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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189006025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900602
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-06
- Tag 1890-06-02
-
Monat
1890-06
-
Jahr
1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1890
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Erscheint täglich früh t.'/» Uhr. Kcdactio» und Llprdilion JobamieSgaffe 8. Spxrchffuiidr» -rr Nrdnltlvn: Bormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag- S—6 Uhr. FLr di« AUSzab« Vtaauscripte macht sich k»e Mcdaction nicht vndlnditch. Annahme »rr sür »tr nichs»»«1»en»« Nummcr hekimmirn Inic rate an Wochriuagrn »1- 8 Utzr Nachmittags, an La«»- un» Frstlagr« srüh d,s' 41 Uhr. 3» -rn 3ilialr» für Ins. ^uuahmr: Ln» tllrm«'« Sartim. tAlkrr» Hahn». Uiiiversitätsiiraß« 1, Louis Laichr, Katharinenslr. 23 pari, und König-Platz nur bi- ' .3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels «nd Geschäftsverkehr. ^ 153 » Amtliche Bekanntmachungen. Lekaniltmachmlg. Hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kenntniß, daß wir beschlossen haben, die Melancchthvn-Ltratze in Poipzig- Neudnitz und Leipzig-Neuschöneseld wie »achcrsicht lich, und zwar auf der rechte» Seite mit den geraden, aus der linden Seite mit den ««gerade« Zahlen, umzu- numeriren. Bon der EtsenbahnstraHe aus Auf der linken Seite Jetzige I Brand- > Reue Str.-Nr. ! Kat.-Nr. j Str.-Nr. Abcheilung L. 8 v 10 Auf der rechtcn Seite Brand- > Reue trl-Nr. j Kat.-Rr. ! Str.-Nr. Abtheilung v. 1 2 1125 1121c 112 l 2 4 6 Leipzig, am 28. Mai 1890. Der Statt» der Stadt Leipria. Id 2730. vr. Georgi. Rüliug. Versteigerung auf den Abbruch. Folgende an der Harkortstraße unter Nr. 4, Brand-Kat. Nr. 4, Abth. L, gelegene Baulichkeiten, und zwar: das rechtsseitige 3stöckigc Wohngebäude, - Blöckige Mittetgebäute, . alte Pferdeslallgebäude, - als HauSmannSwohnung benutzte Gebäude, der offene Schuppen und daS Gewächshaus sollen Freitag, den t». 2u«i 18SV, DorinittagS IL Uhr, auf dem Rathhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 13 unter den ebendaselbst in der Nuntiatur zur Einsichtnahme anS- liegcuden Bedingungen auf den Abbruch versteigert werde». Die zur Versteigerung gelangenden Baulichkeiten können am 4. und 5. Juni d. 2. nach vorheriger Anmeldung bei »nsercr Hochbauverwaltung, RathhauS, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, besichtigt werden. Leipzig, den 30. Mai 1890. Der Stath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Ruling. Wohnungs-Vermiethunß. In dem der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen früheren Natbhansqrundstück in Leipzig-Anger-brotten dors, Zweinaundorser Straße Nr. I, ist eine im 2. Stock werk gelegene, aus 2 Stube», 2 Kammern, 1 Küche »nd son stigem Zubehör bestehende Wohnung vom 1. Octobcr dieses Jahres ab gegen halbjährliche Kündigung anderweit zu vcr- micthcii. Miclhgcsuche werden aus dem hiesigen Rathhause, «.Stock werk, Zimmer Nr. 8, clitgcgeiigcnoiiimcn. Leipzig, den 28. Mai 1890. Der Stath der Stadt Leivzig. la. 2376. vr. Georgi. Krumbicgcl Leipzig, 2. Juni. * Der Kaiser soll sich, wie die KönigSberger „Hartung'slbe Zeitung" aus zuverlässiger Quelle erfahren haben will, bei seiner Anwesenheit in Königsberg zu Notablen der Provinz dahin ausgesprochen habe», daß er in nicht zu langer Zeit eine Zusammenkunft mit dem Kaiser von Rußland in Königsberg plane. Früher hätten die Räumlichkeiten des Schlosses eine solche Begegnung nicht gestaltet, jetzt seien dieselben aber so