen und des Mississippi-Stroms begleitet, und das Bild, das unser Verfasser von einem einzelnen Emigranten entwirft, kann mit geringen Abweichungen auf die Tausende angewendet werden, die jährlich ihre Schritte nach den Gefilden dcS westlichen Eldorado's lenken. „Sobald Einer nach dem Westen zieht, kaust er ein Stück Land, baut sich ein Haus und widmet sich dem Lichten und der Bebauung des WalblandcS. Binnen kurzem hat er die Wildniß in eine ssuriu verwandelt; seine Familie wächst aus, und er theilt das Land unter seine Söhne, wenn genug für einen 2-den da jst — wo nicht, so erhalten sie die nöthigen Geldmittel, um sich anderes z» kaufen. Einige von ihnen bleiben aus der von dem Vater geerbten Scholle zurück: diejenigen, welche die Abwechselung lieben und noch unver heiratet sind, veräußern ihren Antheil und begeben sich nach dem sogenannten Gränzlande — p. h. den westlichen Staaten, wo »och unbesetzte, dem Kon greß gehörige Ländereien fpubsic Inmlü) zu Kaufe sind. Hier wählt sich der Ankömmling so viel Land, wie cS ihm seine Finanzen gestatten, läßt sich von ') kollgiou in Me UuNoü ijUUeü ot .4mor!ca. kv tho Kev. ködere kiürU. dem Laud-Bürenu des Distrikts die Bcfitztitcl aushändigcn und geht dann ans Werk, sich eine neue Heimat zu schaffen. Dieses geschieht in der Regel während des Frühjahrs. Nachdem er eine Stelle ausgesucht, die ihm zu seiner Wohnung passend scheint, und die sich gewöhnlich in der Nähe einer Quelle oder eines Brunnens befindet, eilt er, die Bekanntschaft seiner Nach barn zu machen, die in dem Umkreise von einigen Meilen zerstreut sind. Zum Dau seines Hauses wird ein Tag festgesetzt, an welchem sich die Nach barn versammeln und dem neuen Ansiedler so energische Hülse leisten, daß sie vor Abend eine Baumstamm-Hütte errichtet und vielleicht mit Schindeln ge deckt, so wie die Luken oder Oeffnungcn für Thürcn, Fenster und Rauchfang, angebracht haben. Der benachbarte Forst versorgt ihn mit rohen Brettern, aus welchen der Fußboden und die Thürcn seiner Hütte gebildet werden, worauf er zum Bau eines Rauchsangs schreitet. In diesen Beschäftigungen vergeht die nasse Jahreszeit, die ihn in den Feldarbeiten unterbricht, und nach einigen Wochen findet er seine neue Behausung schon in einem ziemlich komfortablen Zustande. Er benutzt die schöne Witterung, um etwa zehn bis zwölf Morgen Landes von dem Strauchwerk zu reinigen und die größere» Bäume auSzurottcn, zu welchem Zweck er sic ringsum cinkerbt, wodurch der Saft am Emporsteigcn verhindert wird; dann besäet cr die Strecke mit indianischem Korn oder Mais, wie man cS in Europa nennt, wozu cr leicht einen Pflug, eine Egge und eincn Spaten kaufen oder borgen kann. Erlaubt eS ihm seine Zeit, so umgiebt cr auch das Feld mit einem Psählerzaun. Sind endlich die Saaten so weil vorgerückt, daß sic von dcn Eichhörnchen, den Vögeln und dem üppig wuchernden Unkraut keinen ernstlichen Schaden zu befürchten haben, so schließt cr seine Hütte zu, übcrgiebt sie der Aufsicht eines vielleicht ein paar Meilen davon wohnenden Nachbars und kehrt nach den; Vaterhause zurück, das sich in einer Entscrnug von bk WO (engl.) Meilen lost auch weit mehr) befinde» mag. Dort verweilt cr bis zum Monat September, verhei ratet sich und bcgicbt sich vann mit seiner lungeii Fra», einen« Wagen mit zwei Pferden, der seine Habseligkeiten trägt, einigen Ochsen und Schafen, oder auch ohne dicsc, wenn es seine Umstände nicht zulaffcn, von neuem und dies mal auf Lebenszeit nach der Wildniß. Aus seincr Um angekommcn, säet er Weizen oder Roggen zwischen dem aufgeschossenen Mais, sammelt das letztere ein und trifft seine Vorbereitungen für dcn kommendcn Winter. Seine Frau nimmt an allen Sorge» Theil, die init diesem bescheidenen Anfänge verknüpft sind ; in arbeitsamer Häuslichkeit erzogen, strebt sie durch dcn Fleiß ihrer Hände der Nothwcndigkeit zuvorznkommen, ihr weniges baarcs Geld zu dem Kaufmann hinzutragcn, der in einem kleine», vielleicht einige Meilen weit ent fernten Dorschen einen Laden oder Star.; errichtet hat. Ein sparsames und mäßiges Leben bringt die Familie allmälig in eine bessere Lage. Die Baum stammhütte macht einer bequemeren hölzernen oder steinernen Wohnung Platz, die von wohlcingchegten Felder» und vollen Scheunen umgeben ist, während zahllose Roß-, Vieh-, Schaf- und Schwcinehcerdci« dcn steigenden Wohlstand der Eigcnthümcr an dcn Tag lcgen. Die Kinder wachsen auf und betreten entweder dieselbe Laufbahn oder widmen sich cincr anderen — dein Handel, der Heilkunde, der Theologie, der Rechtsgclchrsamkcit, je nachdem eS ihre Neigungen bestimmen." Auf diese, mit vieler Treue gezeichnete Skizze cincr wcstlichcn Nieder lassung folgt eine zweite, in der sie nach Verlauf von einigen Jahren darge- stcllt wird, wo schon eine bedeutende Anzahl Emigranten sich in der Gegend angesicdelt und den dichten Urwald gelichtet hat. „Nach und nach fängt inan an, die Spuren der Kultur wahrzunehmen. Ein WirthshauS und eine Schmiede bilden den Mittelpunkt dcS Dorfes, um dcn sich die Werkstätten eines Schnei ders, eines Schusters, eines Stellmachers und eines Hutfabrikantcn schaaren; auch mangclt es nicht an einem Sohne des Aeskulap, und ist die Gegend kränklich, so werden bald zwci bis drei seiner Mitbrüdcr mit ihm rivalifircn. Der Kaufmann eröffnet sein Waarenlager, und wenn die junge Stadt einige Aussicht hat, der Hauptort cincr ncucn Grafschaft °) zu werden, so eilt gewiß ein halb Dutzend angehender RechtSgclchrtcn herbei, um die Bevölkerung zu vermehren und auf Prozesse zu spckulircn. Ehe jedoch die aus dcn heterogensten Bestandtheilcn — aus Eingcborncn der älteren Staaten, Irländern, Schotten, Deutschen — zusammengesetzte Kolonie dicsen Punkt erreicht, wird gewiß Einer aus ihrer Mitte dcn Vorschlag thun, eine Kirche oder wenigstens ein Bethaus zu errichten. ES ist zehn gegen eins zn wetten, daß man unter ihnen eine oder mehrere andächtige Frauen oder gottesfürchtige Männer mit ihren Familicn ') Tic Btnrkc, in welche die amerikanischen Staaten elnarthki» und, dtiken sonder darcr Weise noch innnir Grafschaften tconnUc«), obgleich dort natürlich von Grasen keine Rede fern kann.