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Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißeritz-Ieitung. Preis pr« Quartal 10 Rgr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, Frauenstein nnd Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Die am letzten Sonnabend hier abgehaltene General-Versammlung der Actionäre des Steinkohlenwerkes Golberode-Dippoldiswalde war sehr zahlreich besucht, da in denselben 721 Actien mit 229 Stimmen durch 130 Anwesende vertreten waren. Ueber die in der Versammlung gefaßten Beschlüsse werden wir in der nächsten Nr. d. Bl. berichten. Altenberg, 2. Septbr. Heute hielt Herr Pfarr- vicar Christian Samuel Kleinpaul hier seine Probe predigt als DiaconuS und verfolgte (nach einem von Herrn Cantor Benke mit dem hiesigen Sängerver ein aufgeführten gelungenen Männergesange) nach Luc. 9, 57. ff. in längerer wohldurchdachter Predigt das Thema: „Vor welchen Klippen der Täuschung haben wir uns bei der Nachfolge Christi in Acht zu nehmen?" a. vor falschen Hoffnungen, b. vor falschen Verbindlich keiten und e. vor falschen Besorgnissen. Er catechisirte dann mit Gewandtheit über 1. Cor. 7, 24. mit der erwachsenen männlichen nnd weiblichen Jugend, die sich leider, namentlich letztere, in geringer Zahl eingefunden hatte. Hierbei kann nicht unerwähnt bleiben, daß man wohl hätte erwarten dürfen, daß die vor zwei Jahren von den Herren Kirchenvisitatoren geschehenen dring lichen Ansprachen einen bessern Erfolg erzielt hätten, da sich bei den Katechismusprüfungen in der letzten Zeit nur zwei und drei junge Leute einfanden. — An die Probepredigt knüpfte Herr Ephorus!VI. v. Zobel seine Vorstellungsrede, verbreitete sich über die wahre Nachfolge Christi und führte dieselbe der ganzen Kirch fahrt, wie den am Altarplatze versammelten Vertretern der Gemeinden zu Altenberg und Hirschsprung zu Ge- müthe, überreichte auch hieraus, nachdem vom Herrn k. Oehler der Lebenslaus des Herrn Designaten vor gelesen war, mit Segenswünschen dem Letzteren die Vocation. — Freitag Abend zog abermals ein mit einzelnen Schloßen begleitetes Gewitter über unsere Berge; auch gestern nnd heute regnete es anhaltend, und eben thürmen sich wieder Gewitterwolken auf. Leipzig. Ueber das Hagelwetter, welches am 27. August die Stadt Leipzig und Umgegend heimsnchte, gehen noch immer Berichte ein, die ein haarsträubendes Bild von diesem Unwetter geben. Die Schloßen, die anfangs in der Größe von Haselnüssen fielen, nahmen bald die Größe von Tanbeneiern, Hühnereiern, ja faust großen Klumpen an. Dächer und Schornsteine wurden zerschlagen, man rechnet gegen 66000 zerschlagene Fenster scheiben, von Bäumen schlug der Hagel ganze Aeste herunter; Pferde, die sich im Freien befanden, wurden blutig geschlagen und gingen in wilder Verwirrung mit dem Wagen durch. Glaser, Dach- und Schieferdecker werden sehr gesucht und theuer bezahlt, so auch die Dachziegel, von denen eine sonst 5 Thlr. kostende Fuhre mit 20 Thlrn. bezahlt wird. Deutschland. In Dresden haben in den letzten Tagen des August die deutschen Ingenieure nnd in Berlin die deutschen Juristen, über 600 an der Zahl, getagt. In Cöln wurde von der dortigen Schützen gesellschaft ein großes Schützenfest abgehalten, zu welchem die Schützenvereine aller deutschen Brüderstamme ein geladen waren. Den Hauptpreis bildet das Schloß Schützenburg, das sich über Ehrenbreitenstein erhebt, mit Weinberg, Garten und Jagdrecht, im Werthe von 36,000 Thlrn. Wien. Die „Oesterr. Zeit." sagt, daß laut ihr direct zugckommener Mittheilungen aus War sch au das Gerücht von einer bevorstehenden Zusammenkunft des Kaisers von Rußland mit dem Kaiser von Oester reich und dem Prinzregenten von Preußen an Ge wißheit gewinne, und würden in Warschau bereits Vor bereitungen getroffen. Zum neuen Entwurf des GewerbegeseHes. Um die Jnnungsgenossen aus die, in dem er schienenen neuen Entwurf des Gewerbesetzes auSge^- sprochene „Gewerbefreiheit" vorzubereiten, wollen wir die Rede eines alten Obermeisters, des Weber Rewitzer in Chemnitz, die er im vorigen Sommer in Frankfurt a. M. bei dem Kongresse deutscher Volks- wirthe gehalten hat, mittheilen. Sie lautet: „Geehrte Herren! Ich muß zur Verständigung voraus schicken, daß ich ein Handwerker bin und zwar einer jener kleinen Handwerker, für die man hier so warm in die Schranken tritt. Man fürchtet, wenn man die Gewerbefreiheit cinführe, so werde der kleine Handwerker zu Grunde gehen. Wer sich ein treues Bild von der Sache machen will, muß sich zuerst fragen, in welcher Lage der kleine Handwerker sich gegenwärtig befindet. Klammern Sie sich nicht an Ausnahmen, nicht an jene kleinen Städte, die einen kleinen, aber wohlhabenden Handwerkerstand haben. An der Allgemeinheit steht der Handwerker schon da, wohin die Herren fürchten, daß er mit der Gewerbefreiheit kom men werde. Es handelt sich nicht mehr darum, dem Handwerker Rechte zu nehmen, — diese eristiren nicht mehr — sondern es handelt sich darum, ihm die Freiheit zu geben, deren er so sehr bedarf. Wenn der Handwerker früher mit dem Theile des Hand werkes, den ihm die Zunft zuwies, sich redlich ernähren und viel leicht einen bescheidenen Wohlstand sich schaffen konnte, io ist das jetzt noch mehr der Fall. Die Großindustrie, verbunden mit dem Kapital und der Wissenschaft, hat seinen ganzen Rechtsboden durchlöchert; denn auch andere nicht zünftige Menschen betreiben sein Gewerbe und wissen cs besser und rationeller zu betreiben. Viele unserer Handwerker sind deshalb auch schon ihrem Schick-