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Nummer 2 — 3ü. Jahrgang Sonnabend, -en S. Januar 193t Srlcheln» «mal WSchg. Mit tllultt.tSraliSkrikoorn.Heimat und WM _ !v«rlas«ort, Dresdti» fleU'und dcrNIiiderbettagk.NlohmuI'.IowIedeurexlbciiage» DD Dg »ln,«lg-npreis«: Die l(,<-Ioa»cn-peltljkUe »0 x.gomlNrM ,St. Menno.Bia»', .Unieihaiinng nnd Willen«. .Die Weit der MR DM MM MM Wg MM WsÄoniei^en u.Liellenneinckie 2<> z. Tie Peiur-Noniejeiie. »ü mn» Hrnu«. .iierziitcher Ratgeber«, ,DaS gute Much«. .l^Nminnd« MW MW WR «W MW WM MM WM UM s^M dien. I ,^ür ein,c>aen aul>eihalb de« Meldieiiungogebiete» tchau«. Monatiicher «tezugSprrtS 3 X -inlchi. Meltellgetd. DW ^W 4«> . die Petit,ctiamereile >.!,» .'t. Mrtetged i,tt In, llalls Et-tlrlnummer 1V Sonnabend-u. Conntagnummer iiv WW WM MM DW ^W WW WD t>0de,e, Newaii eiiilcht iede >Meip'!tchIung aul Vielerung lowt» HaupilLrillieilert Dr. A. Lkkczt,», PliLdru, WU>^ Ml W W WU W ttilüUung d. Mnjeigen, Stu,trügen u. Lciliung v. Lchadeuerlak 8ra»» <vuo«ar»» Die»«rn. volkssettung «elchSftsNill«, tDrnckrr.BtlNag> «ermania. für Verlag und Driitkeret-Hiltal« Dresden.Druden.«.!. Palterltratz« 17. !>ernruI2lo>2. PoltlchecklontoDresden 270Z. »miNonta «tadtbanl Dresden Nr. »171» Für chrislliche Politik und Kultur SetSstverlrauen und Mut zu gemeinsamem Watten!« Kindenburgs Mahnung Neujahrsempsang -er Diplomaten Berlin, 2. Januar. Ain Neufahrstage fanden keim Reichs- präsideiiten die üblicl-eii Empfänge statt. Gegen 11 Uhr nahm ö«r Reichspräsident am Portal die Meldung der Wack»e. die mit Ntusik vom Brandenburger Tor gekommen mar, entgegen. Nm 12 Uhr empfing der Reichspräsident im großen Saale des Reichspräsidenten Hauses das diplomatische Korps. Dabei hielt der Doyen, Nuntius Orsenigo eine Ansprache. „Es ist mir ein Herzensbedürfnis", so führt« er in der Ucbersetznng u. a. aus, „ein treuer Dolmetsch zu sein aller edlen Wünsche des Gedeihens, die mein« erlauchten Kol legen heute für Ihre Person und für die große Nation hegen, deren Schritte Sie, Herr Reichspräsident, mit bewundcrswerter Kraft und Arische lenken Die Morgenröte dieses neuen Jahres ist leider nicht ohne Trübung. Die Not breitet überall ihren Trauerschleier aus Es l>at fast überall nicht an hochherzigen Versuchen gefehlt, dieser gewaltigen Weltkrise abzuhelfen. Wir beobachten mit großer Genugtuung die Anstrengungen, mit denen Deutschland die Krise zu überwinden sich bemüht. Aber die Erfahrung erbringt immer erneut den Beweis, daß ohne die volle und aufrichtige Eintrack» t der Nationen es unmöglich ist, eine wirklickie wirtschaftliche Wie der g e s n n d u n g der Völker herbeizufiihrcn. Möge die wirt« sck»aflliche Not ein Antrieb werden zu neuen, ernst gemeinten Versuchen, um die inniger« Einigung der Geister, die gegen ¬ seitige herzliche Verständigung unter den Nationen zu erreichen, die allein feste Gewahr bietet für eine gesick-srte Freiheit und Rnhe in allen Ländern und einen dauernden Frieden unter den Völkern." Sodann überbrachte der Nuntius dem Reichspräsidenten im Namen der Staatsoberhäupter, die durch das diplomatische Korps vertreten werden, die besten Wünsche. Der Reichspräsident dankte für die Wünsche und stellte in seiner Erwiderung fest: „Mit besonderer Wucht tresieu die Auswirkuugcn der Welt wirtschaftskrise das deutsche Volk. Unsere Hoffnung auf eine dauernd wirksame Besserung der Lage ist auch von Umständen abhängig, Uber die wir nicht allein Herr sind. Mit steigender Spannung erwartet das deutsche Volk, dah die internationale Zusammenarbeit sich im Konunenden Fahr als wirksam genug erweist, um das deutsche Volk vor weitere» schmerzliche» Ent täuschungen zu bewahren Der Ausgleich der starken Interessen, gegcnsälze, die allen'halben das Schicksal der Völker bedrohen, kann nicht in Vereinzelung vollzoaen werden. Zusa