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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.09.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110920017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911092001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911092001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-20
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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Morgen-Ausgabe Anzeigen Preis Bezugs Preis All. 105. Jahrgang Mittwoch, üen 20. September 19N Die vortiegeukie Aufgabe umfaßt 20 Leiten. Dresden Zum Ober Präsidenten der I »17»» rt ster vu! ob *»l» o^e. Sgose, »Sil» dem eine der Ver geht, und der per- zwar in ist, steht De: König unter- das die konsti» für ganz Spanien Kranich» nm. lein, llcball. itnaer. umann. >tni. ll»r. a einem von der S Uhrr keusch« 1»4L ö. m ertrag sä»g«r. - -c>n n» n« de» cv«r«tn: lle vor» dem ver lange, in Stolypin» * Am heutigen Mittwoch erfolgt in die Eröffnung der 9. ordentlichen synode. l der zwangsweisen Verbindung so stark aus einanderstrebender und widereinanderstreiten- der Kräfte ist unhaltbar, denn er drückt der evangelischen Frömmigkeit in beiden Lagen einen Charakterzug von Gehässigkeit und Bitterkeit auf, der sie entstellt. Die gegenwärtig geltende Religionsfreiheit ist für Foerster wesentlich die Freiheit, auf religiöses Gemeinschaftsleben zu verzichten. Die Tempe ratur der Staatskirche ist der Entfaltung einer energischen Religiosität ungünstig. Sie hindert die Gewinnung des Vertrauens der Massen und das Suchen neuer Wege zu ihrer Evangelisation. Die Geschichte unserer Religion zeigt von den Tagen der Propheten an ein Ringen wider Elaubenszwang und Seelendruck, wider den Anspruch des Rechts, auch das innere Leben zu meistern, ein Ringen darum, die Ehr furcht vor Gewissen, Ueberzeugung und innerem Müssen auf den Thron zu erheben. Die reine Trennung von Kirche und Staat nach dem französischen Vorbild empfiehlt Foerster nicht, wohl aber entnimmt er dem französischen Trennungsgesetz drei wichtige Grundsätze, deren Berücksichtigung er auch bei der Neuordnung den Verhältnissen von Staat und Kirche in Preußen, weiterhin natürlich auch in den übrigen Bundesstaaten empfiehlt. Als maß gebend kann auch bei uns anerkannt werden: Erstens, daß der Staat von jeder Privilegie rung und Subventionierung einzelner Religions gesellschaften Abstand zu nehmen und die auf seinem Gebiete bestehenden Religionsgesell schaften, ohne Wertunterschiede zu machen, gleicherweise zu schützen und zu begrenzen hat. Zweitens, daß die Unabhängigkeit staats bürgerlicher Rechte vom religiösen Bekenntnis nachdrücklich und wirksam gegen Eingriffe der Verwaltung wie gegen den Druck der Religions gesellschaften zu schützen ist. Drittens, daß die Kosten der religiösen Anstalten und Ein richtungen ausschließlich von denen zu tragen sind, denen sie zugute kommen und die sie zu tragen willens sind. Darüber hinaus verlangt Foerster die Verpflichtung des Staates nicht nur zum äußeren Rechtsschutz, sondern auch zur Für sorge für die Existenz der Religionsgesellsch?.ften. Sein Entwurf geht auf der einen Seite aus auf eine „Entkirchlichung des Staates" und auf der anderen auf eine „Entstaat lichung der Rcligionsgesellschaften". Die religiösen Ueberzeugungcn einzelner, wie die Lehren und Gottesdienstformen der religiösen Gemeinschaften, wie endlich die Religionsgesell schaften selbst sind nicht Schöpfungen des Staates. Sie sind Produkte geistiger Bewegungen, über die dieser keine Gewalt hat, noch in Anspruch nehmen darf. Der Staat muß daher die ver schiedenen gegebenen Formen in gleicher Weise anerkennen. Foersters Entwurf unterscheidet