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für WMmi-kniMsi, LülliUNtz, 6crsNrs, Lugau, Wüstenbraud, Ursprung,. Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s. w. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: Bahnstratzc 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Jnscrtionsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Berbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. 10 Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. Str. 261. Sonnabend, den 10. November 1900. 27. Jahrgang. SWWWU «««MW» T K g o s K s s ch i ch t e° Deutsches Reich. Berlin, 8. Nov. Im Verlauf der heutigen Ver handlungen des Prozesses Sternberg verwahrte der Chef der Kriminalpolizei, Regiernngsrath Dieterici, sich geben- über mißverständlichen Zeitungsberichten dahin, daß er thaisächlich betont habe, wenn die gesellschaftlichen Be ziehungen von Meerscheid Hüllessem zu S ternberg ihm bekannt gewesen wären, er Herrn von Hüllessem jede Thätigkeit in der Sternberg-Sache untersucht haben würde. Gerichtshof und Staatsanwalt bestätigen Dietericis Fest stellung. — Herrn August Sternberg kennt die ganze Berliner Finanzwelt als einen der brutalsten Macher, und es circulireu die merkwürdigsten Geschichten über die Art, wie er große Geschäfte einzufädelu und abzuwickeln ver stand Unvergessen bleibt ihm die Oelheimer Petroleum quelle. Er hatte eines Tages eine Reihe von Fiuanz- mänuern und Pressevertretern nach Oelheim geladen, wo er eine mächtige Petroleumgrube entdeckt haben wollte. Die Leute kamen hin, und das Petroleum sprudelte nur so in die Höhe. Sofort gründete man eine Aktien gesellschaft, aber die Oelheimer Quelle versiegte plötzlich. Die Actionäre waren wüthend, aber das half ihnen wenig. Sie konnten Herrn Sternberg, der fein Pro- fitchen schon in der Tasche hatte, nicht einmal körperlich zu nahe kommen; er hielt sich nämlich vor seinem Bureau zwei mächtige Jagdhunde, die auf den Mann dressirt waren. Das Zimmer selbst war ein förmliches Arsenal; überall sah man Vertheidigungswaffen. So rächte sich also die Börse, indem sie Herrn Sternberg alles mög liche nachsagte und unter anderem behauptete, ec hätte einen eigenen Petroleumspringbrunnen in Oelheim ange legt, um den Aktionären etwas vorzutäuschen. Man schätzt Sternbergs Vermögen auf 28 Millionen Mark, und das wird wohl so ziemlich stimmen. Was er an packte, verwandelte sich ihm in Gold. Selbst während er in Untersuchungshaft saß, hat er durch den Ankauf einer Brauerei einige Hunderttausende herausgeschlagen. Und gegen 28 Millionen wollte die Polizei — die Justiz ankämpfen! Man hat das gleich als ein sehr schwieriges Beginnen gekennzeichnet. — Aus Wien wird gemeldet: Ein in hoher Stellung befindlicher Fachmann erhielt einen Privat brief aus China, der vor den Gefahren warnt, wenn die Mächte nicht sehr ernste Vorsichtsmaßregeln treffen. Der Brief besagt: „Die Verbindung zwischen den gelandeten Truppen und der übrigen Welt kann nur bis Ende November aufrecht erhalten werden, dann friert der Peiho zu und die Schneestürme vertreiben die Flotte. Bis dahin müssen die Verwundeten die Eisenbahn, welche von Schanhaikwan nach Tonku führt, und die allerlei Gefahren ausgesetzt ist, ganz gesichert haben. Ein mangelnder Nachschub bei einer Wieder aufraffung Chinas könnte in dem dortigen furchtbaren Winter eine Katastrophe herbeiführen, wie sie Napoleon in Rußland ereilte." — Bei Besprechung der überragenden Leistungen der neuen deutschen Schnelldampfer in der englischen Presse finden wir mehrfach die Ansicht ausgesprochen, die Deutschland und der große Kaiser seien nur ver einzelte Nenommirschiffe. Im ganzen bliebe doch die Ueberlegenheit der englischen Dampfer unangetastet. Dieser