in m e n - fassung aller positiven Kräfte zur Beseitigung der Krise und zur Ilcberivindung der Hindernisse für den Fortschritt der Menschheit ist die grobe Friedensausgabe, an der Deutsch land mitzuwirken entschlossen ist" Sodann sprach der Reichspräsident den Diplomaten zu gleich für ihre Staatsoberhäupter, Regierungen und Völker die herzlichsten Ncusahrswünsche aus. Er begrünte dann d>« ein, zelncu Botschafter, Gesandten und Geschäftsträger. Au dem Empfang nahmen u. a. der Reichsauhenminister und Staats sekretär Meißner teil. Die Reichsregierung bei Kindenburg Ilm 12.3k Uhr empfing der Reichspräsident die Reichs regierung. In Vertretung des beurlaubten Kanzlers begrüßte Reichswehrmlnlster Groener den Reichspräsidenten mit einer Ansprache. Er wünschte zu nächst dem Reichspräsidenten Gesundheit und Wohlergehen im neuen Jahr. „Wir sind dem Geschick, von ganzem Herzen dankbar", so sagte Groener »veiler, „in Ihnen ein Oberhaupt zu besitzen. auf das die ganze Welt mit Verehrung blickt, und dem die Liebe des gesamten deutschen Volkes gilt. Seit den Abmachungen über den Neuen Plan hat sich in der gesamten Weltwirtschasts- lage «Ine so tiefgehende Wandlung vollzogen, dah die Reichs- reglerung vor dle « r n st e F r a g e gestellt ist, o b d a s d e u t - sche Volk die in dem Neuen Plan vorgesehenen Lasten zu tragen vermag. Die Reichsregierung ist sich ihrer Pflicht bewußt, dafür zu sorgen, daß d!e sittlichen und sozialen Lebensgrundlagen des deutschen Volkes nicht erschüt tert werden." Groener erinnerte dann an die Befreiung des Rheinlandes von fremder Besatzung am 1. Juli des ver gangenes Jahres. Zur Abrüstungsfrage erklärte er: ^Schwer empfindet es das deutsche Volk, daß der Grundsatz der Gleichberechtigung, auf den unser Volk einen selbstverständ lichen Anspruch hat. noch nicht geivährleistet ist. Noch immer ist die feierlich übernommene Verpflichtung auf Abrüstung durch die anderen Mächte nicht in die Wirklichkeit umgescht, und noch immer muß sich Deutschland in seiner Sicherheit bedroht fühlen. Auch hier »vird es Aufgabe der Reichsregierung sein, mit allem Nack)drnck dafür einzutreten, daß der Grundsatz gleicher Sicher heit für alle Völker, ohne den eine wahre Befriedung unmög lich ist, sich durchsetzt." Groener kam dann auf die Innenpolitik zu sprechen. Da bei betonte er, daß es das deutsche Volk mit besonderem Dank anerkennen »verde, daß der Reichspräsident sich entschlossen habe, die Notverordnungen zu erlassen. Die Wiederbelebung unserer Wirtschaft sei die einzige Möglichkeit, die Arbeitslosig keit cinzudäinmen. Der kurze Rückblick auf das vergangene Jahr zeige die Größe der Aufgaben, die dem deutschen! Volke noch bevorständcn, und die schweren Hindernisse, die noch vor dem Ziele lägen. „Der Lebenswille des deutschen Volkes", so schloß Groener, „gibt uns das Recht, zuversichtlich für eine Zukunft zu wirken, in der das Reich in friedlicher Arbeit wie der frei und unabhängig den ihm gebührenden Platz unter den Nationen der Erde einnimmt." Hindenburg stellte in seiner Erwiderung fest, daß von den Wünschen, mit denen er vor einem Jahr diesen Tag begrüßt habe, sich nur der eine erfüllt habe: Dein besetzten Gebiet sei die lang ersehnte Befreiung von fremder Besatzung wiedergegcben worden. Er gedachte sodann der S a a r d e u t s ch e n, die sich trotz ihrer staatlichen Trennung mit uns immer eins fühlten und ungebrochenen Mutes auf den Tag der Rückkehr ins Vater haus warteten. Sodann führte der Reichspräsident aus: Mit voller Zustimmung entnehme ich aus Ihren Worten, daß die Reichsregierung sich der ernsten Lage bewußt ist, wie sie sich in folge der tiefgehenden Aenderung der weltwirtschaftlichen Ver hältnisse seit der Zeit entwickelt hat, als wir uns aus dem von Ihnen hervorgehobenen Gründen zur Annahme des Neuen Pla nes entschlossen