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Amts- ilckAWgMt für den ötjirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung NbouneMenI viertelj. 1 M. 50 Pf. «inschließl. de» .Illustr. UnterhaltungSbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen« blasen' in der Expeditton, bei anseren Boten sowie bei allen ReichSvostanftalten. Trlrgr.-Ldrrffr: Amtsblatt. «erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn« und Feiertage für den fol« genden Tag. Ins ertionsp reiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf Fernsprecher Ur. 218 Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. ! —7 57. Jahrgang. Mittwoch, den 9. Februar LSI» Ja dem Koukiirsversahreu über das Vermögen deS Bäckermeister- klrvl» LtoksrSt in Hund-Hübel soll mit Genehmigung des Konkursgerichtes die Schlußverteilung erfolgen. Hierzu sind aus schließlich etwaiger Sparkassenzinsen verfügbar: 172 Mk. 83 Pfg. Von diesem Betrage sind die Kosten deS Verfahrens zu kürzen. Der Rest ist auf 10406 Mk. 41 Pfg. nichlbeoorrechtigte Forderungen zu verteilen. Bevorrechtigte Forderungen sind nicht vorhanden. Eibenstock, den 8. Februar 1910. Ortsrichter Konkursverwalter. Besserung am Balkan. Die Zeiten, wo auf dem Balkan das plötzliche Los gehen eines Flintenschusses genügte, um folgenschwere Krisen herbeizuführen, scheinen für immer vorbei zu sein. Schon mehr wie einmal hat in den letzten Jah ren die Situation auf des Messers Schneide gestanden, aber immer wieder war es der Intervention der Mäch te gelungen, weitergehende folgenschwere Verwicklungen zu vermeiden, und den Brand im Entstehen zu löschen. Auch jetzt schien man am Vorabend ernster Ereignisse sich zu befinden, die Kretasrage hatte sich aufs schärfste zugespitzt. Die Einberufung der griechischen National versammlung war anscheinend dazu bestimmt, einen fol genschweren Beschluß hinsichtlich der Stellung Kretas zu Griechenland herbeizuführen. Dem gegenüber traf man in Konstantinopel begreiflicherweise alle Vorbe reitungen, weil man einen derartigen Streich unmög lich ruhig hinnehmen konnte. Diese Rüstung wurde an fänglich vielfach falsch ausgefaßt, man glaubte, daß sie gegen Bulgarien gerichtet war, p>o wegen der kriegs gerichtlichen Aburteilung mehrerer Bulgaren in Sa loniki unter der Bevölkerung große Erregung herrschte. Es wurde sehr bald klar, daß die türkischen Maßnahmen nur gegen Griechenland gerichtet waren und dieses entschiedene Auftreten hat wohl seine Wirkung nicht verfehlt. Gleichzeitig ließen die Mächte nichts unver sucht, um in Athen zur Vernunft zu mahnen und al lem Anschein nach hat man wohl durchblicken lassen, daß Griechenland bei einem eventuellen Konflikt nichts zu erwarten hätte, sondern nur bedeutend verlieren und seine Ansprüche auf Kreta vielleicht für immer aufge ben könne. Die Einberufung der Nationalversammlung wurde auf Ende d. I. verschoben, um in der Zwischenzeit die Gemüter zu beruhigen und dafür Vorsorge zu treffen, daß keine übereilten Beschlüsse gefaßt würden. Gleich zeitig erschien auch der griechische Gesandte in Konstan tinopel beim Großwezir, um zu versichern, daß seine Regierung von den freundschaftlichsten Gefühlen für die Türkei beseelt sei. Die Krise scheint also für den Au genblick beschworen zu sein, in der Hauptsache infolge der energischen Intervention der Mächte, welche den Kretern eine eindringliche Warnung zukommen ließen, die griechische Nationalversammlung etwa zu beschicken. Insbesondere drohte man, sofort Truppen der Schutz mächte landen zu lassen, um alle erforderlichen Maß nahmen zu treffen, damit der Standpunkt der Mächte respektiert würde. Bei diesem Schritt hatte man loya ler Weise nicht verfehlt, auch Deutschland und Oeste- reich-Uugarn in Kenntnis zu setzen. Man will eben jetzt alles vermeiden, was zu Reibungen irgend welcher Na tur führen könnte, allseitig herrscht das Friedens bedürfnis vor. Den besten Beweis hierfür bildet die im Wege befindliche Annäherung zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn, nachdem der serbische Konflikt eine der schwersten Verstimmungen im Gefolge hatte, die in den letzten Jahren zu verzeichnen waren. Von heute auf morgen wird diese Annäherung freilich nicht voll zogen sein, die Gegensätze sind noch immer groß, je denfalls kann man aber mit Genugtuung konstatieren, daß allem Anschein nach auf beiden Seiten die Neigung zu einer Verständigung vorherrsch:, weil man sich sagt, daß eine Fortdauer derarriger