Volltext Seite (XML)
Dieser Blatt Wird dm Lesern von Dresden «wd Um-eblw- am Tage vorher bereit- als Abend-Ausgabe zugestellt, wahrend er die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugrgebllhn «», d«> j»«iinali«er tiuttaiun, d»rcb mikor p»Un >,»,,»« «rd »«»»»«. a» S»»». und Rom,,« »nr «tnma» »Mt. »0Ps. dur» auswüriiitNom miNiontin , Mt du » Mt »o «, «et »mmliUurr Suftrlluna durch die «o»>M».i»dneBe1«llüeid,. imSluL land mit »nlivrechendem Zuichlasr. N ochdrnck aller Artikel». Ori,inal> Mittetiunaen nur mit deutlicher Luelienauaabei.Dredd.Nachr.'l «ulöMi StochtrOuliche Honorar, anivrüche bieiden u«briückii<t»>it: «mverianite Manulkrivi« wndcn nickt auidewabn. Aelearamm-Sdrett«: Nachricht»« »resv««. Nr. 288. . König Georg f. TAIkAn. Verhandlungen. L8LG Nerlag von Hiepict, L Reichcrvdt. Neueste Drahtberichte, Hofnacknichten. Kirchciwisitotioiwn, Haupigeschworcne, Gerichts- Ruisisch-japaiuscher Krieg. I. Sinfonie-Konzert der König!. Kapelle. Berliner Leben. Mreigen-casif. dlnnadnn von d»vttt»diani',aen «li- «ochniilmas » IIIi , Gol! n»d Aeiertau» nur Rarieumor- " von r, d!» '/.rill» I'roir-o^ -niid ittür (cv, u bilden '.v LIu ^In. rp. Liunnuitt am >ilc -r. ,. cri Icile t.>- L>«,. a,L bmaeiandl :c,Ie V,.I> ,z» diumaikr» nach Sa»»- imt gelkrlagr» üvaüi«.' Äuo eil« na P,a a„> Lrwa»>eii>' »o Pia. Ltyanme 3»ile am Lertieiic »>:!> als Linaemndt WBi«. NnowarUue A»i- trL,« nur ««n 'L-murvc^r-una. illricabluNer wr.oe» »Ni i^i Li». berechnei. Hcrilivrcckanichlu»: «MI I Ar. U und Nr. 2i»»L Lonntag, 16. Oktober ir-64. G?0 Aonig Georg z Dresden, den 15. Oktober. Seine Majestät König Georg ist heilte morgen 2 Uhr 2s Min. verschieden. Ein Unstern scheint über Sachsens Land und Königshaus zu walten, der herbes Weh und Leid und schwere Schicksalsschläge aus eine kurze Zeitspanne zusauimendrängt. Wenig über zwei Jahre sind vergangen, seit sich die Pforten der Dresdner Königsgrust für König Albert den Unvergeß lichen geöffnet hiben, vor wenigen Monaten erst wurde ein Mitglied des Königshauses in der Blute der Jahre zu Grabe getragen, und schon wieder ertönen die dninpsen Klange der Tvtenglocken, die ein fröstelndes Erschauern durch die Seele jagen. König Georg, der Nachfolger König Alberto, ist nicht mehr. Heim tückische Krankheit, die schon seit langem den greisen Herrscher ans hundert Hinterhalten angnfs und seine Kraft brach, hat ihn aufs Totenbett gestreckt. Doch nicht allein die Macht der Krankheit ist cs gewesen, die den König aus den Reihen der Lebenden gerissen hat — schwer, unsag bar schwer hat der nun verewigte Herrscher in der kurzen Spanne Zeit seiner Regierung an beklagenswerten Vorfällen in seiner Familie wie an der ungünstigen Konstellation der innerpolitischen und wirtschaftlichen Verhältnisse unseres Vaterlandes zu tragen gehabt. Die schweren seelischen Erschütterungen ini Verein mit dem körperlichen Uebcl haben das Zerstörungswerk des Todes vollendet. So ruht denn nun der könig liche Dulder von allen Schmerzen ans und sein Volk steht bekümmert und erschüttert ob all dem Schweren, das es in der letzten Zeit hat erleben müssen, abermals an der Bahre seines Monarchen. Ein Dulder war der verewigte König, der am 8. August dieses Jahres sein 72. Lebensjahr vollendet hat. in Wahrheit: denn Schmerz ans Schmerz hat in seinem Leben das Schicksal auf ihn gehäuft. Oftmals ist der Allherrschcr Tod über die königliche Schwelle geschritten und hat den Heimgegangenen seine Bitternis fühlen lassen Am tiefsten wurde sein Herz verwundet, als ihm der unerbittliche Schnitter die inniggeliebte Gefährtin, seine königliche Gemahlin, von der Seite riß: und noch einmal ging ein scharfer Schrei durch seine Seele, als der blühende Sohn in jähem Sturze sein hoffnungsvolles Leben verlor. Dann kam der Tod des königlichen Bruders mit seinen ergreifenden Eindrücken und zahllosen Erregungen und zuletzt das Allerschwerste, die Trennung der Frau Krön Prinzessin von ihrer Familie. Im