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LMMMKiyMM Woche«- u«d Nachrichtsbiatt zugleich GeMs-AWin fir Sohüsrf, Mdlitz, Vnisdorf, Nsdmf, Ft. KBit«, HeiniPsrt, Maritmo mit Milsei. Amtsblatt für de« Stadtrat z« Lichtenftei«. — 4«. Jahrgang. Nr. 195. Sonnabend, den 23. August 1890. Dieses Blatt »scheint t S g l t ch (außer Sonu- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 2b Pf. - Einzelne Nummer 10 Pfennige. - Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalte«, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalten, Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennige» berechnet. - Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Auktion. Künftigen Montag, den SS. d. M. sollen von vormittag 9 Uhr an im Hof des Ratskellers hier verschiedene Mobilien, Schränke, Kanapee, Kommoden usw., sowie eine Partie Schuhmacherleisteu gegen sofortige Zahlung meistbietend versteigert werde'«. Lichtenstein, den 21. August 1890. Die Armenbehörde. Beyerlein. Sparkassen-Expeditionstage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Geschäftstage der Sparkasse zu Callnberg: Montag, Donnerstag und Sonnabend. Einlage« werden mit 3ffg°/o verzinst, Zinsen für Ausleihungen möglichst billig vereinbart. Tagesgefchichte. *— Morgen Sonntag findet im Bade Hohen stein ein außergewöhnliches Concert statt. Frau Adelaide von Gottberg-Herzog, Concertsängerin und Gefangslehrerin, Fräulein Marie Doberenz, Rhetorin und Herr Heinrich Kiefer, Concert- und Oratorien- sänger werden im Verein mit dem Pianisten Herrn Paul Buschenhagen, sämtliche ans Dresden und in dortigen musikalischen Kreisen hoch geachtet, am Sonn tag eine Fülle von künstlerischer Unterhaltung bieten, wie sie in den Provinzialftädten selten zu haben sind. Der Kursaal des Bades Hohenstein eignet sich zu solch künstlerischen Darbietungen vorzüglich und dürfte eine Fahrt nach Hohensteins Bad für nächsten Sonntag gewiß recht lohnend sein. — Ein für das Verhältnis zwischen Arbeit geber und Arbeitnehmer wichtiges Urteil ist dieser Tage von dem Königl. Landgericht zu Elberfeld in der Berufungsinstanz gesprochen worden. Die Firma Karl Ern zu Wald bei Solingen pflegt mit ihren Arbeitern schriftliche Verträge abzu- fchließen, die als Lehrverträge bezeichnet werden. Die Arbeiter werden Lehrlinge genannt und während für diese die sogen. Lehrzeit auf fünf Jahre verein bart wird, steht der Firma Karl Ern jederzeit das Recht zu, von den Verträgen einseitig zurückzutreten. Von dem vereinbarten Lohne ist der Arbeiter ver pflichtet, jährlich 150 M. bei der Firma Karl Ern stehen zu lassen, und zwar wird dieser Betrag in wöchentlichen gleichmäßigen Beträgen von dem Verdienste der Arbeiter einbehalten. Die einbehaltenen Beträge verfallen zu Gunsten des „Lehrherrn", wenn der Arbeiter den Vertrag bricht. In einein Falle, wo die Firma die einbehaltenen Gelder für verfallen erklärt N o s e. " Roma« von I. von Werth. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Der Arzt hatte erschreckt zugehört. Diese Ruhe ängstigte ihn mehr, als eine übergroße Aufregung es gethan hätte. Jetzt fiel er ihr in das Wort: „Arbeiten um das tägliche Brot — Rose, wissen Sie auch, was das heißt, mit 19 Jahren?" „Heut gerade bin ich zwanzig Jahre alt ge worden, Herr Doktor," gab Rose zurück. „Und wenn ich bisher das Schaffen um Brot nicht ge kannt, so werde ich es lernen." „Aber wozu das alles?" fiel Doktor Gröner gereizt ein. Das Herz that ihm weh bei feinen eigenen Worten, aber er mußte hören, wie sie selbst darüber dachte. „Bietet sich Ihnen nicht eine neue Heimat? Oeffnet Rottenau nicht seine