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28. Jahrgang- Nr. 2. Donnerstag, den 3. Januar 1S01. Redaction und Expedition: Bahnstrahe 3 (nahe dein K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich I Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. sir HviMsim-knWih LbttlWMtz, GttsMs, Lugau, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf Jnsertionsgebühren: die sünfgespalt^ auswärts^ Raum für den Berbreitunasbezrrk Pfg-, Aufgabe Rabatt. Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger ^»^er bis «or«. Annahme der Inserate für die ^»rher erbeten. 1« Uhr. Größere Bekanntmachung, Anmeldung der Hunde, zur Versteuerung betreffend. Auf Grund des Gesetzes vom 18. August 1888 und des Hundesteuer-Regulativs vom 18. Juli 1900 werde» alle diejenigen, welche in der Stadt Hohenstein-Ernstthal Hunde besitzen, aufgefordert, über die in ihrem Belitz' befindlichen Hunde bis zum 12. Januar 1801 in der Stadtstcuer-Einnahme— Nathhaus Hohenstein-Ernstthal, Zimmer Nr. 2 — schriftlich Anzeige zu erstatten und bi« zum 30. Januar 1001 die erste Hälfte der Hundesteuer mit 4 Mark für je einen Hund ebenda- sildst zu bezahlen. Unterlassung der schriftlichen Anzeige wird als Hinterziehung mit dem dreifachen Betrage der jährlichen Steuer bestraft. Hohenstein-Ernstthal, den 2. Januar 1901. Der Stadtrath. in. Polster. Bekanntmachung. Herr Rityard Fritz Elster ist heute als Rathsexpedicnr in Psiich: genomm-.n worden. Hohenstein-Ernstthal, am 2. Januar 1901. Der Stadtrath. vr. Polster. ist Bekanntmachung. Der bisherige Nachtschutzmann in Oederan Herr Earl Johannes Barthold heute als Schutzmann in Pflicht genommen wmden. Hohenstein-Ernstthal, am 31. Dezember 1900. Der Stadtrath. vr. Polster. — v- Anmeldung der schulpflichtigen Kinder in der 2. Bezirksschule. Die Anmeldung der Kinder, psP bts AUM 30. das 6. Lebensjahr erreichen und Ostern E die 2. Bezi«»^ suchen, erbitte ich in der Woche vom 7.—12. Januar: Montag, Dienstag, onn tag, Freitag von 2—4 Upr. Vorzulegen ist für UÜe der Impfschein, für au wärt« Geborene außerdem die Geburtsurkunde mit Tausbescheinigung. Das anzu meldende Kind ist mitzubringen. , Hohenstein-Ernstthal, den 2. Januar 1901. Patzig, Direktor der 2. Bezirksschule. Städtische Sparkasse Hohenstein-Ernstthal. Verkehr im Monat Dezember 1900. 1101 Einzahlungen in Höhe von 121198 M. 99 Pf. 551 Rückzahlungen in Höhe von 98 040 M. 80 Pf. Mehr-Einzahlungen 23 158 M. 19 Pf. Das Einlagen-Guthaben betrug Ende Novbr. 4 792 283 M. 41 Pf. Ende Dezbr. 4815441 M. 60 Pf. Der Gesammtumsatz im Dezbr. betrug 330 852 M. 44 Pf. Eröffnet wurden 143 und erloschen sind 82 Konten. Berkehr im Jahre 1000. Einzahlungen: 1065 274 M. 60 Pf. in 10214 Posten Rückzahlungen: 1022 673 M. 28 Pf. in 6092 Posten Mehreinzahlungen: 42 6O1M.32P^ Gesammt-Umsatz: 3595921 M. 97 Pf. Neue Konten: 1170 Erloschene Konten: 894 Einlagen-Guthaben: Ende 1898 -- 4685412 M. 75 Pf. (einschl. der kapitali- Ende 1899 -- 4 772840 M. 28 Pf. sirten Zinsen) Ende 1900 --- 4970000 M. (rund) Zinsfuß für Spareinlagen 3///, Die Sparkasse befindet sich im Stadthause — Neu markt — und ist jeden Wochentag von 8—1 Uhr und 3—5 Uhr geöffnet. T a g e s st e s ch i ch t e. Deutsches Reich. Berlin, 31. Dezember. Die chinesischen Unter händler notificirten die Annahme der Friedensbeding ungen dem spanischen Gesandten und ersuchten um so fortige Einstellung der Expeditionen, sowie Einberuf ung einer Konferenz zur Unterzeichnung der Note und zum Beginne der Verhandlungen. — Der Mörder des Freiherrn von Ketteier, der Unterofficier in der Mand schurei, Enhai, ist nunmehr zum Tode verurtheilt worden. Man hatte den Urtheilsspruch bis jetzt aufgehoben in der Hoffnung, noch genauere Einzelheiten über die Anstiftung des Verbrechens aus dem Verhafteten heraus zubringen. Die Vollstreckung der Todesstrafe wird wahrscheinlich an derjenigen Stelle der früheren Hatamenstraße, jetzigen Kettelerstraße, erfolgen, wo der deutsche Gesandte ermordet wurde. — Aus den südafrikanischen Minen der Engländer sollen große Summen für Agilationszwecke nach Köln und Berlin grflosien sein, um Stimmung zu Gunsten der Aktiengesellschaften und gegen die Buren zu machen. Daß es wirklich geschehen, steht keineswegs fest. In dem Geschäfts-Bericht der De-BeerS-Gesellschaft sollen die Summen aufgesührt sein. Als in der deutschen Presse etwas vorschnell Andeutungen