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Diel«, «att »trd den Lesern von Dresden und Umgebung am Lage vorher bereit, al» 61. Jahrgang. AL L 0V. (israbrnü-LIM ^ Mittwoch, I. August I»17. Drahtanschrift: Nachricht»« Dresden. Fernsprecher-Sammelnummer: LL841. Nur für NachlgesprSch«: 80 011, «eono».»ebadr »ttrlellLhrll» ln Dr«»den und Vororlen b«I p-ktm-U«»« Zukogung «an Sonn- und M-nlag-n nurekim-l) lowl« b«l «lnmallgir Zuftelun, durch di« Post lohn« ««st-Ug->d> ».«> M.. monatltch ,.«> M. »n,k«a««.PrrU«. Di« kinsx-Iii,« Z«»« <«twa S Eii»«n> »d Ps.. vorpig»Vi>st-». An,«ig«n in Numm-rn noch «-NN. u. Feiertag«» ii. Toris, r« °/„ Tcurrungrzuschlaa. — «u-w. «uftr. a«g. Borauibrzahl. - B-l-gdi. 10 Ps. Echristleltung und HauptgelchSftsstelle: Mnrienstraße 28/40. Druck u. Verlag von tzirpsch L Sieichardt in Dresden. Nachdruck nur mit deutlich« Qu«0enan,°d, <.Dr«»dner N-chr.') zuielstg. — Uinnrlon,«« Cchrislstlicke werdrn nichi aulbewahrt. Beginn der Znsmterieschlacht in Flandern. Englische Angrisie v,n der Äser bl, ,ur LH,. — »er,etliche sranrtfilchr Angrille am Samenweg. - Nene Erfolge in Lftgalizien «nt der »nkawina. — Wieder rS SOO Tannen verlenlt. — Empfang de, Neich»lan,lerr durch Kiinlg Friedrich «ngnst. Ser amtliche deutsche Krie-Mricht. lAmtlich.) Grobes Hauptquartier. S1. Juli 1917. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht I« FlauLern steigerte sich der Artilleriekampf abeudS wieder zu äußerster Heftigkeit, hielt während der Nacht unvermindert an und ging heute morgen ins stärkste Trommelfeuer über. Dann scßten auf breiter Front von der User bis zur Lys starke feindliche Angriffe ein. Die Jnfanterieschlacht in Flandern hat damit begonnen. Heeresgruppe deutscher Kronprinz Am bhemin desDames griffen die Franzose» südöstlich von Filai« in 8 Kilometer Breite au. Der Stoß brach an de« meisten Stellen in unserer Abwehrwirknng zusammen; zwei begrenzte Einbruchstellen sind »och in der Hand des Feindes. > ^ '' veftllcher Kriegsschauplatz. Front de» Generalfeldmarschall« Prinzen Leopold von Bauern Heeresgruppe de« «eneraloderst v. Bo«hm»Grmolli Angriffsfrcndiger Drang nach vorwärts brachte unse re« und de» verbündeten Truppen in Ost-Galizien und der Bukowina neue Erfolge. Der Grenzfluß Zbrucz wnrde von oberhalb Husiatyn bis südlich von Skala in einer Breite von SV Kilometern troß erbitterten Widerstandes an vielen Stellen von deut schen und österreichisch-ungarischen Divisionen überschritten. Auch die osmanischen Truppen haben ihre alte Tüchtigkeit erneut bewiesen. Wie sie Anfangs Jnli in zäher Standhaftigkeit den Massenangrisfeu der Russen ««erschüt tert trotzten und dann in raschem Siegeslauf den Feind von der Zlota Lipa bis über de« nördlichen Sereth zurttck- warfe«, wo er sich stellte, so nahmen sie gestern in frischem Draufgehc« die hartnäckig verteidigten Stellungen bei Niara am Zbrucz. Zwischen Dniestr und Pruth erkämpfte« sich die ver bündete« Trnppe» in Richtung ans bzernowiß die Orte Werenczanka und Sniatyn. Front de« Generalobersten Erzherzog« Joseph In kraftvollem Ansturm durchbrachen dentsche Jäger die russischen Rachhntstellunge« bei Wizuitz. Der Feind »urde dadnrch zum Räume» der Czeremosz-Linie ge zwungen und ging nach Oste« zurück. Anch indenWaldkarpatbe». am Oberläufe des südlichen Schreib. sowie beiderseits der Moldawa «nd Snczawa gewannen wir im Angriff ostwärts Gelände. Unter dem Drucke dieser Erfolg« gaben die Russe« im Meftecanesci-Abschnitte ihre vordere» Stellungen auf. Am Bereczker Gebirge setzte der Gegner seine Angrifse fort. Fünfmal griff er im Laufe des Tages am Mgr. Easinului an. ohne eine« Erfolg zn erzielen; weiter südlich wurde eins unserer Regimenter dnrch starken feind lichen Stob in eine weiter westlich gelegene Höhenstellung znrückgebrückt. - ^ ^ l> Bei der Heeresgruppe de« Generalfeldmarschall« v. Mackensen «nd an der Mazedonischen Front ist die Lage unverändert. Der Erste Generalanartiermeister: M. T. V.1 - ^ Ludeuborsf. Amtlicher deutscher Admiralstabrbericht. Berlin. 