Volltext Seite (XML)
70. FASTNACHTS KONZERT des KREUZCHORS Donnerstag, den 12. Februar 1931 im großen Saale des Verein shauses Leitung: WERNER STARKE, früherer Chorpräfekt Nr. 6: RUDOLF MÜLLER, 1. Chorpräfekt Solist: Dr. WALDEMAR STAEGEMANN (Bariton) Flügel von der Firma Julias Blüthner, Prager Straße Anfang V28 Uhr Ende nach 10 Uhr Programmänderungen Vorbehalten c) Johann Hermann Schein (1586—1630): Die Macht der Phyllis, fünfstimmig Wenn Phyllis ihre Liebespfeil’ schießt in mein Herz hinein, empfind’ ich Angst und Todesqual, schlaf stracks in Ohnmacht ein. Sobald mich aber ihr süßer Mund und zarte Lipplein rot berühren nur, werd ich gesund, steh wieder auf vom Tod. Drum singt, ihr Hirten allzugleich: O viva, viva Phyllis tugendreich. (J. II. Schein.) d) Unbekannter Tonsetzer (um 1540): Wohlauf, wohlauf, jung und alt, vierstimmig Wohlauf, wohlauf, jung und alt, rasch und bald, daß sein Gott heut selber walt’. Der Tag herdringt, der Vogel singt, daß allenthalben im Wald erklingt. Ihr Ritter und Knecht’, merkt eben recht, ob ich ein Hirsch zu Wegen brächt. Wohlauf, wohlauf, jung und alt, rasch und bald, daß sein Gott heut Belber walt’. Wohlauf, G’sell, was hör ich do? mich dünkt, es sei ein Hirsch gar noh, hernach laß fahren ins Garen. Wau, wau, wau, wau, hernach, ihr lieben Hund’. Wau, wau, wau, wau, da lauft der Edelhirsch daher. Wau, wau, wau, wau. Du hast noch recht, guter G’sell, Wau, . . . .! Nun kommt herzu, ihr Gesellen all, und greifet zu mit reichem Schall! Preis RM 0.50 2. LIEDER FÜR BARITON (Begleitung: Werner Starke) 1 I. TEIL MADRIGALE a) Hubert Waelrant (um 1517—1595): An die Musikanten, vierstimmig Musikanten, die ihr froh uns singt und tiriliert und jubiliert nach Noten, o sorgt, daß euer Sang auch lieblich klingt, dem Sinn gemäß, wie er im Lied geboten. Ein Beispiel nehmt am Vöglein in den Zweigen, das sich erfreut an seinem schlichten Sang; mit offnem Ohr stets achtet auf den Klang! Im andern Fall ich Schweigen euch empfehle. Doch bitt’ ich sehr euch: sorget nur allzeit, daß nie ihr singt, wenn trocken eure Kehle! b) Ludwig Senf! (1492—1555): Das Geläut zu Speyer, sechsstimmig Hugo Wolf (1860—1903) a) Fußreise Am frischgeschnittnen Wanderstab wenn ich in der Frühe so durch Wälder ziehe, Hügel auf und ab: Dann, wie’s Vöglein im Laube singet und sich rührt, oder wie die goldne Traube Wonnegeister spürt in der ersten Morgensonne: so fühlt auch mein alter, lieber Adam Herbst- und Frühlingsfieber, gottbeherzte, nie verscherzte Erstlings-Paradieseswonne. Also bist du nicht so schlimm, o alter Adam, wie die strengen Lehrer sagen; liebst und lobst du immer doch, singst und preisest immer noch, wie an ewig neuen Schöpfungstagen, deinen lieben Schöpfer und Erhalter. Möcht’ es dieser geben, und mein ganzes Leben war’ im leichten Wanderschweiße eine solche Morgenreise! (Ed M8 Kommt her, Leute all, und helft uns einmal; zieht an, zieht an, wer mag und kann! Zum Feste ertöne der Glocken Gedröhne, und jeder"am Seile nun ziehe mit Eile! Kommt her, ihr Leut’ und helfet heut’. Zieht an, zieht an, wer mag und kann! b) Gesellenlied „Kein Meister fällt vom Himmel.“ Und das ist auch ein großes Glück! Der Meister Bind schon viel zu viel; wenn noch ein Schock vom Himmel fiel, wie würden uns Gesellen die vielen Meister prellen trotz unserm Meisterstück!