daher zwischen katholischen, evangelischen, jüdischen und dissi- dentischen Religionsgesellschaften in ihrem Ver hältnis zum Staate. Er nimmt als gegeben an, daß Lehre und Eottesdienstordnung in der katholischen Kirche dem Einfluß anderer Organe unterstehen, als in den evangelischen und in den jüdischen Gemeinden. Er will Sorge tragen, daß dies Recht der jeweils zuständigen Organe unverkümmert bleibe, weil dies dem religiösen Verlangen der Staatsglieder allein enspricht. Aus praktischen Gründen ist es notwendig, bei der Ordnung der religiös-gesellschaftlichen Zu stände einen Unterschied zwischen den viele Millionen von Gliedern umfassenden historisch begründeten Religionsgesellschaften und den kleinen, in stetem Fluß befindlichen Religions gesellschaften zu machen. Es muß aber verlangt werden, daß jeder, auch der kleinsten und ab sonderlichsten Bildung religiöser Gemeinschaft die Möglichkeit, zu bestehen und sich zu ent wickeln, verliehen wird. Am heutigen Tage tritt in Dresden die säch sische Landessynode zusammen. Auch sie wird zu den brennenden religiösen Fragen der Gegen wart Stellung zu nehmen haben. Hoffen wir, daß sie sich dabei von gleicher Vorurteilslosigkeit leiten läßt, wie sie der Foerstersche Entwurf zur Begründung wirklicher Religionsfreiheit atmet, einer Freiheit, die auch unserem engeren Vater lande im Interesse des religiösen Lebens herzlich zu wünschen ist. Tran», e. I«t. «. lra» elt. xrdt. d. rr. fra». Madrid, 19. Sept. (E. D.) Arbeiteroerband beschloß den erst später fest esetzt. V- kNA in Erfahrung zu bringen waren. Jetzt, Persönlichkeit des neuen Oberpräsidenten ist, wird man wohl kaum zu einer Auffassung der Sachlage gelangen Es wird weiter ausgeführt, daß hier mehr Der allgemeine . „ Gesamtausstand für ganz Spanien. Der Beginn des 'Ausstandes wird klärte, daß die Regierung über die Einzelheiten der in Barcelona entdeckten Verschwörung genau unter richtet sei uno daß auch die Namen der Verschwo renengenaubekannt seien. Ebenso misse die Regierung, von welcher Seite die Verschwörer Geldmittel betommen hätten und wer diese in Empfang ge nommen habe. Auch daß das Komplott genen Generalkapitän Weyler gerichtet war, sei der Re gierung belannt. Es sind die umiangreichsten Maßnahmen getroffen worden, um jeder Weiter verbreitung der Verschwörung energisch entgegen« treten zu können. Eine außerordentliche Maßnahme. Madrid, IS. Sept. (E. D.) zeichnete ein Dekret, durch tutionellen Garantien aufgehoben werden. Provinz Posen wurde der bisherige Unterstaatssekretär im preußischen Kultusministerium Dr. Schwartz- kopfs ernannt. (S. d. des. Art.) Oie NeWrmsfrrihrit im Staate. Das Verständnis für die Notwendigkeit einer gründlichen Prüfung und verbessernden Erneuerung der Beziehungen zwischen Staat und Kirche wird immer allgemeiner. Die Meininger Synode hat einen besonderen Aus schuß eingesetzt zur Ausarbeitung einer Denk schrift über die finanzielle Trennung von Kirche und Staat; im württembergischen Landtag ist vom Kultusminister Dr. Fleischhauer eine Vor lage angekündigt worden, die diese finanzielle Trennung zur Durchführung bringt. In den letzten Tagen ist der durch sein grundlegendes Werk über „Die Entstehung der preußischen Landeskirche" bekannt gewordene Frankfurter Pfarrer I). Erich Foerster mit einem „Gesetz entwurf, betreffend die Religionsfreiheit im preußischen Staate" an die Oeffentlichkeit ge treten , um der kritischen Erörterung des schwierigen Problems eine Handhabe zu geben, deren Wert allerdings bei genauerem Zusehen außerordentlich gewinnt. Foerster legt den Finger auf eine brennende Wunde; er weist eindringlich darauf hin, daß in weitesten Kreisen der christlichen Kirchen das Gefühl für das Bedürfnis