Trost hält nicht, was die Qualität anlangt, nur durch die Menge ihrer Schiffe, das Ergebniß ihrer gün stigen Lage und einer jahrhundertalten geschichtlichen Entwicklung, behaupten die Engländer noch ihren Vor rang. Die Deutschen haben gegenwärtig nicht nur einzelne Niesenschiffe, ihre Dampfer sind überhaupt auch nn Durchschnitt größer als die englischen. Nach Lloyds Register für 1899/1900 über die Dampfer mit 100 Tonnen und mehr hat Deutschland jetzt von allen Ländern durchschnittlich sie größten Dampfer. Sie hallen im Durchschnitt 1074 Tonnen netto. Ihnen folgen zunächst die österreichisch-ungarischen mit 1050 und die hollän dischen mit 1008, die italienischen mit 995 Tonnen. Dann erst kommen die Engländer mit 986 Tonnen. Der Durchschnittsgröße nach geordnet haben demnächst die Amerikaner 847, Franzosen 808, Spanier 789, Dänen 658, Norwegen 592, Rossen 551, die englischen Kolonien 415, die Schweden 371 Tonnen. Im ganzen führt Lloyvs Register 13 637 Dampfer für Seeschifffahrt mit je 100 und mehr Tonnen auf. Davon gehören mehr als die Hälfte (nämlich 6920) England, außerdem 917 den englischen Kolonien. An zweiter Stelle folgt Deutschland mit 1133 Dampfern. Sodann besitzen Nor wegen 779, Schweden 642, Frankreich 636, die Ver einigten Staaten von Amerika 605, Rußland 456, Spanien 438, Dänemark 360, Italien 282, Holland 263, Oesterreich-Ungarn 203 Dampfer. — Bei der Reichsbank in Köln erschien am Diens tag mittag ein Herr und präsentirte Wechsel im Be trage von 30 000 Mk., um diese zu diskontireu. Die Wechsel trugen das Accept des Bankhauses Sal. Oppenheim fr. L Co. in Köln. Die Beamten der Reichsbank ließen zunächst beim Bankhause Oppenheim anfragen, ob dies seine Richtigkeit habe. Herr von Oppenheim ordnete an, daß der Betreffende festge nommen werde, da es sich um einen Betrug handele und die Wechselaccepte gefälscht seien. Dann begab sich Herr von Oppenheim selbst zur Reichsbank, wo man den Vorzeiger der Wechsel festhielt. Es mar der Kassenboote des Ausfuhrgeschäftes S. Löwengard-Cahen in der Johannisstraße, der im Auftrage seines Prinzi pals (des Geschäftsinhabers) gehandelt und keine Ahn ung davon hatte, daß sein Chef die Wechselaccepte ge fälscht hatte. Man begab sich sofort nach dem Aus fuhrgeschäfte, doch der Inhaber war bereits verschwunden. Er hatte in der Nähe des Reichsbankgebäudes auf seinen Kasfendiener gewartei, um das Geld m Empfang zu nehmen nnd dann das Weite zu suchen. Da er aber gewahrte, daß der Diener festgehalten wurde, blieb ihm nicht anderes übrig, als ohne die 30 000 Mk. ausznrücken. — In englischen Blättern wird behauptet, daß das für die Buren in aller Welt gesammelte Geld ver schwunden sei und Niemand darum wisse. In gehässiger Weise wird dabei auf die Transvaal-Gesandtschaft in Brüssel verwiesen. Namentlich in Folge der Beschuldig ungen des Grafen Maldstein-Wien im „Neuen Wiener Journal" gegen die Verwaltung der für die Buren ge sammelten Gelder und die Entlohnung der Freiwilligen hat sich die „Neue Vogtläudifche Zeitung" veranlaßt gesehen, bei der Transvaalgesandschaft in Brüssel anzu frage», wie es sich damit verhielte. Daraufhin erhielt sie folgende Depesche: Der Gesandte ist abwesend. Ich brauche wohl kaum zu sagen, daß mit den Geldern, welche die Gesandtschaft erhalten hat, stets nach dem Wunsche der Spender verfahren wurde uud noch wird. Der Totalbetrag der überall gesammelten Gelder ist hier unbekannt. Was die bei der Gesandtschaft einge- raufene Summe anbelangt, so ist es vollständig aus der Luft gegriffen, daß der Betrag sich auf Millionen beziffere. Auch ist hier von einer versprochenen Ent- schädigung an Freiwillige nichts bekannt. Boeschoten. Spanien. — Nach übereinstimmenden Nachrichten aus der