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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.12.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111214025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911121402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911121402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-14
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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BezuqS-Prri» Ar Lrlptta and *<»»»«» «»rch »»>««« IlSari und 6»,dtt«»l« <t»«I tiiltch t>» k>ao» ardiaml « V). «»natE LTS MI. vi«tt«Ilohri P«< ,»!«r» 8»tt«l«n » »»- NLhmrlirllrn odarhstt 7S PI. «o»atE LLSM». ot«N«l(ützrl. L»«ck »t» V'ßr tanrrhalb L«u«ichlanv» »nd der d«»t(L«« golonl«» oirllellädkl. IM SUk„ monatl. IMMt au.jqc P-kdrftrUarld Srrn« tn Brlalrn, Danrmorl, d«i> Lonauftoat«». Ilaltrn. Luz«mbula. Stirdritand» Nor- wraen, Orjieririch - Ausland, Echwrdrn. Lchweu a Eoanlen. 2» all«» üdugea Elaalrn nur dii«ll durch dt« EeIchatl»Ii«U« de» Blatt«, «rhällttch. La, L«ip,>a«i Taardlatt «r>ch«>at Lmal täglich, Eona» u. ^«»«rlag, nur morgriu». Adonnrmenl.-Ännadm« 2,I>annl,g»ll« 6, d«r un»«r«n Trog«rn. AUtalen. Sv«dit«uk,a und Annatzm«ftkll«n, lowt« Poiiämtrrn uad Brt«Iträg«rn. Stn,,to«rlaat,pi«t» lll Pp Abend-Ausgabe. WpMtr TaMaü Handelszeitung. Amtskkatt des Nates und des Nokizciamtes der Ltadt Leipzig. Anzeige«-Preis fllr 2»(«ral« au» L,t»»>g and Umg«bu»a »t, U»aUt,«P,ttt„U« LPt_dt*A«Nam«. »«U, sPlt. ».» «uawärt» Sl> Ps. Rrttame» Ull LL 2al«rat, »oa B«hörd«a >m amt lich,» T,U dt, P,ttt.«tt« w Pt G«Ichäft»a»i«lg,n mit Pladvorlchttft«» im Pr«tt« «rl>Sl,t. Nabatt »ach Tarts. B«tlagrg«dlldr S«lamt- auslag« S Mk. o. Taulrnd «rkl. Po!lg«l>ül,r. T,tlb«llag« doy«r. F«k«rt,Ut, Nusrräa« känn«n ntibr zurück» ,«««««» wird,». Für da» Erlch«ln«n an »«stimm»«» Taa«» und Pläd«n wird kein« lbar-att, üb«r»omm«n. Snz^g,n»Nanodm«. S,d,»,l„ass« 8. b«t limtltch«» Fltlal«» ». all«» «nnonc«»- Elp«dttto»,» d«, 2a- und Lu»land«^ Lr»ck ,»» v«rl», »,» N»sch«r L Nürst«, 2nhab«r: Paul Nürst«». R«»attt,» und G«Ichäst,ft«ll<: Johanni,,als« 8. Haupt-Atltal« Lr«,dr»; Errftrag« ä. l (Irlephon El). Nr. 346 vonnrrsmg, »en 14. vrremder iSIl. los. Zshrgsng. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 8 Zellen. LreprilentMl und Gberhsus. Rian schreibt uns: Die Ablehnung der Seeprisen bill durch das englische Oberhaus ist ein neuer Beweis dafür, wie tief im Britenvolke die Vor stellung wurzelt, daß es ein natürliches Recht aus unumschränkte Herrschaft zur See habe. Kleidete Lord Beresiord am 11. d. M. diese An schauung in die dürren Worte: „Wir müssen die Herrschaft zur See unter allen Umständen be halten" — so stellte sich am 12. das Oberhaus mrt großer Mehrheit auf denselben Stand punkt, rndem es die auf der zweiten Haager Kon ferenz beschlossene Einschränkung der rein natio nalen Priiengerichtsbarteit durch eine unabhängige internationale Rechtsprechung verwarf. Wenn in der Presse beront wird, dag das Oberhaus hier mit gegen eine Anregung Deutschlands Stellung genommen hat, so ist das nur bedingt richtig. Denn Deutschland hat auf der 2. Haager Konferenz gemein sam mit Großbritannien die Frage der Prisen gerichtsbarkeit zum Abschluß gebracht. 