Differenzen doch eines Tages zu neuen und schweren Verwicklungen führen könnte. Die zu offiziösen Kundgebungen vielfach be nutzte „Wiener Politische Korrespondenz" bestätigt, daß aus beiden Seiten Geneigtheit zu einer Wiederannähe rung besteht; auch dürfte die Nachricht viel für sich haben, daß in absehbarer Zeit der Thronfolger Kranz Ferdinand sich nach Petersburg begebe, um so auch äu ßerlich die Besserung der beiderseitigen Beziehungen zu dokumentieren. Eine Verständigung beider Mächte, insbesondere eine Einigung über den Balkan, wäre ein in jeder Beziehung freudig zu begrüßendes Unter pfand für die Erhaltung des Weltfriedens. Tagesgeschichte. Tentschland. Der Kaiser besuchte am Montag den Reichs kanzler und nahm sodann im Berliner Schloß den Vor trag des Ehefs des Zivilkabinetts von Valentini ent gegen. — Am heutigen Dienstag findet im Berliner Schlosse der Fastnachtsball bei Hofe statt, womit die Hoffestlichkeiten dieser Saison ihr Ende erreicht haben. — Eine Verlobung der Prinzessin Vik toria Luise? Aus London wird berichtet, Prin zessin Viktoria Luise von Preußen werde der Köni gin Alexandra von England während dieses Frühjahrs oder Sommers einen Besuch rein privater Natur in Sandringham abstatten. Die Königin habe die Prin zessin, die ihr besonderer Liebling sei, vor einiger Zeit selbst eingeladen. Später würden Kaiser Wilhelm ll. und die Kaiserin zu einem offiziellen Besuch nach Eng land kommen, und dann würde zu ihren Ehren und um die junge Prinzessin gewissermaßen in die englische Ge sellschaft einzuführen, auch ein großer Hofball im Schlosse Windsor gegeben werden. Es gehen wieder Gerüchte, daß die Prinzessin Viktoria Luise dem Prin zen Arthur von Connaught als Gemahlin zugedacht sei. Fürst Bülow bleibt in Rom. Die un längst verbreitete Nächricht, Fürst Bülow werde nach Berlin reisen, um an dem Familientag derer von Bü low teilzunehmen, ist unrichtig. Fürst Bülow wird Rom in nächster Zeit nicht verlassen. Osterferien des Reichstages. Am 18. kommenden Monats geht der Reichstag in die Oster ferien, vor deren Antritt er den Etat erledigt haben soll. Die deutsch-amerikanischen Handels beziehungen. Die „Norddeutsche Allgemeine Zei tung" schreibt unterm 7. Februar: Das Gesetz betr. die Handelsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten von Amerika, das cher Reichstag am Sonnabend ohne Debatte in drei Lesungen angenommen hat, ist heute im „Reichsgesetzblatt" veröffentlicht worden. Im An schlüsse daran ist eine Bekanntmachung des Reichskanz lers erschienen, nach welcher der Bundesrat beschlos sen hat, daß auf die Erzeugnisse der Vereinigten Staa ten von Amerika vom 8. d. M. ab die in den geltenden Handelsverträgen zugestandenen Zollsätze auzpwenden sind. Es ist zu erwarten, daß heute auch der Präsident Taft eine Proklamation erläßt, welche den deutschen Erzeugnissen die Verzollung nach den Sätzen des ame rikanischen Minimaltarifs sichert. Der Handelsverkehr zwischen beiden Ländern wird sich somit bis aus wei teres aus der Grundlage vollziehen, daß sie sich gegen seitig autonom als meistbegünstigt behandeln. — Der deutsch-portugiesische Handels vertrag. Nachdem der deutsch-portugiesische Handels vertrag vom Reichstage genehmigt ist, steht, da die portugiesischen Kortes ihn schon früher angenommen haben, seiner Ratifikation nichts mehr im Wege. Sie dürfte denn auch bald vollzogen werden, und zwar der gestalt, daß die Ratifikationsurkunden in Berlin ausge tauscht werden. Nach dem Wortlaut des Vertrages wird er nach Ablauf von zwei Wochen nach dem Austausch der Ratifikationsurkunden in Kraft treten und während der acht folgenden Jahre in Kraft bleiben. Jedoch haben sich die vertragschließenden Teile das Recht Vorbehal ten, den Vertrag zwölf Monate vor Ablauf des fünften Jahres mit der Wirkung zu kündigen, daß er nach Ab lauf des fünften Jahres seine Geltung verliert. Wird von dieser Kündigungsmöglichkeit kein Gebrauch ge macht, so wird der neue Handelsvertrag bis zum Fe bruar des Jahres 1918 Geltung haben Die Mehrzahl der Tarifverträge, die Deutschland mit ausländischen Staaten abgeschlossen hat, lausen bekanntlich bis zum Ende des Jahres 1917. — Verlängerung des deutsch-schwedi schen Handelsvertrages. Zwischen den Regie rungen des Deutschen Reichs und Schwedens hat ein Notenwechsel stattgefunden, um eiue provisorische Ver längerung des deutsch-schwedischen Handelsvertrages herbeizuführen. Der zurzeit geltende Vertrag vom 8. Mai 1906 