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VchüilincMtt Anzeiger. RenmuiftsechMster Jahrgang. Verantwortliche Nevaetion, Druck uuv Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. West- Vlatt erschtini wöchrntlich dreimal, unt zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabend-. Jährlicher A b on ne ment-pre i-, auch bei Bcztcdunz durch Ate Post, 1 Ihlr. lO 9igr. — Annoncen, die bis Mittags l? Ubr eingeben, werken in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Anaonceu finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnabme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zelle berechnet. Donnerstag. AA. II. Februar 1888. Bekanntmachung. Nachdem die Königliche Kreisdircction zu Zwickau mit Genehmigung der Königlichen Ministerien des Innern und der Justiz die in Plauen unter dem Titel „Boigtländischer Anzeiger" erscheinende Zeitschrift als Amtsblatt für den Bezirk des unterzeichneten Königlichen Gerichtsamtes bestätigt hat, so wird Solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht und dabei bemerkt, daß die in gedachter Zeitschrift zum Abdrucke gelangenden Anordnungen und Bekanntmachungen der unterzeichneten Behörde mit Ablauf deS dritten Lages, von der Ausgabe desjenigen Blattes an gerechnet, in welchem sie stehen, für die Betheiligten als gesetzlich bekannt gemacht gelten. Königliches Gerichtsamt Pausa, am 4. Februar 1858. i. v. Haupt, Actuar. Hundr. Einiges zur Geschichte der Gasbeleuchtung. Seit der Franzose Levoisier 1764 den chemischen Vorgang bei der Verbrennung, der noch beute die Grundlage der Chemie ist, erforscht hatte, war die Bahn zum Fortschritt gebrochen, und seit dieser Zeit sind in cim- gen fünfzig Jahren werthvollere Verbesserungen eingcführt worden, als in Heu Jahrtausenden vorher. Den Gipfelpunkt macht die Gasbeleuchtung auS; man kann von ihr sicher behaupten, daß sie sich überall hin Bahn brechen wird und wenn auch nicht die übrigen Beleuchtungsweisen ganz verdrängen, doch bedeutend einschränken wild. Die als Reste einer untergegangenen großen Vegetation vorhandenen Steinkohlen unterliegen einer fortdauernden Zersetzung; cö entwickelt sich auS ihnen ein brennendes GaS, welche Entdeckung 1664 vr. Clayton schon machte, als er sich zufällig nut einer Kerze dem auö der Spalte eines SteinkohlenslötzeS entweichenden Gase näherte. Es gelang ihm so gar, durch Crhitzen der Steinkohle bei Abschluß der Lust den brennbaren Geist, wie er die gasförmigen Zersetzungsprodnkte seiner Zeit gemäß nannte, darzustellen. Fas: zu gleicher Zeit spricht Decher, ein deutscher Chemiker, von dieser Erfindung, mit welcher er selbst vor dem Könige von England experimenlirte. Obgleich er namentlich aus die werthvollen Nebenprodukte, den Theer und die Kokö, aufmerksam machte, so vergingen dennochgnehr alö 100 Jahre, bwor man auS diesen Beobachtungen Nutzen für die Beleuch tung zog. Mehr Beachtung fanden Bechers Anpreisungen für Thecr und AokS, als wichtige Produkte für Englands Marine. Zu diesem Zwecke führte Lord Dundonald auf seiner Besitzung die ersten VetriebSanlagen ein. Die Lordschasl und seine vornehmen Gäste belustigten sich bisweilen an dem Brennen deS Gases, weiter reichten aber ihre Gedanken nicht. Die Arbeiter aber wußten bessern Gebrauch von dieser Curiosität zu machen; sie kitteten in den Vorlagen, welche zum Ausfangen deö TheerS dienten, eiserne Röhren ein und zündeten daö auöströmende GaS an, damit sie bei -er Nacht sehen konnten. Obgleich über die Frage, wer zuerst die brennbaren Gase zur Be leuchtung verwendet habe, viele Jahre hindurch zwischen Franzosen und Engländern heftiger Streit geführt worden ist, so ist doch hierüber kein Zweifel mehr. Murdoch, ein geschickter Mechaniker, in den Bergwerken von CornwalliS angestellt, beleuchtete sein HauS zu Nedruth seit 1792 Vit GaS und beschäftigte sich zugleich mit ernstlichen Versuchen über die Beschaffenheit und Menge der Gase, welche die verschiedenen Sorten von Kohlen in der Hitze auSgeben. 