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Früher Woche«- u«d Nachrrchtsblatt Tageblatt slir Mkns, Mit. rniM Asins, A. Wiki, Heiniitsnt, Iniei«, Mirski, vÄimsins, Mist« A. Alis, A Zint, St. «jch Stettins. An», Mkmilsn, AjsliMtI n> BM«» Amtsblatt für das Kgl.Amtsgerichtnnd den Stadtrat rn Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk 61. Jahrgang. Nr 197. Freitag, den 25. August 1911 Vieser Vlatt erscheint täglich außer Lon»- und Festtag» nachmittags fLr den folgende» Tag. — vtertelsdhrlichrr Ltplgsprei» 1 MK. 50 pfg^ durch die Post bezogen 1 Mk. 75 pfg Einzelne Nummern 10 pfg. Oestellungeu nehmen außer der Trpedttio« in Lichtenstein, Lwäkauer Ltr. Nr. 5d, alle Kaiserliche» postmistalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen.. Inserate werden dir fLnfgespaltene Errmdzetle mit 10, fLr auswärtige Inserenten mit 15 pfg. berechnet. Nrklamezetlr 30 pfg. I» amtliche» Teile kostet die zweispaltige Seile 30 pfg. Fernsprech-Änschl»? «r. 7. I»seratr»-Annechmr täglich bi, spätesten, vormittag, 10 «hr. Telegramm-Adreste: Tageblatt. nur zv Positivem verpflichtet habe. Ter Bau der Dag- dadbahn beispielsweise könne den russisch-deutschen Han del gelegentlich sehr gefährden. Tie Rjelich erkläri, daß die Vertragsuntcrzeichnung nur aus Trängen Deutschlands zustande gekommen sei. Deutschland sei . rs sehr daran gelegen, in einer Zeit, wo es unl Franl- reich in Differenzen geraten sti, sich Rußland zu nähern. Sv wird also den russischen Lesern (im Dienste Eug- lands> klargcmackt, daß der Vertrag nur bald wider willig dem Zaren abgenöligt und daß in keiner Weise aus die Deutschen Verlaß sei, die sich ja auch über die — Atgccirasakte hinweggesetzt hätten. Dock' das ffl nur das Uebliche, was tagtäglich fast von der gelamleu nichtdeutichen Presse in der Verleumdung Deutschlands geleistet wird. Saloniki. Richter wird heute abend hier erwar tet. Seine Freilassung verzögerte sich, weil die Türken trotz Vorstellungen des deutschen Konsuls die Ver folgung der Räuber nicht einstellte. Die Räuber waren» bereits mit einem vom deutschen Konsul geschickten Un terhändler in Verhandlungen eingetreten. Es wurde» von diesem 3000 türkische Pfund geboten. Tie Räu ber forderten aber 4000 Pfund (74 000 Mark), die auch schließlich ohne Wissen der türkischen Behörde bezahlt wurden. Darauf erfolgte die Freilassung nachts, und' Richter wurde in die Nähe von Itmutta geleitet. Bon dort wurde Richter von der Wache nach Elassona ge bracht. Das Wichtigste. * Geheimer Kirchenrat Superintendent T. Friedrich Meyer ist in Zwickau gestorben. > * Ingenieur Richter ist wohlbehalten ausgesunden und wird nach Saloniki gebracht werde». * An Bord des deutschen Walfischsängcrs Edea wur den infolge Putverexpbosion 16 Personen getötet. * Die Marinekommissivn der französischen Kammer Vcantragte für die Durchführung des Flottenprogramms -ie Bewilligung von 1800 Millionen Frank. * In Südwales kam «e neuerdings zu starken Aus schreitungen des Pöbels. * Ter Zentralverband deutscher Industrieller Hot sich in einer Eingabe an Sen Reichskanzler energisch für die Wahrung der deutschen Interessen in RLarocko ausgesprochen. * Auf der Station Georgenberg (Ungarn) fuhr gestern ein von Kaschau abgegangener Schnellzug in einen Hleichsalls von Kaschau abgegangenen Personenzug hin ein. Von dem im letzten Wagen des Pcrsonenzuges be findlichen Reisenden wurden sechs getötet und .zehn mehr vder weniger schwer verletzt. * Uebcr das Verschwinden des Gemäldes „Giaconda" aus dem Louvrcmuseum fehlt noch immer jede Spur. * In den argentinischen Provinzen Buenos Aires, Santa Fee und Cordoba sind die Ernten sehr zufrie denstellend. > ' Französisch-russische Preßstimmen zum deutsch-russischen Abkommen- Der „Demps" sagt einleitend, die deutsch-russische Vereinbarung entspreche fast wörtlich den im Januar dieses Jahres veröffentlichten Mitteilungen der Eve- ln,ing Times. Gewisse