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Nr. Dresden, den s. Sept. »814. 40. Sv, T a m e r l a n. Eamerlan, Kaiser der Tartaren, war unstret- tig der größte unbändigste und blutgierigste Erobe rer den die Weltgeschichte kennt. Wum dieser Tamerlan eine Sladt belagerte, so ließ er am er sten T>ge eine weiße Fahne auf sein Zelt befesti gen, um dadurch anzuzeigen, d ß er geneigt fey, Ze en die, so sich übelgeben würden. Milde und Barmherzigkeit zu üben. Am folgenden Tage wur de lue '.ou)e Fahne aufgepfianzt, die zu verstehen gab, daß er Blut verlangte, sich aber noch mit dem Leben des Kommandant n und der vornehm sten Offiziere der belagerten Stadt begnügen wür- hr, Am dritten Tage endl-ch erblickte man eine schwarze Fahne, die nichts geringeres andeutere, als dag, auf welche Weise auch die Stadt genom men würde, alle Einwohner ohne Ausnahme ster ben müßten, die Sladt sechst aber dem Erdboden gleich gemacht werden sollte. — Als ihm eine Stadt in der Provinz Korassan Widerstand leistete, ließ er die aus 2000 Mann bestehende Besatzung in tiefe Gruben werfen, mit Steinen und Kalcd überschütten und lebendig zerstampfen. Aus die sem entsezlichen Mörtel befahl er dann, mehrere Thürme zu erbauen, um damit, wie er sagte, das Andenken seiner Siege zu verewigen. — Bei sei nem Einfall in Zspahan setzte er Preise auf die Köpfe der Perser. Es wurden ihm deren über 70,000 eing liefert, die er sodann zu pyramydali- schen Siegestrvphaen aufhaufen ließ. -- Die un geheure Menge von Kriegsgefangenen, die er bei feinen Heerzügen gewöhnlich mitschleppte, schien feiner Armee gefährlich zu werden. Er erlaubte sie zu tödten. Hunderttausend Indianer wurden auf einer großen Ebene zusammen getrieben, uttd in weniger als einer Stunde waren alle ermordet. — In Delhi-, der Hauptstadt von Jndostan, ließ er alle Einwohner, ohne Unterschied des Alters oder Geschlechts, erwürgen und dann diese große Stadt selbst zu einem Sch tthaufen verbrennen. — Die Stadt Myrtha nahm er mit stürmender Hand ein, und ließ alle Queber, als Anbeter der Sonne, auf Scheiterhaufen vertilgen. — Nachdem er Indien erobert hatte, wandte er sich gegen Surren und bann nach Dayda, das im Aufstand gegen ihn war, ließ tie Einwohner dieser damals unae eu ren Stadt Z<»o,ooo an der Zahl, erwürgen , und die Stadt schleifen. — Die G iechen unterbrachen feinen Siegesfiug durch eine Gesandtschaft, die ihn um Hülfe flehte gegen den türkischen Kaiser Baja- jet, der Konstantinopel belagerte. Tamerlan for dert ihn auf, von der Belagerung abzuuehen, und da dieser sich wergert, qe. t er ihm entgegen. Die beiden Heere «reffen 140z auf den Ebenen von Aacyra in Phrngien zusammen. Die furchte, lich- ste Schlacht beginnt. Daja^et wird gtfchl gen und zum efangenen gemacht. Der übermüthlge Sie ger, umringt von fernen Sstellten, las t den ge fesselten Helden v?r sich fühlen, sieht ihn lang und scharf an, und ragt dann seine Söldner mit Hohnlächeln: „Ist dieß der stolze Dajazet, der