89. Jnli. Nene Unterseeboot- Erfolge im englischen Kanal und Atlanti sche« Ozean. Sr890Br.-Rgftr.-To. Unter den versenkte« Schiffe« befanden sich der dnrch S Fischdampfer gesicherte, bewaffnete englische Taukdampfer »Euyahogn" s1S8V To s. der englische Dampfer „Tamele* sSSSI To s. mit Kokosnuß- und Palmkernöl von Wcstasrika nach England, ei« tiefbeladener grober Dam ifer. anscheinend mit Gprcng- stosflabnng. 1W.T.V.) Der Chef de» «dmiralstabs d«r Marine. Ribot «nd der Geheimvertrag. Zu den Enthüllungen des deutschen Reichskanzlers er klärt. wie die „Boss. Ztg." meldet, der frühere Korrespondent und jetzige Redakteur vom „Journal de Gensvc" u. a.. es sei richtig, daß im Laufe der geheimen Ltammersitznng ein Dokument verlesen worden sei. das beweise, daß Herrn Briand im Februar d. I., also kurz vor dem Sturz des Zaren, gewisse Gebiete auf dem linken Rhcinufer ver sprochen worden seien. Manche Abgeordnete hatten diese Rede sehr schön, manche aber ungenügend gefunden. Da sei Herr Ribot auf die Tribüne gestiegen und habe die Ansprüche des Briandschen Kabinetts auf das Saarbecken fallen lassen, und mit um so größerer Energie das A n - recht Frankreichs aus Elsaß-Lothringen dar- zustcllcn versucht. Die englische Presse über die Kanzlerrede «nd die Aus lassungen des Grafen Ezeruin. Nach einer Reutcrmelöung schreibt „Daily Nervs": Ein bemerkenswerter Zug in der Ansprache des deut schen Reichskanzlers ist das völlige Fehlen eines Hinweises auf die Zukunft Belgiens. Keine Heraus forderung konnte notwendiger sein, als Asquiths Frage, ob der Reichskanzler bereit wäre, sich zu verpflichten, Belgien I nicht nur zu räumen, sondern es voll zu entschädigen und idem belgischen Volke die vollständige, absolute und un beschränkte Unabhängigkeit wiederzugeben. Wenn die dcut- s schcn Versicherungen über das Verlangen nach Frieden durch Vergleich Glauben erhalten sollen, so muß dieses geheimnis volle Sckuveigen gebrochen werden. „Daily Chronicle" schreibt: Die Erklärungen des Reichs kanzlers und des auswärtigen Ministers von Oesterreich- Ungarn waren offenbar verabredet. Ezernin wiederholte für Oesterreich von neuem den Abschluß eines Friedens nach dem «tatus g»o antv, den er als ehrenvollen Frieden bc- zeichnetc, weil er Oesterreich und Deutschland instanösctzcn würde, sich aus ihrem Nnternehmen zurückzuziehen, ohne sich zu einer Niederlage zu bekennen. Michaelis trete mit einer Anklage gegen Frankreich auf, natürlich um dem Russen zu zeigen, wieviel tngcndsamer seine Feinde im Vergleich zu seinen Verbündete» sind. Das Blatt tritt dafür ein, daß Elsaß-Lothringen an Frankreich fallen müsse. „Daily Mail" schreibt: Die Rede Ezernins weicht der offenen Frage aus. die im Unterhaus an Deutschland und Oesterreich gerichtet worden ist, nämlich, ob sie als Vor bedingung der Fricdcnsvcrhandlungen Serbien und Bel gien räumen wollen. Die „Times" sagt: Lloyd George hat der Antrittsrede des Reichskanzlers im Reichstage so zugcsetzt, daß Michaelis es für notwendig fand, gleich wieder in die Bresche zu treten und sich dabei den österreichisch-ungarischen Minister des Auswärtigen zu Hilfe holte. Ezernin gibt indirekt zu, baß die Rede überhaupt nicht gehalten worden wäre, wenn die Rede dcö Reichskanzlers nicht offenbar erfolglos ge blieben wäre. Der österreichische Staatsmann konnte nur dasselbe sagen, wie sein Berliner Verbündeter. Die „Times" schreibt weiter: Die Enthüllungen des Reichs kanzlers bedeuten nichts, als daß die Kricgszicle der Ver bündeten dieselben sind, wie sie Wilson im Januar mit- gcteilt wurden. Ribot hat