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dorfer Grenzbot Tageblatt für Adorf und das obere Vogtland. Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Stadtrats zu Adorf. K„n.bott- erickeint täaltck mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Feiertagen. , Vorauszubezahlend« Bezugspreis monatlich 1 Mari einschtteßlich Zu- D« »Adoner wrenzvore erimei g.a^allenen Pelitzeile wird mit 50 Pfg. berechnet, der auswärtigen Anzeigen mit KS Pfg-, die Z gelpaltene Pet,1 ReklamrzeUe kostet "^Rei^BloMmrlckriit 25°/» Zulchlaa Zeitraubender Satz nach erhöhtem Tarif. Jnieratenaufgabe durch Fernsprecher ichlietzt led-s Reklamatwnsrecht tau,. 1.80 Mk. Bei PlatzoorlchrM 25 /» ZÄMlag. Zeu^°^adme bis 10 Uhr früh ; größere Inserate tags vorher erbeten. Fernsprecher Nr. 14 Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Otto Meyer in Adorf. ^el.-Adr. Grenzdoie. W 244. G-meinde.Gir°.K°nto 118 DikKStag, den lS. Oktober 1VAG. Posticheck-KontolLeipzig 37369 Jatzrg. ^5. Nefolution m treiben, die Achseln Benutzung kleiner, sogenannter Baumsägen gcstattet, dagegen werden Hacke« «««ach« sichtlich beschlagnahmt und die Personen, die sie führen, zur Anzeige gebracht- Einer Strafe von 1 Mk. verfällt, wer seinen Holzzette! nicht bei sich sühit, i .irr solche» von 3 Mk., wer keinen Holzzettei gelöst hat. Adorf, den 18. Oltober 1920. StSdt. Forstverwaltung. k Großbritannien ging der Imperialismus auf oen Sprachgebrauch der Vereinigten Staaten von Nord- Über, für die als Republik ja überhaupt kein -^kracht kam. Das geschah nach dem Kriege füll ganten, durch den die letzten spanischen Kolonien l» ^unerira und in Ostasien an die Vereinigten Staa ten N. n. Die Amerikaner zuckten über den Vorwurf, eine imperialistische Politik zi sie machen ern Geschäft dabei. Wenn man auch die frühere deutsche Politik mancherlei Kritik unterwerfen konnte, diese Vorwürfe, durste ihr jedenfalls Niemand machen. Sie war intz Gegenteil viel zu liebenswürdig, auch da, wo sie auf Dank nicht rechnen konnte. Hatte ste die Chancen eben so rücksichtslos vor 1914 ausgenützt, wie es die Ententa im Weltkriege getan hat, es sähe heute anders in Europa aus. Wir hätten mit guter Aussicht auf Erfolg alle, unsere späteren Gegner zur Strecke bringen können. Als ehrliche Leute haben wir das nicht getan und er« lebe« heute wenigstens die Genugtuung, daß aus der Gegenseite einer den anderen anklagt. Der neutralen Welt und schließlich auch anderen Nationen, muß also kwyl einmal klar werden, daß über Deutschland viel gedruckt, telegraphiert und geschrieben worden ist, was Der Wahrheit nicht entsprach. Damit wird freilich auch das klar werden, daß, wenn die Bestrebungen, die! «N4 zum Weltkriege geführt haben, auch heute noch nnvermindert sortdauern, es um den Weltfrieden übet gestellt und ein neuer Krieg nur eine Frage der Zeit» -trotz doS toten deutschen „Imperialismus" ist. Weltfremd in der Politik. Im Herbst 1886 richtete der damalige deutsche Kron prinz, nachmalige Kaiser Friedrich, einen Brief an den Reichskanzler Fürsten Bismarck, worin er auf die Cha- kakteranlagen seines ältesten Sohnes, des späteren Kai sers einging, der damals im 28. Lebensjahre stand. Der Kronprinz betonte, daß sein Sohn zu wenig mit den tatsächlichen Verhältnissen im Auslände vertraut sei und daß er eine starke Neigung zur Selbstüberhebung besitze. Dieser Brief, der also knapp zwei Jahre vor dem