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Dresdner Journal : 03.09.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189609039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960903
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-09
- Tag 1896-09-03
-
Monat
1896-09
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 03.09.1896
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»«»„»»reis. Für Dresden viertel,Ltzrllch 2 Mark üv Pf., bei den Ikaiser- ,ich dcunchcn Pvstanstatteu vierteljahrUchS Mark; außer- halb des Deutschen Reiche« Poft> und Stempclzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Grschet«e»: Täglich mit Ausnahme der Soun- und Feiertage abend«. Fernspr -Anschluß: Nr1EEL AnkünSi,un,«gebühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile SO Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr 2V. Fernspr -Anschluß: Nr 129k. M 205. Donnerstag, den 3. September abends. 18S6. Amtlicher Teil. Dresden, 2. September. Se. Majestät der Deutsche Kaiser, König von Preußen, Ihre König!. Hoheiten der Prinz Heinrich von Preu ßen, der Prinz Albrecht von Preußen, Regent de- HerzogthumS Braunschweig, der Prinz Friedrich Heinrich von Preußen, der Prinz Joachim Albrecht von Preußen und der Prinz Leopold von Bayern, sowie Se. Durchlaucht der Fürst Reuß j. L. Heinrich XIV. sind heute Nachmittag in Dresden eingetroffen und haben im König!. Resii^nz- schlossr, bez im Königl. PalaiS am Taschenberge Wohnung genommen. Dresden, 28. August. Se. Majestät der König haben zu genehmigen Allergnädigst geruht, daß der Rechtsanwalt Justizrath Hans Christian Hugo v. Schütz in Dresden das von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland ihm verliehene Kommandeurkreuz des St. Stanislausordens annehme und trage. Graennuage«, Versetzungen rc. im öffentliche« Dienste. Depgrlement de« Kultus und öffentlichen Unterrichts. Gejucht ein Hilfslehrer für die katholische Schule zu Rade berg Gehalt: 830 M neben freier Wohnung Aussicht auf Etändigwerdung: Ostern 1897. Bewerbungen bis zum iS September einzurcichen bei dem K Bezirksschulinspektorfür TreSeen-Land: Schulrat Grüllich in Dresden. Erledigt ist die ständige Lehrerstelle zu Dornhenners- dors. Kollator: das K Ministerium des Kultus und ösfent lichen Unterrichts Das Einkommen der Stelle beträgt außer der freien Amtswohnung und etwaigen AlterSzulagen 1000 M, wozu noch 72 M für Fortbildungsichul- und 36 M. für Turn unterricht sowie 60 M für weiblichen Handarbeitsunterricht kommen, wenn die Ehesrau des Gcwählien diesen Unterricht übernehmen kann Gesuche nebst den gesetzlichen Beilagen sind bis zum 12. September an den K. Bezirksschulinspektor Schul rat Pros Michael in Zittau einzureichcn Zu besetzen: die sechste ständige Stelle an der Bürger schule zu Brandis. Kollator: die oberste Schulbehörde. Ein kommen der Stelle SV M Wohnungsgeld, das bei einem Ver heirateten sich aus 150 M erhöht, 1000 M. Gehalt und (bei erreichtem 24 Lebensjahre) 100 M. persönliche Zulage Bc- werbungsgesuche sind unser Anschluß der ersordcrlichen Unter lagen bis zum 21. September bei dem K. Bezirksschulinjpektor Schulrat Schütze in Grimma einzureichen Nichtamtlicher Teit. Der Ausbruch des Aufstandes auf den Philippinen hat nicht lange nach der Entdeckung der Verschwörung in den spanisch-philippinischen Madrider Klubs auf sich warten lassen. Nach Berichten des Generalkapi täns Blanco in Manila haben die Aufständischen in der Stärke von über 3000 Mann auf der Insel Luzon die Feindseligkeiten auch schon mit einem Zuge gegen Manila begonnen, sind aber vor den Befestigungen dieser Stadt von den spanischen Truppen