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kchMeUolkszeitulltz v«j»a-preis, > U»«a»b» L mU » Beilagen dterteljübrltch 0,10 Y« I Dresden und gaiiz Deutlchland frei Hau» »,6» L:I «a v-sierreich 4.4» L ' > ««Saab» » nur mU Feteradend dierteliLbrltch 1,80 In I Dresden mid am» Deutschland frei Hau» it.rrit 41; U, Oesterreich 4,VV L. — «lnzei-Nummer 10 4. I Wochentag» erscheint di» Kettung regelmLtztg ln den ersten I I NachmittagSsiundeu: dt« «annabeudnunuaer «rscheint später. I Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht nnd Freiheit mit Nirta*hal1r»rrK»-eilaKe Die MrrftrieVte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend Slazet»««, Auaatzme »oa SeschäftSaazclae» dt» 10 Uhr, von FitmUten» I anzetgea bi» II Uhr. ! ßre>» sbr die PeNt-TpallzeUe LO 4. >« Rellameteil 00 4-1 Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher aus» I gegebene »l,»eigen tonne» wir die Beranlwortltchkeit sür die I > ""^"ßkcii de» Terte» nicht übernehmen. ' igedaltto»»-Sprechstunde: 10 II Uhr vormittags. Nr. 213 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden-A. IS, Holbeinstrahe 46 Montag den 15. September 1913 Fernsprecher 1366 12. Jahrg Der Skreik um die Königsrede König Konstantin von Griechenland hat bei der Ucber- reichung des Feldmarschallstabes dnrch seinen Schwager Kaiser Wilhelm eine Dankrede gehalten, die Frankreich in Aufruhr gebracht hat. In dieser Rede hat der König der Hellenen mit Dank anerkannt, daß die griechische Armee ihre großen Erfolge im Kriege mit den Türken und mit Bul- garien nächst ihrer Tapferkeit der Befolgung der deutschen Grundsätze über Taktik nnd Strategie verdanke, die König Konstantin selbst nnd die Offiziere seines Stabes sich In Berlin beim 2. Gardercgiment zu Fuß und ans der Kriegs akademie erworben haben. Ob dieser königlichen Anerken nung schlagen die Franzosen nunmehr schon seit einer Reihe von Tagen vor Entrüstung Purzelbäume. Die französstchc Presse leistet sich die tollsten und lärmendsten Ausfälle ans den hellenischen König nnd schwört dem gesamten Griechen- Volk bittere Rache. Zieht man die Umstände in Betracht, in denen der griechische König seine Ansprache gehalten hat, dann kann man die Entrüstung in Frankreich nur lächerlich und kleinlich finden, denn der König hat doch im Kreise von Generälen gesprochen, unter dem Eindruck der Verleihung der Feldmarschallswürde und in Erinnerung an seine Lehr- zeit im 2. Garderegiment und im preußischen Generalstao. Er hat aus einein echten Gefühl der Dankbarkeit nnd Höf- lichkeit heraus gesprochen, ohne auch nur mit einem Worte die Politik nnd deutsch-griechische Beziehungen zu berühren; mit keinein Worte hat er die Verdienste Frankreichs um die militärische Ausbildung nnd Organisierung der griechischen Armee bestritten und keine Andeutung gemacht, in der eine Spitze gegen Frankreich gefunden werden könnte. Wenn darum die Franzosen sich über die Königsrede immer »och nicht beruhigen können, so wollen sie es anscheinend dem Hellenenkönig nicht verzeihen, daß er vor dem deutschen Kaiser und deutschen Generälen kein Loblied der Franzosen gesungen hat. Dennoch täte man den Franzosen Wohl lln- recht, wollte num ihnen in Anbetracht ihrer sattsam bekann ten nationalen Ueberempfindlichkeit keine mildernden lim- stände zuerkennen. Frankreich war bislang in Griechenland zweifellos mehr interessiert als Deutschland und man kann darum den jetzigen Ausbruch der Eifersucht einigermaßen verstehen, die um eine Gefährdung der bisherigen französi schen Vormachtstellung in Griechenland bangt. Französi sches Kapital ist in Griechenland in großen Mengen in vestiert und eine französische Militärkommission ist mit der Organisation der griechischen Armee betraut. Kann es da Wunder nehmen, daß das französische überspannte National gefühl, das allzu eifrig die griechischen Siege als französische feierte, wie es die türkischen Niederlagen als prcnßiich- dentsche bespöttelt