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le. Mist sek, Radenlluer Anzeiger und Zeitung für Seifersdorf, Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pst, für auswärtige Inserenten 15 Ps. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich der illustrirten Beilagen „Gute Geisler" u. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seisenblasen" 1,50 Mk. t stets >1». Num- steiu- Leim th. öae au. Hosen, sen ab, »schnng Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lnban, Borlas, Epechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 134. Sonnabend, den 20. November 1897. 10. Jahrgang. Aus Nah und Fern. — Am Bußtag machten sich einige ea. 5 jährige l Knaben von hier an einer Maschine zu schaffen, wobei dem einen der Kleine- und der Mittelfinger der rechten Hand ziemlich durchgeschuitten wurde. Der zu Rathe gc- i zogene Arzt wird Mühe haben, dem Kinde die Finger zu erhalten. — Der am Bußtag Abend gegen 10 Uhr auch hier bemerkte Feuerschein, rührte von einem Brand in Ato- Horn her. Daselbst brach bei dem Gutsbesitzer Paul, neben der Kirche, Feuer aus, das alsbald einen kolassalcn j Umfang anuahm. Als die alarmirte Feuerwehr eintraf, l fand sie bereits einen ausgebreittten Feuerherd vor, sodaß sie ihre Thätigkeit wegen Wassermangel nur auf die Nach barhäuser beschränken konnte. Das Wohnhaus und sämmtliche ! dazugehörige Wirthschaftsgebäude sind total niedergebranut. ! Das Inventar Warde größtentheils gerettet; ein Kettenhund kam in den Flammen um. Ueber die Entstehungsursache i verlautet bis jetzt noch nichts bestimmtes. — Die Erbauung einer elektrischen Straßenbahn von j , Dresden nach Gittersee scheint jetzt wieder einmal um einen Schritt weiter gerückt zu sein, da von selten der gelben Straßenbahnverwaltung beim Gemcindeamte za! Gittersee diesbezügliche Anfragen and Erkundigungen er-! folgt sind. — Am Dienstag Nachmittag gegen halb 4 Uhr ent stand in dem bei der Braadmühle gelegenen, zam Nittcr- gate Bäreaclause gehörigen Waldbestande Feuer, welches^ dermathlich angelegt war. Dasselbe wurde bald gelöscht. - Eia heiteres M'ßverstäadaiß wird nachträglich vom Kaiserbesuche in Köaigshüttc bekannt. Beim Empfange des Kaisers durch den dortigen Magistrat sprach der Monarch seine große Befriedigung über den starken und kernigen i Nachwuchs aus, der bei seinem Einzuge in die Stadt Spalier gebildet habe. Bei dieser Gelegenheit erfolgte auch seitens des Kaisers die Frage, wie viel Schulen Wohl die Stadt besitze. Während der anwesende Stadtrath Glowalla diese Frage beantwortete, berichtigte der Ober bürgermeister Girndt, der, etwas zur Seite stehend, „wie viel Schulden" verstanden hatte, „es seien an 3,500,000". „Na, ganz so viel werden es wohl nicht sein!" wandte ! der Kaiser lächelnd ein, worauf der Oberbürgermeister fortfuhr: „Sie kämen bis auf vier Millionen in kür zester Zeit, sie seien schon unterwegs!" Diese Ant wort erregte natürlich die größte Heiterkeit des Kaisers, der mit den Worten: „Ich danke Ihnen, meine Herren, jedenfalls sehr!" weiter schritt, um noch die Vorstellung der beiden Bürgermeister von Kattowitz und Mhslowitz ent gegenzunehmen und einen alten Krieger anzusprcchen, der in der Front einer ländischen Deputation stand. Sagenumwobene Plätze im Sektionsgebiete. Fortsetzung. „Aus der Planwiese pflegten auch die zwei Töchter des alten Nix die schneeweiße Wäsche zum Bleichen autzubreite». War aber das Wetter dazu im Grunde nicht günstig, oder