Regierungsantritt des letzten Hohenzollernkaisers geschrieben worden ist, steht auch an der Spitze des noch nicht veröffentlichten dritten Bandes von Bismarcks Ge danken und Erinnerungen. Daß Bismarck die Auf fassung Kaisers Friedrichs von der Veranlagung seines Sohnes, die Weltfremdheit erzeugen mußte, teilte, er gibt sich u. a. aus seinem Schreiben vom Herbst 1887 an den damaligen Prinzen Wilhelm, worin er dem Prinzen riet, den von jenem verfaßten Entwurf zu einer Proklamation an das deutsche Volk für den Fall seiner Thronbesteigung bei einem jähen Hinscheiden seines Großvaters und Vaters, ins Feuer zu werfen, weil der Inhalt den tatsächlichen Verhältnissen in Deutschland gar zu wenig Rechnung trug. Diese Politische Weltfremdheit Wilhelms II. ist zum Unheil für Deutschland ausgeschlagen, denn der Kaiser achtete in seiner impulsiven Natur nicht aus die Rat schläge seiner verantwortlichen Minister. Er glaubte fremde Staaten zu kennen, wenn er einige Tage in deren Hauptstädten verweilt und ihm zu Ehren ge gebene Feste gefeiert hatte. Verhängnisvolle Folgen hatte seine Depesche vom 2. Januar 1896 an den Buren präsidenten Krüger zur Gefangennahme der englischen Freibeuter unter Jameson. Der Kaiser wußte nicht, daß die Engländer in ihren nationale^ Angelegen heiten Schulter au Schulter stehen, mag es sich auch um ein offenbares Unrecht handeln. Seitdem bekam die deutschfeindliche Richtung in England die Oberhand. Er beurteilte auch den Zaren Nikolaus von Ruß land und die Russen falsch, und ein Seitenstück zur Krü- aerdepesche bildete diejenige von 1906 an die österreichi sche Regierung, worin er dieser für oie in Algeriens erwiese Unterstützung in der Marokko-Angelegenheit dankte. Tas war ein Hieb gegen Italien, der den yebergang dieser Nation zu Frankreich und England beschleunigte. Italien war schon damals treulos, aber solange wir es noch als unseren Verbündeten betrach teten, verbot sich eine solche Zurechtweisung. Kaiser Wilhelm war politisch weltfremd, aber die nach ihm kamen, waren es zum Teil nicht minder. Prinz Max von Baden, der letzte ReickManzler, der das parla mentarische Negierungssystem bei uns einsühren wollte, sagte im Reichstag, daß das parlamentarische Deutsch land das Vertrauen und die Berücksichtigung seiner bis herigen Gegner finden werde. Das war eine eben solche Täuschung, wie die Hoffnung der späteren sozi aldemokratischen Reichskanzler aus den Beistand des Präsidenten Wilson und der internationalen Arbeiter organisationen. Und heute bauen trotz aller Erfah rungen, die wir gemacht haben, die Kommunisten auf die Möglichkeit eines Zusammengehens mit Sowjet- Rußland. Alle haben sie von uns etwas haben, keiner hat uns etwas geben wollen, selbst für Oesterreich- Ungarn waren wir nur Vorspann zur Erreichung seiner ßiele auf dem Balkan. Lenin in Moskau, der im Ab grund des beginnenden oder schon ziemlich weit vor- Leschrittenen Zusammenbruchs steckt, sollen wir in den graen Nöten des Bolschewismus als Seil dienen, um Kch wieder nach oben zu helfen. Niemals wird der Russe den Deutschen als Gleichen beachten, solange die «eit 50 Jahren bestehende, zuerst vom Panslawismus begonnene Nationalitütenhetze im Osten andauert, an der auch die Lehre des Bolschewismus nichts hat ändern können. Die politische Weltsremdheit ist nicht an be- E?