hatte, bitter enttäusch ist, daß der König und oberste Feldherr der siegreichen griechischen Armee seine Erfolge nun der Befolgung deutscher Strategie znschreibt. Wir Deutsche haben die uns gezollte Anerkennung von An fang an nüchtern betrachtet und uns nicht dahin verstiegen, der französischen Kriegsschule jede Fähigkeit und jedes Ver dienst an den griechischen Kriegserfolgen abznsprechen und wir bleiben darin» auch ganz ruhig, wenn sich die griechiiche Regierung jetzt allerorts bemüht, das „unglückliche Mißver- ständnis" das dnrch die Königsrede in Frankreich hervorgc- rufen worden ist, zu verscheuchen. Wir haben nichts da gegen, wenn auch ans die nach Anerkennung dürstenden Franzosen ein Löbchen abfüllt und wir würden cs lebhaft bedauern, wenn die in Deutschland gefallenen Worte König Konstantins im griechischen Volke ein anderes Echo Wecken würden, als bei uns, und wenn die französische Empfindlich keit auf das mit so viel Mühe hergestellte vertrauende Vcr- bältnis der Hellenen zu ihrem König trübend wirken würde. Man kann es den griechischen Staatsmännern nicht verden ken, daß sie sich den Weg nach Paris nicht verbauen lassen wollen. Daß dies geschähe, haben Wohl nicht die Königs worte, Wohl aber französische Empfindlichkeit und Anmaßung befürchten lassen. Die griechischen Staatsmänner müssen sich darüber klar werden, ob über die Lösung der albanesi- lchen und ägäischen Frage hinaus ihnen ein festes Freund schaftsverhältnis mit Deutschland nutzbringender erscheint, als eine mit Frankreich gemeinsame Jnteressenpolitik. Dem hellenischen König scheint die Entscheidung in dieser für die Zukunft Griechenlands hochbedeutsamen Frage nicht schwer zu werden, doch dürften leitende griechische Staatsmänner sich noch nicht niit der für Deutschland bestehenden Notwen digkeit abgefnnden haben, seine griechensrcnndlichen Be ziehungen nur in voller Uebereinstimmung mit seinen Dcei- bnndfrennden zu festigen. Von den eigenen Leuten geohrfeigt . Wir lesen in den liberalen „Hamburger Nachrich ten" Nr. 118 vom 7. September: „Verwerfliche konfessionelle Hetze. Jüngst teilte die „Heidelberger Zeitg." einen krassen Fall von kon fessioneller Feindschaft mit, den auch wir übernahmen, weil wir bei der nationalliberalen „Heidelberger Zeitg." stärkeres Verantwortlichkeitsgcfühl als selbstverständlich voranssctzten. Danach sollten bet einer Feuersbrunst in Dossenheim katho lische Gemeindebürger die Teilnahme an den Löscharberten verweigert haben, weil es bei Evangelischen brenne. Jetzt werden wir aber darauf aiifmerksam gemacht, daß die Pro testanten von Dossenheim selbst gegen diese Nachricht als eine unwahre Hetze Verwahrung eingelegt haben. Der Ge meinderat in Dossenheim hat ferner eine Erklärung erlassen, aus der hervorgeht, daß diese Geschichte ganz anders zu sammenhängt, da „die beiden Konfessionen hier friedlich bei sammenwohnen und die mit der Spritze zu beschützenden Gebäulichkeiten Eigentum der Katholiken sind". Auch der „Pfälzer Bote" stellt in einer Zuschrift ans Dossenheim fest: „Sämtliche Brandbeschädigten, mit Ausnahme eines einzi gen, dessen Anwesen gleich bei Ausbruch des Brandes voll ständig vernichtet worden ist, sind katholischer Konfession. Daraus ergibt sich von vornherein, daß die Behausungen ans der Luft gegriffen sind. Tatsächlich hat sowohl die hie- sige Feuerwehr, wie auch die Einwohnerschaft von Dossen heim voll nnd ganz ihre Pflicht getan. Wenn einige wenige Zuschauer ihre Mitwirkung bei der Löscharbeit verweigerten, so geschah das nicht ans konfessioneller Abneigung, sondern deshalb, weil mit Jauche gespritzt wurde nnd die Leute ihre Sonntagsauziige nicht Verderben wollten. Unter den Per sonen, die wegen Verweiaenmg der Löscharbcit zur Anzc'ge kamen, befindet sich auch ein Protestant." Wozu werden min solche dummen nnd schädlichen Nach richten erst verbreitet! Es ist selbstverständlich, daß alle nationalen Zeitungen, die den konfessionellen