geschlagen und zum Rückzüge in die Berge genötigt morden. Dieser Mißerfolg dürfte den Führern der aufständi schen Bewegung freilich nicht die Lust an der Fort setzung des Kampfes benommen, sie vielmehr zu neuen Anstrengungen angespornt haben, um der Schilderhebung gegen die Spanier eine größere Wider standskraft zu verleihen Die Madrider Regierung ihrerseits hat beschlossen, neue Truppen abzusenden, und den Gencralkapitän Blanco angewiesen, die auf den Philippinen zerstreuten Truppenteile nach Manila zusammenzuziehen, dieselben durch Bildung von Frei willigencorps zu verstärken, den Belagerungszustand in dem Aufstandsgebiete zu proklamieren und in Manila selbst jede staatsfeindliche Regung streng im Keim zu erdrücken. Blanco, dessen Tüchtigkeit so ¬ wohl auf dem Gebiete der politischen Verwaltung wie auf dem militärischem gerühmt wird, hat dementsprechend bereits vier Kriegsschiffe nach der Insel Mindanao beordert, um von dort 4000 Mann Verstärkung zur Kooperation gegen die Aufständischen heranzubringen, und außerdem zu gleichem Zwecke ein Kanonenboot nach Hongkong dirigiert Inzwischen sind aus den Philippinen Mitteilungen eingetroffen, die über den Charakter und die eigent lichen Ziele des auf der Insel Luzön ausgebrochenen Aufruhrs einiges Licht verbreiten. Danach soll die aufständische Bewegung dort nicht, wie man bisher glaubte, von den Separatisten hervorgerufen worden, sondern das Werk der Opposition sein, die dort schon feit 25 Jahren auf die vollständige Assimilierung des auf deu Philippinen gehandhabten Verwaltungs systems mit dem im Mutterlande Spanien herrschen den konstitutionellen Regierungssystem hinardeitet. Diese Opposition wird seit ihren Anfängen von her vorragenden katholischen Missionaren und Vertretern der Weltgcistlichkeit geleitet, welch' letztere sich mit dem jetzigen, vielfach nach ten Wünschen der auf den Philippinen „allmächtigen" Mönchsorden ausgeübten Verwaltungssystem nicht zu befreunden vermochte. Die Weltgeistlichkeit besteht fast nur aus Eingeborenen (Mischlingen), während die Dominikaner- und Franzis- kanermönche sich aus Spaniern rekrutieren, in ihren weitverzweigten Niederlassungen dem gegnerischen Einfluß ihrer einheimischen Berufsgenossen wirksam entgegenarbeiten und dem veralteten Verwaltungs system als Stütze dienen. Schon im Jahre 1873 hatte die liberal-klerikale Bewegung der Assimilistcn zu einem Aufstandsversuch geführt, der jedoch mit der Hinrichtung der Anstifter desselben, darunter des Dom Herrn Burgos und drei anderer Geistlichen, sowie mit der Drportierung der übrigen etwas weniger kom promittierten Leiter der Bewegung ein rasches Ende nahm. Seitdem bemühten sich die Assimilisten, in Verhandlungen mit den jeweiligen Machthabern in Madrid die ihnen erwünschte Neugestaltung des öffent lichen Lebens auf den Philippinen zu erwirken. Sie knüpften nahe Beziehungen mit den Führern der liberalen Partei in Spanien an, die sich ihnen gegenüber auch zu weitgehenden Versprehmngen ver standen, diese aber jedesmal vollständig vergaßen, nachdem sie zur Leitung der Staatsgefchäfte berufen waren. Überhaupt hat in den letzten zwanzig Jahren kein einziges spanisches Ministerium, ob konservativ oder liberal, die Zustände auf den Philippinen näher geprüft und Reformen auf dem Verwaltungsgebiete dieses spanischen Kolonialbesitzes ernstlich in Erwäg ung gezogen. Alles, was die Assimilistcn bisher er langt habeny war, daß man in Madrid den höchsten philippinischen Verwaltungsposten des Gcneralkapitäns mit Männern besetzte, die den guten Willen nach Manila mitbrachien, den auf der Bevölkerung lastenden Druck des alten