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«itNvvch. 28. «at >»M 7L g«»r»ans. »r.218 Pr«lft«q»i<ft: »«tzrichti» Dreeke» gernIprecher-Lammeluumme«: »3»t1 Nur sür Nachtgelprtch«: Nr. »0011 EchrtMeUun, u. HauPtgelchSftestelle: Dresde» - L. 1, wavenstrob« 33/1» Gegründet 1H5S »«,u^,«»»»r »o« »«. »N »1. M»t t»30 »et tL«l1ch »wet««»a« Auftelluu, ftN -MN ».w «. >»ft»«,ua»»reN lür Mona» Mal ».«0 MI. elnlchl. »3 Vs». Postgebühr (ohne Post«ustellung»ge»ühr>. Mn,eUiu»me, lü Psg., außerhalb Dretdenl IL Plg. «ln»elgenpretle: »t« «melge» werbe» »»« «oldmarl berechnet: dl« «lchpalllge L0 mm breite gelle 5» «lg., lür -uln-Srl« a« «lg. Kamillen- <m«elgen und Stellengeluche ohne Nabatt tb Psg., außerhalb 33 Psg., dle 00 mm breite Nestamezeste »oo «lg., außerhalb 330 «lg. Olleriengebüh« so «lg. «ulwbrtlge LustrLge gegen P»rau«be«ahlung Druck«erlag: Sleplch t Nelchmdt, Dresden, «osticheck-ltlo. l»«s Dresde» Nachdruck nur mit deutl.Quellenangabe (Dresdn. Nach«.) »uliilig. Unverlangt« Schriftstück» werde» nicht aulbewahrt Am die Balanlierung -es RelchshaushM Enlschkidling »es KabtneM nMstc W«»r vrndtmelckoog un»«r«r varUuvr Lekrlttlattnvg Berlin, 27. Mat. Die angckündigte KabtnettSsttzung, in »er entschieden werden sollte, wie das neuentstandene Defizit von 787 Millionen Mark zu decken ist, be gann am Dienstag nachmittag 4 Uhr und mar gegen 8 Uhr abends beendet. Hieraus wurde folgende amtliche Verlaut barung ausgegeben: „Unter dem Vorsitz des Reichskanzlers beschäftigte sich das RetchSkabtnett mit der durch die nur langsam zurück gehende Arbeitslosigkeit und die konjunkturellen Ausfälle tn den Einnahmen des Reiches geschaffenen Lage. Der RcichSfinanzminister und der Retchsarbeitsmtnister legten die verschiedenen Möglichkeiten für den einstimmig als not wendig anerkannten sofortigen Ausgleich der Fehl beträge bar. Das Reichskabinett beschloß, die Entscheidung über die Art der Deckung mit der Beschlussfassung über das Ausgabensenkungögcfetz zu verbinden. Diese Kabinettsentscheidung wird Anfang nächster Woche fallen." DaS Hauptgewicht in dem im übrigen farblosen Kommunique liegt zweifellos aus dem Satze, daß sich daS Kabinett einstimmig sür den sofortigen Ausgleich iieses Fehlbetrages einzusetzen willens ist. Wenn wir recht unterrichtet sind, ist der Nachdruck gerade in der Frage der sofortigen Deckung auf Vorgänge zurückzuführen, die für den Bestand des Kabinetts nicht ganz unbedenklich waren »ni wohl auch weiterhin noch sein werben. Es sollte de« Mitgliedern der Reichsregierung nicht «n» telannt geblieben fei«, daß besonders «in rechts» Sehendes Kabinettsmitglied sich fttr den Fall, »aß die Untätigkeit im Hinblick ans die Finanzfrageu «nd die Entschlnßlosigkeit gerade in diesem brennenden Punkt audauer« sollte» mit dem Gedanken der Demission trägt. Zn gewissen Kreisen des Kabinetts war man nämlich geneigt, den finanzpolitischen Entscheidungen unter Umständen aus- pimcichen und entweder den gesamten Fragenkomplex aus den Herbst zu verschieben, oder nur eine Teillösung anzustreben und den Defizitrest offen zu lassen. Dem ist aber, wie gesagt, nicht zuletzt von rechtsstehenden Mitgliedern des Kabinetts sehr energisch widersprochen worden, und man hat sich, wie die Verlautbarung sagt, darauf geeinigt, daß die Entscheidung Anfang nächster Woche fallen soll. Die Entscheidung sollte aber eigentlich heute schon fallen, und es muß wunder nehmen, daß man sie, wenn auch nur eine Woche, noch hinauszögert. Es läßt dies höchstwahrschein lich den Schluß zu, daß die Meinungen im Kabinett selbst außerordentlich geteilt sind. Auch dürfte es nicht an heftigen Vorwürfen gemangelt haben angesichts der Tatsache, baß eS überhaupt möglich war, ein Defizit von beinahe ^ Milliarden schon zu dem Zeitpunkt anwachsen zu lassen, in dem der Etat noch nicht einmal verabschiedet