Hader be kämpfen, von einem so krassen Fall Kenntnis nehmen. Da- i bei müssen sie sich aber ans eirmnder verlassen können, nnd : die „Heidelberger Zeitg.", die dem Tatorte nahe war, hatte die Pflicht, sich genau Zu erkundigen, ehe sie derartige Dinge i» die Welt meldete. Jetzt ist der Sache nicht gedient wor den, sondern im Gegenteil in die Gemeinde Dossenheim, die sich bisher konfessionellen Friedens erfreute, womöglich erst der Hader hineingetragen worden." Dieser Zurechtweisung haben wir nichts hinzuzufügen. Hatte das Blatt vorher nicht so kritiklos die verleumderische Nachricht abgedruckt, dann brauchte es sich jetzt nicht über seinen Hereinfall zu entrüsten. Denn dafür, daß es ihm bloß um den konfessionellen Frieden zu tun ist, erwarten wir andere Beweise. Deutsches Reich Dresden, den 1V. September 1913 — Dem bisherige« Abt der Beuediktiner-Abtei Maria- laach, Dr. Fidelis Frhrn. v. Stotzingen, ist der König!. Kronenorden 2. Klasse verliehen worden. — Die Sitzungen der parlamentarischen UntersuchungS- kommissivn sür die Nüstnngsliefernngen an das Reich wer den anfangs November im Saale der Budgetkommission des Reichstages beginnen. Die von den Parteien des Reichs tages bestimmten Teilnehmer an den Beratungen haben selbst bereits viel nnd umfangreiches privates Material zur Verfügung gestellt erhalten. — Nrichsgesetzliche Regelung der Wandersürsvrge. Es darf jetzt als wahrscheinlich gelten, daß demnächst ein Gesetz entwurf für eine reichsgesetzliche Regelung der Wandersür- sorge zur Vorlage kommen wird. Im Beginn dieses Wah res fanden im Reichsamt des Innern Beratungen zwischen Vertretern der größeren Bundesregierungen und fast aller auf dem Gebiete der Wände cfürsorge tätigen Vereine und Verbände statt. Gegenstand der Aussprache bildeten, wie wir in der „Krenzzeitimg" lesen, die ans 8 28 des Unter- stütziingswohnsitzgesetzes hcrvorgegangenen Mißstände, die Vorzüge nnd Lücken des preußischen Wanderarbeiisstälten- gcsetzes, die außerordentlichen Erfolge der Bettelbekämpfimg durch den Verein zur Förderung der Wanderarbeitsstätten in Württemberg, sowie den Ausbau der Fürsorge durch Ein richtung einer größeren Zahl von Arbeiterkolonien, deren soziale nnd wirtschaftliche Leistungen allseitig anerkannt wurden. Von den verschiedensten Seiten wurde die Not wendigkeit der Ausgestaltung des § 28 des Unterstützungs- wohnsitzgesetzes im Wege eines sozialen Reichsgesetzes betont, das die Bundesstaaten verpflichtet, für das Vorhandensein von Wanderarbeitsstätten nnd Arbeitsheimcn, verbunden mit Arbeitsnachweisen, nach Maßgabe deS vorhandenen Be dürfnisses zu sorgen. — Tie Neichsstempelabgaben von Gesellschaften und Versicherungen. Die Bestimmungen zur Ausführung der am 1. Oktober in Kraft tretenden Reichsstempelabgabc von Gesellschaften und Versicherungen sind am Freitag in der Sitzung der Bnndesratsansschüsse sür Zoll nnd Steuer- Wesen nnd für Handel nnd Verkehr beschlossen worden. Ter Wortlaut wird in den ersten Tagen der nächsten Woche im Zcntralblatt für das Deutsche Reich bekanntgegeben werden, wie jetzt amtlich mitgeteilt wird. Für den Gesellschaftsstem pel ist schon jetzt ans 8 8 des Neichsstempelgesetze? hinz»- weisen, wonach für Gesellschaftsverträge, die vor dem 1. Oktober 1913 beurkundet sind, die bisherigen Bestimmun gen maßgebend bleiben, so daß Aktien, die ans Grund eines solchen Gesellschaftsvertragcs ansgegeben werden, den Effek- Schreckliche Folgen glaubensloser Lektüre Gelegentlich eines „Dramas", das sich kürzlich in Nen- york ereignet hat und das größte Aufsehen hervorries, schreibt das „Journal des Debats" einen Aufsatz über die Ursachen dieses Mordes nnd Selbstmordes. Es berührt ganz eigentümlich, von einem freisinnigen Blatte solche Worte über die Schädlichkeit der Schriften der glaubenslosen Philo sophen zu hören. Wir entnehmen dem Aufsätze die wichtig sten Stellen: Henry Lake war einer der gebildetsten Kammerdiener von