vorzüglich eingerichtet, daß von dieser Seite dem Plane nichts cnlgcgeiistcbe. Der Kaiser von Rußland werde sich genüg gern dazu bereit finden, um so mehr, als er selbst bei seiner Anwesenheit in Berlin von einer Begegnng i» Königsberg gesprochen habe. Ter Kaiser habe schließlich nach kurzem Nachsiiine» noch hinzugesügt, daß der Plau wohl schon im Jahre 1892, und zwar zum Herbst, zur Ausführung kommen könnte. * lieber den Unfall, welcher am 25. v. M. den Kaiser und den Erbprinzen von Sachsen-Meiningen betroffen bat, bringt die in Meiningen erscheinende Zeitung folgende, allem Anscheine nach autorisirte Darstellung, die von den früheren Schilderungen in einigen Punctrn abweicht: - Sc. Majestät der Kaiser sprang nicht aus dem Wagen ab, sondern er wurde beim Anprall dieses an den Bordstein auS dem Wagen berausgeschleudert. Fünfzig Schritte von dieser Stelle weiter siel der Wagen »m, Se. Hoheit der Erbprinz und der Kutscher flogen dabei auf den dort sehr breiten Fußsteig. Se. Hoheit der Erbprinz trug nicht die geringste Verletzung davon. Es war ihm mir in Folge der Erschütterung einige Augenblicke der Kops benommen Ter beste Beweis ist, daß sich Sc. Hoheit der Erbprinz seit einigen Tagen schon auf einer Dienstreise in der Gegend von Pasewatk be- findet, wo er das Manövcrterrain besieht. * Am 3. Juni beginnt mit den Plenarsitzungen des preußischen Abgeordnetenhauses die parlamen tarische Saison ausS Neue; im Reichstag werden in dieser Woche nur einige Commissionen die Arbeit wieder aus- iiebincn, während daS Plenum erst am 9. Juni wieder Zu sammentritt. Für das Abgeordnetenhaus nimmt man Milte, für den Reichstag Ende Juni als frühesten Termin des Schluffes an. Auch bei dieser Annahme aber ist eS natürlich nicht möglich, daS ganze vorliegende Material auszuarbciten Eine so lange in den Sommer hinein erstreckte gleichzeitige Tbätigkcit der beiden parlamentarischen Körperschaften ist »och in keinem Jahre vorgekommen, und dabei sollen die Arbeiten ii» Reichstag sowohl al« Abgeordnetenhaus in diesem Jabre ganz besonders früh im Herbst wieder beginnen * Mit der Bearbeitung des UrmalcrialS srüberer Volks zählungen war auch eine der Bedeutung des Gegenstandes nicht ganz entsprechende zeitraubende Arbeit insofern ver knüpft, als für die christlichen Bekenntnisse eine außerordentlich große Zahl von Benennungen emgesührt war. nach denen die Bevölkerung, soweit sie christlichen Glaubens war. getrennt werden mußte. Wie »S heißt, wird diese Umständlichkeit bei der Bearbeitung der VolkSzählungSergrbnisse von 1890 in Fortfall kommen. Die früheren zahlreichen Be nennungen der christliche» Bekenntnisse find nämlich au I I Gruppen reducir« worden, und zwar auf: Evangelische Lutheraner,Resornttrte.Unirtt),Römisch Katholische,Griechisch Katholische, Brüdergemeinde (Herrnhuter, Böhmische und Montag den 2. Juni 1890. Mährische Brüder), Mennoniten, Baptisten, Englische und Schottische Hochkirche (Presbyterianer), Methodisten und Quäker, Apostolische (Jrvinglaner), Deutschkatbolischc, Frei religiöse, Dissidenten und Sonstige. Durch diese Anordnung wirk die diesmalige Bearbeitung der VolközählniigSergebniffe wesentlich erleichtert werden. * StaalSminister Gras BiSmarck ist auf der Rückreise von Paris in Frankfurt a M. eingetrossen. Wie die „Französische Correspontcnz" constatirt, bat Graf BiSmarck bei seinem Aufenthalt in Paris nur drei Besuche gemacht: auf der deutschen Botschaft, aus dem auswärtigen Amt und bei Herrn DcS Houx in Folge eines demselben in FricdrichSrub gemachten Versprechens * Die Nackrichten über