versprochen, nicht nur das von Michaelis angeführte Abkommen mit Rußland, sondern auch alle geheimen Urkunden, die mit Rußland ausgctauscht worden sind, zu veröffentlichen. Das Blatt fragt, ob Michaelis oder Ezernin ebenso versprechen wollen, alle ge heimen Schriftstücke, die zwischen Berlin und Wien bestehen, zu veröffentliche». lW. T. B.1 Eine schwedische Stimme über die Raubpläne der Entente. Zu den Enthüllungen des deutschen Reichskanzlers schreibt „Nya Dagltgt Allehanda": Das deutsche Ge webe von Ranbplänen, das in der Sitzung der französischen Kämmer vorgelcgt wurde, und der heimliche Vertrag zwischen dem dekadenten russischen Zarismus und der demokratischen französischen Republik liegt jetzt offen vor den erstaunten Augen der ganzen Welt. Wird man dem russischen Volke die Wahrheit durch Sperrung der Grenzen und Wiedereinführung der Zensur vorenthaltcn können? Das gelingt wohl nur für kurze Zeit. Wir haben das seltene Vergnügen. „Sozialdemokraten" zustimmen zu können, wenn er sagt, daß die Wahrheit im Anzug ist und die Enthüllung der Machenschaften die Vorbereitung für den Frieden bedeute. „Aftonbladct" sagt: Der englische Minister Carson schwätzt ja auf eine für die Negierung peinliche Weise aus der Schule, als er kürzlich erklärte, daß es unumgängliche Voraussetzung für die Eröffnung von Fricdcnsvcrhandlungen sei, daß sich die deutschen Truppen hinter den Rhein zurückziehen müßten. Lloyd Georges große Rede vom 21. Juli sei in ihrer Art auch wohl ein deutlicher Beweis dafür, wieweit England noch von einem gerechten Frieden entfernt ist. In diesem Zusammenhänge schadet cs auch nichts. Englands durchsichtige Absichten auf die deutschen Kolonien zu berühren. Während England bisher niemals den farbigen Eingeborenen das Recht zu- crkanntc, ihr Schicksal selbst zu bestimmen, heißt es jetzt plötzlich, die Schwarzen sollten selbst entscheiden, wohin sic gehören wollen, wohlverstanden, die Schwarzen in den deutschen, nicht in den englischen Kolonien. lW. T. B.) Anssichten auf Friedensverhanblnngen? Nach der „Voss. Ztg." erfährt der Londoner Korrespon dent der „Neuen Züricher Ztg." aus dortigen politische» Kreisen, daß die Resolution tes deutschen Reichstages Aus sichten auf eine Regelung der Friedens- sragc durch Verhandlungen eröffne, trotzdem die Resolution keine Anspielung auf Schadenersatz enthalte. Die angckünbigtc Schaffung eines Ministeriums für den Wiederaufbau nach dem Kriege deute darauf hin, daß man die letzte Periode des Krieges als gekommen erachte. > ^ Der Luftkrieg. Ter 28. Juli war wieder ein Großkampftag dev L u f t st r e i t k r ä ft e. Der Gegner verlor im Westen 35 Flugzeuge, davon 34 im Lnsttämpsc. Die bewährte Jagdstaffel des Oberleutnants Dostlcr vernichtete ein feindliches Geschwader von 6 Flugzeugen; Oberleutnant Dostlcr errang dabei seinen 20. Lnftsieg, dieselbe Zahl er reichte Oberleutnant Ritter v. Tntschck durch den Abschuß zweier Gegner. Unsere Bombcnflicger trugen Schreck und Zerstörung fern in Feindesland. Wie in der Nacht vom 27. zum 28., so schleuderten auch in der letzten Nacht deutsche Flieger Bomben auf Bahnhöfe und militärische Anlagen von Paris. Andere suchten den wichtigen Eisenbahnknoten punkt Villers—Gotterets (23 Kilometer südwestlich Soissons» mit Bomben heim. Die militärischen Ziele in und un mittelbar hinter der Front wurden in der üblichen Weise mit Gcwchrseuer und Bombenabwurf angegriffen, feindliche Battcricstellungcn bei Bpcrn erhielten allein 6700 Kilo gramm Sprengstoff. Die Industrieanlagen von Pompcn und Ncuvcs-Maison nördlich bzw. südwestlich Nancy wur den mit 1500 und 3400 Kilogramm Bomben beworfen, deren gute Lage einwandfrei beobachtet wurde. Diese Werke, die eine Hauptstütze der französischen Rüstungsindustrie darstelleu, sind in der letzten Woche wieder