haben. Auch ich halte es für die voruehmsle Aufgabe der Reichsregicrung. sich mit ganzer Kraft dafür cin- zusetzen, daß die sittlichen und sozialen Lcbensgrundlagen des deutschen Volkes nicht erschüttert werden. Mit Ihnen bin ich ferner der Ansicht, daß die Durchführung der allgemeinen Ab rüstung nicht nur ein Gebot internationaler Gerechtigkeit Deutschland gegenüber, sondern auch das sicherste Nüttel zu einer wirklichen Befriedung der Welt ist und daher mit allen Kräften angestrebt werden muß D-e Arbeitslosigkeit ist unsere größte Sorge. Zu ihr kommt noch die Not der Landwirtschaft. Den un freiwillig feiernden Händen wieder Beschäftigung zu schassen und dem deutschen Landwirt seine Eristenzmöglichkeit zu er kalten, »vird auf dem Gebiet der iuneren Politik unsere erste Aufgabe sein. Zur Vollendung der begonnenen finanzieren und wirtschaftlichen Maßnahmen wird es nick»' nur der Reichsregie rung, sondern auch aller Führer der Wirlsckafl und darüber hin aus aller staatsbewußten Volksgenossen bedürfen. Vor einem Jahr habe ich an dieser Stelle der Hc-fsuung Ausdruck gegeben, daß der Geist der Einigkeit im deut schen Volke sich festige und zum Zusammenschluß aller schaffen den Kräfte führen möge. Dieser Wunsch hat sich leider nicht erfüllt. Im Gegenteil will es scheinen, als ob die harte Sorge um da8 Einzeifchicksas den Gedanken an das Gefamlschicksa! Deulschkands und die Zukunft nuferes V-.iierlandes zurück gedrängt und neue Gegensätze geschaffen Kat. Verschiedenheit der Anscl>auungen und der persönlichen Interessen wird und muß sein. Aber es ist nicht nötig, daß diese Verschiedenheit zu einem politischen Kampfe führt, der das deutsche Volk zer reißt und dann in der Zeit der Not und Gefahr zn einem ein heitlichen Willen unfähig macht. In Wirklichkeit ist bei nüch terner Betrachtung das Gegensätzliche nnd das Trennende gar nicht von solcher Bedeutung, daß es ein Zusammengehen in den Lebensfragen unseres Vaterlandes in den Dingen, die unser aller gemeinsames Schicksal bestimmen, verhin-iern sollte. Wir müssen uns nur mehr aus uns selbst besinnen, wir müssen end lich aus dem Widerstreit d«r eigene,, Interesse,, den Ausweg finden. Aus dem eigensinnigen Streit um politische Programme und um selbstijck»« Vorlrile müsse,, wir uns emporhebcn zu ge meinsamer praktisck»er Arbeit für das btesamtoolk. Ein Volk, dem so reiche Kräfte ausdauernder Arbeit und erfinderischen Geistes gegeben sind, l»at ein Recht zum Selbstver trauen und zur Zuversicht auf seine Zukunft. Trotz allem Gegensätzlichen wirken bei uns starke und innerlich verbundene Kräfte, die uns Gch'undung und Ausstieg r>erl»eißeu Möge das neue Jahr dem deutsckpm Volke Selbstvertrauen und die Kraft zu gemeinsamem Wollen bringen! Dann werden wir auch die große Slot bald überwinden!" Krisenjahr der Weltwirtschaft (Von unserer Berliner Schriftleitung.) V. Das verflossene Jahr wird in die Wirtschafts geschichte nicht nur als ein Jahr der Krise Deutschlands, sondern als ein Katastrophenjahr der Welt« wirtschaft entgehen. Seit 1918 hat es in der Welt, ab gesehen von dem deutschen Winter 1923-192-1 kein Jahres ende mehr gegeben, wo die Not so groß und die Verzweif lung so weit verbreitet war, wie an diesem Jahresende, lieber 18 Millionen arbeitsfähiger und arbeitswilliger Menschen müssen in der Welt von Unterstützungen nnd Al mosen leben, weil die Wirtschaft sie nicht beschäftigen und ihnen keinen Unterhalt bieten kann. Allein auf die drei großen Industriestaaten Deutschland. England und die Ver einigten Staaten entfällt über die Hälfte, wenn nicht zwei Drittel der Arbeitslosen. Wie eine ansteckende Krankheit hat sich die Wirtschaftsnot über die gesamte im modernen Sinne Wirtschaft treibend«, d. h. weltverkehrswirtschaft ireibende Erde ausgebreitet, und nur wenigen Staaten wie beispielsweise