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und- 7' l- Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königl. GerichtsLmter und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. Freitag, den 18. Januar. 15. «xscheinendc Nummer angenommen. . ! < 77-.:- «in 77 I8SI. Tageblatt. Prei« vierteljShrach 15 Ngr. 1 Inserate werden big ) gespasteue AM oder berenRaum mit 8 Pf.' . /: uii": .ln^.'.'üD Freiberger Anzeiger dm Li« Mittag? 3 Uhr für die näch^ Totiesoeschichll'. Brand, am 10. Januar. Die Bescheerung für arme und gute Schulkinder kannte erst am heutigen Tage in dem Hauptschul gebäude vorgenommen werden. Anh der überwiegenden Zahl der armen Kleinen wurden diesmal 65 Kinder aus den beiden Mittel- classen vorzugsweise in« Auge gefaßt und dieselben mit Schulbü chern, Strümpfen, Handschuhen und ähnlichen Winterbedürfnissen beschenkt. Mit herzlichem Danke blicken wir bin auf die Mitglieder des Bürgergesangvcreines, welche keine Opfe?'an Gelds Mühe und Zeit schonten, um am 25. Decbr. 1860 zwei Singspiele zum Be sten des oben angeführten Zweckes aufzuführen, wobei nnr bedauer« lkch erscheint, daß eine beabsichtigte und gewünschte Wiederholung derselbe» infolge äußerer Hindernisse unterbleiben mußte. Auch der hiesige Bildungsverein hat uns 1 Thlr. als Reinertrag der Auf führung von Körners „Zriny" übergeben. Mit freudigem Danke wurden die ansehnlichen Geldgeschenke, welche auch in diesem Jahre ungenannte edle Kinderfreundc aus der Nachbarschaft Freiberg für unsere Kinder absendeten, begrüßt und in Empfang genommen. Auch dürfen wir der freudigen Geber nicht undankbar vergessen, die durch größere oder kleinere Liebesgaben «n Gelb oder Natu ralien, wie durch ihre persönliche Theiluahme bei der Bescheerung, den wohlthätigen Zweck fördern halfen.*) Wer sich deS Armen erbarmet, der leider dem Herrn; der wird ihm wieder Gute« ver gelten! Spr. 19, 17. — Nach den kirchliche» Nachrichten zu- sammengestcllt und veröffentlicht durch den Kirchner und ersten Lehrer zu Erbisdorf, sind in hiesiger Parochie, wozu außer ErbiS- dorf und Bergstadl Brand mit Oberzug noch das Filialkirchdorf St. Michaelis gehört, 111 Paar aufgebolen und 66 Paar getraut worden. Geboren wurden 363 Kinder und gestorben sind 156 Personen. Auf Brand allein kommen 142 Geborne und 60 Ge storbene. Communicanten waren 3876, incl. 101 Katechumenen. Vor 100 Jahren, also im Jabre 1760, sind in hiesiger Pa rochie 49 Paar aufgebotcn und 39 Paar getraut worden. Die Zahl der Gedornen war 148 und der Verstorbenen 311. Damals bildete der obere Zug noch keine Gemeinde; denn er bestand bloS aus einigen dürftigen Wohnungen. Brand zählte im Jahre" 1760 in 137 Häusern 1096 Einwohner, unter denen sich nur 9 Hand werker und ziemlich eben so viel Handelsleute befanden. Brand war damals, wie Freiberg selbst, ein mit vielen Bergfreiheilen be gnadigtes Bergstädtchen. Jenes Jahr 1760 führt unS in der Erinnerung mitten in den siebenjährigen Krieg hinein, den Friedrich der Große am 29. Aug. 1756 begann, um die fruchtbar^ Provinz Schlesien zu behaupten. Brand, dessen Werth man als silbcrgrabende Bergstabt weit über schätzte, mußte in jenem Kriege viel Drangsale erdulden, noch weit mehr aber Freiberg, welches als eine überaus reiche Stadt in der Nähe wie in der Ferne einen großen Namen hatte. Tausende von Soldaten lagen dort beständig im Quartier, und zogen die Preußen aus, so rückten unmittelbar die österreichischen Regimenter ein, von rohen Kroaten begleitet. Die angesehene Bergstabt hatte namentlich viel Silber, Rekruten und starke Contributtonen zu lie fern. Am 15. Oct. 1758 mußten die Oesterreicher Freiberg ver laffen nach einem kurzen Kampfe, welcher 10 Todte und 70 Ver wundete hinterließ. Die Preußen fanden die Thore verschlossen, denn der österreichische Feldmarschall v. Hadick hatte die Schlüssel mitgenommen. Die Preußen fluchten mörderlich, als sie lange auf den Schlosser warten mußten, und man befürchtete in der Stadt eine Houptplündcrung. Allein die Feinde Zeigten sich edel sind der ' Die Rechnung .über Einnahme, Ausgabe, . Veetheilung »r. liegen.vti tem Vorsteher des Bürgergesangverei»», Herm Stadirath Herklotz,,jur. all gemeinen Ansicht bereit. ,.