gastlichen Thore, und möchte Baron Rotteck Sie nicht lieber heut als morgen als fein junges Weib heiwführen? Ihre Trauer kann da nicht hindern " Der Doktor hatte so erregt gesprochen, daß ihm der finstere Blick der schönen Mädchenaugen erst jetzt auffiel, als sie mit einem gebietenden „Nicht weiter" die Hand auf seinen Arm legte. Auf seinen erstaunt fragenden Blick erwiderte sie: „Nun kommt, was ich Ihnen zu fiagen habe." Dann erzählte sie den Auftritt, den sie gestern in ihrem Zimmer ganz un absichtlich belauscht. Sie hatte immer mit der selt sam ruhigen Stimme gesprochen. Erst, als sie alles erzählt hatte, verließ ihre Festigkeit sie einen Augenblick. hatte, haben nun aber das Gewerbegericht zu Solingen, wie das Landgericht zu Elberfeld die Firma zur Zahlung der einbehaltenen Beträge verurteilt und überein stimmend angenommen, daß die geschlossenen Verträge, trotz ihrer Bezeichnung als Lehrverträge, reine Arbeits verträge seien. Es müsse daher nach Z 117 Abs. 2 der Gewerbeordnung jede Verabredung als nichtig erachtet werden, welche den Arbeitgeber das Recht einräumte, Lohn als Kaution zur Erfüllung des Ver trages von den Arbeitern einzuöehalten. — Nach alter Winzererfahrung dürfen wir dies Jahr auf eine gute Weinernte rechnen. Die Trauben stehen gut und versprechen vollkräftig und feurig zu werden. Der Heuwurm hat an einzelnen Stellen wohl den Stöcken geschadet; Dank der streng durchgeführten Vorsichtsmaßregeln ist jedoch der Schaden lange nicht so beträchtlich wie in früheren Jahren. Die Witlerungsverhältnisse des August sind diesmal für die Weimeife sehr günstig gewesen. Es fehlte weder an Regen noch an der nötigen Hitze und ein altes Sprichwort wird wieder zu Ehren kommen. Auf Laurentius (d. h. am 10. August) Sonnenschein, bedeutet ein gutes Jahr vom Wein. — Da nun wieder die Zeit des Drachen- auf st eigens gekommen ist, seien Eltern und Er zieher darauf aufmerksam gemacht, daß von Kindern steigengelassene Drachen den Leitungsdrähten von Telegraphen- und Fernsprechanlagen zu nahe ge kommen sind und sich darin verwickelt haben. Mit Rücksicht auf die durch derartige Vorkommnisse ent stehenden bedeutenden Verkehrsschwierigkeiten fordern wir die Eltern und Erzieher auf, Fahrlässigkeiten der gedachten Art zu verhindern und bringen hier mit die zur Sicherung der Reichstelegraphenanlagen getroffenen Bestimmungen des Z 318 des Reichs- „Sagen Sie mir, Herr Doktor, war ich zu hart mit ihm?" „Mein armes, mein liebes Kind," rief der Arzt. Dennoch atmete er wie erleichtert auf, sie für seine Hiobspost so vorbereitet zu finden. Er nahm den zerknitterten Brief aus seinem Portefeuille, das er beim Eintritt vor sich auf den Tisch gelegt, und fuhr fort: „Sie haben jenem Buben nur gethan, was ihm gebührte. Hier, mein Kind, lesen Sie diesen Brief. Nachher werden Sie sich keine Vorwürfe über Ihre Härte mehr machen. Er kam mir vor wenigen Tagen durch einen unbedeutenden Zufall in die Hände. In jener Unglücksstunde war ich ge kommen, Sie von seinem Inhalt in Kenntnis zu setzen, und heut sage ich mir, daß ich nicht länger damit zögern dürfe, selbst auf die Gefahr hin, Sie für jetzt noch unglücklicher zu machen." Damit reichte er dem jungen Mädchen das Schreiben und beobachtete angstvoll das schmerzliche Zucken ihres bleichen Gesichts. Als sie endlich mit zittern den Händen das Blatt zurückgab, lag ein Zug kalter Ver achtung um ihren Mund, während sie mit heiserer Stimme sagte: „Ich danke Ihnen. Jetzt werde ich es leichter tragen. — Gott, Gott, was für ein Leben hätte mir bevorgestanden an der Seite solch' eines Mannes!" Schaudernd barg sie das Gesicht in den Händen. Doktor Gröner zog sie an seine Brust. „Mein armes, liebes Kind," wiederholte er, und strich mit der Hand liebreich über ihr dunkles Lockenhaar. „Wenn Sie auch alles sonst verloren, ein treues Freundesherz soll und wird Ihnen immer bleiben; und dies Herz schlägt in meiner Brust." strafgesetzbuches zur allgemeinen Kenntnis. 