Volltext Seite (XML)
Uitmmer 271 — 27. Jahrgang »r>ch»«m ->mi» wScheni:. «ti den «llulk. »ratttbettagen .D>» »«>,» »nd .Mr nil««re netnen Leute', sowie den rerlbetla-e» ,«>. r>inn».BIatt'. .llnterdaltun,, und Wissen'. .Die We» der strm' .NerUUckier Raigeder' Da» rn>>e Buch' .Mmrund- jAau'. MoinUIicher Be,ua»vrei» » Mt. «Inlckl. Beliellneld. k>»,einummer I» 4. Sonnabend, u. Eonniaannmmer itv Z. Hauvil»r»»eit«r: De. <0. De»c,«,k. Dresden. LächMe Mittwoch, den 28. November 1928 Weelag-or», Dresden rinzeigexveetlei Die Melvallene PeUleeile »<» 4 samNien- an,eigen ». Ttcllenaeluche »NZ. Die PetttreNainezeile. Mmm breti. l ^ Mr An,eigen ankerhalb de» Verbre»ung»aebiete» 4N 4 die PetiireNamezeile > .!««>,. Osserlengeb.se» 4 Im gall« höherer lkiewal« erlischt sed» Bervslichtuna mit Lieferung sowie Erfüllung d. A»,eigen. Austrügen u. Leistung i>. Schadenersatz, «e'chüstlicher Teil 4trt»r Len,. Dresden chelchästsstell«. Droit u. Verlag! «errnanta. A^G. «ür Verlag und Drult»rei.fftliale Dre»den. Dre»den-A. l. volterstratzel?. Nernrnlsims. Postlchecklonto Dresden MS. Nanffon'a Stadtban» Dresden Nr 0171" Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen >volk»,rttung DreSden-Altstadi 1 Polterstraste >7. aernrnt 2M1> und »IM2. Jas Verechligungswesen Vorschläge und praktische Wege. Von Oberst a. D. Dr. Bornemann. Immer lauter hallt in der Öffentlichkeit der Schrei nach der Reform des heutigen Verechtigungswesens. Man hört ihn von Zeit zu Zeit aus der Presse fast aller Par teien. An den Stellen, die sich dienstlich mit dem Be- rechtigungswesen befassen müssen, ist die Unhaltbarkeit des heutigen Zustandes deutlich erkannt. Für die Annahme aber, daß nun tatkräftig eine Beseitigung der Auswüchse i» Angriff genommen würde, finden wir leider keinerlei bestätigende Anzeichen. Wirtschaft und Behörden steigern die Anforderungen an die Vorbildung ihrer Anwärter immer weiter. Man mutz sich zuerst Rechenschaft geben nicht bloß über die Nachteile, sondern auch über die tatsächlichen Vorteile -es üeutigen Berechtigungswesens; denn auch diese sind greifbar. Erst dann kann man nach Wegen suchen, die die Vorteile wahren und den Nachteilen wehren. Wenn heute die Vorbildungsanforderungen für die Annahme eines An wärters auf allen Gebieten immer höher geschraubt wer den, (die „Germania" erzählt in Nr. 538 davon, daß gar eine Schuhmacherinnung das Abitur für ihre Lehrlinge ge fordert habe), so hat das zunächst unzweifelhaft den Nach teil, daß eine große Zahl von Laufbahnen allen denen dauernd verschlossen bleiben oder verschlossen werden, die sich nicht in jugendlichem Alter die erforderlichen allge meinen Kenntnisse (denn nur um diesen Zweig der Bildung handelt es sich) haben aneignen können. Um dieser Gefahr vorzubeugen, suchen möglichst viele Eltern ihre Kinder den höheren Schulen zuzuführen. Diesen werden dadurch manche für sie ungeeignete Persönlichkeiten für die ganze Schulzeit aufgebürdet; das Niveau der höheren Schule, ja selbst das der Universität, wird ge fährdet; zahlreichen Schülern aber werden An sprüche fürs spätere Leben erweckt, die sich aus anderen Gründen aller Art nicht verwirklichen lassen. In manchen tüchtigen Persönlichkeiten, die aus irgendwelchen Gründen die vorgeschriebene Vsrechtigungsprüfnng nicht haben ab- legen können, entsteht leicht ein dauerndes Gefühl der Bitterkeit darüber, daß trotz aller tönenden Worte die Tüch tigen bei uns noch immer nicht freie Bahn haben. Neidisch sieht man aufs Ausland, z. B. auf die Vereinigten Staaten, in denen der Aufstieg dem wirklich Tüchtigen viel leichter gemacht wird. Die inneren Neibungsslächen in unserem Volke werden durch das Berech tigungswesen vergrößert. Aber auch die An stellungsstellen selbst leiden letzten Endes dabei durch die außerordentliche Schwierigkeit, sonst hervorragend tüchtigen und bewährten Persönlichkeiten bei unzureichender Vor bildung den