mönchischen Administrationsfystems möglichst zu erleichtern. Auch der gegenwärtige Chef der Vr waltung, General Blanco, ist von solchen besten Ab sichten erfüllt, aber er ist bisher noch außer stände ge wesen, etwas Ersprießliches zu thun. Die spanischen Minister müßten jedenfalls schon aus der bloßen Thatsache, daß der Aufstand auf den Philippinen gerade unter dem dort angeblich sehr beliebten General Blanco ausgebrochen ist, den Schluß ziehen, daß das bisherige Verwaltungssystem nicht mehr zweckentsprechend ist, daß die Eingeborenen nur durch ernsthafte Reformen dauernd beruhigt werden können. Insbesondere müßten sie unverzüglich dem Verlangen der Philippiner nach parlamentarischer Vertretung ent sprechen, wenn auch nur, um zunächst aus dem Munde dieser Vertreter und Führer selbst die berechtigten Wünsche der eingeborenen Bevölkerung aus diesem Archipel kennen zu lernen. Wie gering die Kenntnis der leitenden Kreise in Spanien bezüglich der Verhältnisse auf den Philippinen ist, dafür scheint charakteristisch zu sein, daß General Blanco es für angezeigt gehalten hat, der spanischen Regierung in einem befondkren Drahtbericht mitzuteilen, daß die Aufständischen, mit denen er es bei dem glücklich ab geschlagenen Angriff auf die Befestigungen feiner Residenz zu thun gehabt, sich als — Eingeborene erwiesen hätten. Wie es sich mit diesem und anderem nun auch verhält, jedenfalls kommt die Verlegenheit mit den Philippinen der spanischen Regierung sehr ungelegen. Sie fordert ein neues Truppenaufgebot, eine neue Anstrengung der staatlichen Mittel, die, an sich gering, bei dem durch die Opfer für Cuba sehr geschwächten Lande doch stark ins Gewicht fällt und die fo schon schwere Mißstimmung im Volke vermehrt. Wenn nicht bald eine entschieden glückliche Wendung auf Cuba eintritt, bedarf es nur noch einer ähnlichen Schwierig keit wie der jetzigen mit den Philippinen, um die Lage in Spanien zu einem explosiven AuSgang zu treiben. Der (tzesrventwurf, betreffend die Abänderung von Arbtiterversichtrnngsgesetzen ist nebst dem allgemeinen Teil der zugehörigen Be gründung gestern vom „Reichsanzeiger" veröffentlicht worden. Nachstehend geben wir einen kurzen Über blick über diejenigen hauptsächlichen Änderungen, die der Entwurf an dem Jnvaliditäts- nnd Altersver sicherungsgesetz, um welches es sich hier ausschließlich handelt, vornehmen will. Die Vorjchlügc zielen vor allem ans die Annäherung der einzelnen Zweige der Versicherung, aus die Bcreinsachung und Verbesserung der Beitragserhebung aus Grundlage des Marken synems sowie ans den wirksamen und in der praktischen Durch sührung erheblich vereinfachten Ausgleich der Renienlast unter den Trägern der Versicherung ab. Außerdem enthüll der Enl- wurs zahlreiche weitere Bestimmungen, die einzelne Zweifel und Unzutiüglichkeite» beider bisherigen Auslegung und Anwendung des Gesetzes rom 22. Juni 1889 beseitigen sollen Ter Enlwurs geht von der Annahme ans, daß die Grund lagen des Grsexes, betreffend die Jnvaliditäts- und A ters Versicherung, sich im allgemeinen bewährt haben, wenigstens ist cs bisher noch nicht geinngen, eiwas Besseres an deren Stelle vorzuschlagen. Als abänderungsbidürsiig haben sich nur die Bcsti» muiigen über die Verteilung der Renienlast insofern er wiesen, als lediglich die Zahl und Höhe der geleisteten Beiträge, aber nicht die auch vom Lebensalter abhängige Verschiedenheit ihres Versicherungswertes in Betracht kommt Den hieraus entstandenen Unzuträglichkeiten soll nunmehr abgeholsen werden. Unter den aus eine Abänderung des bisherigen Gesetzes gerichteten Einzelbestimmungen müssen eine besondere Bedeutung die