störte sie sonst öfteres Begängttiß oder des Holzhauers Axtschlag, dann bleichten sie aus der Wiese da, wo rvthe und wilde Weißeritz ihre Wasser mischen." Manchmal verlangte es die beiden Töchter des Nix auch nach menschlicher Gesellschaft. Dann kamen sie wohl nach Lübau, wenn in der Schänke die Fideln zum fröhlichen Tanze aufspielten, und sie tanzten da mit den jungen Burschen, so daß sie nichts von den Bauern dirnen unterschied, als ein handbreiter nasser Streisen am Saume des Gewändes. Sie ließen sich dann auch wohl von ihren Tänzern manch mal bis an den Nixentump geleiten, entschwanden aber, dort aiige- tommen, plötzlich ihren Augen. Nie hat man gehört, daß sie einem Burschen den Zugang zum NixenMmpe eröffneten." Unser SektionS-Gebiet beschränkt sich nun nicht bloß auf Rabenau, die Hainleiten und den Rabenaucr Grund; wir haben bereits seit Gründung unserer Sektion im Jahre 1881 unsere Thätigkeit auch aus gedehnt aus den Lerchenberg und einen Theil der DippvldiS- walder Haide. Ersterer ist insofern als ein Kind unserer Sektion zu bezeichnen, als selbige den früheren Besitzer nicht nur zum Bau eines Gasthauses mit einem Aussichtsthurme Muth zusprach, sondern ihm auch die Schank-Konzession für die Sommermonate daselbst er werben half, sowie auch auf dem Aussichtsthurme die erste Flagge in unseren Gebirgsvereinsfarben grün-weiß-roth aufhißte. Ueber Sagen läßt sich freilich betreffs des Lerchenberges nichts berichten; denn daß die Lerchen im schönen Lenz, wenn wir unseren Frühjahrs-Ausflug dahin unternehmen, uns besonders zujubeln und vielleicht auch um Beschaffung einer neuen, lustig zu ihnen emporflatternden Flagge un« antirilliren, ist nackte Wirklichkeit. — Doch wandern wir vom Lerchenberge über Oelsa herab zur Dippvldiswalder Haide nach der Dippoldklause und der Bar tz a ra - Kap e lle n - R u in e, welch letztere die Sektion Rabenau im Jahre 1882 durch Restauration vor dem gänzlichen Verfall geschützt, an jene Stätten im Walde, die der Wanderer so gern immer und immer wieder aufsucht, sich versenkend in lauschiger Wald-Einsamkeit in die Sagen aus grauer Vorzeit, die also lauten: „Noch lag die Nacht des sorbischen Aberglaubens auf den säch sischen Gaue», noch kämpfte Heinrich der Finkler gegen die heidnischen Völker und ihre blutigen Götzenopfer, da erschien an der rothen Weißeritz in Sachsen mitten unter abgöttischen Sorben der fromme Einsiedler Dippold, um durch Ermahnung und Lehre dem Evangelium Eingang zu verschaffen und durch LiebeSthat in den rohen Bewohnern für die erhabene Religion des Herrn heilige Begeisterung zu wecken. Dippold fand in der damals dickbewaldeten Haide einen frei stehenden Sandsteinselsen und entdeckte in demselben eine kleine Höhle, die er zur einsiedlerischen Niederlassung doppelt geeignet erachtete, da in der Nähe der Höhle auch ein frischer Quell hervorsprudelte. Der fromme Pilger trug Moos in die Höhle, bereitete sich ein einfaches Lager, legte in der Nähe des Felsens ein Gärtlein an, umzäunte eS und Pflanzte Küchenkräuter und Beerengewächse in die wohlgelockerte Erde. Nicht weit von seiner Klause, tief in der Waldeinsamkeit, grün dete er die Kapelle der heiligen Barbara, die öfter von solchen Wan deren besucht wurde, welche von der Christusreligon gehört hatten und nach ihreni Lichte sich sehnten. Dorthin, nach dem einfachen Barbara- Altare ging der Klausner täglich, um seine Gebete zu verrichten; dort sand er auch nicht selten Leute, die seinen