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Genauer Weiger und In Nummer 150 Donnerstag, den 19. Dezember 1895 Jahrgang. 'Litten: gedenkt uns» send und s ikeN ", 16s. sUsn, )ceö, n, lvard 6N3U. ri eher so an. st neuF NN. -ch> Lehnsessel und sonstige Sachen eignen sich viel besser zur Beförderung mit der Bahn als Eilgut, denn die Post kann bei dem meist nur minutenlangen Halten der Personen- züge auf den Bahnstationen lind dem sehr großen Weih» nachtspacketverkehr nicht immer mit der genügenden Vor sicht zu Werke gehen, so daß Beschädigungen an solchen Postsendungen nicht zu umgehen sind, wodurch Manchem die ganze Weihnachtsfreude verdorben wird. — Weihnachten steht vor der Thür und mancher Handwerker und Gewerbetreibende, der am 1. Oktober seine Vierteljahrsrechnung geschrieben und dem Kunden zugeschickt hat, wartet noch heute ans das Bezahlen dieser Posten. Eine ebenso alte, als ungerechte Sitte ist es, die Klein handwerker, überhaupt jeden Gewerbetreibenden, oft Jahre lang auf die Bezahlung der gelieferten Waaren warten zu lassen. Wir wünschten diesen säumigen Bezahlern, daß sie einmal in den Schuhen eines Gewerbetreibenden stecken würden, dann sollte die Sache schon anders werden. In allen größeren Städten haben viele Geschäftsleute unter sich ein Abkommen getroffen, nur gegen Baarzalflang, und sei er selbst ein Kunde wie Rothschild zu verkaufen. An den kleinen Plätzen ist man schlimmer daran, denn einer seits zwingt die Concurrenz, andererseits die drohende Ge« sahr, die Kundschaft zu verlieren, den Geschäftsmann dazu, Zugeständnisse zu machen, die ihn später in Verlegenheit bringen. Der Kaufmann ini Großbetriebe schreibt einfach seinen Kunden: Wir waren so frei, den Betrag von so und so viel auf Ihre Firma zu entnehmen. Wie steht eS aber niit dem Handwerker und dem kleinen Geschäftsmanne? Das ewige Pumpgeschäft bringt ihm kein Geld ins Haus, dagegen Rechnungen und Wechsel, das Rohmaterial zur Arbeit wird ihm nicht mehr geliefert, da er seinen Ver pflichtungen nicht mehr nachkommen kann, und nur Sorge bleibt ihm, während in den Büchern das Geld hängt. Das Pumpsystem hat manchen braven Geschäftsmann zu Grunde gerichtet, und daher glauben wir, daran erinnern zu sollen, da, wo man noch mit dem Bezahlen der Rech nungen im Rückstand ist, den Verpflichtungen nachzukommen. Kreischa. Der Brandstifter der hier so viele Un ruhe verursachten Brände ist in dem vom Schneidermstr. Fritzsche angenommenen 11jährigen Waisenknaben Krause anfindig gemacht worden. Derselbe soll bereits früher in Döbra Brandstiftungsversuche gemacht haben. Als Grund giebt er an, daß er fortgewollt habe. si. len ' niß für das Handwerk habe nnd eine Besserung seiner Lage nicht herbeiführcn wolle. Nicht das Gleiche kann man bisher vom Reichstag sagen. Herr Heyl v. Hcrns- heim hat zwar ausdrücklich betont, daß es sich hier um keine Parteisache handle, und von verschiedenen Seiten ist dieser Auffassung beigestimmt worden, aber diese Er klärungen sind ebenso nur Worte geblieben wie die zur Wahlzeit im Munde vieler geführte Betheuernng, daß mau der Noth des Handwerkerstandes das lebhafteste Interesse entgegenbringe. Hätte es sich um eine Partei sache gehandelt, dann wären allerdings Roß und Reisige zur Stelle gewesen, aber da es sich nur um den