Ver besserungen und Erleichterungen beanspruchen, welche für das Ver fahren zur Eintrichtcrung der Beiträge durch in Quittungskarlcn emzuklebendc Maike» (Markensystem) in Aussicht genommen sind Tas Markensystem als solches ist im Entwurf beidehalten worden, da eine die Beitragsmarke in ihrer Eigenschaft als Quittung über die Beitragsleistung und als Nachweis für die Arbcitsdauer und die Lohnhöhe ersetzende und hierfür bequemere Einrichtung nicht in Vorschlag gebracht werden kann Aus drück,ich mutz hervorgehobcn werden, daß eine Reform der ge samten Arbcilerversichcrung und deren Vereinfachung durch Zusammenlegung aller oder mehrerer Zweige der Versicherung von dem jetzt vorliegenden Entwurf nicht bezweckt wird. Zur Lösung dieser Frage ist der Zeitpunkt — wie in der „Begründ ung" bemerkt wild — noch nicht gekommen Die Frage, ob eine Zusammenlegung der Jnvaliditäts und Altersversicherung mit anderen Zweigen der Arbeiter- Versicherung ins Auge zu jassen ist, hat eine eingehende Prüfung erfahren. Man hat auch erwogen, ob nicht, anstatt einer Ver schmelzung sämtlicher Vcrsickcrungszweige, eine beschränktere Zusammenlegung zweckmäßig sei, etwa durch Vereinigung der Kranken- mit der JnvalOitätsversicherung unter Ausrechterhatt- ung einer selbständigen Unfallversicherung, oder durch Zusammen ziehung der Unfall- nnd Jnvaliditäisversicherung bei jelbstän digem Fortbestände der Krankenversicherung In beiden Richt ungen hat sich die Undurchführbarkeit solcher Reformen ergeben Auch die Hcrürllung einer bloßen Verwaltuiigsgcmeinjchaft für die gesamte Rentenversicherung (Unfall-, Invaliden und Alters renten,, teils durch Bcrussgenossenfchaften, teils durch territorial abgegrenzte Versicherungsanstalten, würde keine befriedigenden Erg bnisse erzielen. Tie aus einer grundsätzlichen Acndcrung der Organisation erwarteten Vorteile würden, wie der Entwurf ausfühlich darlegt, durch schwerwiegende Nachteile paralysiert werde» Da» Markensystem mutz beibchalten werden. Der Vor schlag, die erjorderuchen Beiirage sür die Invaliden- und Altersversicherung durch eine allgemeine Steuer aufzubringcn, kann vor der Kritik nicht bestehen Desgleichen sind die anderen Vorschläge (z B die Beiträge vom Arbrügeber nach Loha- prozenlen zu erheben rc.) nicht zu emvschlcn, jedenfalls wr:d eine Verbesserung de« gegenwärtigen Zustanee« dadurch nicht erreicht Die vom Entwurf statt dessen vorgesehenen Abänder ungen beziehen sich durchweg auf Einzelheiten so detaillierter Art. daß von einer Erörterung derselben hier Abstand genommen werden kann Jedenfalls wird im Entwurf der Hoffnung Aus druck gegeben, daß nach Durchführung der in Aussicht ge nommenen Verbesserungen die Klagen über das Markensystem Nachlaßen werden. Die finanzielle Lage der einzelnen Versicherungsanstalten hat mehre:e diesbezügliche Umgestaltungen in dem Entwurf veranlaßt. Die Bilanzen der einzelnen Anstalten lassen nämlich erkennen, daß zwar die Mehrzahl ders-lden finanziell günstig gestellt ist, rin Teil derselben aber hinter dem Durchschnitt er heblich zniückbleibi, einzelne Anstalten sogar schon jetzt einen Fehlbetrag ausweisen, dcr sortgejetzt noch steigen wird. Die Gründe für diese Verschiedenheit der finanziellen Lage mögen zum Teil auf dem Verhalten der einzelnen Anstalten bei Er hebung dcr Einnahmcn und Leistung dcr Ausgaben beruhen. Eine erheblich giößere Bedeutung haben diejenigen sür die Be lastung bedeutsamen Thatsachcn, aus deren Ausgestaltung die Vorstände der Anstalten keinen Einfluß haben, die viclmchr ihre Erklärung in dcr Verichiedtuheit der örtlichen Verhältnisse finden Hierbei kommt zunächst in Betracht, wie