einer Revision der Verhältnisse der deutschen Staaten zu den Re ligionsgemeinschaften zu erstarken beginnt. Das bestehende Verhältnis verliert, wie Foerster mit Recht darlegt, mehr und mehr seinen Rückhalt ini Nechtsgefühl des Volkes, weil es von einer immer wachsenden Zahl als Widersinn und Last, von den Negierenden aber als Verlegenheit empfunden wird, der man nur durch fortwäh rende Nachlässe und Abstriche und stillschweigend gestattete Ausnahmen Herr werden kann. Die bestehenden Verhältnisse drängen zu einer Krisis, weil die geltende gesetzliche Ordnung nicht mehr lebendiges Recht ist, sondern sich unter dem leisen, aber unwiderstehlichen Zwang des geistigen Lebens in Unrecht ver kehrt. Die Empfindung für diesen wachsenden Widerspruch zwischen dem geltenden und dem lebendigen Recht äußert sich je und je, wo dieser Widerspruch in einzelnen Fällen erlebt wird und besonders kraß ins Bewußtsein tritt. Dann macht sie sich in allerhand Entrüstungs kundgebungen undVolksversammlungsbeschlüssen Luft. Die Parole „Trennung von Staat und Kirche", aufgestellt durch den Vorgang der fran zösischen Gesetzgebung 1905, die so oft schon auf das deutsche Rechtsleben anregend gewirkt hat, fängt an, ernsthaft ausgenommen zu werden. Selbst schon im preußischen Herrenhause ist sie von einem gedankenreichen konservativen Politiker, dem Grafen York von Wartenberg, als Zukunftsmöglichkeit ausgesprochen worden. Anstalt daß die Kirchenrechtshistoriker der Gegenwart das geltende Recht hinnehmen und kommentieren, sollten sie lieber Vorarbeiten für die Umgestaltung der kirchlichen und staatlichen Beziehungen liefern. Foerster hat sich im vollen Bewußtsein des provisorischen Charakters seiner Arbeit an die Aufgabe gemacht, eine Unterlage für eine gründ liche und vollständige Durcharbeit des großen Problems zu liefern, wie der moderne deutsche Staat sich zum religiösen Leben der Nation verhalten soll. Sollte es nicht, so fragt er, ein gangbarer Weg sein, die Landes kirche in eine bloße wirtschaftliche und Verwal tungseinheit zu verwandeln, nun aber in ihr Platz für engere und kraftvolle Verbindungen der wirklich Gleichgesinnten, für Bildungen, die mrt größerem Rechte den Namen Kirchen führen i können, zu schaffen? Der jetzige Zustand I 114 692 (Racht«iilchl»tz» l 14 692 (N«chta«Ichl»»1 Handelszertnng. Amtsblatt des Aales und des Aolizeiamtes Ser Stabt Leipzig. * Bei der Neichstagsersatzwahl im Wahlkreise Düsseldorf 4 erhielten Haber- land sSoz.) 38812 und Dr. Friedrich (Ztr.) 29 076 Stimmen. (S. Letzte Dep.s t.k L«Ip»ig und Vororte durch unter« Träaer und Svedtteure 2mal täglich in» hau» gebracht: A) PI. monatl.. 2.7U Mk. vieNeliadrl. Bei »ntern Filialen u. An» i ahmeltrllen adaetolt: 7v Vt. monart, r.rs Är. vierteljahrl. Lurch die Pott: innerhalb Deutschland» und der deuttchei» Kolonien vierteljahrl Z.iM Mk., monatl. l.Ai Mt. aurjchl Pokbekellgeld Ferner in Belgien, Dänemark, den Lonaukaoirn. Italien. Luremburg. Niederlande. Nor wegen, Leiterreich-Ungarn. Rußland. Schweden. Schwei, u Lvanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch d«e lbejchäjtslrelle des Blaue» erhältlich. Ta» Leivztger Tageblatt «richeint 2mal täglich. Sonn» u. Feiertags nur morgen». Abonnements-Annahme 2ohanni»gaite 8, bei unteren Trägern. Filialen. Lxedireuren und Annahmekellen, tsrsie Bokanuern und Briefträgern. Wie verlautet, ist zum Nachfolgervon Schwär tz- kopff der Ministerialdirektor im Kultusministerium v. Chappuis berufen worden. Dieser bearbeitet seit etwa 8 Jahren die gesamten geistlichen Angelegen heiten im Kultusministerium. An dessen Stelle tritt der Wirkliche Geh. Oberregierungsrat Dr. Schmidt. Schwartzkopfi ist bereits von seinen Amtsgetchäften dispensiert und wird zunächst einen längeren Urlaub antreten. Sein neues Amt wird er in der ersten Hälfte des Oktober übernehmen. für Inserate au» Leipzig und Umgebung di» lsvalrigeP«tii,«ile lSPf.. bi« Reklame- »eile l Mk.' von aurwärt» 30 Ps., Reklamen tö» Mk.