Umstände hätten dazu beige- trägen, das Interesse zu vermindern, das sein "Ab schluß vielleicht vor sechs Monaten erweckt häne. Der Vertrag war in seinen großen Linien oorauszcichcu, erwartet und bekannt. Es ist kaum mehr nölig, noch ^besonders zu betonen, daß er in keiner Weiie die all gemeinen Beziehungen der Mächte berühr:. Frankreich Jann nur wünschen, daß der Vertrag Rußland die ge wünschten Erleichterungen bringt. Indessen lanu cs das Blatt nicht lassen, Deutschland wieder einmal zu verdächtigen, daß es feine Versprechungen nicht halt. Als Beispiel wird die deutsche Haltung in Marokko ange führt, obwohl der Demps erst vor einiger Zeit cin- gestanden hat, daß es Frankreich gewesen ist, das sei nen Verpflichtungen Deutschland gegenüber nicht nach- gelommen ist. Das Journal des Dcbats sagt, der Lärm der deut schen Presse über die große Bedeutung der Potsdamer Besprechungen habe großes Mißvergnügen in Rußland verursacht. Frankreich labe sofort direkte Mitteilungen erhalten und die bündige Versicherung, daß die rein technischen Abmachungen über Persien die Stellung Rußlands in der Triple-Entente nicht verändern können. Tic deutschen Uebertreibungen hätten nur die Absicht ^lerfaigi Frankreich herabniseben Die Beurteilung des Abkommens in der russischen Presse zeigt, daß immer noch der Sovereign eine mäch tige Rolle in Rußland spielt So spricht die halbamt liche Roffjfa die Hoffnung aus, daß Deutschland seine Versprechungen erfüllen werde. Ter Artikel stellt in entschiedenem Tone fest, daß. die getroffene Vereinbarung an der Haltung Rußlands gegenüber seinen Verbündeten nichts ändere; das französisch-russische Bündnis und die Triple-Entente blieben durch das Uebereinkommen völlig unberührt. Tie Nowoje Wremja drückt den leb haften Wunsch aus, daß Deutschland diesen neuen Ver trag besser achten möge, als es mit der Algecirasakte geschehen ist. Tas Blatt stellt fest, daß die Verpflich tungen, die Deutschland durch das Abkommen übern om- -nen habe, negativer Art seien, während Rußland sich Jnqemkur Richter befreit! In den letzten Tagen des Mai d. I. war von Sa- l.'uiki aus gemeldet worden, daß der Ingenieur Rich ter der Jenaer Zeißwerkc von einer griechischen Räu berbande am L7. Mai bei Kokinoplo im Olympgebirgc gefangen und entführt worden sei. Er Halle dorr ge- iveill, um Gelündeme'sungen mit einem neuen Höhen- me'serapparat auszuführen. Seine ihm von der tür kischen Regierung vorsichtshalber mjtgegebenen Beglei ter, zwei Gendarmen, wurden ermordet. Richler aber wurde in die entlegenen Teile des Olympgebirgcs gc- brachr und war wildem spurlos verschwunden. Rct- iungserpeditionen wurden ausgeiändt, jedoch lange Zeit ohne Erfolg. Jetzt nun endlich kommt sie Kunde von der Rettung Richters. Folgende Tepe'chc meldet seine Wiederauffindung: Saloniki. Ingenieur Richter ist wohlbehal ten aufgefunden worden. Er wird über Kasan nach Saloniki gebracht. Die Auffindung erfolgte an der griechischen Grenze. Richter wurde zunächst den tür kischen Behörden in Elassona übergeben. Wie uns weiter ein Telegramm aus Jena meldet, ist bei der Firma Karl Zeiß am Mittwoch nachmittag vom Auswärtigen Amt in Berlin ein Telegraunu cingc- aangen, wonach der deuttchc Konsul in Saloniki bestätigt, daß Ingenieur Richter Hewett ist und lieh in Elassona befindet. lieber die Verfolgung der Räuber und ihre Forderun gen haben wir im Laufe der Zeit eingehend berichtet. Einzelheiten über die Befreiung Richlers liegen noch nick! vor. Sicher wird inan aber die Meldungen über den glücklichen Ausgang des Abenteuers, das Richter zu bestehen hatte, allcrwärts mit Freude begrüßen. Be sondere Freude hat die Nachricht über die Befreiung natürlich bei den Angehörigen des Vermißten bcrvor- gerufen, insbesondere bei dessen greiser Mutter. Dem „Berl. Lok.