Volltext Seite (XML)
Wchnitz-MW Inserate, welche de« d« bedeutenden Auflage de» Blattes -ine sehr wirk same Verbreitung finden werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell«» Theile, di- Spaltenzeil» 20 Pfg. Dte „Weißerih. Zeitung" erscheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners ¬ tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan ¬ stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Bs- . . . Amtsblatt für di- Kömqliche Amtsh-uptmamfchast Dippoldiswalde, sowie für di- Königlichen Amtsgerichte und die Stadiräthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnc in Dippoldiswalde. Nr. 79. Sonnabend, den 6. Juli 1889. 55. Jahrgang. Kurland und die Kalkan-aaleu. Zwei ceremonielle Feierlichkeiten, die Salbung des Königs von Serbien und die Eidesleistung des Erb prinzen von Montenegro, welche Feierlichkeiten kürzlich in der serbischen Krönungsstadt Kraljewo und der montenegrinischen Hauptstadt Cettinje stattfanden, haben besser als tausend politische Kundgebungen bewiesen, wie Rußland seine Stellung zu den Balkanstaaten auf gefaßt sehen will und wie in Serbien und Montenegro auch bereits die Grundlage dafür gefunden worden ist. Zur Salbung des Königs Alexander von Serbien war als Stellvertreter für Rußland der russische Gesandte Persiani aus Belgrad in Kraljewo erschienen und wurde dort mit königlichen Ehren empfangen, ja, die Salbungsceremonie gestaltete sich geradezu zu einer Huldigung Rußlands durch die Vertreter Serbiens. Bei der Eidesleistung des Erbprinzen von Montene gro, welcher Ceremonie die Großjährigkeitserklärung des Prinzen vorherging, schwur der Erbprinz Danilo Treue und Ergebenheit seinem Vater, dem regierenden Fürsten, dem Vaterlande, der orthodoxen Kirche und dem Zaren Alexander III. von Rußland. Dieses charakteristische Hervortreten Rußlands bei den ge nannten Feierlichkeiten in Serbien und Montenegro verdient des Weiteren auch deshalb die größte Be deutung, weil diese Ceremonien den Serben wie den Montenegrinern doch'zweifellos als große Staatsakte erscheinen müssen. Sind doch bei den erwähnten feier lichen Anlässen sowohl vom Könige von Serbien als auch vom Fürsten und Erbprinzen von Montenegro Deputirte aller serbischen, resp. montenegrinischen Städte und Stände empfangen worden. Rußland spielt also mit recht guten Erfolgen seine väterliche Beschützerrolle über zwei sehr wichtige Balkanstaaten weiter, ja, es hat offenbar in Serbien jetzt weit größeren Anhang und Einfluß wie in den verfloßenen zehn Jahren, wo der abgedankte König Milan in Serbien noch am Ruder war und bekanntlich erfolglos die Befreiung Serbiens vom russischen Einflüsse, dessen Haupt in Serbien ja die Königin Natalie und damit die größte politische Gegnerin des Königs selbst war, erstrebte. Man weiß nun auch, warum es der Exkönig Milan so entschieden abgelehnt hat, der Salbung seines Sohnes, des jungen Serbenkönigs, beizuwohnen, Ex könig Milan wollte nicht Zeuge des Fiaskos seiner Politik und des Triumphes Rußlands sein. Es sind entschieden hauptsächlich elementare Kräfte der slavischen Rassengemeinschast, welche Serbien und Montenegro in die Arme des stamm- und glaubensverwandten Ruß lands treiben, mögen auch panslavistische Agitation und Rubelspenden viel zu der Beliebtheit Rußlands in Ser bien und Montenegro beitragen. Sehr wichtig bleibt nun aber die Frage, ob es der russischen Politik ge lingen wird, auch bezüglich der anderen Balkanstaaten solche Erfolge wie in Serbien und Montenegro zu erzielen. Rumänien und Griechenland sind ja im All gemeinen schon russensreundlich, aber freilich ein solcher Einfluß Rußlands wie z. B. in Serbien und Monte negro ist nicht gut möglich, dazu haben jene beiden Königreiche bereits zu viel nationale Selbstständigkeit und eigene staatliche Würde erlangt, aber eine Ver stärkung des russischen Einflusses in Rumänien und Griechenland zu Gunsten der russischen Orientpläne ist recht wohl wahrscheinlich. Das Land des Widerstandes und zwar des zähesten gegen die Vormundschaft Ruß lands bleibt unter den Balkanstaaten daher nur Bul garien, das einst das Schooßkind Rußlands war und nun sein mißrathener Pflegling geworden ist. So zähe wie die Bulgaren sind, so hartnäckig sind aber auch die Russen in der Verfolgung ihrer Pläne, und hat man das Umschlagen der ganzen Verhältnisse in Ser bien zu Gunsten Rußlands trotz König Milan erlebt, so darf man eine ähnliche Wandelung in Bulgarien wenigstens nicht für unmöglich halten! