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Riesaer G Tageblatt ««d Auieiger MetlM »ad AsMgey. ,.„4.«°--« Tageblatt Riesa. Dresden 1580. Fernruf Str. SV. DaS Riesaer Tageblatt ist da- zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmannschast Girokaffe: Postfach Nr. VL Großenhain, deS Amtsgerichts und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa, deS Rates der Stadt Riesa, . Riesa Str. LL des Finanzamts Riesa und deS Hauptzollamts Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. 225. Sonnavenv, 24. September 1932, abends. 85. Aahrg. Das Riesaer Tageblatt erscheint jede« Tag abends '/.v Uhr mit Ausnahm« der Sonn- und Festtage. Bezugspreis, gegen Vorauszahlung, für emen Monat 2 Mark ohne Zustellgebühr, durch Postbezug NM. 2.14 einschl. Postgebühr (ohne ZustellungSgebllhr). Für den Fall deS Eintretens von Produklionsoerteuerungen, Erhöhungen der Löhn- und Materialienpreise behalten wir uns das Recht der Preis-, erhöhung und Nachsorderung vor. 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Verantwortlich sür Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa.. IMp «ollsn kslksn! Lukruk rur neuen Viintsrkilfs. Grweii Her MWWlWiM. Durch die rasche Entschlossenheit und den so selten ge wordenen Mut, mit dem die Negierung von Pnpen an den Aufbau ihres wirtschaftlichen Neformprogramms gegangen Ist, hat sie sich einen Vorsprung und psnchologische Aktiva verschafft, wie sie kaum eine ihrer Vorgängerinnen gehabt hat. Fast unversehens sand sich Deutschland im Besitz eines konstruktiven wirtschaftlichen Ausbauplanes, an dem zunächst die Großzügigkeit und relative Geschlossenheit der Konzep tion bestach. Inzwischen hat man Zeit gefunden, die Dinge zu durch denken; die Negierung andererseits mar gezwungen, von den großen Linien ihres Programms in die verschlungenen Pfade der konkreten planmäßigen Gestaltung vorzudringen und dabei hat sich ergeben, daß die Schwierigkeiten, mit denen deutsche Negierungen 3 Jahre lang gerungen haben, denn doch nicht in einem kühnen Anlauf zu bewältigen sind. Bei den Versuchen, das Papensche Wirtschaftsprogramm im einzelnen anszubauen, haben sich Sinnwidrigkeiten und Unmöglichkeiten ergeben, deren Ausschaltung im Nahmen dessen, was jetzt geschehen soll oder kann; unmöglich ist, deren Bestehen infolgedessen die Frage anfwirft: Ist die Regierung mit ihrem Programm insgesamt oder teilweise aus dem falschen Wege oder sieht sie selbst ihre Maßnahmen als vorläufig und — nach Maßgabe der Möglichkeiten — revisionsbedürftig an? Zwei Hauptkomplexe haben wachsende Beunruhigung geschaffen, eine Beunruhigung, die auch jetzt, angesichts der endgültigen Entscheidung über die Einzelheiten, nicht be seitigt ist: das Zinsproblem und das Kontingentproblem. Wie auch die endgültige Lösung des Zinsproblems aus sehen mag — inwieweit sie als wirklich endgültig oder doch als mehr oder minder befriedigend angesehen werden kann, ergibt sich allein schon aus der Tatsache, baß nicht weniger als vier verschiedene Zinssenkungspläne — mit gleicher Heftigkeit befehdet und befürwortet — zur Diskussion stan den: eine generelle Zinssenkung, eine generelle Zins senkung für die Landwirtschaft, ferner ein Umtausch land wirtschaftlicher Pfandbriefe in 4prozent!ge Pfandbriefe mit Reichsgarantie und Steuervorteilen, endlich Stundung aller Zinsen über 4 Prozent auf drei Jahre und Zuschlag der gestundeten Zinsen zum Kapital. Hier konnte nur ein Kompromiß, ein relativ kleinstes Uebel, das absolut noch groß genug ist, erreicht werden. Ob der Weg, den man ge gangen ist, ein Irrweg ist oder ein späteres Weiterschreiten zur Normalität ermöglicht, ist