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DK „Weißerltz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg.» zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfa. Gnzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz-IkitW. Amtsblatt Inserate» welche vtt da» bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden^ «erden mit 10 Pfg. dia Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, un revaltionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Umishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Päul Ithne in Dippoldiswalde. Nr. 66. Von der „granllv Nation!" Die gesummte Kulturwelt blickt gewiß nicht ohne Bewunderung auf die Pariser Weltausstellung, welche ja unstreitig einen glänzenden Beweis von der reichen Finanzkraft und der großen Tüchtigkeit der französischen Industrie, Technik, Kunst und Wissenschaft liefert, und in Anbetracht des Umstandes, daß in dieser Hinsicht die Franzosen ihren alten Ruhm gewahrt haben, darf und muß man auch von ihnen als von einer großen Nation reden. Sobald sich aber die französische Nation auf das Gebiet der auswärtigen Politik begiebt, so verschwindet an ihr alle? Größe; blinde Leidenschaft, vertragswidrige Haltung, kindische Verdächtigung, ja Ausbrüche von einer Art spezifisch französischer natio naler Raserei treten da an die Stelle der ruhigen Ueberlegung und der gerechten Beurtheilung der Dinge, und die »Aranäe Nation" nimmt sich in solchen Fällen natürlich sehr klein aus. In einem solchen Zustande total verkehrter und ungerechter Beurtheilung der Dinge und toller Wuthausbrüche hat sich die französische Nation wieder einmal während des Besuches des Königs Humbert von Italien in Deutschland befunden, und als dann gar das Gerücht durch die Zeitungen ging, daß König Humbert über Straßburg zurückreisen und dort vielleicht zu seiner Ehre eine Truppenparade statt finden werde, da kochte und brodelte es förmlich vor Wuth in den Köpfen der Franzosen. Da sollte die Reise des Königs von Italien in Begleitung des deutschen Kaisers nach Straßburg ein raffinirter Ver such des Fürsten Bismarck sein, die französische, so glänzende Weltausstellung zu schädigen und Schrecken in den Besuchern der Welt-Ausstellung zu erregen. Bismarck und Crispi sollten den König' Humbert über redet haben, die „schändliche Thal" zu begehen, deren Zeuge Straßburg sein sollte. Wenn nun auch der König von Italien nicht nach Straßburg gekommen sei, so habe er und seine Minister sich doch schon da durch schmählich an Frankreich, welches allein die italienische Einheit gegründet habe, vergangen, daß überhaupt die Absicht beim König von Italien be standen habe, nach Straßburg zu kommen und an der Seite des deutschen Kaisers die gewaltsame Annexion Straßburgs zu bestätigen. In dieser an blinde Raserei streifenden Beurtheilung eines angeblichen Besuches des Königs von Italien in Straßburg gefallen sich fast sämmtliche französische Blätter und diese Thatsache ist ein sehr schlechtes Zeichen für die Gesundung der Franzosen von ihrem krankhaften Größenwahns und die wirkliche Befestigung dauernd guter Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich. Es wird da durch sehr deutlich gezeigt, daß die Franzosen in ihren Herzen den Frankfurter Vertrag, welcher Elsaß-Loth- ringen zu deutschen Ländern und Straßburg zu einer deutschen Stadt machte, noch immer nicht anerkennen, eS wird ferner dadurch bewiesen, daß die französische öffentliche Meinung schon durch ein bloßes Gerücht von einem bevorstehenden Ereignisse, welches nach allen völkerrechtlichen Begriffen den Franzosen gar nichts anging, in eine gefährliche Erregung gebracht werden kann, und eS wild endlich dadurch bestätigt, daß die Franzosen nach wie vor mit ungerechtem Maße messen. Wie wäre es wohl den Franzosen vorgekommen, wenn der König von Italien anstatt über Straßburg, wohin er gar nicht gekommen ist, über Savoyen und Nizza, welche Provinzen die Franzosen vor kaum zwanzig Jahren den Italienern abgenommen haben, hätte zurückreisen wollen?! Da hätte der Aerger der Fran zosen wohl einen ganz anderen Beweggrund gehabt, da hätten sie sich bei ihren eigenen Annexionen an der Nase zupfen können. Nun ja, man kennt die »erancko Nation!" Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 3. Juni. Am Sonnabend hielt im Gewerbeoerein vor einer durch Damen verstärkten Dienstag, den 4. Juni 1889. Zuhörerschaft Herr Schuldirektor Engelmann den an gekündigten Vortrag, in welchem derselbe einen ge drängten Ueberblick über die Geschichte des Fürsten hauses Wettin von seinem ersten Auftreten bis zu unserer Zeit gab. Es sei, bemerkte einleitend der Redner, nicht bloß der lange Zeitraum von 800 Jahren, der zur Mitfeier des bevorstehenden Festes auffordere, sondern vor Allem die Empfindung aufrichtigster Dank barkeit des Sachsenvolkes gegen sein Fürstenhaus, die bei der Jubelfeier nach Ausdruck strebe, und daß man zu derselben durch die segensreiche Thätigkeit des Hauses Wettin vollen Grund habe. Dies nachzuweisen war der Zweck des !*/-stündigen Vortrags, der von der Zuhörerschaft mit Beifall ausgenommen wurde und dem wir wünschen, daß er seines Zweckes, die Fest freude zu begründen und anzuregen, nicht verfehlt haben möge. — Auf vielfach ausgesprochenen Wunsch hat das Komitee für die Wettin - Feier das von Herrn vr. Artur Pollack hier verfaßte Festspiel in Druck legen lassen und ist dasselbe bei den Herren Kaufleuten H. A. Lincke und Wilhelm Dreßler hier für 20 Pfg. zu haben. — Durch Verleihung von Anerkennungsurkunden feiten des evangelisch-lutherischen Landeskonsistoriums für Treue und Gewissenhaftigkeit bei Verwaltung kirch licher Ehrenämter und Funktionen wurden neuerdings u. A. Gutsauszügler Friedrich Gottlieb Hänel in Hartmannsdorf ausgezeichnet. Die Urkunde wurde durch den Ortspfarrer in feierlicher Weise ausgehändigt. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Mai dss. Js. 591 Einzahlungen im Betrage von 52,58l M. 79 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 327 Rückzahlungen im Betrage von 61,327 Mark 14 Pf. — Sparmarken ü 5 Pf. sind 400 Stück verkauft worden. Schmiedeberg. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat Mai in 48 Posten 3412 M. 62 Pf. ein gelegt, dagegen in 26 Posten 3241 M. 12 Pf. zurück gezahlt, überhaupt 3454 M. 62 Pf. eingenommen und 4556 M. 12 Pf. ausgegeben. Rabenau. Bei der Sparkasse zu Rabenau wurden im Monat Mai des Jahres 1889 212 Ein zahlungen im Betrage von 11,772 M. 7 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 63 Rückzahlungen im Betrage von 6734 M. 90 Pf. — Sparmarken ü 10 Pf. wurden im Monat Mai 60 Stück verkauft. Dresden. Die Rückkehr des Königs und der Königin von Ems bez. von Brüssel nach Dresden wird am 5. Juni erfolgen. — König Albert hat mit Genugthuung von der baldigen Beendigung der im Königreiche Sachsen vor gekommenen Arbeitseinstellungen der Bergarbeiter Kenntniß genommen und den Herrn Staatsminister des Innern beauftragt, allen denjenigen Beamten, welche zu dieser Beilegung der Streitigkeiten beige tragen haben, insbesondere den Vorständen der Kreis hauptmannschaften und der Amtshauptmannschaften die allerhöchste Befriedigung zu erkennen zu geben. — Seit 31. Mai sind die Verkehrsstörungen der Eisenbahnlinie Dresden-Riesa behoben und kann diese Strecke wieder zweigleisig befahren werden. — Vom kgl. Schöffengericht in Dresden wurde am 31. Mai der oft vorbestrafte Handarbeiter Gott lob Leberecht Uhlig aus Dippoldiswalde wegen Be leidigung von Mitgliedern der bewaffneten Macht zu einer vierwöchentlichen Gefängnißstrafe verurtheilt. Freiberg. Von dem kgl. Landgerichte wurden am 31. Mai der 16 jährige Dienstknecht Emil Paul Gietzelt aus Dippoldiswalde, zuletzt in Reinholdshain, wegen Entwendung einer Cylinderuhr im Werthe von 15 Mark und Unzuchtsverbrechen aus 242, 176,3 des Slr.