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für Wilsdruff, Tharandt, Stoffen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Dtadtrath daselbst. 28. Freitag den 7. April 1871. Anher erstatteter Anzeige zufolge sind in den Frühstunden des 27ten vorigen Monats aus einer Wohnung in Neutanuebcrg fol gende Gegenstände, nämlich I., ein blau und grau carrirter wollener Rock; 2., ein roth- und gelbgestrcifter desgleichen; 3., ein braunes Lüstrejäckchen mit Sammelbesatz und rothcm Aermclfuttcr; 4., ein schwarzes Stoffjaquet mit starkem Schnnrcnbcfatz; 5., ein Paar.lederne Schnürstiefelchcn und 6. eine neue blaue Leinwandschürze gestohlen worden. Dringend verdächtig dieses Diebstahls ist die BezirkSarmen- häuslingin Auguste Wilhelmine Heuchel aus Hirschfeld. Dieselbe ist 24 Jahre alt, 65 Zoll groß, von dicker, untersetzter Statur, ovaler Gesichtsform, gesunder Gesichtsfarbe, hat blonde Haare, graue Augen und wird jedenfalls mit den oben 8ub 1—6 aufgeführten Gegen- ständen bekleidet sein. Es ergeht an alle Criminal- und Polizeibehörden das ergebene Ersuchen, die p. Heuchel im Vetretungsfalle zu ver haften und mittels Schubes anher zu dirigiren. Kömgl. Gerichtsamt Wilsdruff, «m 3. AM 1371. Leonhardi. Das Ortskataster für Aufbringung der diesjährigen hiesigen Gemeindeanlagen liegt bom 8. Avril bis zum 17. April d. I. in der Stadtkämmerei hler zur Einsicht aus, was behufs Einwendung etwaiger Reclamationen gegen die erfolgte Ab schätzung hierdurch bekannt gemacht wird. Nath zu Wilsdruff, am s. April 1871. Kretzschmar. Tagesgeschichte. Das königl. Ministerium des Innern hat ans Ansuchen des Gesammtvorstandes des sächsischen Militärhilfsvereins zu Dresden und Leipzig die Veranstaltung einer Hauscollecte gestattet. Der Ertrag derselben soll zur Unterstützung von Invaliden ans dem letzten Feld züge, sowie der Wittwcu und Waisen der in diesem Feldzüge ge fallenen deutschen Soldaten, soweit jene und diese im Königreich Sachsen wohnen, verwendet weiden. Diese Collecte verbreitet sich auf den gejammten Bereich deS Königreichs Sachsen. Niemand weiß, was aus dem kopflosen Wirrwar in Frankreich' werden wird. Fürst Bismarck erklärte im Reichstage ausdrücklich, Deutschland werde nur dann einschrciten, wenn die Ergebnisse des Friedens gefährdet werden sollten und dieser Fall könne nur dann eintretcn, wenn die factische Regierung in Frankreich entweder nicht mehr den Willen oder nicht mehr die Macht habe, den Frieden aus- zufnhrcn. Dann, aber nur dann, werde Deutschland das Nachspiel des Krieges mit entschlossener Energie zu Ende führen. Diese Er klärung machte grossen Eindruck. Jede »ähere Nachricht über die in der westlichen und südwest lichen Umgegend von Paris nm 3. April gelieferten Gefechte fehlt natürlichcNveise noch, die neuesten Telegramme bestätigen nur den Erfolg der Truppen der Negierung in Versailles, insoweit es sich nm die Zurückziehung der aufständischen Nationalgardcn handelt, die große Verluste an Gefangenen — nach der Times 15,000 Mann — er litten haben sollen. Ein recht glückliches Zeichen der endlich von Thiers und seinen College» entwickelten Energie gegen die Aufrührer ist die heute gemeldete Einnahme der Nedoute von Chatillon. Dies Werk war eine südlich von dem Fort Monlrouge vorgeschobene, durch die Pariser noch vor der Belagerung errichtete Befestigung, die bekannt lich den Bayern beim Beginn dcr Cerniruug in die Hände fiel. Nach der Versailler Depesche nahmen hier die' Negierungstruppen 2000 Mann, sowie den berüchtigten General Duval, ein Mitglied des Ccn- tralconütee gefangen, er soll auf der Stelle erschossen worden sein. Es