2m russischen Konserenzprogramm war die Frage nicht verzeichnet. Schon in einer der ersten Sitzungen aber kündigten erst Freiherr von Marschall für Deutschland, so dann Sir Edward Fry für England die Vorlage der ausgearbeiteten Entwürfe an, die auch alsbald erfolgte. Die Vereinigten Staaten sicherten sofort die Unterstützung des Werkes in feierlicher Erklärung zu. Allerdings wiesen diese Entwürfe zunächst erhebliche grundsätzliche Verschiedenheiten aus, die sestzustellen und iu klären zunächst die Aufgabe eines kleinen Komitees, bestehend aus Fry, Krrege und Renault, war. Auf dieser Grundlage begann sodann die Arbeit, die denn auch in verhältnismäßig kurzer Zeit ihren Abschluß fand, der als deutsch-englisch-französisch-ameri kanischer Antrag der Konferenz vorgelegt und von ihr angenommen wurde. Dagegen stimmte nur Brasilien. Vorbehalten wurde die Annahme, außer von einigen kleineren Staaten, von Rußland und Japan. Ueber das System der Konvention hat einer der hervorragendsten Sachkenner, Professor Zorn- Bonn, im Novemberhest des Jahrgangs 1907 der „Marine-Rundschau" u. a. folgende Angaben gemacht: Bei Ausbruch eines Seekrieges setzen nach dem bisherigen Völkerrecht die Prisengerichte ein, die über dre Berechtigung oder Richtberechtigung der Wegnahme von neutralen Handelsschiffen, insbeson dere wegen Blockadevruch und Führung von Kontre- bande, zu urteilen haben. Ueber den Prisengerichten steht in der Regel noch ein Oberprisengericht als höhere Instanz. Die ganze Prisengerichtsbarkeit aber war dis fetzt nur eine rein nationale. Die kriegiührenöen Staaten sind demnach immer Richter in eigener Sache. Schon seit sehr langer Zeit hatte demgegenüber die Theorie eine unparteiische und unabhängige internationale Gerichtsbarkeit in Prrsensachen gefordert. Diesen Anforderungen ge nügte die Haager Konferenz durch folgende Be schlüsse: Ueber den nationalen Prisengerichten steht als Berufungsinstanz ein internationaler oberster Gerichtshof im Haag, besetzt mit 15 Richtern, deren Amtsoauer sechsjährig ist; acht dieser Richter stellen die Großmächte, die demnach immer vertreten sind; die übrigen Richter werden von den anderen Mäch ten nach einem der Konvention beigeaebenen, fein ausgesonnenen Tableau für bestimmte Abschnitte der sechsjährigen Periode gestellt; die Staaten sind zu diesem Zwecke in verschieden bewertete Gruppen nach der Bedeutung ihrer Handels- und Kriegs flotte wie ihres Seehandels eingestellt, es ist also eine Rangordnung der Staaten, wenn auch nur sür einen bestimmten Zweck, immerhin als wirkungs mäßiges Völkerrecht ausgerichtet; Brasilien erachtete sich durch die ihm in diesem Tableau gegebene Stellung sür zu gering einoeschätzt und schloß sich aus diesem Grunde von der Konvention — als ein ziger Staat — aus. Das internationale Oberpriien- gericht soll nicht, wie der deuffche Entwurf wollte, bei Beginn eines Krieges gebildet, sondern als stän diger Gerichtshof, dem englischen Anträge gemäß, eingerichtet werden. Sein Sitz ist im Haag, und für die äußeren Einrichtungen ist das Oberprrstngerlcht in enge Verbindung mit dem Haager Schiedsbof gesetzt. Kriegführende Staaten, die eine Sache vor oem Gerichtshof haben, müssen darin immer vertreten sein. Dieser Gerichts hof kann bei der Wegnawne von neutralen Schiffen oder Ladung immer angerujen werden; aber er kann auch, allerdings nur in wenigen, fest umgrenzten Fällen bei der Wegnahme feindlicher Handelsschiffe oder Waren angerusen werden (feind liche Waren auf neutralen Schiffen, feindliche Schiffe in neutralen