Hand werkerstand handelte, den man augenblicklich nicht brauchte, zeigte der Sitzungssaal des Reichstages bei der ersten Besprechung der Handwerkerfrage die in diesem Jahre berühmt gewordene „gähnende Leere". Kaum fünf Dutzend Abgeordnete hatten sich emgefunden. Nun ist die Reihe am Reichstag, zu zeigen, daß bei im während der Ferien monate ein besseres Verständniß für die Bedürfnisse des Handwerkerstandes Platz gegriffen hat. In diesem Sinne ist das abermals schwach besetzte Haus, vor dem Dienstag die Berathung begann, allerdings kein günstiges Anzeichen. Noch lagert Dunkel über dem Schicksal, das dem Kinde d.s Herrn v. Bvetticher beschieden ist, und zunächst läßt sich mir das Eine feststellen, daß die große Mehrzahl Derer, die in seine Wiege geblickt, sich nichts weniger als lobens über sein Aussehen ausgesprochen hat. Es gefällt dem einen aus die fein Grunde nicht, dem andern aus jenem. Erfahrene Baumeister schütteln das Haupt und meinen, man «volle hier das Dach fertig stellen und habe die Grundmauern noch nicht aufgeführt. Durch die seiner Zeit Von der Reichsparlei vorgejchlagene Resolution wurde die Regierung aufgefvrdert, einen Gesetzentwurf einzu bringen, durch welchen dem gejammten Handwerk eine organisirte Vertretung in Handwerkerkammern gegeben wird, denen die Beaufsichtigung des Lehrliugswesens u. s. w., sowie die Aufgabe zu übertragen wäre, die Interessen des Handwerks in technischer und wirthschaftlicher Beziehung zu vertreten. Nun wird darauf hingewiesen, man habe sich unter diesen Kammern etwas ganz anderes gedacht als in dem Entwurf geboten wird, wie schon daraus hervorgehe, daß vorher eine Resolution über Einführung des Befähigungsnachweises zur Annahme gelangte. Aus der Unzufriedenheit mit dein Vorhandenen schälen sich allmählich zwei Auffassungen los. Die eine geht dahin, den Entwurf kurzweg abzulehnen, oie andere will ihn an eine Coinmission verweisen, die dann zusehen mag, ivie sie ihn dem Bedürfniß gemäß zurechtstutzt. Den Interessen des Handwerkernandes wäre auf dem ersteren Wege gewiß nicht gedient, denn ein solches schroffes Zurückftvßen der von der Regierung dargereichten Hand brächte nur Wasser auf die Mühle derer, die der ganzen Angelegenheit nicht grün sind, und es wäre dann gar nicht abzuseheu, wann von vbenhcr ein neuer Schritt in dieser Richtung gethan würde. Ob eine Commissions- berathung viel Heil bringen würde, ist aber auch noch sehr fraglich. Von einem Theil der Gegner des Entwurfs wird schon heute geltend gemacht, daß die Bötticher'schen Handwerkerkammern in keinen Zusammenhang zu bringen seien mit dem, was sonst zur Besserung der Lage des K, i Men als die unfehlbaren politischen Falb's es geweissagt hatten, die Erde hat sich nicht anfgelhan, um den Best- lU Etag« gehaßte» zu verschlingen, und wir sahen ihn gestern wieder , am Regien,»gstische, um sei» Werk zu vertreten. an dessen Bette die berühmtesten Aerzte sich so lange über die einzuschlageude Behandlungsweise streiten, bis schließ lich einer entdeckt, daß der Kranke inzwischen seinen letzten Athemzug gethan hat! Der Uneinigkeit, die in der Re gierung in Bezug auf die zu ergreifenden Maßregeln herrschte, entspricht eine noch größere Uneinigkeit des Reichstags gegenüber dem, was nach langen Untersuchungen, Erhebungen und