8 318 lautet: „Wer gegen eine zu öffentlichen Zwecken dienende Telegraphenanstalt fahrlässigerweise Hand lungen begeht, welche die Benutzung dieser Anstalt verhindern oder stören, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bis zu 900 Mk. bestraft." — Es giebt im täglichen Leben so manche Un sitte, gegen welche immer wieder angekämpft wird und welche doch auszurotten unmöglich scheint. Hierhin gehört die Gewohnheit der dienstbaren Geister, selbst drei oder vier Stockwerke hoch in die Fenster zu klettern, um von einem möglichst unsicheren Standorte aus das Reinigen der Fensterscheiben zu besorgen. Es ist schon vom ästhetischen Stand punkte aus wenig erfreulich, hoch oben in den Lüften die sich wiegenden Hüften, die flatternden Kleider und krampfhaft hinausgebeugten Leiber der Küchenfeen und Stubenmädchen zu beobachten, und es überläuft Einem jedesmal eine Gänsehaut, wenn das Wischtuch dort oben seine Kreise beschreibt. Der Löwenmut des Dienstpersonals sollte sich andere Gelegenheiten zur Bethätigung suchen und sollten mindestens alle Vor sichtsmaßregeln angewendet werden, die möglich sind. Hierfür zu sorgen liegt aber wesentlich auch im In teresse der Herrschaften, damit nicht die Unglücksfülle aus diesem Anlaß sich wieder derart häufen, wie in voriger Woche, wo allein in Dresden sich deren drei ereigneten. Ein wichtiges Hilfsmittel hat die Dampf-Gurten-Weberei von A. W. Wehner, Dresden Pragerstraße 14 u. Falkenstr. 10 erzeugt. Dieselbe hat einen Gurt konstruiert, der sowohl Sicherheit gegen den Absturz, wie volle Freiheit zur Arbeit ge währt (n Stück 6 Mk. ), sowie Haken, um bei Schad haftigkeit oder Unsolidität der Fensterrahmen den Dann redte er ihr zu und erzählte ihr, wie er einst ihre Mutter geliebt, die arme teure Margareth, und wie er wohl dadurch ein Recht habe, auch von ihrer Tochter als treuer Freund betrachtet zu werden. Während er sprach, da, in seinen Armen löste sich endlich derBann, der bisher aufdem gequälten Herzen des jungen Mädchens gelegen, undendlich fanden die armen, brennenden Augen in Thränen Erleichterung. Der Professor versuchte nicht, ihnen Einhalt zu thun. Erft als sie, von selbst ihre Thränen trocknend, die schwarzen Wimpern erhob und zu ihm aufschaute, da wiederholte er die Frage, welche in ihren Augen lag: „Ja, was soll nun werden? Liebes Kind, kommen Sie in mein Haus. Sie werden meiner Frau eine liebe Gefährtin sein und meine beiden Knaben gewiß auch bald lieb gewinnen. Daß wir alles thun werden, damit Sie sich bei uns wohl fühlen, nicht wahr, daran zweifeln Sie nicht?" Rose sah dankend zu ihrem Freunde auf und sagte: „Wie gut sind Sie! Halten Sie mich nicht für undankbar, aber ich kann nicht. Ich würde es nicht ertragen, nur von der Güte meiner Freunde zu leben." Dann setzte sie flüsternd hinzu: „Und ich würde mich fürchten, Jemand Wiedersehen zu müssen — den ich verachten gelernt." Die Weigerung that dem Doktor wehe und doch konnte er nicht widersprechen. „Aber, was dann?" fragte er. „Sie haben einen so großen Bekanntenkreis, so weit verbreitete Beziehungen," entgegnete Rose. „Viel leicht hören Sie einmal, daß man Jemand sucht, um Kinder zu unterrichten, einen Hausstand zu führen oder dergleichen. Sie wissen ja, was ich verstehe,