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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath dajelbff. Freitag, den l. Februar 1867. 5. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von Lieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für Len Bierteljahrgang betrügt 10 Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaclion>, als auch tn der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Dank« angenommen, nach Befinden honortrt. Nedartinn Umschau. Bekanntlich hat sich der preußische Landtag Vorbehalten, über die Beschlüsse des Reichstags, soweit sie Preußen betreffen, nachträglich noch zu derathen. Cö ist nun die Frage aufgeworfen wor den, ob nicht den Landesvertretungen der übrigen zum norddeutschen Bunde gehörigen Landern das selbe Recht zustehe. Graf Hohenthal, der Friedens unterhändler zwischen Sachsen und Preußen, ist bestimmt dieser Ansicht und fürchtet, daß, im Falle Preußen verweigert, dieses Recht auf andere Staa ten, besonders auf Sachsen, auszudehnen, Sachsen zu einer bloßen Provinz des Bundes, unser König zu einer Art Oberpräsidenten herabsinken würde. In der ersten Kammer sprach er sich ziemlich scharf darüber aus: „Die Aufgabe ist, einen Bundesstaat herzustellen, mächtig nach außen, frei im Innern. Was über diese beiden Ziele hinausgeht, ist vom Uebel. Graf Bismarck selbst hat sich in einer seiner Reden vom Monat August in ähnlichem Sinne ausgesprochen. Ich kann mir daher nicht denken, daß man den Versuch unternehmen werde, einem Regenten, der eine Krone tragt, die Stellung eines erblichen Oberpräsidenten anwcisen zu wollen. Eine solche Verkümmerung des fürstlichen Ansehens in Sachsen würde eine Verkümmerung der monarchi schen Autorität überhaupt mit sich führen, welche -^nachteiligste Rückwirkung auf das Ansehen des Bundesoberhauptes selbst bleiben kann. Ich kann mir nicht denken, daß man ein König reich, welches eine vom Schicksal zwar nicht begün stigte, ja verhangnißvolle, aber ruhmreiche Geschichte hinter sich hat, zu der Provinz eines norddeutschen Reiches herabdrucken wolle, ein Königreich, welches in dem verflossenen Jahre Proben seiner Lebens fähigkeit abgelegt hat, wie, mit Ausnahme unseres großen und siegreichen Gegners, kein zweites in Deutschland. Unsre erhabene Dynastie, unsere tapfere Armee, unsere Behörden, von der Landes- commission bis zum letzten Gensdarme herab, ja die ganze Bevölkerung, wenn man von einem ver schwindenden Bruchthcil absieht, wetteiferten in patriotischer Pflichterfüllung." Sachsen würde auch ein freudiger Bundesgenosse sein, würde in Krieg und Frieden mehr leisten, wenn man ihm im In nern volle Freiheit ließe. Der Minister v. Nostitz- Wallwitz konnte keine bestimmte Zusicherung geben, weil die Verhandlungen über die Frage noch nicht abgeschlossen sind. — Am 24. Jan. Nachts legten sich die Schles wig-Holsteiner zum erstenmal als Preußen nieder. An diesem Lage wurden sie Preußen förm lich einverleibt, nachdem eine königliche Procla- mation sie an ein Wort Friedrich Wilhelm HI. er innert hatte: „Was Preußen gewonnen, hat Deutsch land gewonnen." — Den Werken des Friedens in Paris fehlt es nicht an dem memonlo mori. Alfred Krupp in Essen stellt mitten unter ihnen ein Riesengeschütz, einen Tausendpfünder aus Gußstahl aus, dessen Gewicht an tausend Lentner beträgt. Seit 14 Monaten wird an demselben Tag und Nacht ge arbeitet und eS kommt auf 130,000 Thlr. zu stehen. Möge eS zum Wächter der Arbeiten des Friedens und nicht zum Zerstörer werden! In den Werkstät ten Krupps scheint Vulkan selber mit seinen Cy- clopen zu hämmern; 2370 Gußstahlgcschütze sind bestellt, die meisten von Preußen und Rußland, je 100 von Sachsen und Belgien. Diese. Arbeiten vertreten ein Capital von fast 4 Mill. Thalern. — Napoleon hat den Franzosen ein Geschenk ge-