die Bildung einer gemäßigt ul lramo nt ancn Partei in Bayern haben im Lager der Intransigenten offenbar sehr peinlich berührt. Die „Germania" sucht die Sache alS einen Scherz binzustcllen und quält sich ein krampsbasicS Lächeln ab; dabei blickt ibr aber die blasse Angst auS jeder Zeile, die sie diesem „Scherz" widmet. Qb wirklich eine neue Parteibildung im ultra montanen Lager sich vorbereitet, müssen wir vorläufig dahin gestellt sein lasst» Aber wenn cS auch zu einem »ach Außen so auffälligen schritt nicht kommt, an der Tbatsache eines tiefen Zerwürsiiisscs im uttramoiilancn Lager, und nicht bloS in Bayern, wird dadurch ebenso wenig geändert, wie an der klaffenden Spaltung bei den Dcukschsreisiunigcn durch di« Frage, ob die Herren Schrater unk Richter auch ferner noch in einer Fraction beisammen sitzen. Die CciitrumSpartci hat ihre Zeit und ihre Berechtigung gehabt, sie hat sie aber heute nicht mcbr und muß darum in ihre im Grund so entgegen gesetzten Elemente aiiSciiiaiidcrfallcii. » «- * * Vom böhmischen Landtag wird auS Prag, 3l. Mai, gemeldet: Der Abgcoidiietc Rieger, als Generalredner, nahm für die Schulvortage das Won und hob dabei hervor, daß die Deutschen dem beute mächtigsten Vvtksslaiiime aiiqchörten, daß die Deutsch- Böhmen den Ezechen gleichberechtigt und in Böhmen keine Neu linge seien, sei doch die Entwicklung des Stadtewcsens in Böhmen ibr Verdienst. Tie große Mehrzahl der Städte sei deutsch ge- Wesen, von ihnen sei die Entwickelung des Gewerbewesens aus- aegangen und in den glorreichen Tagen de- Landes hätten sich die deutjchen Bürger hervorgethan. Was ehedem czcchisch geweint und jetzt deutsch sei, lasse sich doch um jeden Preis nicht umgestatten, und, was durch czechische Schuld verloren gegangen, das lasse sich so leicht nicht wiedergewinnen; moiorisirni wollten di« Ezechen nicht, sondern nur pactiren. — Der Landtag verwarf sodann in namentlicher Abstimmung mit 167 gegen 52 Stimmen de>- A. - trag der Jungczechen auf Uebcrgang zur Tagesordnung über die Schulvorlage und beschloß das Eingehen i» die Lperialdebatte, welche in der heutigen Abcndsitzung beginnt. Mit:t8 Jungczechen stimmten lO Allczeche» und 4 keinem Czechenctiib angchörigc Ezechen. * AuS Rom, 31. Mai wird unö gemeldet: I» der heute in der Depulirtenkaminer zu Ende gesührien Beratlmiig über den Antrag des Deputirten Vovio von der äußerste» Linken betreffend die Verletzung der Rechte einer Privat- gejellichost, begangen am II. Mai gegen de» demokratischen Congreß zu Rom. sprach der Uulerslaatssecretair des Innern Fortis. Der selbe kündigte an, er lege sein Amt nieder, aber nicht wegen einer Mciniiiigsverschiedenyeil mit dem Ministerpräsidenten Erispi, sondern weil er überzeugt sei, daß bei der gegenwärtigen politischen Lage seine Mitarbeit die Action der Regierung schädigen würde. Fortis erklärte sich befriedigt über die allgemeine politische Richtung, welche das Ministerium verfolge und gab der Hoffnung Ausdruck, daß Erispi das Ziel würde erreichen können, welches das Programm seiner ruhmvollen Politik war und bleibt. Ter Ministerpräsident Erispi vcrlheidigte seine Politik und erklärte, an seinem Programm habe rr »ach wie vor nichts geändert, er übernehme die volle Veraiilwort- lichkeit für die Regierung. Er sei immer überzeugt gewesen, daß die Grundlagen der modernen Monarchien volksihümliche Ein richtungen sein müßten. Er sei glücklich darüber, daß seine allen Freunde mit einigen Ausnahmen heule ebensallS diese Ueberzeugiing hätten. Denjenigen, welche ihn des Widerspruches beschuldigten, antworte er, daß er allerdings innerhalb dreier Jahre Einiges gelernt habe, während Andere stets da stehen blieben, wo sie gewesen Selbstverständlich dürsten alle Parteien ihren Ideen Ausdruck geben, aber sie dürsten dieselben doch nicht Anderen auf- drängcn und noch viel wenlgcr dürfe der Staat außerhalb de« Parlaments die Propaganda von Ideen dulden und begünstigen, welche er sür schädlich und gefährlich erachte. Tie Beschuldigung der Ausübung dlclalorischer Gewalt weise er zurück: er habe stets die Ueberzeugiing gehabt, daß im Interesse des Staates eine starke Regierung nothwendig sei und ein starkes Parlament. Erispi erklärte sodann, daß er sich mit dem socialen Problem besäst« und alle» seinen Eifer anwende» werde, um dessen Losung hcrbeiziisübren, um die Grundlagen der Regierung immer solider zu gestalte». Italic» müsse sich von dem äthiopischen Hochlande aus seinen Ein- sliiß ausdebnen und seinen Handel entwickeln. Tie finanziellen Fragen befänden sich Dank der neuen, seitens der Regierung vor- eschlagene» Maßregeln aus dem Wege glücklicher Lösung. Tie leziehungcn Italiens zu allen Staaten Europas seien niemals so herzliche, wie jetzt sowohl zu Petersburg als zu Paris gewesen. Er habe seine Pflicht gethan, und envarle nunmehr das Votum der Kammer: niemals werde er, um sich Stimmen zu erwerben, seine Vergangenheit verleugnen. Hieraus sank eine iiamenlliche Ab stimmung über das von Bacoelli beantragte Vertrauensvotum sür Erispi statt. Dasselbe wurde mit 329 gegen 61 Stimmen an- genommen. * Wie deS Weiteren aus Rom gemeldet wird, ist ein neues italienisches Grünbuch betreffend Acthiopien in der Kammer zur Bertheilung gelangt. Bon allgemeinerem Interesse sind in dieser Documcntcnsaiiimlung die Antworten, mit welchen die Mächte die ihnen am l>. Octobcr >889 gewordene Notisicirung des Artikels XVII des italienisch- älhiopischen Vertrage«, durch welchen Italien die diplomatische Vertretung Actkiopiens übertragen wird, sowie die Mittbcilung deS Artikels V deS Vertrage- mit Aussa, durch welchen dieses Land unter daS Protectorat Italien- gestellt wird, entgegcngenommcn haben Sämmtliche Cabinete haben, wie sich aus dem Grünbuche ergiebt, diese Notificirunaen ohne Vorbehalte zur Kenntniß genommen; eine Ausnahme bildete bloS die russische Regierung, welche es sür nothwendig erachtete, „einige Bemerkungen" z» machen, in denen Vorbehalte bezüglich der Rechte der Pforte aus die in Betracht kommenden Gebiete zum Ausdruck ge bracht werden. Die italienische Regierung wies deni gegenüber daraus bin, daß die Pforte selbst eine solche Frage nicht auf geworfen hat. Sie habe hierzu keinerlei Anlaß gehabt, da Aethiopien, beziehungsweise Abessynien niemals in irgend einen, AbhängigkeitSverhältniß zum otlomanisckcn Reiche ge standen sei. Herr CriSpi schloß die Frage mit einer am lO. Januar 1890 an den italienischen Botschafter in St. Petersburg gerichteten Depesche ab, die in folgenden Sätzen gipfelt: »ES ist vollständig klar, daß, wen» der von Rußland erhobene» Einwendung irgend ein Dcrtb zukommen sollte, dies einzig vom GestchlSpillicte der Beziehungen zwischen Italien unk der Türkei und nickt im Hinblick auf diejenigen zwischen Italien und Rußland der Fall sein könnte. Die Rechtsfrage, die bei u»S durch Vermittelung deS Barons Uexküll aufgeworfen wurde, erscheint uns somit als erledigt. Nachdem seitens Rußland« keinerlei andere Einwendung gegen unseren Vertrag mit Menelik sormulirt wurde, müssen wir liiisere Notificalivii als angenommen ansehen, waS wir auch in Wirklichkeit thun." * Wie man auS London berichtet, bat