-A." wird darüber wie folgt berichtet: I e n a. Richlers Frau wir beim Eintreffen der Nach richt von der Auffindung ihres (Nuten sehr gefaßt, da 'ne stets an seine baldige Befreiung geglaubt hatte. Tief erschüttert war (eine achtzigjährige Mutter, die unter der guälenden Ungewißheit sehr gelitten hatte. Sie Alters selbst nach Saloniki zu fahren, in der Zuversicht, daß eine Mutter erreichen müßte, was allen anderen unmöglich ''chicn. In Jena war ein Komitee in der Bildung begriffen, das die Reiße der alten Danie mit Rat und Dat unterstützen wollte, und auch von der Reichsregieruna war ihr jede Förderung zugesagt wor den. Die heutige Nachricht enthebt die Greinn nun erfreulicherweise der Ausführung ihres Entschlusses. Weitere Deoelchcn lauten: § Saloniki. Richter wurde nach Erlegung eines Lösegeldes von viertausend türkischen Pfund von den > Räubern auf griechischem Boden freigclassen und bis in die Nähe des Milunnapasses geführt, wv er bei der türkischen Wache gestern früh eintraf. Deutsches Reich. Dresden. (Der sächsische Kultusminister Dr. Beck) ist von seiner Urlaubsreise zurückgekehrt. Nach der Rück kehr des Kultusministers wird die Vorbereitung der Volksschulreformvorkage, die nunmehr bestimmt dem kommenden Landtag zugehen wird, einen noch rascheren (Ming annehmen als bisher. Wie wir erfahren, beab sichtigt Exzellenz Dr. Beck die Vorlage in absehbarer Zeit der Oeffentlichkeit vorzulegen, damit diele noch vor Beginn des Landtags Gelegenheit hat, sich hin reichend mit ihr zu beschäftigen. Ob die Vorlage in diesem Landtag selbst noch verabschiedet wird, wird in politischen Kreisen bezweifelt. Man nimmt au, daß der Landtag sie nach seinem Zusammentritt zunächst «einer Kjoumnissivn überweisen wird, von deren Arbeit es dann abhängen wird, wie weit die Vorlage noch in der Landtagsieffion Gesetz wird. Berlin. (Was ist's mit Frhrn. v. MarschallIn einer Berliner Korrespondenz findet sich die folgende Betrachtung, die wir mit allem Vorbehalt wiedergeben: Es Hai mil Recht Verwunderung erregt, daß Frhr. v. Marschall, der deutsche Botschafter in Konstantinopel, an den Konferenzen auf Schloß Wilhetmshöhe beteiligt war, und man hört bereits die Vermutung, er werde an Herrn v. Kiderlen-Wächters Stelle treten, falls dieser in den Marokkoverhandlungen mit Frankreich nicht zum Ziele kommen sollte. Nach unseren Informa tionen ist mit solcher Eventualität schwerlich zu rech nen. Wohl aber wird, so heißt es, von den maßgebende,: Instanzen pflichtgemäß in Erwägung gezogen, was zu tun blicoc, wenn die Besprechungen mit Herrn Cambon ergebnislos verlausen sollten. Ten Streitfall vor das Forum einer neuen Marokkvkonfernz zu bringen, liege deutscherseits keine Neigung vor. Hingegen würde man, um das KriegSgespensl von der Szene zu verbannen, letzten Endes den Gedanken einer Anrufung des Haager Schiedsgerichts nicht grundsätzlich abweisen, und Sann als Hauptvertreter Deutschlands wahrscheinlich den klu gen Frhrn. v. Marschall nach dem Haag delegieren, zugleich den redegewandtesten der deutschen Diplomaten, der bereits früher durch eine mehrstündige glänzende Rede vor dem internationalen Schiedsgericht die deut sche Anschauung dort zum Siege führte. — (lieber den Inhalt des deutsch-russischen Geheim abkommens > ist. um falschen Ausstreuungen vorzubeu- gcn, eine gleichlautende Erklärung in Berlin und Pe tersburg in Vorbereitung. Die vorzeitige Veröffentlich ung über die Grundzüge des Geheimabkommens stellen eine Indiskretion bar. — (Marokko.; Tic offiziöse Pariser Presse ver lautbart, daß die Regierung auch nach Wiederaufnahme der Verhandlungen über die bisher gemachten Zuge ständnisse gegenüber Deutschland nicht hinausgchen werde. Tic übrige Presse rechnet bereits damit, daß Deutschland in Südwarokko festen linst faßt, was die allgemeine Unruhe in der Politik erhöht. — (Teuerung.) Wie verlautet, wird von den grö ßeren süddeutschen Städten die Einberufung eines deut schen Städtetages veranlaßt, um gemeinsame Maßnah men zur Linderung der Teuerung zu besprechen.