ist. Gewiß spricht die unge wöhnliche Wirtschaftskrise ein gewichtiges Wort mit, aber es scheint, als ob man im Reichssinanzmtnisterium noch immer nickt mit dem nötigen Nachdruck alle Entwicklungen übersieht, und daß man neuerdings doch wieder einigermaßen die Nerven verloren hat. Die Behandlung, die verschiedene Etats im Haushaltausschuß gefunden haben, scheint zu beweisen, daß man auch in dieser parlamentarischen Körperschaft den Ernst der Lage noch keineswegs übersieht. Andernfalls hätte es unmöglich sein sollen, daß ans reiner parteipolitischer Berärgerung ernsthafte und be gründete Einsparnngsvorschläge» wie sie znm Auswärtigen Etat vorgetragen worden sind, eine dilatorische Behandlung fanden. Ein Ausgabensenkungsgcsetz, das im Etat selbst nicht durch greifende Wandlung schasst, wird aber die Ocffcntltchkeit ebensowenig befriedigen, wie eine Kompromißlösung — die offenbar jetzt augcstrebt wird —, die die Wirtschaft auf der einen Seite erneut stark belastet und an den einzelnen Steuerzahle r darüber hinaus erhebliche Anforderungen stellen wird, aus der anderen Sette aber um das Kernproblem, nämlich um die endgültige Sanierung der Arbeitslosenversicherung, herumgeht. Die Wirtschaft ist grundsätzlich bereit, trotz ihrer schweren Lage neue Lasten aus sich zu nehmen, aber sie ver langt gebieterisch, daß die obere Grenze der Zuschläge zur Arbeitslosenversicherung festgelegt, und zwar so verankert wird, daß es daran kein Rütteln und Deuteln mehr gibt. Es geht einfach in Zukunft nicht mehr so, daß die Arbeitslosen versicherung, die auch bei einer einprozenttgcn Erhöhung der Beiträge nicht balanciert, immer wieder die Möglichkeit hat, Rückgriffe tn den RctchSsäckel zu machen und dadurch jeden Etat, noch ehe er eigentlich zustande gekommen ist, über den Hausen zu werfen. Die Reichstagspartcicn müssen sich darüber klar sein, daß sie aus den geschlossenen Widerstand aller noch wirtschafts politisch vernünftig denkenden Kreise stoßen werden, wenn sie ein Stückwerk von Sanierung, d. h. unter Umgehung des Arbeitslosenproblems, machen, anstatt an der entscheidenden Stelle einzusetzen und die Ausgaben sür die Arbeitslosen versicherung zu begrenzen. In den nächsten Tagen werden die Minister wohl mit ihren Fraktionen Fühlung nehmen, und es ist kein Zweifel, daß sie in der entscheidenden KabincttSsitzung Anfang nächster Woche zu der Erkenntnis kommen werden, daß es so wie bisher finanzpolitisch nicht weitergchen kann. Vielerorts, sei es tm Zentrum, tn der Volkspartci, in der Wirtschaftspartei, macht sich heute bereits eine Skepsis gegenüber dem Kabinett Brüning bemerkbar, die sicherlich nicht ungerechtfertigt ist. Der Reichs kanzler selbst scheint in Gefahr zu sein, sich von den Dingen treiben zu lassen, anstatt, wie er ankündigte und anfangs auch gezeigt hat, das Heft fest in die Hand zu nehmen und seinen Führerwillen zu dokumentieren. Nmzig md SdrrWeflea - Mi» Wunden Pariser Gcho -es Srenzzwifchenfalles -ei Neuhofen Paris, 27. Mai. Der deutsch-polnische Grenzzwischenfall sinket in der französischen Ocffentlichkeit die größte Beachtung. Tine verhältnismäßig ruhige Haltung nimmt der „ TempS " ein, ohne seine Sympathie für Polen zu verhehlen. Das Blatt fordert vor allem eine genaue Aufklärung des Zwischenfalles. Leider erhalte die Angelegenheit durch die völkischen und nationalistischen Aufreizungen im Grenzgebiet eine besonders schwerwiegende Bedeutung. Wenn Außenminister Dr. Lurtius, der sicherlich vom gleichen Geiste wie Dr. Stresemann erfüllt sei, bas Werk seines Vorgängers weitcrführen wolle, werde ihm die Regelung des Zwischen falles Gelegenheit geben, seinen guten Willen zu beweisen. Das „Journal" meint: Ein Streit der Grenzposten müsse leicht durch die zahlreichen Untersuchungs- und Versöhnungs- Möglichkeiten innerhalb und außerhalb des