-G.-B. zu 6 Wochen Gefängniß und der Fa brikarbeiter Ernst Wilhelm Fuhrmann aus Dippol diswalde wegen versuchten Sittlichkeitsverbrechens aus 55. Jahrgang. 88 176,3, 43 des Str.-G.-B. zu 2 Monaten Gefäng niß verurtheilt. — St. Elmsfeuer, diese seltene elektrische Licht erscheinung konnte man am letzten Mai Abends gegen V,1I Uhr hier beobachten. Auf hiesigem Bahnhofe bis in die Nähe von Oederan waren sämmtliche Signal masten, Laternen mit fußhohen - lanzenspitzenamgen Flammen besetzt. Das prächtige. Vielen unerklärliche Bild dauerte bis Nachts gegen 12 Uhr. Crimmitschau. Hier hat der Rath im Hinblick auf die einen großen Theil der Bewohnerschaft so schwer schädigenden Folgen der schrecklichen Hochfluth vom 20. Mai beschlossen, die geplante Feier zum Wettiner Jubiläum erheblich einzuschränken und derselben mög lichst jedes öffentliche Gepräge zu benehmen; dahin gegen wurde eine öffentliche Speisung von 200 Armen ins Auge gefaßt. Plauen i. B. Die vier ersten Gruppen des ge schichtlichen Festzuges bei dem 12. mitteldeutschen Bun- desschießen in hiesiger Stadt bringen nach den Zeichnungen des Malers Schenk in Halle Bilder aus der Geschichte unserer engeren Heimath, dem Vogt lande, zur Darstellung. Die erste Gruppe veranschau licht die Einwanderung der Sorben ins Vogtland. In der zweiten Gruppe erscheint der Graf Adalbert von Everstein (Anfang des 12. Jahrhunderts) in höchst charakteristischer Weise. Dieser war bekanntlich der Erbauer der Johanniskirche und des alten Schlosse-. Die dritte Gruppe versinnbildlicht einen Einzug des Vogtes Heinrich von Weida in seine Stadt Plauen (erste Hälfte des 13. Jahrhunderts). Die vierte Gruppe schließt sich ebenfalls an eine historische Thatsache an, nämlich an die Anwesenheit Kaiser Karls IV. im Vogt lands 1356 und steht mit dem Charakter des Festes insofern in engster Beziehung, als durch sie eine Jagd szene dargestellt werden soll. Die Gruppe bringt näm lich die Heimkehr Kaiser Karls IV. von einem Jagd zuge vors Auge. Meißen. Die Obsternte wird auch in hiesiger Gegend nicht die Hoffnungen erfüllen, welche man an die reiche Baumblüthe kniipfte. Auf Pflaumen- und Aepfelbäumen hat sich in Folge des heißen WetterS der letzten Wochen das Ungeziefer derart entwickelt, daß man viele Bäume sieht, deren Laub vollständig abgesressen oder umsponnen ist. Die Birnbäume zeigen zumeist wenig Ansatz. Die grünen Kirschen fallen massenhaft ab, namentlich auf den Höhen. Der Wein stock bietet noch Hoffnung auf eine gute Ernte; denn allgemein ist man mit dem Ansatz zufrieden, wenn auch hier das Ungeziefer einen Strich durch die Rech nung macht. Bereits zeigt sich die „Weinmotte" in ziemlicher Zahl; in einem Weinberge wurden an einem Abende mehr als 100 Stück gefangen. Auch die Nuß bäume versprechen guten Ertrag, zeigen ein gesundes Aeußere und haben viel Früchte angesetzt. — Ein Knabe fand dieser Tage zu Niederfähre an der Brücke ein Buch, beachtete es aber weiter nicht, sondern stieß es mit dem Fuße in die Elbe; ein an derer Knabe fischte es aber wieder heraus und über gab es seinem Vater, wobei sich herausstellte, daß das Buch ein Spareinlagenbuch für den Bohnitzscher Verein in der Höhe von 6000 Mark war. Ein Tapezier meister aus Dresden hatte es dort verloren. Wurzen. Die Maurerlehrlinge Friedrich Wilhelm Lehmann und Wilhelm Richard Schneider zankten sich am 29. Mai während der Arbeit mit dem Maurer lehrling Karl Emil Max Kupfer hier. Der Letztere soll dabei die Ersteren geschl-gen haben. Um sich nun an Kupfer zu rächen, lauerten Lehmann und Schneider demselben auf dem Badergraben auf. Lehmann ver setzte, als Kupfer an sie herankam, diesem mit der Faust einen so wuchtigen Schlag auf den Unterleib, daß derselbe todt zusammenbrach. Die durch'vr. wsä. Wessels vorgenommenen Wiederbelebungsversuche wa ren Erfolglos. Der Leichnam Kupfers wurde nach der