eine Frage der zukünftigen Entwicklung, die noch niemand überblicken kann. Ernster scheinen die Gefahren, die der Wirtschaftsent- wicklnng und gerade auch dem Ankurbclungsprogramm der Rcichsregieruug von der Seite der Kontingentspolitik her drohen. Hier liegt ein organischer Fehler vor, denn diese Kontingentierungspolitik ist das kontradiktorische Gegenteil von Privatwirtschaft, ist cs nicht nur theoretisch, sondern ist cs vor allen Dingen in seinen praktische» Auswirkungen, denn selbst wenn die erhofften Vorteile für einen Teil der deutschen Agrarwirtschaft sich daraus ergeben sollten, so müssen doch zwangsläufig die zu erwartenden und hier und da schon augedrohten Gegenmaßnahmen jene Vorteile mit telbar sehr bald wieder illusorisch machen. Die Gegenmaß nahmen des Auslandes werden sich natürlich aus die deutsche industrielle Ausfuhr beziehen. Wenn auch der Binnen markt der stärkste Abnehmer der deutschen Industrie war und bleibt, so schasst doch allein der Export die unerläß lichen zusätzlichen Einnahmen, die Deutschland zur Bedie nung seiner privaten auswärtigen Verpflichtungen braucht. Vermindern sich die Exportmöglichkeiten, so sinkt die Kauf kraft, deren guantitative Auswirkungen ans die deutschen Agrarprodnkte ohnedies schon beschränkt werden durch die von der Durchführung der Kontingentierungspolitik mit Sicherheit zu erwartenden Preiserhöhung für landwirt schaftliche Produkte. Ein gefährlicher, verhängnisvoller Kreislauf, wie man sieht, dessen nüchterne Betrachtung und logisches Zu-Endc- Denken unerbittlich zu der Einsicht führt, daß die Wirt schaftsberater der Negierung Papen nicht die geringste Ver anlassung haben, ihre Aufgabe mit dem jetzt geschaffenen Programm als bewältigt anzusehcn, -aß sie vielmehr schnell stens nach neuen Wegen suchen und vor allen Dingen den Mut finden müssen, von neuen Erkenntnissen rasch Gebrauch zu machen. I« MiUMelt WM »Is zeuge. Berlin. Die Ladung der Mitglieder des Reichs kabinetts, nämlich des Reichskanzlers, des Reichsinnen ministers, des Rcichsaußenministcrs und des Staatssekre tärs Planck, durch den Untersuchungsausschuß des Reichs tages für Dienstag 15 Uhr ist nunmehr beim Reichskabinett eingegangen. Das Kabinett hat beschlossen, daß die gelade nen Herren mit Ausnahme des in Genf weilenden Reichs außenministers dieser Zcngcnladnng Folge leisten, und zwar aus dem alleinigen Grunde, weil soviel entstellende und unrichtige Aussagen im Ausschuß erfolgt seien, daß eS dringend notwendig sei, den tatsächlichen Verlauf der Dinge vor der deutschen Nation klarzustellen. Im Übrigen bleibt cs bei der alten Auffassung der Nelchsrcgicruna daß die Mitglieder der Negierung im Sinne der politischen Vertretung erst dann in den Ausschüs sen wieder erscheinen werden, wenn sowohl der Reichstags präsident wie auch die Ausschüsse selbst sich aus den Stand punkt stellen, daß die in der letzten Reichstagssitzung erfolgte Abstimmung rechtsunwirksam sei, Ein neuer schwerer Winter steht vor der Tür. Mitfühlende Nächstenliebe, die aus freiem Willen hin gibt, was sic entbehren kann, vermag viel. Sie muß neben die Anstrengungen von Reich, Ländern und Gemeinden treten, um die Arbeitslosen und Arbeitsunfähigen vor der äußersten Not zu schützen. Daß diese Nächstenliebe noch lebendig ist, hat der vorige Winter bewiesen. Trotz der Verarmung unseres Volkes wurde mehr gegeben, als je zuvor, — dank der großen Opfer aller derer, denen cs ernst war mit dem Worte: wir vollen Hellen! War diese Hilfe auch bescheiden gegenüber der Not der Mil lionen, so hat sic doch in vielen Hunderttausenden den Mut gestärkt, in saft hossnnngsloser Lage