Territorialgewäffcrn, Verletzung vertrags mäßiger Abkommen zwischen den Kriegführenden'. Das Verhältnis zwischen der nationalen und der internationalen Prisen-Gerichtsbarkeit ist genau ge ordnet Anrufen kann den internationalen Gerichts hof immer der durch die Wegnahme geschädigte neu trale Staat, aber auch den neutralen Privaten wurde der deutschen Vorlage gemäß die Anrufung gestattet, allerdings unter bestimmten, im Staals- interesse gemachten Vorbehalten, nämlich daß der Staat die Berufung ganz verbieten oder selbst be treten kann; endlich können selbst feindliche Staatsangehörige in bestimmt bezeichneten Fällen die Berufung einlegen. Las vom internationalen Gerichtshof anzuwenoendr Recht sind in erster Linie die zwischen den beteiligten Staaten bestehenden Staaisverrräge, iodann das allgemeine Völlecrecht und endlich die Grundsätze von Recht und Billigkeit; nationales Recht dec Kriegführenden, auf das die Berufung gegründet ist, ist zwar anzuwenden, doch kann der Gerichtshof Prozeßvorchriften am er Betracht lassen, wenn ihre Anwendung nach der Anschauung des Gerichtshofes Rcchtsnachteile er gäbe, d>e den Grundsätzen der Gerechtigkeit und Billigkeit nfldersprecheu. Der Gerichtshof ist also hierin oberster Richter über dem Rechte der Staaten. Aus die sehr eingehenden Vorschriften über das Prozeßverfahren vor dem internationalen Ge richt soll hier nicht näher eingegangen werden. Auch über die Durchführung des Richterspruches enthält die Konvention die erforderlichen Vorschriften. Sollte es dem Oberbause auf die Dauer gelingen, die im Haag erzielte Fortbildung des VöUerrechts sür die.Praxis illusorisch zu machen, so mühte diese Wendung der Dinge in hohem Grade beklagt werden. Die Frage üer Meistbeeünltlgrmg. Im letzten Abschnitt der Reichstagssession ist die Frage der Meistbegünstigung wiederum eingehend er örtert worden. Und aus Anlaß der in wenigen Jah ren bevorstehenden Erneuerung unserer Handelsver träge wird die Frage in nächster Zeit aus der öffent lichen Diskussion nicht ausscheiden. Für Deutschland beruht die Frage der Meist begünstigung in dem Artikel 11 des Frankfur ter Friedensvertrages und in den verschie denen Handelsverträgen. Ihr Inhalt be stimmt sich aus dem jeweiligen Vertragsrecht. Und hieraus ergibt sich, daß eine allgemeine Regel über die Wirkung des Rechtes der Meistbegünstigung sich nicht aufstellen läßt, denn diese ist in ihrer Gesamt- heit zahlenmäßig nicht zu ersaßen, da sie in einer unendlichen Reihe von Faktoren in die Erscheinung tritt, die sich einer statistischen Feststellung entziehen. Es rann also die Frage, unter welchen Be dingungen und Voraussetzungen die Meistbegünstigung zu gewähren und zu beanspruchen ist, nur von Fall zu Fall nach Maßgabe unseres wirt schaftlichen Interesses entschieden werden. Gewiß bat die Meistbegünstigung ihre Schatten seiten, in manchen Fällen wirkt jie wohl direkt nach teilig. So fehlt ihr beispielsweise solchen Ländern gegenüber, die keine Tarifverträge mit Meistbegün stigung, sondern nur reine Meistbcgünstigungsver- troge abschließen, die Zugkraft für die Erzielung be sonderer Zugeständnisse. Denn beim Abschluß eines reinen Meistvegünstigungsvertragcs zwischen^zwei Staaten, von deren der eine bereits durch Tarif verträge gemilderte oder festgelcgte handelspolitische Verhältnisse hat, fällt demjenigen, der die bloße Meistbegünstigung erhält, all das unentgeltlich