- Personen, Klassen und Parteien gebunden, r" ^st ecu deutsches Erbübel, das uns viel Schaden ge- vracht hat. Daß wir es trotzdem so weit gebracht vne viel gesunde Kraft im deutschen Kolke steckte. Und diese Kraft ist es, die wir wieder wecken mSssen, uni wenigstens annähernd wieder dahin zu kommen, wo wir waren. Sinowjew m Halle. Auf dem Hallenser Parteitag der U. S P. wurde« Donnerstag die Berichte über den Anschluß an dies dritte Internationale fortgesetzt. Es kam hierbei schock zu heftigen Radauszenen,'' His Der erste Redner des Tages, der dritte Berichters statter zu diesem Punkt, Dittmann, ist Gegner de« Anschlußbedingungen. Er bekannte sich zur Demo-, kratie als Dauerzustand, die Diktatur sei nur etiU Uebergang. Er schilderte den Bolschewismus, wie e« ihn in Moskau gesehen, und kommt zur schärfsten Aba Ichuung der Moskauer Diktatur. „Wir brauchen di« Moskauer Erleuchtung nicht." Eine Schale beißende« und treffenden Spottes gießt er über die „Neukom* muuisten" in der Partei und über die Moskowiter aus« Als der letzte der vier Delegierten, die dem Mos« kauer Kongreß beigewohnt haben, Stöcker, sich i« heftigen persönlichen Angriffen gegen die Führer desl rechten Flügels ergeht, kommt es zu minutenlange« Lärmszenen. Man titulierte sich gegeuseitig Halunke^ Gauner, Verbrecher, Lügner usw. Stöcker tritt für der» Anschluß an Moskau ein. Daun kommt die Sensation des TageS: Mit einer« dreifachen Hoch auf die kommunistische International« durch die Linke stürmisch begrüßt, betritt eine« der russischen Machthaber. Sinowjew, di« Rednertribüne. Er begann mit einer Schilderung Lech Vormarsches der Weltrevolution, wie er ihn sieht^ unk) warnte dabei die Deutschen davor, den russischen Feh-* ker nachzumachen, bei Beginn der Revolution zu gut« Mlig zu sein und etwaige Gegner freizulassen. Wenck sie «armen e,n Geschäft dabei. Sie nahmen, was sie bekommen tonnten, lehnten aber alle Zumutungen, die mit ""d ^"sten waren, sorgfältig ab, wie das ihuen angesonnene Schutz- und Trutzbüudnis mit Frankreich und England, für das wohl Präsident Wilson uicht Mitbürger. Damit Lat tue dolitnk des Imperialismus noch den Nebenge schmack der skrupellosen, zu nichts verpflichtenden An- neklivnspolitik erhalten. Kongreß der 2. Internationale. In der Debatte wur^« dieser Optimismus unter Hinweis auf die immer noch Kark deutsch-feindliche und chauvinistische Haltung de« belgischen und französischen Arbeiter stark ange vwei« seit. Der Parteitag stellte sich schließlich in c ev auf den Boden der Genfer Beschlüsse. Warnung! Durch das Abhocken trockener Aesie werden häusig die Stämme selbst, zum minde sten die Rinde angehackt. Zum Entfernen trockener Aeste wird bis auf weiteres die Imperialismus. i Noch mehr al? der deutsche Militarismus sollte der Imperialismus von Berlin am Weltkriege schuld ge- fwesen fein. Unter Imperialismus versteht man in der modernen Politik nicht nur das Streben nach einem bestimmenden Welteinflutz, sondern auch nach ehrgeiziger Vergrößerung des eigenen Landes. Also in kurzen Worten: Eine unberechtigte Gewaltpolitik, Herrschsucht. Und wie bei dem Militarismus ist es das merkwürdige beim Imperialismus: Die deutsche Armee ist nicht mehr da, aber der Militarismus ist geblieben bei den Entente staaten. Mus Europa sind alle Kaiser verschwunden, der König von England regiert nur noch als Kaiser von Indien, aber in den Ententezeitungen wirft man sich gegenseitig Imperialismus vor, der den Frieden von neuem gefährde. Ueberall gibt es