die einzelne» Lohnklassen in den Bezirken der Bersiterungsanstalten verteilt bez ver treten sind. Andere Gründe treten hinzu. Jedenfalls mutz cs Ausgabe des Gesetzgebers bleiben, zwischen den verjchiedeuen Träger» der Versicherung ein Gegenjeitigkcitsverhältnis zu schaffen, durch weiches eine wirksame Ausgleichung für die Zukunst angebahnt und dem weiteren Anwachsen der Über schüsse dcr günstiger gestellten Anstalten ebenso vorgebcugt wird wie der Vermehrung dcr Fehlbeträge der wegen ihrer örtlichen Lage und ähnlicher Verhältnisse ungünstiger gestellten Anstajten Den Unzuträglichkeilen in der Verteilung der Renienlast will der Entwurf dadurch beqegncn, daß jede Versicherungs anstalt dauernd mit einem Viertel der von ihr festgesetzten Renicn selbst belastet wird, während drei Viertel aus die Gesamtheit aller Träger dcr Versicherung verteilt werden sollen Jeder Versicherungsanstalt bleibt das bisher angcjamm>lte Ver möge» und die V rwaltUi g desselben: eine Schmälerung dieses Vermögens tritt nicht ein; auch fließen jeder Versicherungs anstalt die sämtlichen Beiträge der in ihrem Bezirk versicherten Personen nach wie vor zu; nur werden die künftigen Renten zahlungen gegenüber den bisher gezahlten Beträgen eine der Billigkeit entlprechcude Verschiebung erfahren, welche aus das fernere Anwachsen des Vermögens von Einfluß ist. Das Defizit verschwindet in denjenigen Anstalten, bei denen ein solches bisher hervortritt; in allen Anstalten wird das Ver mögen bis zum Bcharrungszusiande jährlich wachsen, d e Zu nahme wird aber in ihrer Höhe nichl mehr jo erhebliche Unter schiede zeigen wie gegenwärtig. Eine allmähliche, dem Be dürfnis genügende Annäherung dcr finanziellen Ergebnisse der einzelnen Anstalten erjcheint danach gesichert. Aus den im Entwurj angeführten Einzelheiten leben wir noch hervor, daß durch Ausjcheidung einer fünften Lohnllasse für Versicherte mit einem Jahresverdieust über 115» M hoch- gelohntcn Arbeitern und Betriebsbcamtcn eine entsprechend höhere Rente gegen Entrichiung höherer Beiträge ermöglicht werden soll Eine Zentralisation der Verwaltung durch Er richtung abgegrcnzter Sektionen bei den Versicherungsanstalten wird zugelassen Dem Staatslommissar w.rden für die Aussicht höhere Befugnisse cingcräumt Das Vermögen dcr Veriicher ungsanstaltcn soll in größerem Umfange als bisher für die Verbesserung dcr Wohnungsverhältuisje dcr Arbciier und für andere Wohjfahrtseinrichtungen nutz ar gemacht werden können Tic AllssichlsbZugnisse dcs Reichsversicherungsamis sind schärfer gefaßt. Auch wird den Landcszentralbchörden dic Genehmig ung einzelner Beschlüße dcr Ausschüsse und dcr Vorstände Vorbehalten, insbesondere auch eine Mitwirkung bei Feststellung dcs Jahrcsetats Laytsgcschichte. DrtS-cn, 3. September. Se. Majestät dcr Deutsche Kaiser trafen gestern, Mittwoch, nach mittags H7 Uhr, von Potsdam kommend, mittels Sonderzuges in Dresden Neustadt ein. Der komman dierende General des Königl. Sachs Ärmeecorps, Generalfeldmarschall Prinz Georg, Königl Hoheit, sowie die zum Ehrendienste beim Kaiser befehligten sächsischen Offiziere, und zwar: Generaladjutant Generallientenant v.Treitfchke, Oberstlieutenant Flügel ndjutant und Militärbevollmächtigter Graf Vitzthum v Eckstädt, Hnirtmann v. Schlieben nnd Prcmier- Kunff an- Wissenschaft. XX In den von UN» schon angezogenen ärztlichen Mitteilungen au» deutschen Schutzgebieten (herausgegeben vom Kaiser! Gesundheitsamt) berichten vr. Friedrich Plehn und I)r. Albert Plehn über Kamerun Friedrich Plehn wurde 1892 nach Kamerun mit dem Sonderaufträge geschickt, dort wissenschaftliche Beobachtungen anzustellen 1891 