Dänemark, gelang es, sich vor dieser An steckung zu bewahren. Der In fe k t i o n s h e rd dieser zer störenden Wirtschaftskrankheit lag in USA., und das weit hin sichtbare Ereignis, das die Krise einleitete, war der bei« spielloie Kurszusammenbruch der Neu yorker, Börse am 28. Oktober 1929. Von dort aus und von jenem Zeitpunkt ab hat die wirtschaftliche Depression sich schnell und tiefwirkcnd nach allen Richtungen ausgebreitet. Europa und die übrigen Erdteile wurden und sind in Mit« leidensck-aft gezogen. Rohstoff erzeugende und Rohstoff ver» arbeitende Länder wurden in schwerem, wenn auch ver schiedenem Maße betroffen. Es gibt kein politisches, kein wirtschaftliches System, das vermocht hätte, die Krankheit restlos fe r n zu h a l te n. Von welchem Barometer man auch das Wirtschafts wetter abliest, jedes zeigt auf Sturm, und fast alle er reichen N e k o r dz i f f e r n, die seit den letzten hundert Jahren kaum je erreicht worden sind. Wir erwähnten be reits die Höhe der A r b e i t s l o s i g k e i t als den land läufigen Maßstab der Krise. Noch zuverlässiger beweisen die Preisrückgänge an den Weltmärkten das Ausmaß der Störung. Fast alle Großhandelsindizes der wichtigsten Staaten nähern sich schnell immer mehr dem Vorkriegsniveau. Eine große Anzahl Preise wichtigster Rohstoffe habe» den Vorkriegsstand bereits tief unter« schritten, nachdem sie vor wenigen Jahren und auch im vorletzten Jahre noch erheblich darüber lagen. Preisrück gänge von 20, 30, äO und 50 Prozent sind nicht selten, und es kommen solche bis zu 90 Proz. unter ihrem Höchststands vor. Der Druck des Angebotes auf die Märkte ist jo groß, daß fast alle V a l o r i s a t i o n s v e r s u ch e der Weltrost- stosfwaren gescheitert sind, und selbst internationale Roh stoff- und H a l b f e r t i g w a r e n ka r tc l l e dem Druck nicht zu widerstehen vermochten. Ebenso wie die agrarischen und industriellen Rohstoffpreise sind die F er t i g wa r e n p r'S i j e erheblich ins Wanken gekom« men. wenn auch nicht in dem gleichen Ausmaße wie die der Rohstoffe. Auch die L e b e n s h a l t u n g s k o ste n zeigen seit Ende vorigen Jahres zunächst ein zögerndes, dann, am stärksten in Deutschland und England, schnellcr fallendes Niveau. Und wie bei den Arbeitslosenzisfern und den Preisen, so zeigen die Produktionsziffern, die Außen- handelszifsern, die Kapitalemissioiien, die Indizes der Wertpapierbörsen, die Zahlungseinstellungen nnd di« Zins sätze mehr oder weniger deutlich den seltenen Umfang dieser Weltkrise an. Es ist verstündlch, daß versucht wird, sich Rechenicha zu gebe» über die U r j n chen, di« das Ende der amerika nischen Prosperität und das Ende einer langsamen E holnng der übrigen Weltwirtschaft von den Verwüstungen des Weltkrieges der Nachkriegszeit herbeiführlen. Schlag mortartig hat man versucht, sie auf e i n z e l ne N e n n e r zu bringen, die sehr verschieden waren, je nach der Stellung und der Einsicht des Beurteilers. Das kapitalistische System, der Marxismus, Uebcrproduktion uiid Unterkon sumtion, die schnelle Entwicklung der Technik, Geld nnd Gold wurden und werden verantwortlich gemacht Ohne im einzelne» auf diese Argumente einzugehen, steht doch eins sicher fest, daß diese Krise nicht aus einen einzelnen, sondern auf eine Vielzahl von Ursache» zurückzn- führen ist, von denen jede in verschieden starkem Maße an der Herbeiführung des jetzigen Zustandes beteiligt gewesen ist. Obwohl wir noch zu sehr in diese Krise verstrickt sind und es dal»«r schwer fallt, mit einiger Siü>erheit die Ur sachen nnzugeben, die die wirtschaftlichen Katastrophen dec letzte» Fabres berbeigeführt staben, kann man dock >ovi«l , T" heutige» Nummer liegt rurS „St B c » n o l> I a I t", ca? Souuta„oölatt jur vi« Diözese Meißen, und tue Kiuderbeilate „Frohmut" sei