1796 glaubte er mit seinen Plänen an die Oeffentlichkeit treten zu können, hoffte hierzu bei einem thäligen Fa- -nkantcn Boulton Unterstützung zu finden und machte sich zu ihm auf den Weg. Boulton hatte schon von diesen Erfindungen gehört und hatte sich veranlaßt gefunden, diese Wunder mit eignen Augen zu schauen. Beide, j bis dahin persönlich einander unbekannt, trafen zufällig in einem Gasthofe, wo sie übernachteten, zusammen, und groß war ihr Erstaunen, als sie i« Laufe deö Gespräches die Zwecke ihrer Reisen erfuhren. Von dieser Zu sammenkunft datirt sich eine Vereinigung, die für die ganze menschliche Gesellschaft von größtem Nutzen geworden ist. Denn 1798 stellte Murdoch in der Fabrik von Boulton und Watt in Saho bei Birmingham einen großartigen Apparat auf, um die Fabrikgebäude mit Gaslicht zu erhellen. Diesem stellen nun die Franzosen den Ingenieur Lebon entgegen, der sich seit 1799 mit der Darstellung des Leuchtgases aus Holz beschäftigte. Erregte nun auch eine äußerst brillante Illumination der Fabrik gebäude zu Saho die größte Bewunderung und erhielt Murdoch auch von der Gesellschaft der Wissenschaften in London eine Medaille, so vermochten alle Anstrengungen nicht, die Gasbeleuchtung über die Fabriken hinaus zu verbreiten. DaS war einem kühneren und zäheren Geiste Vorbehalten. Winzer, ein deutscher Hofrath, der eS aber für gut fand, sich den Na men Winsor beizulegen, hatte Murdoch bei seinem Unternehmen thatig unterstützt und zugleich dabei die Wichtigkeit dieser neuen BeleuchtungSart erkannt. Als er aber durch viele Schauversuche das Londoner Publikum für eine öffentliche Beleuchtung gewonnen zu haben glaubte, gericth er mit den kleinlichsten Interessen in den hartnäckigsten Kamps; mau nannte sein Unternehmen geradezu tollkühn und die gelehrte Welt stand demselben Haupts ä ch lich entgegen. Winsor war nicht der Mann, sich schrecken zu lassen, er besaß genü gende Menschenkcnntniß und kannte den Hebel — die Sucht, Geld zu gewinnen, zu gut. Nicht die Vortrefflichkeit, sondern die fabelhaften Ver sprechungen waren eS, die dem Neuen nach und nach Eingang verschafften. Die Gelehrten wurden bekehrt, und heftige Gegner würden eifrige Lob- rcdncr^ m:t unglaublicher Keckheit führte Winsor zu verschiedenen Malen seine Sache mit beredter Zunge vor dem Parlament und nach und nach gelangte er dahin, nachdem große Summen mit Versuchen untergegangcn waren, der Gasbeleuchtung Achtung zu verschaffen. Die Polizei bekannt, laut die Hilfe, welche ihr die neue BeleuchtungSart zur Aufrechthaltung der öffentlichen Sicherheit leistete. 1812 wurde der erste Anfang zu der Straßenbeleuchtung in London gemacht, aber bis 1816 arbeitete die Ge- sellichaft ohne Gewinn, wenn nicht Georg Hl. ihnen ausgedehnte Privi legien verliehen hätte. Winsor hatte Gefallen an diesem Kampfe gefunden und alö daö neue Unternehmen in England festen Fuß gefaßt hatte, führte er den Plan auS, Frankreich Paris — zu beglücken. Erft am 1. December 1815 erhielt er dazu Erlaubniß und sogleich stand das ganze Land wie ein Mann gegen ihn ans. Die französischen Gelehrten eröffneten einen förmlichen mehrer« ^ahre andauernden Kreuzzug gegen den Neuerer uud mit ihnen vereinig-