heldenmütigen Ringen mit dem erbar mungslosen Schicksal, das sich mit bleierner Schwere aus ihn und sein Haus gelegt hatte, erlahmte die königliche Kraft und der Tod schloß die. müden Augen eines Herrschers, dessen Lebensgang ein lcidcnsbollcr den größten Teil des Weges hindurch gewesen ist. Tie Umstände und Verhältnisse, unter denen König Georg das Scepter ergriff, waren angesichts der außerordentlichen Volkstümlichkeit, die Am 8. August IM. im Todesiahre unseres Altmeisters Goethe, wurde Prinz John»» und seiner Gemahlin Amalia im WasserpaloiS zu Pillnitz, ihrem LieblingSaiisenthalte. als fünftes Kind der dritte Sohn geboren. Bereits am 9. August, nachmittags 4 Uhr. erfolgte in der Schloßkapelle durch den Bischof Ignaz Bernhard Mauermann die Taufe, in welcher der neugeborene Prinz den Hauvtnamen Georg erhielt, den Namen jenes allgeheiligten ritterlichen Streiters, des JrühlingSheldcn der heidnisch christlichen Sage, der den Lindwurm, den Winter und alles Lebens- und Gotteswidrige besiegt und unter seine Füße tritt. Wie im Namen des erste» Sohnes Albert kam auch im Namen Georg Prinz Johanns von ihm selbst so oft und gern betonte Vorliebe für den militärischen Geist, für Rikterlichteit und Tapferkeit, für den Soldatenstand zum Ausdruck, und mit väterlichem Stolze erfüllte es ihn, das! beide Söhne 1866 und 1870/71 der Welt bewiesen, da« sie ihrer Namen wert waren, bah Soldatenblut in den Adern der Aldertiner des 19. Jahrhunderts fließe, wie einst in Albrecht den» Brrherzten. .des Reiches gewaltigem Marfchall und Bannermeister-. und Johann Georg l ll.. dem sächsischen MarS. der sich vor Kober und Reich und Europa so rühmlich bei der Ent setzung des von den Türken belagerten Wiens auSzeichnete. Unter den Paten des Prinzen Georg befand sich Erzherzog Karl, der Sieger von Aspern, der zuerst den Glauben an die Unbesiegbarkeit Napoleons I. erschütterte. Die Kinderjahre verflossen sür Prinz Albert und Georg und ihre übrigen Geschwister fast in bürgerlicher Einfachheit, im Winter im Eckpalais am Taschenberge, während des Frühjahrs und Sommer» im bescheidenen Herrenhause im freund lichen Jahnishausen bei Riesa, im Wasserpalais zu Pillnitz und auf der alten Burg Weesen stein im Müglitztal«. Aus dem weiteren Familienkreise verstanden der Onkel König Friedrich August II. und vor allem die älteste Tante Prinzessin Amalia. die talentvolle Oprrn- komponistin und treffliche Lustsvieldichterin. sich einen besonders nachhaltigen Einfluß und eine dankbare Erinnerung zu sichern. Eine mächtig nacbhallende Resonanz in dem kunslsreundlichen und kunstübenden Fürstenhause fand die große Dresdner Kunstzrtt, in der Ludwig Richter, Eduard Bendemann. Julius Schnorr v. Carolsfeld. Ernst Rietschel. Gottfried Semper. Ludwig Tieck, Carl Gottlied Reissig«, Emil Devrient, Joseph AloyS Tichatschrk nebeneinander stand«,. König Albert besessen hatte, vielfach mit unwägbaren Schwierigkeiten durchsetzt. Daß König Georg aber diese Hemmnisse der Lage mit weit blickendem Verständnis abzuschätzen und richtig zu würdigen wußte, geht aus dem Erlasse hervor, den er unmittelvar nach seinem Mgierungs- antritt an sein Volk richtete und in dem es hieß: „Zagend ergreife ich die Zügel der Regierung denn eines solchen Fürsten Nachfolger zu sein, ist schwer; zagend, aber auch mit festem Vertrauen aus Gottes Beistand und die Liebe meiner Sachsen, denen ich gelobe, immer im Sinne und Geiste meines verewigten Bruders meines Amtes zu walten, so bin ich auch der festen Zuversicht, daß mein Volk, das mich ja kennt, die Liebe, die es dem theuren Entschlafenen gewidmet hat. auch auf mich übertragen wird." Tie damals ausgesprochene Zuversicht hat König Georg nicht getäuscht. Ter Ehrerbietung, die ihn beim Antritt seiner Regierung in allen patriotischen Kreisen Sachsens empfing und die in der langjährigen Beobachtung seiner mustergültigen Pflichttreue, seines ganzen arbeitsamen und tadellosen Lebenswandels wurzelte, folgte bald ein