auszuharrcn. Auch in diesem Winter muß und wird die Losung aller Deutschen, die guten Willens sind, lauten: wir «ollen Kellen! Im Namen aller Hilfsbedürftigen, im Namen aller offenen und verschwiegenen Not bitten die unterzeichneten Verbände: Helft weiter in opferbereiter Liebe! Helft von Mensch zu Mensch, soweit Ihr könnt! Helft aber auch durch Spenden an Lebensmitteln, Klei- dungo- und Wäschestücken, an Heizmaterialien und an Geld den in der Winterhilfe tätigen Organisationen, damit sie in gewissenhafter, geordneter Arbeit den Kamps gegen die Not weiter führen können! veMscke Ugs ller lrelen wokllskrtspllege: Eentral-Ausschutz sür die Innere Mission der deutschen evangelischen Kirche. — Deutscher Caritas-Verband. — Zentralwohlsahrtsftelle der deutschen Jugend. — Deutsches Rotes Kreuz. — Fünfter Wohlsahrtsverband. — Christliche Ar- oeiterhilfe. Simon bei Neurath Genf, 24. September. Der englische Außenminister Sir John Simon suchte Freitagabend den deutschen Außenminister Freiherr» von Neurath am Sih der deutschen Delegation im Larlton-Park- Hotel auf. Der Besuch dauerte nahezu zwei Stunden. Ueber den Inhalt der Besprechungen wird Stillschweigen gewahrt. Ueber die Unterredung wird von unterrichteter Seite mitgeteilt, daß in der zweistündigen Besprechung das ganze Abrüstungsproblem mit besonderer Beziehung auf die deutsche Gleichberechtigungssorderung durchgesprochen worden sei. Bestimmte Vorschläge seien von keiner Seite gemacht worden. Line Verabredung über die Fortsetzung der Besprechungen sei noch nicht getroffen worden. * * Genf. In internationalen Kreisen wurde am Frei tag abend viel bemerkt, daß Außenminister Simon bereits am ersten Tage der Ratstagung die Initiative ergriffen hat, um eine persönliche Unterredung mit dem deutschen Außenminister herbeizusühren. Simon begab sich um 1814 Uhr ins Hotel Carlton, den Sitz der deutschen Abordnung. Die Unterredung fand ohne Zeugen statt. Damit haben die allgemein mit Spannung erwarteten vertraulichen Bespre chungen zwischen Deutschland und den europäischen Haupt mächten begonnen. Man nimmt an, daß diese Bespre chungen bis zum Eintreffen Herriots am Montag eine ge wisse Klärung hcrbeisühren werden, so daß sie dann gemein sam zwischen den Vertretern Deutschlands, Frankreichs, Englands und Italiens fortgesetzt werden könnten. Ans deutscher Seite wird nochmals betont, daß nur die An erkennung der deutschen Gleichberechtigung Deutschland wieder an den Verhandlungstisch der Abrüstungskonferenz bringen könne. MW MMiW dmiiS m Mckz. Starker Widerstand gegen Henderson. * Genf. Das innere Büro der Abrüstungskonferenz, dem Henderson, Benesch, Politis und Drummond ange hören, trat am Freitag nachmittag zu einer vertraulichen Besprechung zusammen. Es wurde beschlossen, daß das Büro der Konferenz bereits am Montag nachmittag wieder zusammentrcten soll, da Henderson am Mittwoch nach Lon don verreist, um an der am Freitag beginnenden Tagung des Vollzugsausschusses der Arbeiterpartei tcilzunehmen. I In der Kreitagssitzung soll sich starker Widerstand gegen die s Reichspräsident und Reichsregierung schließen sich mit folgendem Geleitwort an: Trotz manchem Anzeichen einer Besserung der Wirt, schaftslage gilt cs dennoch wieder einen schweren Winter wirtschaftlicher Bedrängnis zu überstehen. Opfermut des Deutschen sür den Deutschen muß hier abermals ein starker Helfer sein. Auch in diesem Jahre ergeht daher der Ausruf zur Winterhilfe. Reichspräsident und NeichSregierung unterstützen ihn mit der dringenden Bitte an Alle, in Er, süllirng sittlicher und menschlicher Nächstenpslicht auch sür den kommenden Winter in der Liebestätigkeit