Aufstieg zu einflußreichen oder gar leitenden Stellen zu öffnen. Sie müssen auf manche besonders vor- wärtstreibenoe Kraft verzichten. Der Zutritt frischen Blutes aus dem Jungbrunnen des Volkes wird erschwert; die Gefahr der Stagnation wächst. Praktisch wirkt also unser heutiges Berechtigungswesen undemo- lratiick und unsozial. "" Den vorstehend genannten Hauptnachteilen des heuti gen Berechtigungswesens stehen aber zweifellos auch ge wichtige Vorteile gegenüber. Die ganze Entwicklung des modernen Lebens wurzelt ganz wesentlich in einer sich dauernd erhöhenden Grundlage an allgemeinen und an Sachkenntnissen, die sich kaum ohne die ersteren erwerben lasse». Ein Staat, ein Wirtschaftszweig, der im Wett bewerb des modernen Lebens Schritt halten will, muß diesen Verhältnissen Rechnung tragen. Gerade uns Deut schen hat die hohe Stufe unseres Bildungswesens und unse rer Durchschnittsbildung auf den verschiedensten Gebieten schon früher außerordentliche Dienste geleistet. Gerade jetzt, wo an uns infolge des Friedensdiktates die allergrößten Anforderungen gestellt werden, liegt in der allgemei nen Volksbildung eine unserer größten Kraft reserven. Der große Vorteil eines geordneten Prüfungs- wesens ist der sichere Nachweis von bestimmten Mindest kenntnissen. Es wäre ein gewaltiger schritt rück wärts, wollte man grundsätzlich auf diesen Nach weis ganz verzichten, oder ihn auch nur durch zu weitgehende Erleichterungen in Frage stellen. Schritte in dieser Richtung können unsere Kultusministerien nicht ver antworten. Wohl dagegen werden sic gern die Hand dazu bieten und haben es z. B. mit der Einführung der „Deutschen Oberschule" schon getan, zu ermöglichen, daß bestimmte Fächer einer Berechtigungsprüfung durch andere, manchem zugänglichere, ersetzt werden. Dieser Weg läßt sich vielleicht im Laufe der Zeit noch weiter ausbauen. Aber die Wurzel des Uebels wird dadurch nicht beseitigt. Wie kann man ihr denn beikommen? Wohl nur, wenn man »eben den Kenntnissen auch den Charakter und die praktische Tüchtigkeit mit berücksichtigt. Das ist aber bei der Beurteilung jugendlicher Persönlich keiten in unreifem Alter und ohne längere Bewährung im »taktischen Leben unmöaliib. . : „Osfervakore Romano" gegen fafchisttsche Sporkerttgleisunger, ..Eine heidnische Silke" Am 16 November veröffentlichte der „Osseroatore Romano" an der Spitze des Blattes die Mitteilung, daß auch in diesem Jahre (also im kommenden Frühjahr) in Rom das große Schau turnen der weiblichen Jugend, wie bereits im vergangenen Jahre, stattfinden soll. An diese Mitteilung fügt das Blatt einen energischen Protest, aus dem wir die wichtigsten Stellen Mitteilen: „Das neue Schauturnen der weiblichen Jugend ist ein Ver stoß gegen das Empfinden und die christlichen Sitten unserer Kultur und unseres Volkes. Keine geschichtliche Erinnerung und kein Verweis auf die Ueberlieferung anderer Völker kann diesen Verstoß rechtfertigen. Was gerade die neuere Zeit und die Gepflogenheiten an derer Völker, auf die man sich beruft, anlangt, so ist diese plötzliche und geschäftige Ausländerei mindestens sonderbar in Italien, wo das faschistische Regime sich als den eifersüchtigen Hüter der Eigenart der lateintzchen Kultur ausspielt. Jeden falls aber ist es falsch, daß der weibliche Sport bei öffentlichen Schaustellungen unter den Angelsachsen „in hohem Ansehen steht und sehr populär ist". Der katholische Episkopat hat über all seine ossene und unnachgiebige Gegnerschaft kundgegeben, und dabei die Zustimmung aller derer gesunden, die noch Sinn sür Schicklichkeit und christliche Sittsamkeit haben. Es ist bekannt, daß die Römer das Auftreten von Frauen, gleichviel ob bewaffnet oder unbewaffnet, nicht kannten und nicht zultehen. Um ans der heidnischen Zeit ein Beispiel zu finden, müßte man nach Griechenland, und zwar in die am meisten entarteten Städte gehen. Da ist es nicht zu verwundern, wenn