zu, was der Tarifvertragsstaat anderen Ländern mit be sonderen Opfern bezahlt hat. Dazu behält derjenige Staat, der lediglich die Meistbegünstigung einräumt, dem anderen Kontrahenten gegenüber völlig freie Hand in der Gestaltung seines Zolltarifs. Anderseits aber schafft die Meistbegünstigung — und nur sie allein — dis Sicherheit, daß wir im Ver- tragslande unter denselben Verhältniffen leben und Handel und Schiffahrt treiben können, wie jeder fremde Staat, daß unsere Erzeugnisse mit denjenigen unserer Konkurrcnzländer auf völlig gleichem Fuße behandelt werden und unsere Bezüge von dort keinen ungünstigeren Bedingungen unterworfen werden können als die Bezüge anderer Länder. Was diele Sicherheit für ein Land bedeutet, das wie Deutsch land im Jahre 1910 Waren im Werte von 16!^ Mil liarden Mark im Außenhandel bewegt hat, bedarf wohl keiner Erörterung. Es genügt, darauf hinzu weisen, daß der Grundton alter Aeußerungen über unsere Handelspolitik, aller Wünsche und Eingaben in bezug aus die Verhältnisse in fremden Ländern, in welcher Nichcung^sie sich auch bewegen mögen, immer wieder in der Forderung der gleichen Behandlung mit der Konkurrenz dritter Länder gipfeln. W*er aber solche Verhältnisse sich sichern will, muß auch in der Lage sein, sie seinerseits zu gewähren. Ver träge ohne Meistbegünstigung geben die Sicherheit nicht, die der deutsche Außenhandel zu seiner Ent wicklung und zum Abschluß von Geschäften unbedingt bedarf. Würde in unseren Handelsverträgen die Meist begünstigungsklausel ausgeschattet, so bedürft« es, um unseren Handel gleichen Bedingungen wie der Kon kurrenz zu sichern, des Abschlusses von Nach - trags vertrügen, sobald nur ein Staat einem dritten Lande weitcrgehende Zugeständnisse gemacht hätte. In weitaus den meisten Fällen wären hierzu neue Opfer unsererseits nötig. Denn daß die im Wege der Reziprozität seitens eines fremden Staates einem dritten Lande gewährten Vorteile uns unent- gltlich zugestanden werden, kann nicht erwartet wer den. Vis die Bemühungen auf Abschluß eines Nach tragsvertrages erfolgreich sind, ist dann aber bereits eine Menge von Beziehungen verloren gegangen oder ins Wanken geraten, deren Neuanknüpsuug von unserem Handel neue Opfer verlangt. So muß also die Beseitigung der Meistbegünstigung aus unseren Handelsverträgen, sei es allgemein oder nur auf dem Gebiete der Zölle und Abgaben, zu einer Unsicher heit in Handel und Verkehr und damit zu einer schwe ren Schädigung unserer wirtschaftlichen Verhältnisse führen. An eine völlige Ausschaltung der Meiftbegünstigungsklausel aus den Han delsverträgen werden wir doch nur dann denke» können, wenn wir die Ueberzeugung gewonnen haben, daß die Meistbegünstigung der deutschen Han delspolitik mehr Nachteile als Vorteile bringt. Nach Lage der gegenwärtigen Verhältnisse wird man je doch zu dieser Ueberzeugung nicht gelangen können. Denn während die Meistbegünstigung uns eine Siche rung gegenüber unserer Konkurrenten auf dritten Märkten bietet, sichern die in den Tarifverträgen liegenden Festlegungen von Zöllen usw. für längere Zeit stabile Verhältnisse. Veränderungen, für die die Meistbegünstigung freie Hand läßt, sind bei Tarif bindungen aber unmöglich. Die Kombination gibt also eine Sicherung nach zweifacher Richtung. Zentralverein für ücutlche LmnerMMahrl. Berlin, 13. Dezember l9ll. Ter Zeutralvcreiu sür deutsche Biuneuschifsahrt