Berathungen endlich das Licht der Welt erblickte. Lange Zeit wurde ja das ganze Project nicht ernst genommen. Viele glaubten, es mit dem Kinde eines kranken Mannes zu thun zu haben, das selbst nicht die ersten Lebensstunden überdauern werde. Wie ironisch war doch, als im Januar dieses Jahres der Staatssecretär des Innern v. Boetticher die bekannte Interpellation Heyl betreffend Handwerker- und Gewerbekammern beant- Aus unserer Gegend. — Für Weihnachtspackete, die über Land befördert werden müssen, sei darauf hingewiesen, daß am 1. Weih- uachtsfeiertagc die Landpvstbestellung im ganzen Deutschen Reiche ruht. Man gebe solche Weihnachtssendungen so frühzeitig auf, daß sie spätestens noch am 24. Dezember bestellt werden können. Ferner möge bedacht werden, daß nicht alle Gegenstände zur Beförderung durch die Post geeignet sind. Schaukelpferde, Blumen oder Nähtische, Bekanntmachung, das Verbot der Ablagerung von Scherben l dergleichen Unrath am Armcnhanse betr. Handwerkerstandes wünschenswerth erscheine, und eine Commissivnsberathung könnte sehr leicht ein Seitenstück zu der berüchtigten Berathung der Umsturzvorlage werden lind eine Mißgeburt zu Tage fördern, gegen deren Vaterschaft sich Jedermann verwahren würde und neben welcher das jetzt so viel geschmähte Bvetticher'sche Kind noch als Engel erschiene. Nur wenn auf allen Seiten der wirkliche, redliche, ernste Wille vorhanden ist, etwas Gedeihliches zu schaffen, wird solches auch zustande kommen und die Bekanntschaft mit den vielen Köchen, die den Brei verderben, dem Handwerkerstand vielleicht erspart bleiben. Schon der erste Berathungstag hat aber gezeigt, daß so viel weit auseinander gehende Anschauungen und Wunsche vorhanden sind, daß es schwer sein wird sie alle unter einen Hut zu bringen. Mag man über den heute vorliegenden Gesetzentwurf ^ine beliebige Meinung haben, man wird aber doch nicht ^imhin können, cs wenigstens freudig zu begrüßen, daß endlich ein ernstlicher Wille gezeigt, endlich ein Anfang gemacht wird. Die Negierung hat es ja an eifriger und vielseitiger Erwägung der Frage nicht schien lassen, und sie ist gegen den Vorwurf gesichert, daß sie kein Verständ- Aus Grund eines Beschlusses des Stadtgemeinderathes wird hierdurch die Ablagerung von Scherben und der gleichen Unrath sowohl am Armenhause als auch an anderen Stellen hiesigen Ortes strengstens Verboten. Zuwiderhandelnde werden unuachsichtlich mit Geld strafe bis zu 30 Mk. bestraft. Die in den Haushaltungen entstehenden Scherben werden zukünftig jährlich 2 mal und zwar einige Tage vor dem Oster- und einige Tage vor dem Kirchweihfest dmch ein von der Stadlgemcinde gestelltes, die Straßen durchfahrendes Geschirr abgeholt. Der Tag der Abholung wird jedesmal vorher bekannt gegeben. Rabenau, am 26 November 1895. Der Bürgermeister. Wittig. von allen Horren und ausgezeichnet durch John Lee, der trotz der blonden Oberförsterstochter nicht von ihrer Seite wich. Sie selbst genoß das Vergnügen, welches ihr diese Auszeichnungen bereiteten in vollen Züge», sie vergaß ihr Verhältniß zu Frederigo, sein trauriges Geschick, ja, nicht einen Moment tauchte das Bild ihres Verlobten vor ihren Auge» auf, sie fühlte sich frei, glücklich und selig. Tante Lore schüttelte den Kopf ein über das andere Mal und wäre fast