- Inserat« von Behörden im amt lichen Teil die Petitzeile 50 Pf Drschästran,eigen mit Platzvorschristen >m Preise erhöht. Rabatt nach Tarik. Beilagegebübr Desamt- auslag« 5 Mk. p. Tausend «rkl. Postgebühr. Teilbeilage Höher. Festerteilte Austrage können nicht zurück gezogen werden. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plagen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: Iohanni»g»ss« «. bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Erpeditionen des In- und Auslandes. Druck und Verlag »o» Fischer L Rürste» Inhaber: Paul Nitriten. Redaktion »ad Eeschästostell«: Iohann'sgass« 8. Haupt-Filiale Dresden: Treitrage t, 1 (Telephon iÜ21). GberprSliüent Schmartzkoptt. Berlin, 19. September. Der Oberpräsident non Waldon» in Posen ist an Stelle de» in den Nnhestand tretenden Oberpräfidenten Fretherrn non Raltzahn «ach Stettin versetzt worden. Zu keinem Nachfolger in Posen ist der Unter- staatssekretär im Kultusministerium Wirtl. Seh. Nat 0. Dr. jur. Schwartzkopff ernannt worden. Von diesen beiden Neubesetzungen hat wenig po litische Bedeutung der Oberprastdentenwechsel in Stettin. Der Rücktritt des 71jährigen Oberpräsi denten von Maltzahn-Eültz, dem die Presse seine scharfen Worte gegen die Ferienredakteure schnell verziehen hat, wurde schon vor längerer Zeit erwartet. Nun ist er erfolgt, und Herr von Waldow hat als Oberpräsident die Aufgabe u. a. dafür zu sorgen, daß die Stettiner nicht wieder zur Unzeit auf die Sparkaffe laufen, und daß die Beziehungen des neu er nannten Statthalters Prinzen Eitel Friedrich zur Bevölkerung eine erfreuliche Entwicklung nehmen. Bedeutsamer ist der Weggang Waldows von Posen. Herr von Waldow, gewiße Stiernackigkeit nachgesagt wird, fcchter einer entschiedenen Polenpolitik, sein Nachfolger, Herr Schwartzkopff, jönlich in der Provinz Posen, und Zborowo bei Dobicwo grundangesessen ... im Verdacht, einen Umschwung ernleiten zu sollen. Zwar liegen von ihm keine Kundgebungen vor, die seine Polenpolitik als gegensätzlich zu derjenigen Bismarcks, Bülows und Miguels erweisen; auch in den Kreisen des Ostmarkenvereins kennt man solche Kundgebungen nicht. Schwartzkopff, sonst gern temperamentvoll aus sich heraüsgehend, ist in dieser Beziehung zurückhaltend gewesen. Aber eben diese Reserve wird die Befürchtung nicht hemmen können, er neige einer Politik der Kon zessionen zu. Wie weit der geplante Systemwcchsel gehen soll, läßt sich natürlich nicht ergrünben. Klipp unb klar wird kaum je ein solcher Systemwechsel eingestanden. Bisher ist noch nicht einmal zugegeben worden, daß an der leitenden Reaierungsstelle eine Abbiegung von der Polenpolitik Bismarcks geplant ist. Es wird statt besten eine gewisse Schwere der Dunkelheit und Unsicherheit verbreitet. Die Fähigkeiten Schwartzkopffs tonnen nicht an gezweifelt werden. Er war einer der tüchtigsten Fachleute des Kultusministeriums und hina mit ganzem Herzen an dem Schulwesen, dem sein Wirken galt. Daß aber die Tendenz seines Wirkens bei den liberalen Parteien keine Zustimmung fand, ist bekannt. Als preußischer Beamter wird er sich vermutlich auch bemühen, die Rechte und das An sehen des Staates zunächst zu wahren, ob er sich aber vor einem Hrngleiten nach der Seite des Zentrums und der Polen sowie Großgrundbesitzer zu bewahren wissen wird, ist die bange Sorge der Gegenwart. In auffallender Uebereinstimmung be urteilen zwei voneinander sehr verschiedene Ber liner Pregorgane tue Ernennung Schwartzkopffs