liebevolles Vertrauen, und als vollends das sächsische Volk von der feierlichen Versicherung des Monarchen, daß die evangelische Kirche es unter seiner Regierung genau so haben solle wie unter König Albert, Kunde erhielt, da war auch der letzte Bann gebrochen und König Georg hatte den Weg zum Herzen seines Volkes gefunden. Und noch ein Ruhmesblatt der Regierung König Georgs sei nicht vergessen: Er hat es in der kurzen Spanne Zeit, die ihm aus dem Throne beschicden, in musterhafter Weise verstanden, seine in langjähriger. Pflichttreuer Arbeit gesammelten Erfahrungen auf finanziellem Gebiete in die Tat umznsctzen, und hat die Genugtuung. Sachsen in besseren finanziellen Verhältnissen zurückzulassen, als er es am Anfänge seiner Regierung gesunden. An der Bahre dieses Königs, dem das Leben so wenig Blüten gestreut hat, steht heute das sächsische Volk, und jedes Sachscnherz erbebt unter dem Leiden, das des verewigten. Herrschers Erbteil war. König Friedrich August ist vom Schicksal unter schwierigen Verhältnissen berufen, das Erbe seiner Ahnen anzutreten. Möge es ihm vergönnt sein, nach den Vorbildern seines ruhmreichen Oheims und seines erhabenen Vaters, unter Mitbilse treuer und wahrer Berater das Wohl des Staates zu fördern und zu festigen. Das sächsische Volt wird cs an nichts fehlen lassen, um dem Nachfolger König Georgs zu helfen, die trüben Tage, die über Sachsen hcrcingebrochcn sind, zu übcrstehcn und einer glücklichen Zukunft zuzustreben. Aus dem Kreise der meist von weiblichen .Händen geleiieien Kleinkindrrerziehung trat Prinz Georg mit seinem um IV» Jahr alteren Bruder Ernst lgcb, den 5- April 1831. s 12- Mai I847> 1839 heraus. Sie wurden min der Oberleitung des bewährten Erziehers ihres älteren Bruders Albert, des Gchcimratek Tr, v, Langenn. eines überzeugten Protestanten und streng konservativen Mannes, anvcrlrant. der feste sittliche Grundsätze, wissenschaftlichen Sinn und im besonderen Freude an der Lektüre und dem Studium von Lebensbeschreibungen großer Männer in seinen Zöglingen zu erwecken verstand. Heber Prinz Georg schrieb v, Langenn 1810: „Er sehnt sich nicht sehr nach der Außenwelt, er bildet sich eine Welt für sich. In Gesellschaft mit anderen Kindern ist er heiter, wohl mitunter sehr heiler: aber es treten sofort auch Augenblicke ein, wo er sich selbst aus »Hintere» Kreisen obsondert.... Ie inehr der Prinz zum Besonderen neigt, je weniger gern er sich den Blicken der Menschen oussetzt, desto mehr wird seine Phantasiewelt in ihm sich glänzend entfalten, desto unangenehmer wird es ihm sein, diese Phantasiewelt durch die wirkliche Welt zerstört zu sehen. Die Phantasie soll die Dinge verschönern, sie soll das Rauhe mildern, sie soll uns kombinieren Helsen, sic soll uns daher heiter und froh machen, aber sie soll uns nicht mit hohlen Bildern erfüllen: sie soll einen Horizont haben, ' Nun. diese lebhafte sinnige Phantasietätigkeit des geistig so früh zeitig entwickelten Prinzen, der schon beim Besuche der Großmutter Königin Caroline von Bauern in Teplitz 1835 so allgemein onfsiel. beeinflußte die Innigkeit seines religiösen Empfindens, förderte seine» Kunstsinn und seine Kunslsreude und verleugnete sich auch später nicht in der gelegentlich hervortrctrnden schmerzlichen Empfindung, nicht frei von den Fesseln der fürstlichen Standrspflichte» als unabhängiger Privatmann sich, den Seinen und seinen Idealen leben zu können. Akademisches Stndium. Militärdienst, Jagd, eigene Vermögens- Verwaltung und die Beteiligung an Staatsgeschaste» sorgten später für de» Ausgleich und sür die Harmonie der Grsamtentwlcklung zu einer geschlossenen Persönlichkeit, sür das Gleich gewicht von Kops. Her; und Hand. Als 17jähriger hochgemuter Jüngling trat Prinz Georg im Herbste 1819 aus der Obbut der Eltern und aus dem Kreise der Familie in das freie akademische Leben der am 18. Oktober 1818 gestifteten rheinischen Hochschule Bonn ein. Prinz Johann begründete gelegentlich