säst allnächtlich und jedesmal mehrere Stunden lang bombardiert worden. Tie Wirkung dieser fortgesetzten Angriffe kann nicht hoch genug cingeschätzt werden. Verschiedentlich stellten unsere Flieger bei TagcscrknnSungcn fest, daß beide Werke mehrere Tage lang völlig still lagen. Was solch ein Ausfall für die französische Kriegsrüsiung bedeutet, wird jeder leicht ermesse». (W. T. V.j Verbot der Soldatenvcrsammlnngen in Frankreich. „Echo de Paris" meldet: Ter Obertommandiercnde de» französischen Heeres verbot mit Zustimmung der Regie rung die Abhaltung von politischen Beratungen und Sol dat e n v c r s« in m lnngcn im Front- und Etappengebiet. Der Präfekt des ScinedcparteincntS hat für die Bersamm- llungcn der Pariser Syndikalisten die polizeiliche Ucber- wachung angcvrdnet. Die französische Zensur »nd die russischen Heeresberichte. Seit Sonnabend abend darf die französische Presse wieder die r u s s ischc n H e e r c s b c r i ch t c veröfsen t- lichcn. Tic Sätze, die von der Gehorsamsverweigerung und der moralischen Schwäche der zu rück geh enden Regi menter sprechen, sind jedoch in den Abdrucken gestrichen. Ein schweizerisches Blatt über die Kriegslage. Der Züricher „TagcSanz." schreibt über die Kriegs lage: Die Alliierten sind einfach nicht in der Lage, den Russen noch zu helfen. Tre Franzosen sind durch die Kämpfe bei Verdun, 3! ei ins und auf dem Plateau von Craonne so schwer verstrickt, daß sic noch keine Möglichkeit zn einer eigenen planmäßigen großen Offensive besitzen. Die russische RückzugsDcwegnng wird wahrscheinlich noch weiter aneg reise» und birgt noch ungeahnte Möglichkeiten, die heute noch gar nicht vorausgcsehcn werden können. Der AeldzriK Ostgalizie»«. Der „Lcipz. Ztg." wird aus Berlin acmcldet: Die Hauptbedeutung der Operationen in Gali zien beruht auf der Richtung des Vorstoßes. Die Truppen der Verbündeten treffen senkrecht auf die russischen Verbindungen und drängen so den Gegner, wo er standliült, von seiner Rückzngslinic ab. Die Folge ist zunehmende Unsicherheit der feindlichen Heeresleitung und Unordnung in den Reihen ihrer Truppen. Bis jetzt wur den 20- bis 30 000 Gefangene cingcbracht; doch konnte bet dem schnellen Vordringen ihre genaue Zahl wie auch die Bcutcziffcrn noch nicht festgestellt werden. Wichtiger ist, daß wir ohne nennenswerte Verluste drei feindliche Armeen derart geschlagen haben, daß sic einstweilen aussallcn, »nd daß drei Fünftel Galiziens bereits bc» freit sind. Die Lockerung der russischen Karpathenfront. Aus dein K. u. 5k. KriegSpresscauarticr wird gemeldet: Die Lockerung der russischen Karpathenfront erweiterte sich um etwa 20 .Kilometer. In zähem Kampfe suchten dort österreichisch-ungarische Truppen durch das Mol- dnwa-Tal in der Richtung ans Kimpolung norzudringcn. Auch an der Snczawa, dem Sereth und dem Czcrcmosz ge wannen wir, hart kämpfend, Raum. Das Vorrückcn in diesem Gebiet ist durch die dcsilöartigcn Täler des über 1200 Meter hohen Karpathcnvorlandcö außerordentlich er schwert. Wenn auch das Gebirge unserer heldenmütigen In fanterie keinen uiiüberstcigbarcn Wall bieten kann, ist das VorwärtSkvmmcn unserer Artillerie meist an die wenigen .Kommunikationen gebunden. Unsere Linie lauft jetzt etwa vom Dorna-Matra westlich Valcputna im Putna-Tale, dann westlich Fiindul—Mvldowi über Vrcaza, längs der oberen Moldawa des Schipoth, über Wiznitz längs des Czeremosz- Talcs. Auch zwischen Dniestr und Pruth sucht der im .Kämpf vielfach geworfene Gegner stets in neuen Stellungen zu widerstehen. Dagegen ist zwischen Zbrucz und Dnjestr die Widerstandskraft des Russen gebrochen. Ucbcrall muß er dem schneidigen Vorstürmen unserer über alles Lob erhabenen Truppen weichen. Abwärts der Skala wird daher das Gebiet zwischen Zbrucz und Dniestr bald vom Feinde frei sein. (W. T. B.j