als den Beginn eines System Wechsels. Der häufig offiziös bediente „Berliner Lokalanzeiger" »chreibt: „Man ist allgemein überzeugt, daß Herr von Waldow Posen verläßt, weil er bei der Berliner Zentralregierung, nament lich beim Landwirtschaitsminisrer von Schorlemer- Lieser für die Fortführung der Polenpolitik, wie er sie sich dachte, nicht die nötige Unier- stützung fand. Deshalb befestigte sich der Verdacht, daß eine Wendung in der Polenpolitik bevor stehe. daß von der gesetzlich beschlossenen Enteignung Abstand genommen und auch sonst der bisherige Kurs der Ostmarkenpolitik verlassen werden soll. Die Regierung ließ zwar wiederholt das Gegen teil versichern, aber ihre Dementis fanden wenig Glauben (das schreibt der kürzlich von der „Nordd. Allg. Ztg." als offiziös bezeichnete „Lokal anzeiger"!), da iür den Rücktritt des Herrn von Wal dow keinerlei persönliche, sondern lediglich sachliche Gründe da die bekannt anderen können. vorliegen müsse als ein bloßer Personenwechsel. Dr. Schwartzkopff hat zwar die Ostmarkenpolitik der Regierung, an deren Durchführung das Kultus ministerium hervorragend beteiligt ist, von jeher mitgemacht und auch persönlich im Landtage ver treten, man hält ihn jedoch für einen Gegner der scharfen Tonart, wie sie von den Anhängern des Ostmarkenvereins angesch.agen wird. Ganz in demselben Sinne schreibt das „Ber lin er Tageblatt": „Die Berufung des Unterstaatssekre- tärs Schwartzkopff zum Oberpräsidenten in Posen bedeutet nicht bloß einen Perionen-, sondern auch einen Systemwechsel. Herr Schwartzkopff ist kein Mann der scharfen ostmärkischen Tonart, sondern er steht im großen und ganzen auf der Seite der Beth- mannschen Regierung und beabsichtigt, wie uns ver sichert wird, in Posen den Nachdruck auf eine Politik der Versöhnung zu legen." Oer Aufruhr in Spanien. Die Gefahr weiterer Unruhen in Spanien ist an scheinend grüner als die vorlieaenden Drahtmeldungen erkennen lasten, denn die Nachrichten sind infolge der strengen Depeschenzensur nur lückenhaft. Zu unserm Artikel im gestrigen Abendblatt verzeichnen wir ergänzend folgende Nachrichten: Madrid, 19 September. (Meldung der Preß- Zentrale.» Gestern abend wurden hier drei An archisten verhaftet. In der Wohnung des sozial demokratischen Abgeordneten Zapasa wurde eine Haussuchung vorgenommen, in der zahlreiche, ihn belastende Papiere und Bilder Feuers beschlag nahmt wurden. Zapasa wurde in Haft genommen und in das Untersuchungsgefängnis eingeliefert. Auch bei mehreren anderen Sozialdemokraten nahm die Polizei Haussuchungen vor, ohne jedoch ein Resultat zu erzielen. Ltmalej« über die v«rsch»örnn- i« Barcelona. Madrid, 19. September. (Meldung der Preß- Zentrale.) Tanalejas hatte gestern eine längere Unterredung mit einigen Journalisten, denen er er- Nach Stolypins Toöe. Die russische Presse widmet dem Andenken Stoly pins spaltenlange Artikel. „Nowoje Wremja" führt aus: Wir sehen vor uns nur die dunkle Zutun st; im Hinter gründe lauern neue Unruhe, eine neue Flut bösen Wollens, blutiger Fanatismus und furchtbarer Kampf. In der Person Stolypins stano die Ehren haftigkeit an der Spitze des Staates. Furchl- oar, aber notwendig ist die Ueberzeugung, daß Ehren haftigkeit. Humanität und Aufgeklärtheit die Sturm flut des Bösen nicht mehr aufhalten können, daß nur ein furchtbarer, eiserner, erbarmungsloser Wille uns schützen kann, der nach dem Gesetz Auge um Auge, Zahu um Zahn handelt. „Rjets ch" schreibt: Die Idee eines Oktober- m a n i f e st e s, Laß der Organismus der Gesellschaft selbst das Gegengift gegen die zerstörenden Reoo- lutionsbazillen ausscheiden muß, lag anfangs dein Programm Stolypins zugrunde. Die Geschichte der Verwaltung Stolypins besteht in einem