wurde er durch Albert Plehn ersetzt. Die beiden Plehn waren in besonder» günstiger Lage. Es stand ihnen ein gut ausgestattctes Laboratorium zu Gebote, und sie trieben dort mcht bloß pathologisch-anatomische und klinisch-bakteriologische Studien, sondern sie stellten auch fortlaufend Beobachtungen zur Wetterkunde an. Friedrich Plehn beschäftigte sich schon früher auf Seereisen und im Berliner städtischen Kranken- hause Moabit mit dem Studium der Malaria. Dieses Studium setzte er in Kamerun fort. Er fand dafür reiches Material bei der Häufigkeit, mit der Europäer in Kamerun an der Malaria erkranken Von 624 Erkrank ungen von Europäern, die Plehn in 1'» Jahren in Kamerum behandelte, entfielen 438 (- 70 "») aus Malaria. Im Durchschnitte hatte in 1'^ Jahren ein jeder Europäer fünf Malariaerkrankungen durchzumachen. Im August 1894 war rund die Hälfte aller Europäer in Kamerun malaria krank Eindringlich warnt Plehn davor, daß man, wie es oft geschieht, die Bedeutung dcr Malaria bei den Negern unter schätze. Bon besonderem Interesse sind Plehns mikroskopische Blutuntersuchungen. E» handelte sich dabei um die Feststellung der verschiedenen von Laveran zuerst entdeckten Plas- modienformen E» gelang Plehn in den meisten Fällen, die charakteristischen Hämatozoen nachzuweisen Dic typi schen Formen der Malaria boten bei der mikroskopischen Blutuntersuchung dasselbe Bild, wie die europäischen Fieberformen Hingegen erhielt Plehn Besonderheiten im mikroskopischen Bilde bei schweren atypischen Formen und schwer remittierenden Erkrankungen und solchen, dic mit Ausscheidung von Blutfarbstoff verbunden waren Den verschiedenartigen Blutbefunden entsprach eine andere Be sonderheit: je nach der Art des BlutbesundeS war die Einwirkung von Ehinin eine verschiedene. Aus diesem Verhältnisse wurden Regeln für die Behandlung der ein zelnen Malariafälle abgeleitet Als Plehn nach Kamerun ging, wurde er von der Hoffnung geleitet, es werde ihm gelingen, in einzelne Kernfragen der Biologie der Malaria- plasmodicn Licht zu bringen Solche Kernfragen sind: die Züchtung der Plasmodien in Reinkultur, Ä)r Nach weis außerhalb des menschlichen Organismus, die Infek tion von Tieren. Bei allen diesen Versuchen ging Plehn« Hoffnung leider nicht in Erfüllung. Er schreibt: „TaS Suchen »ach dem Malariacrreger außerhalb des mensch lichen Körpers hat ein Resultat bisher nicht gehabt. Künstliche Infektion von Tieren gelang nicht. Die Blut untersuchung bei zwei Hunden, die öfters unter malaria ähnlichen Erscheinungen erkrankten, ergab ein negatives Resultat Im Blut von Papageien wurden einige Male entsprechend Blutparasiten gefunden. Die Jmpfoersuchc verliefen resultatlos. Tas wird jedoch von immer wieder holten und modifizierten Versuchen nicht abhalten dürfen. Das Ausfinden der Malariaerregcr muß und wird ge lingen; damit aber wäre ein sür die tropische Pathologie außerordentlich bedeutsamer Schritt vorwärts gemacht." Zur Bekämpfung der Malaria schlägt Plehn vor allem die Anlage eine» Sanatoriums an einem möglichst gesund gelegenen Orte vor Zu vermerken ist noch aus F. Plehn« Bericht, daß unter den Krunegern in Kamerun Beri-Beri häufig vorkommt Hingegen ist Tuberkulose äußerst selten Plehn sand sie nur zweimal bei eingewanderten Sudanesen, vr. Albert Plehn» Beobachtungen über Malaria ergänzen die vr. Friedrich Plehn«. A. Plehn hat im Jahre 1894 95 bei den Europäern >m Gouvernemcntsdienste 288 Malariaansälle und 11 Schwarzwaffcrsicber beobachtet Von Interesse ist Plehns Feststellung, daß die Nichtbcamten in Kamerun viel häufiger als die Beamten vom Schwarz sieber init schwcrcm Verlaufe brfallrn werden