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Seit Anfang dieser Woche hat endlich die sommerliche Hitze der letzten Zeit etwas nachgelassen und der unseren Fluren so nöthige Regen hat sich eingestellt. Wenn derselbe auch die Wünschens wertheste Erquickung gebracht hat, so kann er doch noch einige Zeit anhalten, ehe er zum Ueberfluß wird. — Die Heuernte, die sehr günstig ausgefallen, ist in der Hauptsache beendet und nur noch kurze Zeit wird es währen, dis das Getreide gehauen wird, und dann weht auch bei uns wieder der Wind über die Stoppeln. — Am Mittwoch scheute das Pferd des Herrn Bezirksthierarzt Lehnert auf der Berreuther Straße vor einem entgegenkommenden Möbelwagen und drängte den Wagen die hohe, durch keine Barriere geschützte Böschung hinab, wobei sich Wagen und Pferd überschlug. Herrn Lehnert gelang es, noch rechtzeitig aus dem Wagen zu springen. Der Wagen zertrümmerte, das Pferd aber kam ohne nennenswcrthe Beschädigung davon. — Am 3. Juli gegen Mittag scheute vor der Brücke beim Gasthof „zur Sonne" das Pferd des HerrnOekonomieinspektor Schmidt aus Reichstädt und ging durch. Da das Geschirr mit einem andern zu sammenstieß, stürzte der Wagen um und brach dabei Herr Schmidt leider den Beckenknochen. — Am 1. August wird an Stelle des Herrn Be zirksschulinspektor Mushacke Herr Schuldirektor Heinr. Richter in Döbeln nach hier kommen. — Geucke-Wagners Alpen-Extrafahrten. Die goldene Ferienzeit naht und wiederum rüsten sich Tausende zu einer frohen, herrlichen Alpenfahrt, seien es schlichte, wanderlustige Touristen, Erholung suchende Sommerfrischler oder Heilung bedürftige Badreisende. Geucke und Wagner, seit 1868 als bewährte Neiseun- ternehmer rühmlichst bekannt, vermitteln eine solche Alpenfahrt auf angenehmste und billigste Weise, daher die alten, treuen Reisekundcn, besonders auch ganze Familien, sowie allein reisende Damen mit Vorliebe diese Separatzüge benutzen. Die diesjährigen Extra - führten finden am 20. Juli und 15. August mit sechs wöchentlicher Billetgiltigkeit statt und bieten insofern noch einen Vorzug, als auch Billets für alle beliebten Alpen-Nundtouren ausgegeben werden, (s. Inserat). — Eine Versicherung gegen Wasserschäden an Gebäuden durch die Landesbrandkasse bringt das in Dresden erscheinende „Vaterland" in Vorschlag. Wer im Wüthen des Unwetters in einer entsetzlichen Katastrophe durch den aus seinen Ufern getretenen Fluß oder durch einen Wolkenbruch sein Haus ver loren hat, der ist wahrlich nicht besser daran, als wenn er es durch eine Feuersbrunst vernichten sehen muß, aber in vem einen Falle läßt ihn der Gedanke an die Hülfe der Landesbrandkasse den Verlust leichter ertragen, während er im anderen Falle unter Um ständen vor dem völligen Ruin steht. Der Gedanke, um wie viel besser es doch sein würde, wenn sein durch die Fluthen vielleicht arg beschädigtes und un wohnlich gewordenes Haus vollends wegbrennen würde, mag schon Manchem gekommen sein, und wer weiß, ob nicht angesichts solcher Roth sich Einer oder der Andere versucht fühlte zur bösen That. Der Gedanke, mit dec Landesimmobiliarversicherung auch die Wasser versicherung zu verbinden, liegt nahe, aber das Nächst liegende wäre wohl, daß die Privatversicherung dem Gedanken näher tritt. -j- Frauenstein, 4. Juli. Der verflossene Juni dieses Jahres zeigte in unserer Parochie