gemacht wurden, als wenn die Kölnische Zig. dadurch in Verdacht gerathen könne, wehrte diese jede Verdächtigung in der denkbar schärfsten Weise ab. Daraus erklären denn beule die Leipz. N. Nachr., welche die Sache zuerst ausgebracht haben, daß sie niemals die Kölnische Ztg. mit jenem Agitationsfonds „Köln" in Verbindung gebracht haben. Der Leitartikler des genannten Blattes aber schreibt: Ich erkläre, daß die in den Leipz. N. Nachr., Nr. 346 und Nr. 351, veröffentlichten Mittheilungen über gewisse Posten in dem Geschäftsbericht der De Beers Company von 18Y9 von mir herrühren. Die Kölnische Zeitung hat diese Mit theilungen als eine Verleumdung bezeichnet. Ich fordere hiermit die Kölnische Ztg. aus, mich wegen dieser angeb lichen Verleumdung gerichtlich zu belangen, wen» anders sie nicht in den Augen jedes anständigen Menschen dauernd gerichtet erscheinen will. Ich bin bereit, alsdann eine Reihe von Zeugen zu nennen, die den belr. Bericht gelesen, und auch Kenntnih von weiteren, mit der An gelegenheit zusammenhängenden Vorgängen gewonnen haben. Dr. Paul Liman, Berlin, Wittenbergplatz 1. — Nachwehen wird der Prozeß Sternberg viele haben. Bis jetzt sitzen nicht weniger als acht Personen in Untersuchungshaft, von denen sich der Kriminal kommissar Thiel in der übelsten Lage befindet. Er w:rd sich wegen Amtsverbrechen und Zeugenbeein flussungen vor dem Schwurgerichte zu verantworten haben. Da die Voruntersuchung sich infolge der Flucht Luppas schwierig gestaltet, so erscheint es ausgeschlossen, daß die Angelegenheit bereits im Januar das Schwur gericht beschäftigen wird, dagegen ist gegen Frl. Platho und Genossen bereits wegen Beleidigung des Ober staatsanwalts Jsenbiel Anklage erhoben und Termin auf den 14. Januar anberaumt worden. Man sieht in juristischen Kreisen den Verlauf dieses Prozesses mit einiger Spannung entgegen, da er insbesondere auch auf die Maßnahmen eines der Vertheidiger, des Rechts anwalt vr. Werthauer, einiges Licht werfen dürfte. — Schutzmann Stierstädter, der »m Prozeß Sternberg so viel genannte unbestechliche Kriminalbeamte, der fest und muthig mit starker Hand das Lügengewebe Stern bergs und seiner „Macher» zerrissen hat, fft wieder m den regulären Dienst eingetreten. Krunmalkomnnffar v. Treskow hat sich übrigens nach den Anstrengungen der achtmöchigeu Prozeßverhandlungen veranlaßt ge sehen, seine Beurlaubung bis zum 1. Januar nachzu- suchen, die ihm auch gewährt wurde. Ebenso haben sich die betheiligten Richter und Staatsanwalt Braut bis zu dieseni Termin beurlauben lassen. — Gegen den Justizrath Sello und Rechtsanwalt Werthauer ist nunmehr auch die förmliche gerichtliche Voruntersuchung wegen Begünstigung eröffnet worden. Es wird gegen die genannten beiden Anwälte die An schuldigung erhoben, dem inzwischen zu zweiein halb Jahren Zuchthaus verurtheilten August Stern berg in strafbarer Weise wissentlich Beistand geleistet zu haben und ihn der Bestrafung zu entziehen, ß 257 des Strafgesetzbuches bedroht dieses Vergehen (Be günstigung), wenn es des eigenen Vortheils wegen be gangen ist, mit Gefängnißstrafe bis zu fünf Jahren; ist die Begünstigung nicht des eigenen Vortheils wegen erfolgt, so tritt Geldstrafe bis zu 600 Mark oder Ge- fänguiß bis zu einem Jahre ein. — Justizrath Sello wird beschuldigt, den Angeklagten Sternberg dadurch in unzulässiger Weise begünstigt zu haben, daß er mit dem Kriminalkommissar Thiel, obgleich er gewußt habe, daß Thiel ein bestochener Beamter sei, gemein sam zu Gunsten Sternbergs thätig war, daß er trotz seiner Kenntniß der Sachlage die Vertheidigung Thiels in der Gerichtsverhandlung beantragte, und namentlich daß er einen Brief der Masseuse Fischer dem Ange klagten Sternberg direkt übergab, statt der gesetzlichen Vorschrift entsprechend ihn dem Vorsitzenden zuerst vor zulegen. — Gegen Rechtsanwalt Werthauer wird geltend gemacht, daß in seinem Büreau der inzwischen flüchtig gewordene Luppa eine Art Geschäftsstelle für seine Aktion zu Gunsten Sternberg» etablirt hatte, daß aus dem Büreau de« Anwalts mehrfach Geldbeträge zu Gunsten Sternbergs gezahlt wurden, daß er einen Brief der Sternberg belastete, ankaufen wollte, und daß er der Zeugin Pfeffer, von der er gewußt habe daß sie gegen Sternberg belastend aussagen werde, den Vorschlag °uf die Seite der Freunde Sternberg« zu Der Voss. Ztg." wird au« London telegraphirt: