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Amts Blatt des Königl. Amtsgerichts und des Stadtrathes Als Beiblätter: 1. Jllustrirtes SonntagSblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements -Preis Vierteljährl. 1 Mk. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeldliche Zu sendung. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. 10 Pfennige. KefchLstsstellerr: Buchdruckereien von L. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Nnnoncen-BureauSvonHaas« stein L Vogler, Jnvalidendai. Rudolph Messe und G. L. Daube L Lomp. Z» WutsniH Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Amgegend. Inf-rat- stnd bis Dienstag und Frritaa a» e Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor puSzeile (oder deren Raum) Druck und Verlag von E. L. Förster'S Erben in Pulsnitz. Wnundsünfzigster Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in Pulsnitz. Sonnabend. I4. 18. Februar 1899. Für das zum Nachlaß der Anna Clara Bertha verehel. gewes. Ziegenbalg geb. Schäfer in Niedersteina gehörige Hausgrundstück Nr. 71 des Brand-Catasters, Fol. 156 des Grund- und Hypothekenbuchs für Niedersteina mit den Flurstücken Nr. 101 g, und 101 b des Flurbuchs, welche 8,z Fläche umfassen und mit 18,i, Steuereinheiten belegt sind, ist die Summe von 5800 Mk. als Kaufpreis geboten worden. Zur Erlangung eines höheren Gebotes ist der 28. Februar 1899 als Mehrbietuugstermiu anberaumt worden, und werden daher Refleclanten geladen, gedachten Tages Vormittags 10 Uhr an hiesiger Amtsstelle zu erscheinen, ihre Gebote zu eröffnen und des Weiteren hierauf sich zu gewärtigen. Die Versteigerungsbedingungen sind aus den im Amtshause und im Gasthof zum Vergißmeinnicht in Niedersteina aushängenden Anschlägen zu ersehen. Pulsnitz, am 9. Februar 1899. Königliches Amtsgericht. v. Weber. ^onkursverfaHren. In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des zu Pulsnitz verstorbenen Fabrikanten Julius Hermann Mütze ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß ver bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht ver- werthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 8. März 1899, vormittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst bestimmt. Pulsnitz, am 14. Februar 1899. Aktuar Hofmann, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Der Bezirksausschuß besteht bis auf Weiteres aus folgenden Herren: 1 ., Gemeindevorstand Wauer in Großröhrsdorf, 2 ., Rittergutsbesitzer Kammerherr von Wünau auf Bischheim, 3 ., Bürgermeister Or. Jeig in Kamenz, 4,, Gemeindevorstand Gersöorf in Neukirch, 5 ., Bürgermeister Keinze in Königsbrück, 6 ., Rittergutsbesitzer Keorg KempeL auf Ohorn, 7 ., Gemeindevorstand Kreusel' in Wiesa, 8 ., Rittergutsbesitzer Kammerherr Major a. D. von WieöebacH auf W o h l a. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am§8. Februar 1899. von Erdmannsdorff. Berlin, 17. Februar, vormittags 8 Uhr 8 Min. (Telegramm des Pulsnitzer Wochen Klattes.) Paris. Präsident Felir Faure ist gestern Abend plötzlich am Gehirnschlag ge storben Um 7 Uhr fand man ihn im Ar beitszimmer bemuszttos vor Gerufene Aerzte bemühten sich vergeblich; um 10 Uhr starb Faure. Die moralische Anarchie in Frankreich. Das Votum der französischen Deputirtenkammer, durch welches die NevisionSvorlage des Ministeriums Dupuy mit erheblicher Mehrheit gutgeheißen worden ist, bedeutet für die dritte Republik unzweifelhaft einen weiteren Schritt abwärts aus der schiefen Bahn, auf der sie dahingeleitet, denn mit der Uebertragung der Urtheilsfällung in Revisionssachen von der Crimjnalkammer des Pariser Cassalionshofes an die vereinigten Kammern des letzteren, wie solches die Re visionsvorlage erstrebt, wird dieser höchste Gerichtshof Frank reich« vor dem gesammten Lande lediglich discreditirt, hier mit aber das zweifellos letzte Bollwerk der heutigen franzö sischen Republik geradezu untergraben. Daß das neue Ge setz eigens auf die Nevisionsangelegenheit de« Dreyfuspro- zeffes zugeschnitten ist, wie in Frankreich jedes Kind weiß, verleiht diesem nunmehr von der Deputirtenkammer santio- nirten Gewaltstreich noch eine besondere Beleuchtung, durch welche das gegenwärtige französische Cabinet nur als der Helfershelfer der verschiedenen dunkeln Elemente erscheint, dis durch ihre revisionsfeindliche Haltung in der Dreysusaffär« nichts wie einen verkappten Verstoß gegen die heutige Re gierungsordnung im Lande bezwecken. In der That Cassagnac, der bekannte journalistische Klopffechter des Bonapartismus, hat Recht, wenn er in seiner „Autorito" meint, die Annahme der Revisionsoorlage seitens der Deputirtenkammer bedeute nicht im Geringsten eine Lösung der Dreyfusfrage, sie zeige vielmehr, daß dasjenige, was dem unglücklichen Lande von Justiz