Alle sünf im Berichtsjahre in Kamerun am Schwarzsieber Ver storbenen waren Nichtbeamte Unter den Beamten kamen überhaupt keine Todesfälle vor. Die günstigeren Gesund- hritSvcrhältnisse der Beamten führt Plehn daraus zurück, daß die Beamten ärztlichen Rat schnell suchen, die Nicht beamten aber bei weitem weniger Wert daraus legen Von den Farbigen zeigten dic Sudanesen eine sehr hohe Empfäng lichkeit für Malaria Dringend widerrät Plehn die An wendung des Ehinins beim Schwarzwasserfieber. Inter essant ist Plehns Wahrnehmung, daß überall beim Neger Wunden ungemein leicht heilen Hervorragende Bedeutung haben Plehns Mitteilungen über die Verbesserung der Beköstigung der Europäer Sowohl durch die Einfuhr von Schlachtvieh, schreibt Plehn, als auch besonders durch die Lieferung von Vieh durch die Buealeute, durch Zücht ung von Schafen und Ziegen wurde der Genuß von frischem Fleisch sür die Europäer in Kamerun in viel auigedchnterem Plaß al» früher möglich Es ist sogar gegründete Aussicht vorhanden, daß cs gelingen wird, in absehbarer Zeit das Schutzgebiet von der Zufuhr aus ländischen Schlachtviehes ganz unabhängig zu machen. Ferner wurde durch neuerliche Versuche mit Sicherheit festgestellt, daß auch in Kamerun selbst eine Reihe Ge müse, insbesondere Kohl, Karotten, Salat, Rettig, Ra dieschen, Bohnen und Gurken, gut gedeihen Mit beson derem Eiser beschäftigte sich A Plehn mit dem Studium der Blutverarmung, die in der Pathologie Kamerun» eine hervorragende Rolle spielt. Ein Bericht über die Ergeb nisse, die er dabei erzielte, steht noch au». iss; In der gestrigen Sitzung der Wandervcriammlung der deutschen Ingenieur- und Architekten-Vereine hielt Direktor Kolle (Bremen) einen Vortrag über elektrische Bahnen. Es ist nicht lange her, etwa sechs Jahre, daß mit dem Bau elektrischer Bahnen begonnen wurde, die aber heute schon in Deutschland einen Wert von 100 Mill Mark darstellcn Das crgiebt sich aus einer Statistik, die dic Belgier aus Besorgnis für ihre eigene Technik systematisch führen lassen Die Straßenbahnen in Rußland, Italien und anderen Staaten sind meist in belgischen Händen, ivas wir in Deutschland wohl zu beherzigen haben Im Jahre 1895, war die Zahl dcr elektrischen Straßenbahnen von 70 aus 111 und die Bctricbskrast von 17000 auf 30000 Kilowatt gestiegen. Deutschland hatte 1895 schon 106 stm elektrische Straßenbahnen, Frankreich nur 132, England und Irland 107 Km. Elektrische Straßenbahnen giebt cs jetzt in allen europäischen Staaten außer in Griechen land, Dänemark und Bulgarien. 91 sind elektrische Bahnen mit Oberleitung, dic übrigen unterirdische oder Akkumu- latorenbahncn Deutsche Industrie und deutsches Kapital stehen jetzt an dcr Spitzc, und zwar unter Zurückvrängung des amerikanischen Unternehmertums. Wichtig dafür war, daß die rheinisch-westfälischen Hüttenwerke schon vor zehn Jahren Straßenbahnschicncn erzeugten Trotz dieses Auf schwungs ist eS heute noch ziemlich schwer, sür eine elek trische Bahn eine Konzession zu erlangen Zu den vielen Schwierigkeiten, dic dabei in Betracht kommen, gehört die technische Litteratur, die völlig unübersichtlich geworden, dann der unpraktische Sachverständige aus dem Gelehrtcn- stand, ferner der gewerbsmäßige Sachverständige ohne rechte Fachkenntnis, und dann der gewissenlose gewerbsmäßige Unternehmer, der den Verlaus neuer Konzessionsgesuche nachteilig zu beeinflussen sucht Dcr Vortragende warnt die Gemeinden und Verwaltungen davor, sich an Zwischen händler zu wenden, statt ihre sachverständigen Bau- tcchniker von vornherein mit den Verhandlungen zu be-
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