Worten lauschten und von ihm Trost für ihre Seelen begehrten. Bald erscholl sein guter Ruf weiter hinein in den heidnischen Gau, so daß die Dippoldklause fast an keinem Tage mehr leer blieb. Dippolds Rede war rein und klar, wie die Lehre, die er predigte; Begeisterung sprach aus seinen Blicken und Geberden, und christliche Milde lag in allem, was er that. — ikation. abler Gebiete 's sind, >re die sls-Ge- r nicht in den prttsen- 'Neben- ntfernt. n, also en Er- ichtigen .forder lich! zu r dieS nr im Stand unseren en Er- dsiMer- ist dies auch es )vmaS- Kainit, 2—3 n wird Hnlter- le A»- wartet daß die Mehr- ch ver- r Ber- timmto klober, treuen, > dem Ersatz , wenn »einen farbig, n de» d än Nüster M ^KN lNnchdruck verböte».) Verwegenes Spiet. Roman von F. Siemers von Ostermann. „Also ist heute für Frühstück gesorgt," murmelte Rudolf in einem Tone, woraus es schwer war zu unter scheiden, was vorwiegte: Erleichterung oder Bitterkeit. »Ich fürchtete schon, daß wir heute wieder hungern müßten, >vie gestern." „Rudolf, ich glaube, ich könnte eine andere Stelle als Musiklehrerin bekommen," erwiderte sie ernst. „Ich habe la gute Empfehlungen. Dn bist nicht gewohnt zu arbeiten, pch fürchte, wir haben unrecht gethan, uns zu verhei- lathen." „Was konnten wir denn sonst thun?" fragte Rudolf don Schwarz. „Ich konnte es nicht mit ansehen, daß i)u Dich zu Tode arbeitetest, Lieschen; Dn mußtest ja in cdem Wetter ausgehen. Ich hatte gedacht, ich würde im Stande sein, für Dich zu sorgen; aber ich bin doch nur bi unnützer Mensch. Ich glaubte Talent zu besitzen, doch las ist nicht der Fall. Ich bin auf der Universität er logen worden und würde dankbar dafür sein, wenn ich 'Ne Stelle als Lehrer in einer Schule bekäme. Ich »lüde auch graben gehen, doch bin ich nicht stark genug '«zu. O Lieschen, meine liebe Frau, was soll aus uns derben?" Lieschen trat zu ihrem jungen Gatten, lehnte ihre Kange an die seinige und streichelte seine Hand sanft, in- ü» sie sagte: „Rudolf, Du hättest ein reiches Mädchen heirathen °llen, nicht eine arme Musiklehrerin. Ich fürchte, Du 'irst mir eines Tages in Deinem Herzen Vorwürfe Zachen, daß ich Dir die Hand gereicht habe." Dann eilte sie zum Heerd nm nach dem Kaffee zu Heu, schnitt einige Scheiben Brod ab und kündigte ihm H daß da« Frühstück bereit sei. Rudolf zog seinen Stuhl zum Tische, und Lieschen henkte ihm ein. Sie war so fröhlich und heiter, daß er "ll ihrer guten Laune angesteckt wurde. Als jedoch das Frühstück vorüber war, wurde Rudolf ieder ernst. Er stützte den Kopf in die Hand und saß '»nm da. Lieschen trat zu ihm hin und fragte: „Ist Dein Vater reich, Rudolf?" . „Er hat drei- oder viertausend Mark jährlich — mehr Ht," antwortete Rudolf. „Warum fragst Du?" „Könnte er uns denn nicht ein wenig unterstützen?" wagte Lieschen zu fragen. „Ich habe keine Verwandten, an die ich mich wenden könnte. Ich habe eine Großtante, die einen reichen Manu geheirathet hat. Ich glaube, sie lebt in Berlin, aber ich weiß ihren Namen nicht, und sie hat auch wahrscheinlich nie etwas von mir gehört; also kann ich ihr nicht schreiben, oder zu ihr gehen. Wir wollen uns vor Deinem Vater demüthigcn —" „Zu welchem Zwecke?" unterbrach Rudolf sie fast ärgerlich. „Mein Vater ist sehr geldgierig, schlecht — unterbrich mich nicht, Lieschen; ich sage die Wahrheit! Gott sei Dank, ich bin nach meiner Blutter geratheu. Mein Vater weiß nicht, daß wir uns verheirathet haben, und ich darf es ihm auch nicht