hielt am Mittwoch abeud unter äußerst startcr Be teiligung eine Sitzung seines Großen Ausschusses ab. Ten Vorsitz führte Geheimrat Pros. Flamm-Ehar- tottenburg. Ter Generalsekretär des Vereins, Tr. N a g o c z y - Berlin, teilte mit, daß sich der Verein in der letzten Zeit mit der Linderung der durch die Trockenheit dieses Sommers hcrvorgcrusenen Not der Kl ein schiff er beschäftigt hat. Er hat in allen Gegenden Deutschlands umfangreiche Untersuchungen angestellt. Tie Erhebungen über eine staatliche Hilfeleistung schweben noch. Der Zentral verein hat auch mit Abgeordneten der verschiedensten Parteien Fühlung genommen. Im kommenden Winter wird der Verein in Gemeinschaft mit anderen Verbänden Kurse abhalten zur Ausbildung der Schiffsmannschaften sür die erste Hilfeleistung von Verunglückten. Hierauf wurde in die Tagesordnung eingetretcn. An erster Stelle stand die Frage der künftigen Gestaltung des SchiffahrtsbetricbeS auf dein neuen Eroßschiffahrtswege Berlin—Stettin in wirtschaftlicher und technischer Beziehung. Ueber die wirtschaftliche Seite dieser Frage referierte Gene ralsekretär Tr. R a g o c z y - Berlin. Er führte aus, daß das große Werk einer direkten Wasserstraßen - vcrbindung von Berlin nach Stettin nun feiner Vollendung entgcgensieht. Ter Betrieb soll im Frühjahr 1913 eröffnet werden. Allerdings verhalten sich die Schisser deS FinowkanatS noch zurückhaltend. Im Gegensatz zum Finowkanal, der 21 Schleusen ausweist, wird der ueue GroßschisfahrtS» »eg nur wenige Schleusen haben. Tadurch wird der Verkehr erheblich beschleunigt werden. Erfreulich ist, daß gemäß den Zusagen des früheren BerkchrS- ministers v. Budde von der Einrichtung des staatlichen S ch l e p p in o u o p o l S A b st a n d genommen worden ist. Dieses staatliche Schlepp monopol hat sich ja auch auf den westlichen Wasser straßen als unrentabel herausgestellt. Was die Fahrgeschwindigkeit anlangt, so ist ja rich tig, daß die Binnenschiffahrt niemals in den Wett lauf mit der Eisenbahn eintrcten kann. Aber wenn der neue Großschifffahrtsweg wirklich ein Verkehrs fortschritt sein soll, dann muß in bezug auf die Frage der Fahrgeschwindigkeit verlangt werden, daß nur die unbedingt notwendigen Beschränkungen platz- greifen. Das Wichtigste sind möglichst billige Tarife. Man darf diese Frage nicht nur von rein technischem Standpunkt aus beurteilen. Tie Massengüter können ruhig auf dem Fiuolvkanal bleiben. Die hochwertigen und die Eilgüter dagegen sollen sich des neuen Schiffahrtsweges bedienen. Ein unrentabler Kanal würde den Gegnern neue Wasser auf ihre Mühlen liefern. (Beifall.) Der SiktrnMer. Kriminalgeschichte von Hans Hyan. 17) (Nachdruck verboten.) Sie hatte heute Nachricht bekommen, daß das Hauptverfahren gegen ihren Bräutigam eröffnet wäre — es war also keine Zeit mehr zu ver lieren ! Gestern hatte sie ihn zum zweiten Male be uchen dürfen im Sprechzimmer des Unter- üchungsgefängnisses. Und trotzdem die doppel- en Holzschranken sie trennten, meinte Grete doch Kesmal schon mehr Lebenshoffnung und Zuver- icht in dem blassen Gesicht ihres Liebsten gelesen za haben. Sie hatte ihm tröstende Worte ge sagt, hatte ihn ihres festen Glaubens an seine Unschuld versichert und daß sie ihm bestimmt helfen würde frei zu kommen! Und da war's ihr, als habe sie den Schimmer eines Lächelns, einen schwachen Freudeblitz auf den lieben Zügen auf leuchten sehen . . . Sollte sie ihn so täuschen? . . . Und nicht im stande sein, ihr Versprechen einzulöfen? „Gott im Himmel!" flüsterte sie, „hilf mir, daß ich ihn befreie!" Siebentes Kapitel. Grete Mirbach sah in diesem Augenblick durch das Fenster der Konditorei einen Mann, der auf einem kleinen Handwagen einen sogenannten Reisekorb, einen jener weißen, aus Weidenruten geflochtenen kofferartigen Körbe vorbeizog, wie sie die ärmeren Bevölkerungsklassen vielfach zum Transport ihrer Habseligkeiten benutzten. Die hübsche Blonde nannte auch so einen Korb den ihren und, indem sie daran dachte, fiel ihr durch eine ganz einfache Gedankenverbindung ein, daß ja die vorige Verkäuferin, die ebenso wie die jetzige im Hause der Konditorei gewohnt hatte, wahrscheinlich auch einen derartigen Korb besaß und daß der Transport dieses Korbes wohl durch irgend jemand aus der Nachbarschaft besorgt sein würde. Mit der Droschke war die Verkäuferin nicht von hier fortgefahren an jenem Abend . . . Grete hätte es nun leicht gehabt, Näheres aus dem Munde der Konditorcibesitzerin zu hören; unter ließ es aber, diese auszuforschcn, weil sie damit schon eine ihr nicht angenehme Neugier erregt und zu Redereien wahrscheinlich Anlaß gegeben hätte. Sie zahlte, ging und versuchte ihr Heil in der Nähe bei den Ladengeschäften und Grün kramhandlungen, die sich mit „kleinen Fuhren" befaßten. Schon bei der dritten hatte ihre Be mühung Erfolg. Die alte Frau, die ihr in dem Keller ent gegenkam, wußte sofort Bescheid: Ja! . . . ihr Sohn hätte am Letzten des Monats einen Reise korb von Protenski aus irgendwohin gefahren und — „warten Sie mal, Fräulein, es muß noch auf die Tafel stehn!" Damit eilte die Frau in das hinter dem Kellerladen liegende Wohn zimmer und kam mit einer Schiefertafel zurück. „Hier . . . Hier steht's! . . . Pallisadenstraße Nr. 127III bei Merk! ... Da is der Koffer hin gekommen . . . aber warum wollen Sie denn das wissen, Fräuleinchen, Sie kriegen wohl noch was von die Dame?" „Ach nein, ich möchte sie nur mal aufsuchen und wußte die Adresse nicht mehr"... log Grete unbekümmert und selbst erstaunt, wie gut ihr das gelang; dann empfahl sie sich mit vielem Dank und — ging sofort nach der Pallisadenstraße. Sie wunderte sich, wie wenig weit dieses Mäd chen, das doch an einer furchtbaren Tat beteiligt oder zum mindesten die Mitwisserin eines jo abscheulichen Verbrechens war, von dem Platz fortgezogen war, wo man sie gekannt hatte und wo die Polizei sie auf jeden Fall suchen konnte. Grete schlich die Treppe des großen, ziem lich verwahrlosten Hauses hinauf. . . Und ju belte innerlich, als sie auf einem Porzellanschild den Namen „Merk" las. Mit einem Herzklopfen, das ihr den Atem versetzte und voller Angst vor allen möglichen Gefahren, die ihre Phantasie nur undeutlich, in verschwommenen Umrissen aber um so ungeheuer licher auSmalte, zog sie die Klingel. Und wartete eine ganze Weile. In ihrer törichten Furcht hoffte sie fast schon, es sei niemand in der Woh nung anwesend . . . Aber da! . . . Jetzt schlurfte es auf Pan toffeln von innen heran! . . . Ein hochfrisiertcs Wesen, das sein Alter vergeblich durch Puder und Schminke herabzudrücken suchte, in buntsei denem Unterrock und mit einer Spitzennachtjackc angetan, öffnete ihr. Auf Gretes Frage, ob nicht ein Fräulein Martha Graudetz hier wohne, schlug die Frau ihr brutal die Tür vor der Na>e zu und schrie hinter dem