Provinz herrscht jetzt wieder Ruhe in Spanien. Die carlistischen Aufstände können infolge der energischen Maßnahmen der Regierung als beendigt angesehen werden. Die Bewegung an sich ist natürlich noch nicht unterdrückt, und die Aufregung legt sich auch erst nach und nach. In Barcelona dauern die Haussuchungen an. In Gracia sind zwei Personen verhaftet worden. In Manresa wurden etwa 20 Ausständige festge nommen. Transvaal. — Ei» von einer Maschine gezogener Wogenzuq mit Vorräthcn, welcher sich von Kimberley nach Boshof bewegte und der unter Bedeckung von 10 Mann vom Kimberley-Regiment stand, wurde 9 Meilen von Kimberley von 20 Buren angegriffen. Die Buren nahmen den Wagenzug, ohne daß ein Schuß abgefeuert wurde, uud sprengten die Maschine in die Luft. Amerika. New york, 8. Nov. Bryan erklärt in einem Briese, er werde einen Sitz im Senat nickt annehmeu, selbst wenn ein solcher ihm angeboten würde. Ferner hat Bryan an Mac Kinley geschrieben, indem er ihn zu seiner Wiederwahl beglückwünscht. Oertliches uns Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 9. November. — Eine feiertogsreiche Zeit ist die diesjährige Weih nachtszeit. Weihnachten fällt in diesem Jahre auf einen Dienstag, sodaß also der Sonntag vorangeht, Montag Heiligabend und Dienstag und Mittwoch WeihnachlS- seiertage find. Dcr Sylvester fällt wieder auf einen Montag, Dienstag ist der Neujahrstag und mit dem folgenden Sonnlag, auf welchen das HehneujahrSsest füllt, finden die Festtage ihren Abschluß. — Im Staatshaushaltsetat für das Königreich Sachsen auf die Finanzperiode 1900/1901 sind gemein jährig in Kapital 58, Titel 4 als Beitrag zum Feuer wehrfonds 30 000 Mk. eingestellt und vom Landtage bewilligt worden. Da nun im Lause der Zeit die Ansprüche an diesen Fonds, aus welchem armen Ge meinden Spritzenbeihilfen und bedürftigen im Dienste verunglückten Feuerwehrmännern Unterstützung gewährt werden können, immer gestiegen sind, so ist derselbe dem Vernehmen nach überschritten worden und zwar besonders deshalb, weil man seitens der Landesbrand versicherungskammer sowohl den armen Gemeinden als den Feuerwehrleuten gegenüber loyal verfuhr. In An erkennung dieser Thalsache hat nun das Königliche Ministerium des Innern beschlossen, den Beitrag zum Feuerwehrfonds von 30 000 auf 50 000 Mk. zu erhöhen. — Der schon öfters in der Presse besprochene Fall, daß Arbeitgeber ihre Arbeiter nicht oder nicht rechtzeitig zur Krankenkasse anmelden und dann bei eintretender Erkrankung der betreffenden Arbeiter alle Aufwendungen an die Krankenkasse erstatten müssen, welche dieselben bestritten hat, ist wieder vorgekommen, und zwar in Falkenstein. Ein Hanowerksmeister von dort hatte es unterlassen, seinen Gehilfen rechtzeitig bei der Krankenkaffe anzumelden. Der betr. Gehilfe, welcher auf einem Neubau beschäftigt war, stürzte herab und erlitt hierbei so schwere Verletzungen, daß er arbeitsunfähig wurde. Der Unfall des Gehilfen verursachte der Krankenkasse außerdem nicht unbedeutende Arzt- und Apothekerkosten. Der Arbeitgeber muß jetzt der Krankenkasse alle Aufwendungen zurückerstatten. — Die 31. Diöcesan-Versammlung der Geistlichen und abgeordneten Kirchenvorsteher der Epborie Glauchau wurde am Mittwoch in der Aula der 1. Bezirksschule in Glauchau abgehalten. Nach Eröffnung mit Gesang und Gebet durch den Herrn Superintendent Weidauer begrüßte dieser die Erschienenen, insbesondere die Herren Ehrengäste. Der Herr Ephorus gedachte hierauf in seinem „einleitenden Wort" der vor Kurzem entschlafenen Glieder des Hauses Schönburg, des Grafen Clemen« von Schönburg-Glauchau und des Prinzen Georg von Schönburg-Waldenburg, zu deren Ehrengedächtniß man sich von den Plätzen erhob. Im Anschluß an eine n.it