kann gar nicht gelcugnct werden, daß diese Strenge viele der Aufständischen cinschüchtern wird und so zur Niederwerfung der Emeute beitragen muß, dies besagt auch die Depesche der Times vom heutigen Tage: „In Paris herrscht große Bestürzung." Streng aber wird auch schon deshalb vorgegangen werden müssen, weil nur so der schlechtere Theil der Nationalgarde abgehalten werden kann, aus Fa natismus der Furcht vor den Stadthausmännern sich zu schlagen. Den Frechen in Paris Furcht, den entschlosseneren Ordnungsmännern Luft zu machen, ist eines der wichtigsten Actionsmittel. Die Verhält nisse liegen eben leider ungemein verworren. Paris, 2. April, Abends. Seit gestern Abend haben sich Zu sammenstöße der Vorposten der Aufständischen und der Regierungs- truppeu in der Gegend von Neuilly ereignet, die Stadt Paris ist in großer Erregung. Hente Vormittags ö'/? Uhr eröffnete der Mont Valerien sein Feuer auf die Aufständischen, 10V2 Uhr war heftiges Pelctonfcuer. Der Kampf drehte sich hauptsächlich um den Besitz von Conrbcvoic, die Ambulanzen wurden nach dem Schlachtfeld dirigirt. Die Nationalgarde soll mit starken Verlusten zum Rückzug genöthigt worden sein. Paris, 3. April, Morgens. Die Commune erließ eine Pro klamation, worin es heißt: Die Negierung von Versailles hat uns angegriffen; da sie auf die Armee nicht rechnen konnte, sendete sie Zuaven, Charettes, Bretonen, Trochus Gcnsdarmcn, Vabutins und bombardirte Neuilly. Unsere Aufgabe ist es, die Stadt zu schützen, und wir rechnen dabei auf Eure Hilfe. Während der Nacht war unausgesetzte Bewegung. Die Bataillone der Commune kampirtcn mit der Ambulanz in der Rue Rivoli, in den Champs Elysees und in der Nähe der Enceinte. Morgens marschirten neue Bataillone. In allen Quartieren wurde Geucralmarsch geschlagen. Die Barrikaden vor dem Stadthaus und an anderen Orien sino wieder hergestellt. Am Morgen wurde Kanonendonner gehört. In Paris ist keine Un ordnung vorgcfallen. Versailles, 3. April. Mac Mahon ist zum Commandanten der Armee von Versailles ernannt worden. Versailles, 3. April, Abends. Die Insurgenten warfen sich heute massenhaft auf Nantcrrc, Nucil und Bougival, während gleich zeitig eine Colonne über Bezons und Chateau Croisy herabdrang. Die Festung des Mont Valerien eröffnete das Feuer mit bestem Er folg. Die Insurgenten versuchten Nantcrre, Rneil und Bougival anzngreifen. Drei Brigaden mit zwei Batterien beschossen die Insur genten und verjagten sic. Die Insurgenten flohen mit Zurücklassung von Todten und Verwundeten in schrecklicher AuflösiM. Gleichzeitig griffen die Insurgenten bei Scvres Meudon und Uetit Picctre an. Die Gensdarmerie drang in Meudon ein und vertricÄdie Insurgenten mit Zurücklassung vieler Todten. Der Tag endete min der unordent lichen Flucht der Insurgenten. H London, 3. April. Eine Meldung der „Times" ans Paris besagt: Die Pariser Nationalgardcn verloren im gestrigen Gesechtc mit Regierungstruppeu etwa 200 Mann, doch dürfte diese Schätzung wohl übertrieben sein. Die gefangenen Nationalgarden sollen als Rebellen erschossen worden sein. London, 5. April. Die „Times" meldet aus Versailles: Es wurden 15,000 Mann der Insurgenten gefangen genommen; in Paris herrscht sehr große Bestürzung. „Daily News" meldet: Die Nationalgarden griffen am Dienstag die Versailler Truppen bei Meudon an, erstere wurden vollständig in die Flucht geschlagen. Versailles, 4. April, Abends. Die „Corr. Havas" meldet: Die Rcdoute von Chatillon ward heute Morgen genommen und dabei 2000 Gesangene gemacht, welche nach Versailles geführt wurden; unter den Gefangenen waren General Henry. Duval soll aber in