dort die Nachricht von der Landung einer Compagnie französischer Marine- Soldaten in der St Georgs Bau in Neufundland einige Erregung heivoigerusen Die von der sraiizösischcn und englische» Regierung gclrosfcuc provisorische Vereinbarung beireffs der Fischereien ans Neufundland erzeuge daselbst ein Gesübl so lebhafter Enlrültuug, daß sich in der Bevölkerung NcusuiidlautS eine sccccssio»ist!sche Partei bildete, welche den Anschluß an die Vereinigten Staaten Nordamerikas ver langt. und man befürchtet, daß die Anwesenden französischer Marine-Soldaten aus dem Gebiete von Neufundland zu Tbätlickkeite» führen könnte, mit der Absicht, eine» Conflict zwischen England und Frankreich bcrbeizusübren. Die Nach richt. welcher zufolge derartige Vorgänge bereit- cingctreten wären, bat sich indessen nickt bestätigt, und die sranzösischc Regierung bat in dieser Beziehung in London sehr be- friediaciitc Erklärungen abgegeben. Der sranzösischc Minister de« Aciißcrn, Herr Ri bot, bcstebl aus dem Reckte Frank reich« zum Huuiincrsaiig an der Küste NeusundlandS. aber er erklärt fick gleichzeitig bereit, ein CompromiS einzugebeli. An dieser Küste wird nur mit vierzig sraiizösischcn Bovlcn Fischerei gelriede», »nd eS wäre leicht, die Frage zu lösen, indem man den Fischern eine Entschädigung dezablen würde, welche höchstens einige Tausend Pfund Sterling betragen könnte. Was aber die ans den Verträgen bernbenden Rechte Frankreichs anbelangt, schlägt Herr Ribvt vor, die Frage einen, Schiedsgericht zu liulcrbrcitcii und sür diese Rechte ein Gebiet au der Westküste Afrika« einzutanschen. Freiherr von Lutz. * Der bayerische Ministerpräsident und CultuSministcr vr. Frcikrrr vonLuy Kat, durch schwere Leiden genöthigt, seine Entlassung eingercicht und der Prinzregent Luit pold bat dieselbe i» »me», buldvollen Haiitschrcibcn, unter lleberscudung seiner Marniorbüste, gencbmigt. Sc. Königliche Hoheit ernannte an Stelle de« aiiSscheidcndcn hochverdienten SlaatSmanlieS zum Vorsitzenden de« Ministerralks dem Staatsminister Freiherr» von CrailSbeini und dein Polizeipräsidenten Müller znm CuliuSminister. lieber diese Angelegenheit berichte» die „Münchner Neueste» Nachrichten" »»mittelbar vor der Entscheidung: Wie wir autbeiitilch höre», hot der Minister des Inner» sür Kirchen- und Schnlangelegenheite» Slriatsministcr I>r Freiherr vv» Lutz heute Sr. königl. Hoheit dem Prinzregenlc» sei» Gesuch um Entlassung aus dem Amte unterbreitet. Begründet hat der Minister diese Bitte mit der Rücksicht a»s seinen Ges und heits- znstand. Herr von Lutz hat erst wieder i» de» letzte» Tagen nach einem Bade beängsrigende Eongrstionen und einen schwere» Anfall von Asthma gehabt. DaS Gesuch ist heute früh -in den Einlauf der Geheimeanzlei gekommen. Wie wir erfahren, ist Se köntgl. Hoheit, die erst heute früh 7 Uhr von Wie» »ach vierzelmtägiger Abwesenheit in die Residenz zurückgekelirt ist, von dem Entlassnngsgesuch des Ministers völlig überrascht ge wesen, — ebenso hat man in den Kreisen der College» des Ministers »nd anderer hochstehender Persönlichkeiten keine Ahnung gehabt, das» Freih. v. Lutz gerade y-tzt das seit 23 Jahren innegebabte Porte feuille »iederlegen wolle, wenn »lau auch wußte, das, Freih. v Lutz seit seiner schweren Erkrankung, die ihn Ende des vorige» JahrcS befiel, sich immer mehr mit dem Gedanken seines Rücktritts vertraut gemacht Hot. Daß es wirklich nur Gründe des körperlichen Besindens sind, welche Arhrn. v. Lutz bei seinem Entbebungsgcsuch leiten, keine-- Wegs aber irgendwelche Motive politischer Art, bedarf kaum eines