ständigen entschlossenen Abwcich-n von dieser Idee zur Rück kehr zu den alten Verwaltungsmaxi men. Wir hofften eine Aenderung des Kur- ses im Sinne eines Oktobermaniststes; die Bluttat unterbrach diesen natürlichen Piozcß. Insofern ist ein tragischer Tod ein größeres Unglück für den Geg ner als für die Freunde; für letztere wird die Blut tat einVorwand für die Verstärkung der Reaktion sein. „Birshewija Wjedomosti" führt aus: Stolypin oesaß viele Anlagen zum Reformator, es fehlten ihm aber feste staatsmännische Prinzipien. Einerseits war er ein moderner Mensch, der Rußlands Erneuerung entschloßen forderte, ander seits war er ein Mann des alten Rußland die Burcaukratie und ihre schöpferische Kraft glaubte; dennoch war er in der Burcaukratie ein großer Mann und eine bedeutende Erscheinung in der Ge schichte Rußlands. Die deutschen Vcileidskundgebungcn. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt zu dem Tode Stolypins: Mit Kaiser Nikolaus und dein russischen Volke empfinden wir tiefes Bedauern über das Hin scheiden des verdienstvollen und tatkräftigen Staats mannes. der bis zum letzten Atemzuge tapfer und treu dem Kaiser und Volke diente. Ungewöhnliche Begabung und ein fester Charakter setzien ihn in den Stand, die außerordentlichen Schwierig keiten, die sich ihm beim Amtsantritt entgegen stellten, zu überwinden. Niemand vermag nun dem dahingeschiedenen Staatsmann die Anerkennung zu versagen, daß er in überraschend kurzer Zeit dem durch revolutionäre Agitation unterwühlten Lande Ruhe und Ordnung wiedergcgcbcn hat. Ohne Zweifel wird seine Gestalt unter den Persönlichkeiten, die dem neuen Rußland das Gepräge aufgedrückt haben, als eine der vornehmsten und hervorragendsten Erscheinungen fortlcbcn. Stolypin war ein ergebener Sohn seines Landes und betrachtete die politischen Dinge stets unter dem Gesichtswinkel der ruf li sch en Interessen. Daher empfahl er seinem Herr scher im vergangenen Jahre für die Leitung der aus- wärtigen Angelegenheiten Ssasonow. der, gleich Stolypin, russische Politik zu treiben entschlossen war. Von diesem Ausgangspunkte führte der Weg sehr bald zu jener erfreulichen Klärung und Festigung der deutsch-russischen Beziehungen, die nicht ohne positive Nachwirkung blieben. Sein Wirken wird für diejenigen vorbildlich bleiben, die berufen «erden, sein schwieriges Werk fcrtzusetzen. Berlin, 19. September. (Eig. Drahtmeldung.) Staatssekretär v. Kidcrlen-Wächter begab sich heute vormittag zur russischen Botschaft und drückte dem Geschäftsträger Schebeko im Auftrage des abwesenden Reichskanzlers das Beileid der deutschen Regierung anläßlich des Ablebens Stolypins aus. Französische Preßstimmen. Auch die französische Presse widmet storbenen russischen Ministerpräsidenten herzlichen Worten gehaltene Nachrufe. Der „Figaro^ jchreibt: Der Tod ,, , bedeutet für Rußland einen großen Verlust, der nicht so leicht wieder gut zu machen ist. Der Schmerz des russischen Volkes ist ungebener, und in keinem anderen Lande wird er io lebhaft mitempfun den, als gerade bei uns. Selbst seine politischen Gegner, ausgenommen die Anarchisten und Revo- lutionäre, haben zugeben müssen, daß er der Retter des Landes war. Er hat niemals in seinem Kampfe gegen Anarchie und Revolution zu Mitteln gegriffen, die zu reaktionär gewesen sind. Der „M atin" äußert sich: Wohl in keinem Land«, ist der Kampf um die politijHen Freiheiten größer als in Frankreich und in Rußland Bei uns haben aber niemals der Dolch und Revolver eine» Meuchel- * Der Allgemeine Arbeiterverband in Spa nien beschloß, den E e s a m t a u s st a n d für ganz Svanien. (S. d. bes. Art.) tMgrr Tageblatt Handelszeitung Ar. 26 l.
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