das Schauturnen der weiblichen Jugend vom vergangenen Frühjahr die Mißbilligung der großen Mehrheit der Bevölke rung Noms gefunden hat und im Widerspruch stand zu den Weisungen über die weibliche Erziehung, die vom Haupte der Regierung und von dem nämlichen Onorevole Turati aus gegangen sind, der sich jetzt zum Förderer dieser Schaustellungen macht. Nicht zu verwundern ist es, wenn die Veranstaltung des neuen Schauturnens — sofern wir richtig unterrichtet sind — im Schoße der Kabincttssitziing vom 30. Oktober von maß geblicher Seite einen Protest hervorrief, der die Zustimmung aller Mitglieder des aüinetts fand. Neben und über diesen Erwägungen und Gründen steht aber das Wort des Heiligen Vaters, das für sich allein genügt, unsere entschiedene Gegnerschaft, in der die Ablehnung aller katholischen Italiener zum Ausdruck kommt, zu rechtfertigen." Der „Osseroatore" erinnert an das Schreiben Pius XI. an Kardinal Pompilj, in dem der Papst bedauerte, daß man tm christlichen Rom eine Veranstaltung treffe, die selbst das heid nische Rom nicht gewagt habe. Es hieß weiter darin, wer immer noch von der Gesinnung Christi erleuchtet sei, müsse sich dem Einsprüche anschließen, den der Papst als erster unter den Hütern des neuen Jerusalems nicht unterlassen dürfe. Der Papst verwies darauf, daß trotz aller Vorsichtsmaßregeln „die Natur der Dinge immer die gleiche bleibt, mit dem erschweren den Umstand der geschichtlichen Vergangenheit und des Ortes". Es bleibt bestehen der scharfe Gegensatz zu den besonderen zarten Forderungen der weiblichen Erziehung, die unendlich zarter und beachtenswerter sind, wenn diese Erziehung eine christliche sein will. „Niemand," so fuhr der Brief fort, „kann daran denken, daß diese (die christliche Erziehung) alles das ausschlicße oder geringer werte, was dem Körper, diesem edlen Werkzeug der Seele, Gelenkigkeit und Anmut, Gesundheit und wahre KrW zu verleihen vermag. Nur muh es in der gehörigen Art und Weise, am gehörigen Orte und zu gehöriger Zeit geschehen. Nur mutz man dabei alles vermeiden, was sich schlecht vereinbaren lässt mit der Zurückhaltung und Eingezogenheit, die eine Zierde und ein Schutz der Tugend sind. Nur muß alles fern bleiben, was der Eitelkeit oder der Gewalttätigkeit Vorschub leisten könnte." „Diese Mahnungen," so fährt der „Osseroatore" fort, „gelten auch heute noch und werden um so ernster und eindringlicher wiederholt, weil es scheint, daß man offen zur Schau tragen wolle, man habe sie entweder überhaupt nicht beachtet oder ver gessen. Wir erklären daher, daß es für einen Staat, der, wie man so oft wiederholt hat, ein katholischer Staat ist und fein will, und auf alle Fälle für ein katholisches Volk, wie es das italienische Volk ist. nicht angeht, das oberste Lehramt des Papstes über das, was er als für die sittliche Erziehung streng maßgeblich erklärt, unbeachtet zu lassen, und folglich die Geltung seiner Weisungen und den ihnen gebührenden Gehorsam zu ver neinen. Diese Ehrerbietung und diesen Gehorsam verlangen wir und hoffen, ja hegen die Zuversicht, daß alle Bischöfe und Pfarrer Italiens das entschiedene und sorgenvolle Wort des Papstes sich zu eigen machen und demselben bei allen ihren Gläubigen bei allen Familien und dem ganzen christlichen Volke ein lautes Echo verschossen " Wenn der Weg erschlossen wird, daß Persönlichkeiten, die im jugendlichen Alter nicht auf die Berechtigungs- Prüfungen haben angesetzt werden können, die sich aber im praktischen Leben hervorragend bewähren, ermöglicht wird, sich noch nachträglich die notwendigen höheren allgemeinen Kenntnisse anzueignen, so fallen die gefährlichen Schranken des Berechtigungswesens mit einem Schlage. Männern von ganz ungewöhnlicher Energie^ etwa einem Bürgel, mag das hier und da schon jetzt möglich sein. Aber das Ventil ist gar zu eng; es muß erheblich erweitert werden. Hier können Staat und