und Gesetzlichkeit noch übrig geblieben, jetzt vollständig in Verruf gekommen sei. Und man kann diesem Urtheil die Sentenz hinzufügen, daß es schlimm genug ist, wenn die Negierung und die Mehrheit der Volksvertretung auf diese We se gemeinschaftliche Sache mit den verkavpten Fein den der Republik machen, es beweist sine solche Stellung nahme beider verantwortlicher Faktoren im Grunde nur, daß die politische Schöpfung vom 4 September 1870 sich wirk lich und wahrhaftig ausgelebt dat! Daß es vielleicht der Senat doch wagen sollte, die Revisionsvorlage zu Fall zu bringen und hiermit dem Umsichgreifen der moralischen Anarchie in Frankreich noch in letzter Stunde zu steuern, ist kaum anzunehmen; der Senat wird sich hüten, durch eine Ablehnung der Revisionsoorlage einen schweren Conflikt mit der Negierung und dec Deputirtenkammer zu provociren, der unter den obwaltenden Verhältnissen leicht über Nacht zum offenen Ausbruch der Crisis in Frankreich führen könnte. Das Ministerium Dupuy wird also seinen Willen ha ben und die Revisionsvorlage en giltig vom Parlamente genehmigt sehen, dann steht der weiteren Durchführung des neuesten Gewaltstreiches in der Behandlung der Dreyfusan gelegenheit nichts mehr im Wege. Die Regierung sucht hinterher ihr nichts weniger als republikanisches Vorgehen noch möglichst zu beschönigen; wie „Sivcle" meldet, hat Krieg«Minister Freycinet jüngst im Ministerrathe erklärt, daß eine Anzahl Generäle mit ihrer Demission drohte, falls die Criminalkammer des Cassationshofes die Revisionssache behielte. Infolgedessen habe Dupuy die Revisionsvorlage eingebracht. Wenn dem aber wirklich so ist, alsdann würde der Vorgang lediglich erneut beweisen, daß sich Herr Dupuy und seine Ministercollegen vollständig in den Händen der revisisnsfeindlichen Militairpartei befinden und daß die wei tere Fortführung der Revision des DreyfuSprozeffeS selbst vor den vereinigten Kammern des CassationShofeS nichts wie eine Komödie wäre. Schließlich handelt es sich jedoch in den heutigen Zuständen moralischer Anarchie in Frankreich gar nicht mehr um die Dreyfusaffaire, sondern um etwas ganz Anderes und Wichtigeres, eben um den Bestand der Republik selbst. Immer mehr verdichten sich die Ge rüchte, wonach die Bonapartisten die eigentlichen Träger de« Treibens der revisionsfeindlichen Partei sind und unter dem ziemlich durchsichtigen Schleier des Eintretens für die an geblich von den Dreyfusianern bedrohte Armee nichts mehr und nichts weniger als einen Staatsstreich planen. Nur der Geldpunkt soll der neuen Staatsstreichspartei noch Schwierigkeiten machen, sobald aber dieselben, wie man im bonapartistischen Hauptquartier zu Brüssel zuversicht lich hofft, beseitigt sein würden, dann soll losgeschlagen und der Republick der Garaus gemacht werden. Dies wäre für die letztere freilich nur ein längst selbstverdientes Schicksal, aber die Wiederaufrichtung der Monarchie mit bonapartistischer Spitze in Frankreich würde zweifellos zu gleich eine ernste Gefahr für den europäischen Frieden mit einem Male vor Augen rücken, denn daß die neue Regier ungsform jenseits der Vogesen bei nächster Gelegenheit zu ihrer Festigung bei den Massen einen Revancheversuch ins Werk setzen würde, daran ließe sich nicht im Entferntesten zweifeln. Oerttiche «ud sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Der hiesiqe kaufmännische Verein hält nächsten Dienstag, den 21. Februar, Abends 8 Uhr im Saale deS HerrnhauseS seinen II. Vortragsabend ab und hat als Redner Herrn SanitätSrath l)r. woä. Leppmann aus Berlin gewonnen, der über Nervenkrankheiten und Beruf sprechen wird. Wir verfehlen nicht, auf diesen höchst lehrreichen und interessanten Vortrag aufmerksam zu machen und bemerken noch, daß der Herr Vortragende pünktlich mit seinem Vortrage beginnen wird, da er noch an demselben Abend wieder abceisen muß. Pulsnitz. Unsere Industriellen und Kaufleute gestatten wir un» auch noch an dieser Stelle auf die in heutiger Nummer unsere- Blatte- befindliche Bekannt machung deS Herrn Spediteur W. Gräfe aufmerksam zu machen, wonach der Genannte den direkten Versandt aller nach den Levanteländern bestimmten Güter für die deutsche Levante-Linie übernimmt. ES ist die- die einfachste, be quemste und billigste BesörderungSgelegenheit nach genannten Ländern, die diese Linie bietet, außerdem genießt sie auch auf den deutschen StaatSdahnen billigere Frachtsätze, ferner kommt noch dazu, daß der Versandt von hier au- direct geschehen kann, mithin allen Interessenten ein großer Bor- theil geboten wird. — Echte- Frühling-Wetter herrscht jetzt allenthalben Daß bei diesem Wetter Staare und Amseln Pfeifen, und Lerchen einziehen, paßt zwar nicht in den Februar, aber eS paßt zu der jetzigen lauen Witterung. Die Sträucher