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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. pr»nu««ranäo. Anzeiger für Inserate werden bi« ipätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 pf. berechnet. Zwönitz und Umgegeud. Amtsblatt für den Stadtgcmeindcrath zn Zwönitz. 1^37. Menjiiig, den 26. März 1878. 3. Jahrg. Tagesgeschichte. Berlin, 23. März. Im Abgeordnetenhaus ward ein Schreibe» des StaalSminisleriumS verlesen, worin angezeigt wird, daß der Kaiser heute die von Camphausen nachgesuchte Dienstentlassung gewährte. Berlin, 24. März. Kaiser Wilhelm beging vorgestern seinen Geburtstag in voller Frische und Rüstigkeit. Die Gratulatiouöcour nahm ihren vorher festgestellten Verlauf; nach derselben fand im kron- prinzlichen Palais eine Familientafel statt, an welcher auch die zur Ge burtstagsfeier hier cingetrosfenen fürstlichen Gäste theilnahmen. Berlin hatte festlichen Fahnenschmuck angelegt; Abends fand, besonders in den Hauptstraßen, brillante Illumination statt. Ebenso gehen aus allen Orlen Deutschlands telegraphische Berichte ein, welche die Kaiserseier betreffen unv ein beredtes Zeugniß von der allgemeinen Liebe und Verehrung des Volkes zu Deutschlands Kaiser und obersten Schirm herr oblegen. — Angesichts der Unmöglichkeit, den ReichshauShaltSetat für 1878s79 bis zum I. April fertig zu stellen, soll dem Reichstag ein Gesetzentwurf vorgelegt werden, der den laufenden Etat bis Ende April verlängert. — Der Gesetzentwurf betr. die Bildung eines selbstständigen Eisenbahn-Ministeriums ist dem Abgeordnelenhause bereits zuge gangen. Braunschweig. Das hiesige „Tageblatt" meldet, der ehemalige König von Hannover, der sich gegenwärtig in Paris aufhält, sei be denklich erkrankt, so daß man für sein Leben fürchtet. Naumburg. Miuheilungen aus dem thüringischen Oberlande zufolge ist im Laufe der vorigen Woche dort wieder so viel Schnee gefallen, daß bei jähem Thauwelter ein außergewöhnliches Anschwellen der Schwarza und Saale und demzufolge auch der Elbe zu befürchten ist. Die Ueberschwemmung würde um so umfangreicher sich gestalten müssen, als jetzt schon die Flüsse im Hochwasserstande sind und wahr scheinlich auch auf dem Harz, und dort vielleicht noch in weil stärke rem Maße, Schneefall eingetreteu ist.- Naumburg. Das Raumburger KreiSgerlcht verurtbeilte einen Ziwmergesellen zu 12 Monaten Äefängniß, weil er eine Dame „an- gerempell" und unter Ausstoßung sittenloser Redensarten an die Wand geschleudert Halle. Oesterreich. Der Sechzig-Millioneu-Credit ist nun endgültig bewilligt. Nachdem in Ler Donnerstag Abenv slattgehabken Sitzung der österreichischen Delegationen Graf Andrassh nochmals im Interesse der Großmachtöslellung der Moncharchie für die Bewilligung des Credilcs eingetreteu war, wurde der betreffende Gesetzentwurf in namentlicher Abstimmung mit 39 gegen 20 Stimmen angenommen. Im HochverrathSprozeß Miletics wurde das Unheil erster Zustanz, auf 5 Jahre Kerker lautend, von der königlichen Lasel bestätigt, Miletics ist der bekannte groß-serbische Agitator. Frankreich. Es ist bemerkenowerth, oaß der von der Depu- tirtenkammer ernannte Ausschuß für die Prüfung des allgemeinen französischen Zolltarifs ans 10 Freihändlern und 20 Schntzzöllneru besteht und baß auch die erstgenannten erklären, sie seien national gesinnt und würden in der Praxis zuerst baü Interesse des Landes zu wahren suchen. — Die Eröffnung der Pariser Weltausstellung, welche bestimmt am 1. Mai in dem Palais des Trocavero stattfinren soll, werden qußer dem Marschall Mac Mahon, den Ministern und den Delegirlen der fremden Nationen auch der Prinz von Wales, der Graf von Flandern und der Prinz von Oranien beiwohnen. Dem Marschall Mac Mahon sollen als Entschädigung kür die durch die Ausstellung sich vermehrenden Nepräsenlalionökosten 500,000 Fr., dem HanvelSminister 250,000 Fr., jedem der übrigen 100,000 Fr. und sämmtlichen in Paris wohnenden Beamten, vom höchsten bis zum niedrigsten, 10 pCl. ihres Gehalts als