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SONNABEND, DEN 6. M A I 1 9 3 3, 8 UHR Im Großen Saale des Gewandhauses LIEDERABEND MARIA MÜLLER Am Klavier: Coenraad V. Bos I. WERKE VON JOHANNES BRAHMS Von ewiger Liebe Dunkel, wie dunkel in Wald und in Feld! Abend schon ist es, nun schweiget die Welt. NirgendnochLicht,undnirgendnochRauch, Ja, und die Lerche, sie schweiget nun auch. Kommt aus dem Dorfe der Bursche heraus, Gibt das Geleit der Geliebten nach Haus, Führt sie am Weidengebüsche vorbei, Redet so viel und so mancherlei: „Leidest du Schmach undbetrübest du dich, Leidest du Schmach von andern um mich, Werde die Liebe getrennt so geschwind, Schnell wie wir früher vereiniget sind. Scheide mit Regen und scheide mit Wind, Schnell wie wir früher vereiniget sind.“ Spricht das Mägdelein, Mägdelein spricht: „Unsere Liebe sie trennt sich nicht! Fest ist der Stahl und das Eisen gar sehr, Unsere Liebe ist fester noch mehr. Eisen und Stahl, — man schmiedet sie um, Unsere Liebe, wer wandelt sie um? Eisen und Stahl, sie können zergehn. Unsere Liebe muß ewig bestehn!“ (Wentzig) Mädchenlied Auf die Nacht in der Spinnstub’n, Da singen die Mädchen, Da lachen die Dorfbub’n, Wie flink gehn die Rädchen! Kein Mensch, der mir gut ist, Will nach mir fragen; Wie bang mir zu Mut ist, Wem soll ich’s klagen? Die Tränen rinnen Mir übers Gesicht. — Wofür soll ich spinnen? Ich weiß es nicht! (Paul Heyse) Feldeinsamkeit Ich ruhe still im hohen grünen Gras Und sende lange Meinen Blick nach oben, Von Grillen rings umschwirrt Ohn’ Unterlaß, Von Himmelsbläue wundersam umwoben. Die schönen weißen Wolken ziehn dahin Durchs tiefe Blau, Wie schöne stille Träume; Mir ist, als ob ich längst Gestorben bin und ziehe selig mit Durch ew’ge Räume. (Allmers)