Völkerbundes zu regeln sein. Was aber nicht zu unterdrücken sei, sei der Geisteszustand, der die Grenzen anstatt zu Verbindungs brücken, zu Gräben der Feindschaft mache. Der sozialistische „Soir" schreibt: Der blutige Zwischenfall zeige» daß die Grenz« zwischen Preußen «nb Polen keinerlei Garantien enthalte nud daß sie zu leichtfertig sestgelegt sei» da jeder der beiden Staaten behaupte, das Gebiet sei ver letzt worden. Die nationalistische „Ltberts" warnt davor, den Zwischenfall zu vergrößern. Man werbe leider mit der Zeit noch andere zu sehen bekommen. Man müsse sich nur daran erinnern, baß die Ostgrenze von Deutschland am allerwenigsten angenommen worben sei und Deutschland am meisten provisorisch erscheine. Der Danziger Korridor und vberschlesieu seien die osfenen Wnnden «nd di« Iraner eines jeden dentsche« Herzen». Die polnisch« Regierung hat zu ihren Vertretern in der Wouderko«»issi»«, de, di« Untersuchung deS Grenzzwischen, salles übertragen werden soll, den Warschauer Untersuchungs richter sür besondere Angelegenheiten» Luxemburg, «nd de» Landeshauptmann des Kreises Mewe, Weiß, ernannt. Festtage in Pernam-mo Rcnyork, 27. Mat. Wie „Associated Preß" aus Pernam- buco berichtet, fanden zu Ehren der Offiziere und der Fahr gäste des „Graf Zeppelin" eine Reihe von gesellschaftlichen Veranstaltungen statt. Etwa hundert Personen nahmen an einem von dem höchsten Stadtbeamten veranstalteten Frühstück teil. Im Deutschen Klub fand ein Gartenfest zu Ehren der Gäste statt, bei dem die einheimischen Gesellschafts kreise stark vertreten waren. Der deutsche Konsul überreichte bet dieser Gelegenheit Dr. Eckener eine silberne Denk münze, die zur Erinnerung an den Besuch des Luftschiffes geprägt wurde. Miivru» M Leitmttibrr «elliMrvrezeß Leitmeritz» 27. Mai. Im Hellseherprozeß Haunussen verkündete der Vorsitzende am Dienstag «m 10 Uhr abends das Urteil, durch daS Hermann Steinschneider-Hannussen in vollem Umsange von der Anklage freigespro cheu wird. Der deutsch-türkische Handelsvertrag paraphiert. In Angora ist nach langwierigen Verhandlungen ein deutsch, türkischer Handelsvertrag paraphiert worben, der auf gegen, fettiger Meistbegünstigung aufgebaut ist. Automobil vom Zug überfahren. — Sechs Todesopfer. Bei To bürg fOntartos raste ein Eisenbahnzua in ein Auto» mobil. Die Insassen des Automobil», sechs Mitglieder einer Familie, wurden getütet. Wie soll sich unsere weibliche Äugend zur Politik stellen? Von «muck. lnr. Hans-Bernhard Branße So viel man tn letzter Zeit über die Frage der Politisie- rung und politischen Schulung der jüngeren Generation ge. sprochen und geschrieben hat, so wenig ist dabei dieweibliche Jugend berücksichtigt worden. Glaubt man, baß zwischen der Frau und dem politischen Geschehen gar keine Beziehungen bestehen? Allein schon die Tatsache, daß das Heranwachsende Mädchen mit zwanzig Jahren ebenso wahlfähig wie der junge Mann ist, macht es dringend erforderlich, hier einmal wenig, stens im Grundsätzlichen Klarheit zu schaffen. Es ist durchaus verständlich, wenn die Politik der weib- lichen Jugend zunächst als eine gänzlich fremde Sphäre er scheint. Es geht ihr nicht allein so. aber für die Frau hat das einen tieferen Grund. Die beiden Geschlechter haben im Ver- lauf der Geschichte ganz verschiedene Lebensfunktioncn zu er- füllen. Spengler hat Recht, wenn er sagt, es liefen tn der Geschichte zwei Arten von Politik nebenher, eine biologisch politische und eine staatlich politische. Er prägt den Satz: „Der Mann macht Geschichte, das Weib i st Geschichte." Da- mit ist der Gegensatz, mehr als das, damit sind die ver- schtedenen Lebensaufgaben ganz eindeutig bezeichnet. Die Frau ist ihrem Wesen nach zuerst einmal dadurch politisch, daß sie als Mutter der Nation den Fortbestand der Genei'ationen garantiert, während es die Berufung