eine Partei, die nach den Behauptungen ihrer Gegner Tendenzen der Herrsch sucht verfolgt, und ganz besonders wird in aller- neüester Zeit aus Anlaß, der Besetzung von Wilna den Polen ein solcher Vorwurf gemacht. Und zwar von ihren eigenen Freunden in Paris und London. Was vor 40 Jahren der nachmalige Kaiser Fried rich von dem Chauvinismus sagte, daß er dem deutschen Wesen so fremd sei, daß wir nicht einmal eine Benen nung in unserer Sprache dafür hätten, das trifft auch aus die brutale Herrschsucht zu, die sich unter dem Namen Imperialismus verbergen soll. Seit 1871 hatte Deutschland in Europa nur die Insel Helgoland fried lich von England erworben, und außerdem iu Ueberses unsere Kolonien und das ostasiatische Pachtgebiet Tsing tau. Das alles ist verschwindend wenig gegenüber dem Landzuwachs, den die Staaten der Enteilte in diesen 50 Jahren durch Kriege uud militärische Expedi ttone« an sich gebracht haben. Das Wort Imperialis mus seiner modernen Bedeutung stammt aus Eng land, wo es vor 45 Jahren aufkam, als der große britische Staatsmann Disraeli (Loro Beaconsfield) die Annahme der indischen Kaiserwürde durch die Königin Viktoria durchsetzte. Dieser Titel sollte den Asiaten gegenüber ein Gegengewicht gegen den Glanz des rus sischen Kaisertitels dacstelleu uud zitgleich den Anspruch ein englisches Reich in Asien bedeuten. parieiiaa der S. p. N. Fortsetzung der Sozialisicruugsdc-atte in Kass '. Der Donnerstag brachte auf dem sozialdemorrck^ tischen Parteitag die Debatte zu den Referaten Wissel» und Robert Schmidts über die Wirtschaftsfrage. DeE preußische Ministerpräsident Braun begründete eine» i Antrag auf vollständige Sozialisierung der DüngemitB > tel, um diese von Staatswegen für die Landwirtschaft zu verbilligen. Dadurch könne die Landwirtschaft ihr« i Produkte billiger liefern, das wäre dann der AnfanU ? vom Preisabbau, der uns einzig und allein rerteM : könne, der aber nicht bei den Löhnen, sondern bei deck ' Rohstoffen und Lebensmitteln anfangen müsse. Heilmann-Charlottenburg übte heftigste Krick tik an der Tätigkeit des Reichsernährungsministers 2«, Hermes, unter dessen Aegide bekanntlich der Mb a«. - der Zwangswirtschaft energisch begonnen wurde, unck s beantragte, die Reichstagsfraktion möge ihm das schärfst« Mißtrauen aussprechen. Reichskanzler a. D. Bauer tadelte scharf Wissel« Art, seine früheren Ministerkollegen, seine Fraktion»« genossen und den Parteivorstand anzugreifen. Mit - den Schlußworten Wissels, Schmidts und Hi 14 . denbrandts schloß die Debatte über diesen Punkt« Die Nachmittagssitzung wurde durch zahlreiche Ab stimmungen ausgesüllt. Einstimmig angenommen wurdt ein Antrag für die weltliche Schule, ein Antrag Mr die deutsche Einheitsrepublik, der Antrag Bauer auf Sozialisierung der Düngemittel. - Zur Sozialisierungs- und Wirtschaftspolitik läge« ! 60 Anträge vor, die in einer Zusammenfassung des R eg, Adolf Braun einstimmig angenommen wurden. Da« nach will die Partei ihre ganze Kraft auf die VergeseM» schaftung der Produktion konzentrieren und die Sozi»« : lisierung überall tatkräftig fördern, wo die Vorau», setzungen dafür gegeben sind. Das trifft in erste« Linie auf den Kohlenbergbau und auf die Kohlender«' , teilung zu. Der Antrag Heilmann gegen den Ernäh« ! rungsminister wurde gleichfalls angenommen. Sodann erteilte Dr. Meerfeld-Köln einen vo« starkem Optimismus getragenen Bericht über den Genfs«!