Beweises. Den» gerade in letzter Zeit — gestern vor vierzehn Tagen ist der Brief des Regenten an den Erzbiichvs von München veröffentlicht worden — ist die Uebcreinstimmiiiig der Grundsätze des Staats-Oberhauptes mit den Ansichle» des leitenden Ministers wiederholt und Allen sichtbar zu Tage getreten. Der Regent bat die Anvvort des öultusministers aus die Eingabe der- Epiilopates, von welcher der neue sirchenvolitische Streit ultramontanerseits seinen Ausgang nahm, durch Signal gebilligt und sich zu eigen ge macht: er hat, iowcit es innerhalb der constilulionellen Venassung tluinlich ist, seine Justimmiing zu der Haltung des Ministers »nd später seines Vertreters Freiherr» von Crailsheim gegenüber dem Vorgehen der CentrumSvartci in der Abgeordnetenkammer kuiidgegeben: das Ministerium hat tni Landtage schließlich Sieg aus Sieg erfochten; endlich bat der Landesherr ganz selbstständig und, wie wir bestimmt wissen, zur Ueberraschung — wen» auch natürlich angenehmen Ueberraschung - seiner sämnitlichen Minister, höchst persönlich noch seiner Abneigung gegen die sriedensstörende Politik der Ultramontaiien einen geradezu niederschmettern- den Ausdruck gegeben. Dies Alles Mre» wir nur an, um de» vorauszusehenden Unterstellungen der Centrum-presse denn was darf man von dieser Seite an Verdrehungen nicht erwarten!) ent- geqenzutreten, alS ob Frhr v. Lutz freiwillig seine» Abiäueb nehme, um einer ihm wegen Differenzen mit der höchsten Stelle drohende» Entlassung zuvorzukommen. Ob Se. königl. Hoheit da- Gesuch des ersten Staatsbeamten und Kronberathers genehmigen wird, wissen wir nicht. Erkennt aber der Regent die Gründe, welche den Minister zu der Bitte ge- führt haben, als gerechtsertigt an, so kann das bayerische Vater land der Weisheit seines Fürsten vertraue», daß das erledigte hoch wichtige Amt in Hände gelegt wird, welche mit Festigkeit und Ge rechtigkeit die Rechte des Staates ebenso schützen, wie sie den Kirchen oller Consessione» das hergebrachte Wohlwollen bewahren werden. „Ein Wechsel vielleicht der Personen, - kein Wechsel des Systems", daS wird mit dem bekannten Worte ihres Führers Walter sich die bayerische Eentrum-partei selbst sagen müssen. Der Rücktritt de« Herrn v. Lutz, der sich auch in kranken Tagen nur ungern von der liebgewordencii Arbeitslast trennte, bat dkingciiiäß keine» politischen Hint ergi nn t, er bedeutet keine» Systcmivcchscl, sondern erklärt sich lediglich auS dein körperlichen Befinden des Staatsmannes, der befriedigt aus ein arbeltSvollcS Lebe» zurückblicken darf Bayern- Ministerpräsident, der seit »unincdr 22 Jabren da- in diesem Lande besonders wichtige Portefeuille des C»llu« und öffentlichen Unterrichts geführt hat, ist »och am 4. December, als er 63 Jahre alt wurde, seiten« de« Prinz- regenten wie alljährlich durch ein Handschreiben, sowie die Uebersendung eine« Blumenstraußes geehrt worden Es giebt Niemanden >n Bayern, der so genau wie der Prinzregent bis i» alle Einzelheiten hinein darüber Bescheid wüßte, wir unendlich viel das Land diesem Minister, jedenfalls einem der Abonnement-Preis vierteljährlich 4>,, Mk. iacl. Bringerlodn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk Jede einzeln« Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ltn Tageblatt-Formal gesalzt) ohne Poslbetörderung 60 Mk. »tt Postbesördrnliig 70 Mt. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pr. Gräßerr Schriften laut uns. Preisverzeichnis». Tabellarischer u. Ztffernsatz nach Hähern, Tons. Nrllamrn unter dem Redaction-strich die 4gespalt. ZetteSOPs-,vor den Familien na chrichteu di« 6gespalten« Zeile 40 Ps. Inserat« sind stet« an di« Erpedttt«« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben.! Zahlung prnvuumernnäo oder durch Post nachnahme, 84. Jahrgang. klügsten Köpfe in Bayern, zu verdanken hat. Der fränkische SchiiklebrerSsohn, der bis dahin in der Anwaltschaft und als Richter tbätig gewesen war, kann seine Ministerlaufbahn aus den GlückSsall zurückführen, daß eS ihm beschicken war, dem -König Max II. Vortrag über Handelsrecht Hallen zu dürfe». I>r Lutz wurde >857 der in Nürnberg tagenden Consercnz sür Ausarbeitung deS Deutschen Handelsgesetzbuches als Protokollführer beigegeben Und als er 1863 von König Max II. in« CabinctS-Secretariat berufen wurde, welches in Bayern für so manchen tüchtigen Mann da- Sprungbret zur stolzesten Lausbabn abgegeben hat, konnte sein ferneres Einpor steigen bloS noch eine Frage der Zeit sein. Wie dann der unter Ludwig ll. in den Freiberrnstand erbobene Minister unter zwei Monarchen das SlaatSschiff i» denkbar schwie rigsten Zeitläuften glücklich zwischen allen Klippen hindurch gcsülttt bat, ist m aller Erinnerung. Minister v. Lutz, der von jeder die bäuSlickc Einsamkeit liebt, verkehrte seit seiner dritten Vermählung — mit der Frau Finanzratb Rietinger, der Wittwe eine- reichen AuSdurger Fabrikanten —, ab gesehen von seinen BerusSgeschäflcn, in keiner Gesellschaft, in kciiicm Club oder dergleichen »nd siebt seine Freunde bloS i», eigenen Hause. Seine Mußestunden sind litera rischen und »ledicinisch-anatomiscben Studien gewidmet Die Kinder aus früherer Ebe werden, obwohl der Minister so wohl wie seine Gemahlin katholisch sind, protestantisch erzogen. Soviel bekannt, ist daS Ebepaar, obwobl die Trauung durch einen protestantischen Geistlichen vollzogen wurde, als katholisch in die Kirchenbücher eingetragen Seiner äußeren Ersckci »ung »ach ist Minister v. Lutz eine kleine, breitschulterige Figur mit kurzem Hat« und einer gewissen Neigung zur Woblbcleibtbcit. Der mächtige, von kurzgeschorenciii, grauem Haar dctccktc Kopf, a»S dem hinter goldener Brille ein Paar durchdringende Augen hervorblickcn, vcrrätb in gleichem Grade Kraft und Klugbcit. Außer einem kurz geschnittenen Schnurr bart ist das Gesicht glatt rasirt. Als Redner stebt Herr v. Lutz, was Klarheit und Logik anlangt, in Bayern »»erreicht da, wenn ibm auch von seinen Ministercollegen in Bezug aus auttiiülbigen Humor Herr v. Riedel unk in Bezug aus Feinheit oder Anmutb der Redewendungen Herr v Crails heim überlegen sein möae». Phrasen, und sei es selbst die verzeiblichstc, wird wohl kaum jemand auS dem Munde de« Ministers vernommen haben. Alles, was er mit seiner nicht lauten aber überaus klaren Stimme vortrug, war sachlich, und ei» Mißversländniß, eine Unklarheit war kaum denkbar. Die -eutschfreilinnige Partei. * In fortschrittlichen Wäblerkreisen macht sich gegen die Bewilligung von neuen militairischcn Forde rungen eine Uiilcrströmung bemerkbar, die voraussichtlich an Stärke »ock zllnebmen wird, je näher die Entscheidung bcrankommt Die „Freisinnige Zeitung" tragt Tag sür Tag Resolutionen und Erklärungen delitschsrcisinnigcr Vereine zusammen, welche die bestimmte Erwartung auS- sprcchc», daß kein Parteigenosse im Reichstag diese» Forde rungen zlistminicii werde; zum allermindesten müsse ein Er satz in der Gewährung der zweijährigen Dienstzeit geboten werke» Ein bezüglicher vvlkSpartcilicy teutscysreisiiliiigcr Antrag liegt bekanntlich bereits dem Reichstag vor und auch i» der Mijitaireommission ist ein solcher angekündigt. Nach den bestimmten Erklärungen