Holz: „Die wohnt hier nicht!" Das machte Grete Mirbach stutzig . . . Warum denn solche heftige Antwort auf eine so höflich gestellte Frage?! . . . Wäre jene Frau weniger grob in ihrem Bescheid gewesen, so hätte sich die Blonde wohl zufrieden gegeben und wäre unverrichteter Sache gegangen. So machte sie, schon ein bißchen durch ihre ersten Forschun gen hinsichtlich des Kosfertransportes gewitzigt, neue Anstrengungen in derselben Richtung. Unten im Hause war ein sogenannter Topf keller. Die Beherrscherin dieser kleinen Unter welt, in der Porzellan, Steingut, irdenes Ge schirr und Töpfe bis zum Trottoir der Straße hinauf gestapelt waren, schien eine ordentliche, saubere Frau . . . Grete suchte nach einer kleinen Nippsache, die sie zweckshalber kaufen wollte, und fragte so neben bei, ob hier im Hause drei Treppen nicht vor einiger Zeit, so Anfang Juni, ein junges Mädchen zugezogcn wäre, die so und so aussähe — und nun gab sie eine detaillierte Beschreibung der Verkäuferin. Die Frau betrachtete Grete ziemlich miß trauisch, sie sagte: „Bei der Wirtschaft da oben weiß man nicht, wer zuzieht und wer wegzieht! . . . Mer ja!... doch mir ist beinah so, als wäre da vor vier zehn Tagen eine gewesen... so 'ne stille, ein fache Person ... ich glaube, sie wohnt aber jetzt nicht mehr hier . . . Da, da is sie ja!" rief die Frau, nach der Kellertreppe hinaufdeutend, über die soeben der Schatten eines Vorübergehenden hinhuschte. „Verzeihen Sie," sagte Grete hastig, „wegen meines Einkaufs komme ich wieder! . . . Ich muß das Fräulein sprechen! . . . Und besten Dank auch!". . . Die Frau murmelte etwas vielleicht nicht so Freundliches hinter Grete her, die aber küm merte sich um nichts. Sie war schon auf der Straße und sah vor sich die Person, die sie suchte. . . Das Mädchen ging im Sommermantel mit einem kleinen Strohhut aus dem spärlichen matt blonden Haar etwa zehn Schritt vor Grete her, die fand, daß die Verkäuferin sehr ärmlich aussahe. Grete selbst hatte sich absichtlich ganz einfach gekleidet. Sie trug einen alten Hut vom vorigen Jahr, der viel zu klein und nur mit grünen Blättern garniert war. Dazu ein graues Alpaka kleid, das sie eigentlich schon ausrangiert hatte. Selbst ihre braunen Schuhe waren verbraucht und abgenutzt. So ging sie in dem matten Licht dieses trü ben Junitages, der sich schon seinem Ende zu neigte, langsam, wie in Gedanken versunken, hin ter der andern her, sie scharf beobachtend und sich dabei vergeblich den Kopf zerbrechend, wie sie wohl eine Annäherung bewerkstelligen könnte... Eins war ihr schon klar: der Umzug nach der Palisadenstraße 127 war nur in Szene gesetzt, um Nachforschungen zu vereiteln. Das Mädchen wohnte auch jetzt unangemeldet, wahrscheinlich in nächster Nähe, in einem jener zweifelhaften Miets quartiere, die in jener Gegend häufig sind. Ob Grete einfach etwas schneller gehen und die Verkäuferin ansprechen sollte unter irgend einem Vorwand? . . . Ja, aber unter welchem denn? . . . Und abgesehen davon, sie hatte auch den Mut nicht dazu! ... In diesem Augenblick, wo sie den ersten so wesentlichen Schritt zu ihrem Ziele hin getan hatte, da wurde eS ihr erst klar, wie furchtbar schwierig dieser Weg war und wie sie doch so gar nicht die Courage und die Energie besaß, die zu ihrem Vorhaben unerläßlich waren. (Fortsetzung i» der Morgenausgabe.).
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