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Vortragsordnung und Kleiderablage frei 25. Slüdli im Saale des Vereinshauses Freitag, den 31. März 1916, abends 87 4 Uhr Dresdner Philharmonisches Orchester Leitung: Kapellmeister Edwin Lindner Solist: Konzertmeister Fritz Schneider 1) L. v. Beethoven Esdur-Sinfonie Nr. 3 („Eroica“). Diese 1804 vollendete Sinfonie hatte Beethoven zuerst Napoleon gewidmet, für den er als vermeintlichen Freiheitshelden schwärmte. Als aber an Stelle des Republikaners Napoleon der Kaiser getreten war, zerriß Beethoven die Widmung und gab der Sinfonie den Titel „Heroische Sinfonie, komponiert um das Andenken eines großen Mannes zu feiern“. Die anfängliche Beziehung des Werkes auf Napoleon hat manche früheren Er klärer verleitet, militärisch-kriegerische Züge in der Partitur zu suchen. Nichts davon ist zutreffend. Es handelt sich um ein Abbild allgemeinen menschlichen Helden tums. „Begreifen wir“, sagt Richard Wagner mit Recht, „unter ,Held‘ überhaupt den ganzen vollen Menschen, dem alle rein menschlichen Empfindungen — der Liebe, des Schmerzes und der Kraft — nach höchster Fülle und Stärke eigen sind, so erfassen wir den richtigen Gegenstand, den der Künstler in den ergreifend sprechenden Tönen seines Werkes uns mitteilen läßt.“ Demnach wäre der „Inhalt“ der Sinfonie etwa folgender maßen zu umschreiben: • • • - 1. Satz. „Des Helden Kampf“ mit sich selbst und seiner Umgebung, mit seinen eigenen Leidenschaften, mit Haß und Niedrigkeit, ein Kampf, der, nochmal mit Richard Wagner zu reden, „Wonne und Wehe, Lust und Leid, Anmut und Wehmut, Sinnen und Sehnen. Schmachten und Schwelgen, Kühnheit, Trotz und ein unbändiges Selbst gefühl“ umfaßt und sich im Mittelpunkt seiner Entwicklung „zu vernichtender Gewalt zusammenballt“. 2. Satz. Ein Trauermarsch. In Resignation singt der Held seinen Freuden und Leidenschaften das „Grablied“. „0 ihr meiner Jugend Gefühle und Erscheinungen! O ihr Blicke der Liebe alle, ihr göttlichen Augenblicke! Wie starbt ihr mir so schnell! Ich gedenke euer heute wie meiner Toten.“ (Nietzsche.) Freilich — es ist immerhin der Held als Sieger des Lebens, der hier spricht, und so mischen sich in Resignation und Trauer auch Klänge stolzester verklärter Kraft:. „Ein Unverwundbares, Unbegrab- bares ist an mir, ein Felsensprengendes: das heißt mein Wille. Ja, noch bist du mir aller Gräber Zertrümmerer: Heil dir mein Wille!“ Mit diesem Zarathustrawort könnte man etwa den „Sinn“ der sich zu wuchtig^er Pracht steigernden Dur-Zwischensätze dieses „Trauermarsches“ deuten. 3. Satz. Damit ist Kampf und Leid vorbei. Der Rest gehört der Lebensfreude, der Lebensbejahung. Mit überlegenem Humor blickt der Held von hoher Warte herab auf das wirre bunte Treiben der Welt, über das er sich emporgerungen. Im Trio rufen frische Hornklänge zu beseligendem Genuß am Busen von Mutter Natur. Anfang pünktlich um 87 4 Uhr — Einlaß von 77 2 Uhr ab