nicht nachzu lassen. Wer diese Bitte erhört, lindert nicht nur die Not des Einzelnen, er dient auch dem Naterlande. Darum denkt an Deutschland und helft! Berlin, 24. September 1832. Der Reichspräsident: Für die Reichsregierung: von Hindenburg von Papen, Reichskanzler. kuck Ule 818Me Heiken mit WK. Ten Aurruf zur Winterhilfe der freien Wohl fahrtspflege haben außer Reichspräsident und Reichsregie- rnng auch die kommunalen L v i k e n v e r b ä n d e mit einem Geleitwort unterstützt. Tas Geleitwort ist unter zeichnet vom Deutschen Tlädterag, Deutschen Landkreis tag, Reichsstädtebund, Verband der Preußischen Provinzen und Deutschen Landgemeindetag. ES bat folgenden Wort laut: Tie Gemeinden und Gemeindererbände sind mit allen Kräften bemüht, die große allgemeine Not zu lindern. Aber ihre Mittel sind begrenzt. Hier mutz die freie Wohlfahrts pflege ergänzend eingreifen. Alle müssen in dem kommen den schweren Winter zusammenstehen. Tie Kommunen rich ten die dringende Bitte an alle, dis Helten können, zu ihrem Teile dazu beizutragen, daß den Volksgenossen, die in Not sind, über die schwere Zeit hinweggeholfen werden kann. Bestrebungen Hendersons geltend gemacht haben, die Gleich- bcrechtigungsfragc in einer öffentlichen Sitzung des Büros zu behandeln. Henderson beabsichtigt, seine Bemühungen, in Parallele mir den Versuchen des englischen Außen ministers in der Frage der Gleichberechtigung in direkten vertraulichen Aussprachen zu klären, weiter sortzuictzen. ?er RMachmMr nur lW Zeit in Heus. * Genf. Der Rcichsaußenminister beabsichtigt, zu nächst nur kürzere Zeit in Gens zu bleiben. Sollte während seiner Anwesenheit die allgemein erwartete Besprechung über die Gleichberecbtignngsfrage zu keinem Erfolg führen, so wird man ans deutscher Seite ruhig den weiteren Verlauf der Abrüstungsvcrhandlnngcn abwarten. Für die deutsche Regierung besteht nicht die geringste Veranlassung, in die ser Frage in irgendeiner Richtung der Gegenseite entgegen- zukommen. W die LeilW MWMliWg. Ossener Bries Coudenhoves an Herriot. * Berlin. Ter Präsident der zur Zeit in Basel tagen, den paueuropäischen Union hat an den französischen Minister präsidenten Herriot einen offenen Bries folgenden Inhalts gerichtet: „Soeben lese ich in den Zeitungen ihre ablehnende Erklärung über die deutsche Gleichberechtigung. Da Sie die Freundlichkeit hatten, das Ehrenpräsidium des Europa kongresses zu übernehmen, den ich nach Basel einbcrusen hatte, suhle ich mich zur Vermeidung jedes Mißverständ nisses veranlaßt, die Unvereinbarkeit meiner Aussassung von europäischer Gemeinschaft mit Ihrer Erklärung: „Nein, niemals, nicht" zum Ausdruck zu bringen. Ich bin im Gegenteil zutiefst davon überzeugt, daß nichts die deutschen Gefühle der Enttäuschung und des Hasses mehr zu steigern vermag, als die Aufrechterhaltung der Ungleichheit, unter der die nationale Ehre dieser großen cnropäischen Nation leidet; der gleichen Nation, deren Genies Goethe und Beet hoven Sie so beredt gehuldigt haben. Denn das natür liche Ehrgefühl wird sich stets als stärker erweisen, als alle politischen Vorteile, die zugunsten einer deutsch-französischen Zusammenarbeit sprechen. Darum wird jede europäische Versöhnung unmöglich, solange sich Frankreich dem elemen taren Grundsatz der Gleichberechtigung widersetzt." Coudeuhove redet dann einem europäischen Pakt gegen seitiger Hilfeleistung und obligatorischer Lchicdsbarkeit einer gemeinsamen Luftflotte, einem Militärbündnis und einem intercuropäi'cheu Generalstab, dem die Kontrolle sämtlicher europäischer Rüstungen obliege, das Wort. MUM M Sie SkM MWkWW UM MWO VMll M Vie M llils Wem SMWll.