>? : , - eP Stadt wurde nicht da« geringste Leid zugefügt; nur zahlen mußte, sie und 86 Mann Rekruten liefern, die aber später fast alle bett Preußen wieder entliefen. Im Jahre 1759 verweilte Friedrich dSr Große von Preußen vom 30. Nov. bi» 2. Aecbr. in Freiberg. In der letzten Nacht wäre er beinahe im Bette verbräunt: Der vielbeschäftigte Regent pflegte nämlich ost noch im Bette zu lesen. Vor Ermüdung fielen ihm die Augen zu, al« er rechtzeitig noch durch ein Knistern und leises Wehen erweckt wurde Al» er da»- schlaftrunkene Haupt erhob, brannten bereit» die Notenhrfte auf dem Tische und Feuerflämmchen fuhren an den Vorhängen-in, die Höhe gleich flüchtigen Lichtgeistern. Der unerschrockene Regent sah sich zunächst nach Wasser um; als er keines fand, ergriff er da» Nachtgeschirr und goß den Inhalt desselben auf: da» brennende Bett und die Noten ; mit fester Hand riß er die halbverbrannteN Vorhänge herunter und drückte das Feuer au». Nun erst schlug er mit dem Krückenstocke auf den Tisch, so daß eilig HilfSpersonen herbeisprangen, um Alle» wieder in Ordnung zu bringen. Am 12- Jan. 1760 verlantzten die Preußen außer den ge wöhnlichen Abgaben eine Contributton von 40,000 Thalern binnen 8 Tagen. Obgleich selbst die Dienstboten dazu beisteuern mußten, brachte man doch nur 33,823 Thlr. zusammen. Wa» in Freiberg niHt zu erholen war, suchte man auf den benachbarten Ortschaften^ wie Tuttendorf, Berthelsdorf, Brand re. zu erheben, und die Chronik von Benseler giebt an, daß die Preußen mit ihren Hilf»«' truppen vom Monat August 1759 an bis zum 2S. April 1760' in den Umgebungen von Freiberg für 438,674 Thlr. 22 Ggr. 6 Pf. Schäden angerichtet haben. Am 25. April 1760 zogen die Preußen aus Freiberg fort, nahmen noch 9000 Thlr. AccisgeldSw' auf den Weg mit und machten den kaiserlichen Husarey und- den wilde» Kroaten Platz. Diese besuchten nun auch au» purer Freund- - schäft die kleine Bergstadt Brand und hießen hier all«» Bewegliche, was ihnen wohlgefiel, mitgehen. Waren die Bergleute anderer Ansicht, so erhielten sie so und so viel unmenschliche Prügel, hi» sie liegen blieben und nicht mehr mucksen und widerstehen kannten. Obgleich die Kroaten auf sächsischer Seite standen, trieben sie e» doch viel schlimmer, als die Feinde selbst; sie stahlen ärger wie die Raben, schimpften die armen Bergleute „verfluchte Ketzer" und „lutherische Hunde", und das übrige österreichische Militär stimmte, mit nur seltenen Ausnahmen, lachend ein. - ' Dabei waren die lieben Kroaten keine sonderlichen Freunde von reinem Wasser; gebranntes Wasser soffen sie kannenweise; von klarem Wasser aber mochten sie nicht» wissen; daher wuschen sie ' sich nur selten und in der Regel nur zu einem Festtage, wenn sie dazu commandirt wurden. Dafür rauchten sie eine noble Sorte von Tabak, der einen mörderlichen Geruch verbreitete und die ar men Bergleute, die doch in dieser Hinsicht nicht sonderlich verwöhnt waren, gewaltig in die Augen biß, so daß sie Helle Thränen ver gossen. Die Kroaten nannten ihr edle» Kraut türkischen Tabak, allein die Bergleute beehrten es mit dem Namen Stänker oder Lausewenzel. Am 1. Adventsonntage 1759 ging in Brand Ei» r kaiserlicher Soldat mit der schmierigen Pfeife auf den Boden eine» Hause», um Heu für die Pferde zu holen. Kaum eine Biertei- stund« später brach Feuer au» und 6 Häuser wurden ein Raud dex Flammen, leider auch ein sechsjähriges Mädchen, das im Rauche in der Kammer erstickt war. Auch der Thurm der SchuA haw dabei wesentlich gelitten. Kein Wunder, dqß die Einwohner Brand s sich sehr freuten, als r» im Nov. 1760 hieß: Die Preußen find - wieder in Freiberg «ingerückt. , - . . ... . Diese waren zwar Feinde, allein sie schimpften doch nicht so l schrecklich, prügelten nicht und schlugen nicht um sich wie bissige Raubthjere; sie verlangten nicht« als eine Kleinigkeit, nämlich 150,000 Thlr. Contribution von Freiberg, und, von Brandt gar nicht-, weil der arme Ort nichts mehr zu geben hatte. Dnrch die , vielen Soldaten, die Brand zu ernähren hatte, , waren , di« L^h«n»« >>