Neuyork. Er verstand mehrere fremde Sprachen so gut, daß er selbst schwierige Autoren in diesen Sprachen lesen konnte. Die größte Vorliebe aber hatte er für die Philo sophen, unter ihnen wiederum für die Pessimisten. Er konnte ganze Kapitel ans den Werken Schopenhauers nnd Nietzsches auswendig hersagen. Diese Beschäftigung mit der Philo sophie brachte ihn so weit, daß er seine Frau und seine Kin der nmbrachte nnd zuletzt sich selber eine Kugel durch den Kopf schoß. Als die Polizei in seine Wohnung cindrang, fand sie eine unbeschreibliche Unordnung vor, zwei cilte Revolver, die Werkzeuge seines Verbrechens, und überall aufgeschlggcne alte nnd moderne Werke von Philosophen mit Blutflecken auf den Seiten. Das Drama spielte sich in der Nacht vom 17. auf den 18. August ab, während Frau und Kinder schlic ken. Nach Vollendung des Gatten- nnd Kindermordcs zog sich Lake in sein Zimmer zurück, wo er den Rest der Nacht und den ganzen Morgen damit znbrachte, ans leinen Lieb- lingsnistoren die schwermütigsten Stellen heraiisznschrciben, und nachdem er dieser literarischen Pflicht Genüge getan, brachte er sich selber um. Ein für die Polizei bestimmter Brief klärte über die Ursache seines scheußlichen Verbrechens ans: „Ich bin des Lebens müde. Meine Frau ist nicht ae. sund. Meine Söhne sind zart und schwach, nnd werden im Kampfe ums Dasein sofort unterliegen. Es ist besser, sie kehren zugleich mit ihren Eltern zu dem Staube zurück, von dem sie genommen sind Siehe die Abhandlung Schopen hauers über die Leiden der Menschheit. Band soviel, Seite soviel. Tann folgt die Liste seiner Opfer, die sorgfältigst abgefaßt war: ..Henry Lake, 19 Jahre, Marw.Lake, 13 Jahre, Mosan Lake, 17, Estella 14. Dorothea 12, Walter 10." Dann kamen verschiedene Zitate, die seine fleißige Feder zwischen Mord nnd Selbstmord abgeschrieben hat: „Der Tod ist die wunderbarste Erfindung der Natur" (Seneca): „Man muß im richtigen Moment zu sterben wissen" (Nietzsche): „Zn leben ist nur den Kampfnaturen möglich, die nicht Zeit haben, ihre Hoffnungen eine nach der anderen zu begraben, ihre Illusionen der Reihe nach entschwinden zu sehen. Für den Wissenden, den Beobachter, den tiefen Denker ist das Leben eine Anfechtung: ein Unglück, ja häufig ein Fluch." „Ich lobe dich, daß du kommst, denn ich rufe dich" (Nietzsche). Die Ansicht, daß die Philosophie eine rein spekulative Wissenschaft sei, war bis jetzt allgemein herrschend: das Bei spiel Henry Lake beweist, daß sie auch zu einem praktischen, ja vorzeitigen Ende führen kann. Selbst MaltlniS, der den kleinen Kindern die Existenzberechtigung abgesprochen hat, hat seine eigene Existenz nicht freiwillig abgekürzt. Schopen hauer ist alt geworden: er war düster nnd pessimistisch in seinen Schriften, aber er hatte eine Schwäche für ein seines Souper, ein weiches Lager, sowie sür alles, was daS Leben angenehm macht. Nietzsche starb in sangen Jahren und in der Nacht des Wahnsinns, aber das war nicht seine Absicht. Und was Seneca betrifft, so hätte er noch lange seiner ..sitt lichen Entrüstung" über das menschliche Lebe» freien Lank gelassen, wenn seine Sittenlehre nicht bei Kaiser Nero solche Früchte gezeitigt hätte. Der unglückliche, erblindete Heuiy Lake hatte nicht bemerkt, daß von all den großen Pessimisten, seinen Lieblingsschriftstellern, sich nicht einer freiwillig deS Leben genommen hat, sie starben alle im Bette. Dieser Kam merdiener glaubte zu sehr den Schriften und zu wenig den, Leben dieser Philosophen. — Dos sind die Worte deS Un sinnigen Pgriser Blattes. Vom christlichen Standpunkte be trachtet, ist die bedauernswert.' Untat des Unselige» nur esii neuer Beweis dafür, wie notwendia die Verdrängung du str glgiibensloseii, zynischen, frevlerischen Literatur ist. wie not wendig vor gllem die Aufklärung der großen Masten d s Volkes durch eine von, christlichen Geiste getragene Presst, wie notwendig endlich das amnia iimtaara,'«' in Ollemta ist.