eine auffallend geringe Veränderung, w>e es seit Jahren nicht der Fall gewesen ist. Es wurden ausgeboten nur 3 Paar, ge boren 2 Knaben und 3 Mädchen und starben 5 Per sonen. — Im Monat Juni dieses Jahres wurden in die hiesige Sparkasse 24,717 M. 67 Pf. in 288 Kassen posten eingelegt und 29,989 M. 78 Pf. gelangten in 139 Kassenposten zur Rückzahlung. Die Gesammt-Ein- nahme betrug in 332 Kaffenpoften 31,813 M. 36 Pf., die Gesammt - Ausgabe 35,352 Mark 63 Pf. in 187 Kassenposten. — Bei der hiesigen Naturalverpflegstation kehrten im Juni dss. Js. 61 Mann ein und erhielten 38 Mann Nachtverpflegung, 15 Mann TageSverpfle- gung und 8 Mann Frühstück, resp. Vesper. Für Nachtverpflegung wurde ausgegeben 9 Mark 50 Pf., für Tagesverpflegung 3 M., für Frühstück, resp. Ves per 80 Pf., in Summa 13 M. 30 Pf. — Der hiesige Turnverein erfreut sich eine recht frischen Lebens und einer sehr stattlichen Mit gliederzahl. Dies war auch bei dem kürzlich gefeierten 2. Stiftungsfeste des Turnvereins ersichtlich. Nach Be endigung eines Concerts im Hotel zum goldnen Strauß fand auf dem Turnplätze beim Schießhause ein recht vortreffliches Schauturnen statt. Abends versammelten sich die Mitglieder im Schießhaussaale zu einem fröh lichen Balle, bei welchem verschiedene Redner während der Pausen ihre Sympathien für den Verein durch herzliche Wünsche für das fernere Wachsen, Blühen und Gedeihen desselben bekundeten. Pretzschendorf. Ein großes Unternehmen ist die Mission, d. h. die Arbeit, durch welch« die Geister und Herzen aller Menschen christlich denken, lieben und leben lernen sollen. Trotzdem muß sich dieses Unter nehmen unter uns vielfach recht gleichgiltig und sogar scheel ansehen lassen. Um so erfreulicher ist die An regung und Förderung, welche der Missionssache durch die kleineren Wandermissionsfeste zu Theil wird. In unserer Ephorie bestehen zwei Zmeigvereine, in denen sich eine Anzahl Parochieen zum Zwecke der Belebung und Förderung des Sinnes für Heidenbekehrung zu sammengeschlossen haben. Der Zweigverein für Dip poldiswalde hält morgen Sonntag, Nachmittag Uhr, in Pretzschendorf sein Jahresfest. Dasselbe wird, wenn es die Witterung gestattet, mit einem Festzug beginnen. Die Predigt wird Herr Pfarrer Lindner aus Fürstenwalde halten. In der Nachversammlung wird Herr Missionar Handmann, welcher 25 Jahre auf dem Gebiete der Tamulenmission in Ostindien ge arbeitet hat, von dieser Arbeit erzählen und gewiß Manchem die Augen aufthun, der sich bis jetzt kein rechtes Bild von dieser so reich gesegneten Thätigkeit des Christenglaubens und der Christenliebe gemacht hat. Hoffentlich benützen recht Viele die Gelegenheit, ihr kirchliches Interesse nach dieser Seite hin anregeu und neu beleben zu lassen. Altenberg. Als Bauplatz für die Sammet schneiderei der Berliner Velvetfabrik ist vom Stadt- gememderathe eine nördlich der Dresdner Straße vor der Schulstraße liegende Wiese erworben worden. Der Bau soll dergestalt gefördert werden, daß die Fabrik noch im nächsten Oktober bezogen werden kann. H Poffendorf. Bei hiesiger Tagesverpflegung für mittellose Reisende wurden im Monat Juni 31 Marken k 20 und 34 Marken k 10 Pf. ausgegeben. Die hierzu erforderliche Geldsumme betrug 9 Mark 60 Pf. Im Ganzen wurden im I. Halbjahre 531 Marken verausgabt, wozu ein Gesammtaufwand von 93 M. 30 Pf. erforderlich war. — Die Heuernte ist in hiesiger Gegend als nun beendet zu betrachten und ging, infolge des andauernd guten Wetters, rasch von statten. Die anhaltend warme Witterung hat das Korn zeitiger als in früheren Jahren zur Reise gebracht und soll bei uns schon nächste Woche mit dem Kornschnitt begonnen werden. Rabenau. Bei der Sparkasse zu Rabenau wurden im Monat Juni des Jahres 1889 193 Ein zahlungen im Betrage von 11,329 M. 29 Ps. gemacht, dagegen erfolgten 80 Rückzahlungen im Betrage von 12,093 M. 12 Pf. — Sparmarken L 10 Pf. wurden in» Monat Mai 60 Stück verkauft.