sagen. Wenn ich jemand auf der Welt fürchte, dann ist es mein Vater-" „Eines Tages muß er es doch wissen!" sagte die junge Frau. „Du machst mir Augst, lieber Rudolf, daß wir unrecht thaten, uns zu verheirathen. Wir sind zu jung, und ich mußte mir mein Brod durch Stundengeben verdienen. Dein Vater wird es mir nie verzeihen. Meine Angehörigen sind nicht vornehm, und Du bist aus einer guten Familie. Man wird auf Dich wegen Deiner un glücklichen mißlichen Heirath herabsehen. O Rudolf, wenn wir das, was wir gethan, wieder rückgängig machen könn ten, es würde gut für uns sein!" Der junge Gatte suchte seine Frau zu trösten, und es ivar ihm auch gelungen, sie wieder heiter zu stimmen, als es an der Thür klopfte und der Briefträger Rudolf einen Brief eingehändigt. Rudolf öffnete ihn schnell und das junge Paar las ihn gemeinschaftlich. Er war aus Torgelow datirt und von seinem Vater geschrieben. Der Bries enthielt nur die Nachricht, daß der Vater sich mit seinem Sohne wieder aussöhnen möchte und er Aussicht habe, Rudolf zum reichen Maune zu machen. Er schrieb seinem Sohne, wenn er sich mit ihm ver söhnen und reich werden und sich dem Willen des Vaters fügen wolle, möchte er sofort mit dem nächsten Zuge zu ihm komme». In dem Briefe war auch ein Hundertmarkschein ent halten. „Du wirst doch gewiß gehen, rief die junge Frau erregt aus. „Ich möchte wissen, was er meint," murmelte Rudolf unschlüssig. „Geh nur, lieber Rudolf; es ist ja Dein Vater!" beschwor sie ihn. „Thue es mir zuliebe, ich bitte Dich, und gehe auf seine Wünsche ein; sie werden gewiß nicht uuvernüuftig sein!" Rudolf zögerte. Er wußte, daß, wenn er bei seinem Vater war, er ein Feigling ohne einen eigene» Willen sei» werde. We»» er »u» zu etwa« getrieben würde, das er nach her bereue» sollte? Zuletzt entschloß er sich doch »och, zu seinem Vater zu reifen, und eine Stunde später, nachdem er seiner jungen Gattin den größten Theil seines Geldes gegeben, entfernte er sich. Aber im letzte» Augenblicke überkam ihn eine fürchter liche Ahmmg. Er lief zurück und küßte das liebe, somnge Gesicht derjenige», die ihm theuer war- Da»» ging er wieder hinaus und begab sich beklommenen Herzens nach dem Bahnhöfe. 9. Eine gelöste Ehe. Nudolf's Herz wurde noch beklommener, als er mit dem Zuge fuhr. Er hatte seinen Platz in einem Koupee zweiter Klasse, in welchem sich noch vier andere Reisende befanden. Seine Reisegefährten lachten, schwatzten und scherzten mit einander, während er schweigsam und traurig hinaus blickte und seiner Armuth, seiner Freudlosigkeit und der Leide» gedachte, die wahrscheinlich seiner Frau bevor standen. „Ich könnte es schon ertragen," dachte er mit Bitter keit; aber es ist schrecklich, Lieschen leiden zu sehen, — und ich weiß, daß sie leidet, obwohl sie so fröhlich und furchtlos zu sei» scheint. Meine arme, liebe Frau! Welchen Platz nehme ich denn in der Welt ein? Wie wird es noch enden?" Er blickte neidisch nach den Arbeiterir einer Ziegelei, an welcher der Zug jetzt vorüberfuhr. „Bei meiner akademischen Bildung," dachte der junge Maler bitter, „bin ich weniger im Stande, mich selbst zu erhalten, als diese unwissenden Ziegelarbeiter. Warum hat mein Vater mich so fein erziehen lassen, wenn er mich bei der ersten Unzufriedenheit verstoßen will! Hätte er mich ein Handwerk erlernen lassen, dann würde ich nicht so in Noth sein! Ich möchte wissen, was mein Vater von mir will! Wie kann er mir denn ein Vermögen ver schaffen?" (Forts, folgt.)