läuft mit Jahresschluß ab und erlischt auch ohne formelle Kündigung Die Verhandlungen über einen neuen Handelsvertrag werden zunächst dad.irch aufgehalten, daß Schweden nach berühmten Vorbil dern erst einen neuen Zolltarif einführen will, ehe es mit auswärtigen Staaten über den Abschluß von Handelsverträgen in Unterhandlung tritt. Die Er ledigung des Zolltarifs im schwedischen Reichstag wird sich voraussichtlich bis zur Mitte des laufenden Jahres hinziehen, so daß nicht genügend Zeit bleiben dürste, um die deutsch-schwedische Angelegenheit in Ruhe zu ordnen. Daher soll die Dauer des bisherigen Handelsvertrages noch um elf Monate verlängert wer den, um zu verhüten, daß zeitweilig ein vertragsloser Zustand Platz greift. Eine hierauf abzielende Verein barung, die durch den Notenaustausch bewirkt ist, wird dem Reichstage binnen kurzem zugehen. Deutschland und Marokko. Die höchst unerquicklichen handelspolitischen Beziehungen Deutsch lands zu Marokko werden noch sehr lange die öffent liche Meinung beschäftigen müssen, denn immer neue Klagen laufen von unseren Handelskammern über starke Benachteiligung Deutschlands bei dem Handelstag ein. So haben die Handelskammern von Hamburg, Leip zig, Nürnberg, Offenbach bestätigt, daß es für Deutsche unmöglich sei, sich an Lieferungen Won MiUlärausrüstungS- und Bekleidungsstücken für Marokko zu beteiligen. Sehr interessante Mitteilungen sind dem Handelstag von Leipzig aus gemacht worden, die in der Tat zeigen, daß der deutsche Kaufmann triftigen Grund hat, unzufrie den zu sein: Die Kammer schreibt: Insbesondere wird hier auch über die Kürze der Lieferzeiten geklagt, die z. B. bei den Lieferungen für die Polizeitruppen in Marokko derartig knapp angesetzt waren, daß es über Haupt unmöglich war, die Stoffe in der Zeit fertigzu stellen. Auffallenderweise aber hatten, kvie uns mitge teilt wird, die französischen Fabrikanten die benötigten Militärtuche aus Lager und erhielten infolgedessen die Lieferung zugespröchen. Wie es kam, daß die französi schen Fabrikanten die Tuche bereits vorrätig hatten, ver mag man uns nicht anzugeben, es wird vermutet, daß die französische Regierung ihrer Sache so sicher gewe sen ist, daß die Fabrikanten schon vor Ausschreibung der Lieferung die Tuche in Arbeit gegeben haben, so daß die Ware bereits fertig war, als Frankreich die Lie ferung zugesprochen erhielt. Weiterhin wird bemän gelt, daß in der Kommission, die derartige Orders zu erteilen hat, nur Franzosen sitzen und höchstens ein Deutscher, was ebenfalls schuld daran sei, daß die Deutschen bis jetzt bei den Ausschreibungen immer durch gefallen sind. — Die Leipziger Fabrikanten und die nach Marokko arbeitenden Firmen haben schon seit Jah ren versucht, eine Besserung der Verhältnisse zu er?- zielen, aber alle ihre nach Tanger und Berlin gerich teten Beschwerden hatten keinen Erfolg. Das sind doch sehr positive Angaben, auf die eine Antwort der Reichs regierung angebracht wäre. Eine Reichsaustalt für Luftschiff fahrt. Die nationalliberale Fraktion hat zum Etat des Reichsamt des Innern folgende Resolution einge bracht: „Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, die Gründung und Unterhaltung einer Reichsanstalt für Lnftschifsahrt und Flugtechnik in Friedrichshafen möglichst bald in die Wege zu leiten". Hochseeflotte. Unsere Hochseeflotte wird demnächst eine größere Uebungssahrt unternehmen, die insofern immerhin weitgehendes Interesse bean spruchen wird, als sich unsere beiden ersten Dread noughts „Nassau" und „Westfalen" daran beteiligen werden. Daran ist kein Zweifel mehr, daß die beiden Schiffe ganz vorzüglich gelungen sind; die Geschwindig keit ist größer als man erwartet hatte. So hat „West falen" auf der Probefahrt bei Neukrug eine mittlere Geschwindigkeit von 20,25 Knoten erzielt. Die Funken telegraphie hat vorzüglich funktioniert und bei unse rer Marine ist jetzt durch diese technischen Fortschritte ein Nachrichten Uebertragungsmittel überflüssig geworden, von dem man sich ja einst so unendlich viel versprochen hatte. Die Marine hat nämlich beschlossen, auf das Brieftaubenwcsen zu verzichten, im Landheer leisten die Brieftauben ja noch vorzügliche Dienste, aber auf dem Wasser hatten sie doch immerhin mit sehr großen Schwierigkeiten zu kämpfen Frankreich. Das neue französische Marinepro gramm wird einen Kredit von 1400 Millionen Frcs. erfordern, der sich auf 10 Jahre verteilt. England. Dasneue Unterhaus nimmt am Dienstag