Wirtschaft, jede an ihrem Teil, ansetzen. Ihre Initiative kann mit geringen Kosten Wunder wirken und wird ihnen mit reichen Zinsen lohnen. Es erscheint durchaus durchführbar, daß Persönlichkeiten, die sich in der Praxis hervorragend bewährt haben, von seiten ihrer Anstellungsstellen (Staat oder Wirtschafts verbänden) etwa bis zum 30. Lebensjahre die Möglichkeit gegeben wird, in ein- bis zweijährigen Schulkursen die fehlenden allgemeinen Kenntnisse nachzuholen und durch eine Abschlußprüfung nachzuweisen. (Ihre gerechte spätere Einreihung unter die Kameraden, die von vornherein die Verechtigungslaufbahn haben einschlagen können, ist eine Frage für sich.) Erwachsenenschulen allgemeiner und fach licher Art arbeiten schon heute mit höchst bemerkenswerten Erfolgen, wenn auch zu anderen Zwecken, an verschiedenen Stellen. Es bedürfte daher für den Anfang meist nur einer örtlichen Zusammenfassung der Anwärter, im Anschluß an diese bereits vorhandenen Schulen, in gemeinsame Schul klassen und mit geeigneten Lehrkräften, um den Betrieb in jeder Weife rationell zu gestalten. Die Frage, wer als „in der Praxis als hervorragend tüchtig bewährt" anzusprechen ist, mag später schärfer Umrissen werden. Jedenfalls braucht niemand gegen seinen Willen zu dieser Laufbahn gezwungen zu werden. Man warte nicht auf Staatshilfe, sondern be schreite zunächst den Weg der Selbsthilfe. Man mache nur zunächst einmal einen praktischen Versuch, z. B. etwa seitens der Gewerkschaften, und weise ihm ganz zweifellos charakteristisch und praktisch hochstehende Persönlichkeiten zu. Die Kosten des Versuches würden jedenfalls dadurch voll aus gewogen werden, daß das Problem der Lösung näher gebracht wird. Gerade wegen der weittragenden Bedeutung de» Nroblem» für unsere ganze Zukunft ttt es von un gemeiner Wichtigkeit, daß ein Weg zur Lösung gefunden wird. Mögen noch andere gangbare Wege vorgezeigt werden, was bisher nicht der Fall zu sein scheint, so mögen auch diese ausprobiert werden. Aber die Lage erfordert Taten, und nicht passives Eehenlassen! Vor 100 Jahren gab es in Preußen ein sachlich ganz ähnliches Problem. Damals wurde seine Lösung zum Schaden unseres Volkes nicht ge funden, wohl weil die Zeit noch nicht reif war, weil das ganze Vildungswesen noch in den Kinderschuhen steckte. Es handelte sich damals darum, die Zugänglichkeit der Ofsizier- laufbahn für alle Stände mit den gestiegenen Anforde rungen an die allgemeine Bildung in Einklang zu bringen. Die berühmte, von Scharnhorst inspirierte AllerhöchsteKabinettsorder vom 6. August 1803 enthielt folgende Sätze: „Aller bisher stattgehabter Vorzug des Standes hört beim Militär ganz auf. und jeder, ohne Rücksicht auf seine Herkunft, hat gleiche Pflichten und gleiche Rechte." . . . „Einen Anspruch auf Offizierstellen sollen von nun an in Friedenszeiten nur Kenntnisse und Bildung ge währen. in Kriegszeiten ausgezeichnete Tapferkeit und Ueberblick. Aus der ganzen Nation können daher alle Individuen, die diese Eigenschaften besitzen, auf die höchsten Ehrenstellen im Militär Anspruch machen." Der außerordentlich gesunde, alle bisher gebundenen Volkskräfte theoretisch frcimachende, demokratische Gedanke dieser Kabinettsorder scheiterte in kurzer Zeit, weil es nicht gelang, eine Synthese mit den sich stetig stei gernden Bild ungsforder ungen zu finden. Die Folge war jene Sonderstellung des Offizierkorps, die sich in den Zeiten der allerschwersten Belastung unseres Volkes stark ungünstig ausgewirkt hat. Es wird von entscheiden der Bedeutung für die Zukunft unseres Volkes sein, daß Staat und Wirtschaft baldigst den „Unsinn des Berech- tigungswesens" ab st eilen und es zu seinem ge sund e n S i n n zurückführen. Victeaiu cousulesl * Aus de» Diplomatie. Der spanische Botschafter hat am Montag im Aufträge des spanischen Königs und seiner Regie rung anläßlich des Todes Sudermann» sein Beileid ausge« svrocken.