der Militairvcrwaltiliig ist aber zur Zeit ein Entgegenkommen in dieser Frage ausge schlossen und die Anträge können datier nur als Be schönigung sür die beabsichtigte Ablehnung der Vorlage betrachtet werden. Zu dieser ist ob»e Zweifel die Mchrbeit der deiitschfreisinnigen Fraction schon jetzt ent schlossen, wen» auch noch der Schein sorgfältiger Prüfung" ausrccht erhalten wird. Auch die „Nation" de« Abg. I»r. Bartl, bciuerkt, daß in der Militairfrage die Partei wahrscheinlich nahezu geschlossen stimmen wird, selbst verständlich verneinend. Die altsortschrittlickc Richtung, deren Ucberwiegen in der gegenwärtigen deutsch freisinnigen RcickStagSfraction keine», Zweifel unterliege» kann, kalt den Auqenhlick offenbar sür sehr geeignet, den traditionellen Kamps gegen den „Militarismus" »nt frischen .Kräften auszunebmeii DaS wird das Ende der eine Zeit lang verbreiteten Fabel sein, daß die d c U t s ch s r c i s i » n i g e Partei nach ihrem „Auf schwung " ii n d » a ch der U >nwa » dlung der R e- gicrnna an sänge» wolle, positive Politik ;» treiben. Eine weitere Blütlicnlcsc aus den fortschrittlichen „Reptilien" dürste am Platze sein. Co wird über den Streit im deutsch srcisinnigcn Lager dem „Alzeycr Beob achter" — im Wahlkreise des Abg. I>r. Bainbergcr, der sich zuweilen in dem Blatte äußert — aus Berlin geschrieben: „Lassen Sie sich nicht durch falsche Darstellungen des in der Fraction ousgebrochenen Zwistes zu der Ansicht verleite», daß es sich dabei um ein Mehr oder Weniger von Opposition gegen die Regierung, spccicll gegen die Milttairvorlage handle, oder um eine kindffche Anwandlung von Dankbarkeit sür höfliche Behandlung. Die alten Fraction-mitglieder, welche sich dagegen sträuben, Herr» Richter an der Spitze des geichästssührenden Ausschusses zu belasse», sind, wenn sie auch nicht auftreten wie er, nicht minder taktfeste Politiker und selbst wenn sie tn einem oder dem anderen Puncte nicht sachlich »,il ihm einig wären, würden sie darin keinen Grun^ sehen, eine Veränderung in der Repräsentation der Partei zu vci^ langen Die tiefere Bewandtnis, de« EonflictS liegt in Richter'-) Doppelsrellung al» Hauptredacteur der „Freisinnigen Zeitung'' und als Vorsitzender des Aueichufle-. In der Zeitung »st Richter Antvkral und sührt sie nach eigenem Belieben- Aber seine Stellung als Vorsitzender bat zur Folge, daß — allen Protesten zum Trotz — die Zeitung al« osficteve- Parteiorgan dasieht. Diesem Per hältniß wollten die 6 Herren, weiche gegen ihn stimmten, ein Ende machen und der Ausgleichung wegen auch an Rickert's Stelle Herrn Zelle setzen Man kann ja in diesem Puncte anderer Meinung sein, als sie, aber mai, versündigt sich an der Partei, wenn man ibr eine Zweilkeiligkeit der politischen Grundanschauung unterlegt, von der nicht »ntiernt die Rede ist. Das gtebt nns aber auch die Zu versicht, das; sie über diesen widerwärtigen Zwischenfall gesund hinourkomiiirn wird und daß dl« von link« und rechts au-gehenden Versuche, unter diesem Vorwand einen keil in sie zu treiben, ver gebliche Arbeit bleiben werden " Wie der Moniteur von Alzey, so nimmt jetzt auch das Herrn Rickert nabe siebende „Reichsblatt" die Affaire auf die leichte Achsel, indem eS schreibt: „Ob sich die Herren heute zu Sieben oder za Dreizehn zanken, ober ob sie sich unter dem Borsitz de- Abgeordneten Richter oder unter dem de- Abgeordneten Schräder zanken, da- kann uns Wäh- lern ganz egal sein Es kommt nicht darauf an, ob in dem innere» Cirket Dieser oder Jener präsidirt."
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