Theuernngözulage be- willigt werden. — Die Pariser Schriftsetzer strikeu. Die Zeitungen wollen sich zusammenthun unv während der Dauer der Arbeitsein stellung ein Normal-Blatt (für Alle gleich) herausgeben; nur die „Nepublique francaise" hat ihren Setzern die Forderungen bewilligt. England. Daß das Verhalten der englischen Regierung in der Orientfrage sich nicht einer allgemeinen Billigung erfreut, zeigt eine Interpellation, die am Sonnabend im Parlament von dem Deputieren Williams gestellt wurde: welche englische Kriegsschiffe sich bei den Dardanellen und im Marmarameere befänden, ob es wahr sei, daß dieselben die Dardanellen unter Protest von Seiten der Pforte passirt hätten und was das Verbleiben dieser Schiffe in Marmarameer be zwecke, da sich doch die Pforte im Frieden befinde? Die Antwort der Regierung auf diese Frage steht noch ans. — London, 23. März. „Standard" und „Daily Telegraph" halten den FriedenSvertrag von San Stefano für Europa für unan nehmbar, derselbe müsse früher oder später durch die Diplomatie oder durch strengere Methode abgeänderl werden. „Morniugpost" zweifelte ob dec Congreß die Forderungen Rußlands mit den Interessen Europas vereinbaren könne. „Daily News" und „Times" urtbeilen weniger absprechend. Ein Telegramm aus Petersburg, 23. März sagt, das Gerücht, Rußland verlangte die britische Flotte solle unver züglich das Marmarameer räumen, sei übertrieben. Dem Gerüchte liege nur die Thatsache zu Grunde, daß Rußland Vorstellungen bieserhalb erhob, oder im Begriffe sei zu erheben. Italien. Herrn Cairoli ist eS recht sauer gemacht worden, Ministerpräsident zu werben; aber doch sind endlich alle Schwierigkeiten überwunden. Die neue Ministerliste enthält Namen, die in Deutsch» land wenig bekannt sind; ihre Zusammenstellung soll aber nach Be richten auö Nom eine so glückliche sein, baß man vas neue Cabiuer das der „ehrlichen Leute" nennen wirb. Es ist schlimm für das Land, raß die Benennung nicht als eigentlich selbstverständlich abgewiesen wirb; aber nach den Erfahrungen mit Nicotera und Crispi kann man nur wünschen, daß die Moral res neuen Cabinetö seinem projeklirten Beinamen Ehre macht. — Den 90 Millionen PassiviS der bankerotten Stadt Florenz stehen nach neuerem Berichten nur 30 Mill. Aktiva gegenüber. Auö dem Vatikan. Der bekannte Zesuitengeneral Peter Beckx weilt jetzt in Rem und bestürmt den Papst mit Audienzgesuchen. Zweimal erhielt er schon Zutritt, zum drillen Male aber, wuree er abgewiesen. Es kann dies als erfreulicher Beweis dafür gellen, daß die Macht der Jesuiten, die unter Papst Pius nahezu schrankenlos war, unter den neuen Papst gebrochen ist, wie denn der letztere auch das unzweideutige Bestreben zu erkennen giebl, die katholische Kirche der modernen Gesellschaft uäherzubringen. Zur Orionlkrise. Nachdem der lang erwartete Wortlaut der „Friedenspräliminarien von St. Slefano", wie der russisch-türkische Frierensschluß benannt wird, nunmehr offiziell bekannt gegeben ist, wirr balv der Unsicherheit wegen des Zustandekommens oeö Con- grosses ein Ende gemacht sein; die einzelnen Mächte werken die au thentischen Friedensberingungen prüfen und ihre etwaigen Ausstellungen dem Congreß unterbreiten. Wie sich England stellen wirb, das in letzter Zeil wieder eine gereizle Slimmuug zur Schau lrug, läßt sich zur Stunde noch nicht bestimmen. Die Nachricht von einer beab sichtigten „Vorkonferenz", die seil 8 Tagen in der Presse ihren Um gang hielt, wird von einem Theil der Blätter ebenso hartnäckig auf- recht erhalten, wie von dem andern Theil als müßige Erfindung ver schrieen. Neben den darauf bezüglichen Meldungen laufen die Nachrichten über die fortgesetzten Rüstungen Englands und Rußlands her. Eng- land'ö Eile Hal noch seinen besonderen Grund darin, daß die vom Parlament bewilligten 6 Mill. Pfund bis zum 1. Aprik aufgebracht sein müssen; was bis dahin nicht verausgabt ist, müßte auf den neuen Finanz-Etat gesetzt und dann erst votn Parlamente von Neuem be willigt werten.