ärgerlich geworden, als Mister Lee auch auf dem Heimwege nicht von der Seite Ellas wich. Papa Major jedoch, welcher allerdings ein Gläschen über de» Durst getrunken zu haben schien, beruhigte die alte Dame und meinte lachend: „Laß doch das Kind. Wer weiß wie lange die harm lose Lust rmd Freude noch dauert." So war es denn John Lee gestattet, Ella bis zur Thür ihres väterlichen Hauses zu begleiten, wo er zum Abschiede ihre Hand feurig an seine Lippen preßte. Als Ella ihr Schlafzimmer betrat, athmete sie tief ans. Dann ergriff sie das Licht, hob es hoch empor und trat vor de» Spiegel, der ihre cmmuthige Gestalt freund lich zurückstrahlte. Ein triumphirendes Lächeln kräuselte ihre Lippen, während sie leise flüsterte: „Oh, ich bin noch jung, ich bin noch schön!" VIII. Weihnachten war herangekommen. Wiederum umhüllte Schnee und Eis die Berge und Wälder des Harzes und Wochen verginge», daß die Somienstrahlen de» dichten weiße» N-bel durchdringen komw », welcher über der Erde lagerte. Näser rückten die Menschen znsammm und das gesellige Lebe» ward eifriger de»» je gepflegt. Auch in der kleine» Bergstadt wäre» die winterliche» Verg»ügn»gen auf der Tagcsordmmg rmd Bälle, Co»certe, Schlitten partien und Theateraufführungen ließen die Gesellschaft des Städtchens nicht zur Ruhe kommen. (Forts, foigt.) Die Handwerkerfrage im Reichstag. Nun ist der Entwurf des Gesetzes über die Einrichtung von Handwerkerkammer:! endlich durch die Pforten des Reichstages eingegangen und auf der Tagesordnung desselben erschiene». Die Zeit des Ha»ge»s n»d Bangens ist vorüber, und nun wird es sich bald zeigen, was Re gierung und Reichstag zum Schutze des Handwerlerstandes thun wollen, nachdem beide so oft betheuert haben, es sei die Pflicht des Staates, de» Schwächeren in ihrem Daseinskampf Beistand zu gewähren. Leider ist der Handwerkerstand auch heute noch in der Lage des Kranken, Glück auf! Roman aus dem Harze von O. Elster. (Fortsetzung aus der Beilage.) Ohne daß es eigentlich in ihrer Absicht gelegen, sie wiederum die Königin des Festes, umschwärmt Diejenige» Hausbesitzer hiesiger Stadtgemeiude, welche 'ven ihnen zur Erklärung über ihre Entschließung wegen des Aiischluffes an das Elektricitätswerk im Plauen'schen Grunde zugegangenen Bogen noch nicht zurückgegeben habe», werden ersucht, die Rückgabe dieses Bogens nun mehr sofort bewirken zu wollen. Rabenau, am 18. Dezember 1895. Der Bürgermeister. Da nach anher erstatteter Anzeige trotz des erst neulich erlassenen Verbots auf einem hiesigen Privat grundstück Scherben abgelagert worden sind, wird die Bekanntmachung vom 26. vorigen Monats hiermit erneut veröffentlicht mit dem Bemerken, daß bei jeder Zuwider handlung umiachsichtlich Bestrafung erfolgt. Rabenau, am 17. Dezember 1895. Der Bürgermeister. ^VittiK. Re, mke. t mir Bl Zeitung für Seifersdorf, Groß- und Meinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz ete. m-Uebe« , - , u> — ml wortete, sein Auftreten begrüßt worden! Atan sprach von i mu H -hen Vertreter» der Regierung, v. Bötticher und v. Berlepsch, als von zwei „wankenden Gestalten", von denen die l-All,Utt Worte Tell's galten: „Fort mußt Du, Deine Uhr ist ab gelaufen!" Beide sollten die längste Zeit die Minister- mlsqueM fessel gedrückt haben. Und nun ist es doch anders gekom-