der Männer ist, die gemeinsamen Belange des volklichen Lebens zu ordnen und zu erfüllen und den Bestand der Nation, tn ihrer äußeren Formung zum Staat, zu wahren. Diese Auf. gäbe aber ist die Erfüllung der eigentlich politischen Ge- schichte. In geordneten und starken Zetten ist der Kämpfer bas Männcrideal der Frau, sie selbst will sich als Mutter von Söhnen und Töchtern als werdenden Müttern von Söhnen fühlen. Nur in choatischen und unorganischen Zeitläuften will sie den Mann von politischem und soldatischem Fühlen, Denken und Handeln ablenken, will nichts anderes als gemeinsame Lust und sklavische Behaglichkeit. Dann will oder kann sie nicht mehr Kinder haben. Nun aber will auch sie die Ge schichte der Männer machen und sucht in die eigentlich poli tische Sphäre einzudringen. Der Mann verweiblicht und die Frau vermännlicht. Wie liegen die Dinge heute? Infolge der wirtschaftlichen Verhältnisse ist die Frau zum Berufe gezwungen. Sie kann sich jetzt bei weitem nicht mehr in dem Maße gut verheiraten, wie das früher der Fall war. So wird sie selbständiger und unabhängiger. Dagegen läßt sich nichts ctnwenden. Bedenk lich ist aber, daß die Frau diese Not zur Tugend machen will, indem sie die Ideen der Freiheit und Gleichheit tn Verkennung ihrer fraulichen Eigenart — mit einer Spitze gegen den Mann — zu kategorischen Prinzipien erhebt. Die Frau er- greift den Beruf nicht mehr aus dem Zwang der besonderen Verhältnisse heraus, nein, sie will ihn ebenso als Lebens- aufgabe empfinden, wie cs der Mann seinem Wesen nach tut. Damit verkümmert aber das Muttertum. Der Wille zum Kinde, dieser „unbequemen Bindung", schwindet mehr und mehr, so daß der Volksbestanb in absehbarer Zeit gefährdet erscheint. Die Ehe, soweit sie noch bejaht wird, verliert ihre Nnbedingthett. Wo bas geschieht, wirb Sinn und Halt der Familie geopfert. Geht die Familie in die Brüche, dann ist das Volk als Volk erledigt und die Nation verloren. Wir Jungen verachten jenen landläufigen, unheroischen Optimismus, der den Ernst unserer Situation nicht sehen will. Unsere deutsche Lage zeigt vielerlei Not. An den Willen fremder Mächte versklavt, sind wir auch noch innerlich unfrei: seelisch ohne Halt und politisch uneins. Es scheint, als erliege der deutsche Mensch der amerikanischen Gefahr: wir verober- flächlichen und verwtrtschaftlichen zusehends. Das Ich über schlägt sich fast, zerreißt die natürlichen Bindungen und negiert alle überlieferten Gliederungen. Wir stehen mitten in einer Krise des deutschen Menschen, am treffendsten bezeichnet man sie vielleicht als eine Krise unseres volklichen Ethos. Wir sind kein Volk: wir haben nur Parteien, aber kein Ganzes. Wir haben zwar die demokratischste Verfassung, aber verglichen mit den anderen Völkern die schwächste Staatsgestnnung. Dies liegt nun wiederum an unserer politischen Krise, die ich eine Krise der Führung nennen möchte. Wo keine Führung ist, da ist der Staat nicht in Form, wo der Staat nicht tn Form ist, gibt eS keine Staatsgefolgschaft. ES fehlen die Männer, die mehr haben als guten Willen ober Führercrgeiz, solche, die den Mut zur Entscheidung und Fähigkeit und Macht -um Befehlen haben. Es mangelt uns an staatsmännischer und volkführender Tradition Wenn die jüngere Generation eine Aufgabe hat, dann ist es die, diese Dinge zu sehen, denn sie wird diese Nöte einmal zu überwinden haben. Vielleicht wird eS von der weib- lichen Jugend abhängen, ob mir die volkliche und ethische Krise, von der männlichen, ob wir die staatliche «nd Führerkrtse beenden werden. Gesundungsprozefse solcher Art bedürfen der Zeit, des Wachstums.- sie sind weder durch macht- politischen Kampf, noch durch Gesetzgebung und Organisation allein zu vollenden, zunächst muß ein Wandel im Geiste ein. setzen, »tr müssen wieder Bindungen finden und anerkenne«.