Volltext Seite (XML)
Bon dieser Zeitschrift erscheint wöchentlich eine Nummer in Jni- perial-Quart, welcher zu öfterm erläuternde Zeichnungen, Karten, Pläne und Ansichten beigegeben werde». Der Abonnementspreis beträgt hier Orts drei Thaler für das Halbjahr, und nehmen alle Buchhandlungen, Postämter und Zeitung s - Erpeditionen de« In- und Auslandes Bestellungen entgegen. Planmäßige Beiträge werde» anständig honorirt und unter Adresse der Redaction oder, wem Leipzig näher gelegen, durch Vermittelung des Herrn Buch händler Wilh. Engelmann da selbst erbeten. Eisenbahn - Jeitung. Draunschweig, 22. September. 1844. Memoire über die Nutzung der Belgischen Eisenbabnen. (Schluß.) Auf dieselbe Weise, wie wir es hier mit dem Gan zen der ersten Züge gemacht haben, könnte man Ta bellen in Bezug aufdas Ganze der zweiten, dritten re. Züge ebenso leicht aufstellen. Da es aber nicht unsere Absicht ist, hier eine voll- ständige Schilderung des Verkehrs zu geben, so j halten wir es nicht für nöthig, sie zu liefern. Wir begnügen uns damit, darauf aufmerksam zu machen, daß die Pünktlichkeit und Universalität der Cvmmunicationen zur Folge haben würde, die Anzahl der Passagiere zu vermehren; wir wollen unter tausend Beispielen die man sich denken könnte, nur eins wählen. Angenommen, drei Kaufleute, welche an entge gengesetzten Stellen von Belgien, der eine zu Der- vierS, der andere zu Ostende, der dritte zu Tournay wohnten, hätten einen Contract zu unterzeichnen; indem sie des Morgens abfahren, kommen sie Alle zu derselben Stunde nach Mecheln, wo sie die Un terschriften auswcchscln, um HUHrwiederabfahren, und nm 2 oder 3 Uhr wieder zu Hause sein können. Wenn einige Artikel eine weitere Besprechung erfordern, so können sie einige Stunden dazu ver wenden, und doch an demselben Tage noch wieder zu Hause sein. Solche Erleichterungen würden sür die Kauf leute soviel Anziehendes haben, daß ganz gewiß die Anzahl der Passagiere sich vermehren würde. Wenn diese Ankunft an demselben Orte und zu derselben Stunde, von welcher Gegend her man auch kommt, für den Handel von großem Wertste ist, so ist es von nicht geringerer Bedeutung, im vor aus zu wissen, zu welcher Stunde man an einem bestimmten Orte anlangen wird, um seine Angele genheiten demgemäß zu reguliren. Das ist aber ein Vortheil, welchen noch das Convergenzsystem dar- bictet, weil dessen Haupt-Basis die Ankunft zur n. festgesetzten Stunde ist, woraus die der Abfahrt sich von selbst ergiebt. Nicht alle Dampfstraßen sind dazu bestimmt, daß dieselbe commercielle Bewegung auf ihnen herr schen sollte; niemals werben die Eisenbahnen von St. Trond nach Landen und von Tournay nach Courtray eine solche Bedeutung haben, wie die von Antwerpen nach Köln, und von Brüssel nach Antwerpen. Es würde also ein völliger Unsinn sein, wenn man allen diesen Bahnen dieselbe Wirksamkeit zu- theilen wollte. Wir wollen sehen, wie man ohne die Harmonie des Systems zu stören, die Wirksamkeit gewisser Bahnen, wo z. B. vier Bahnzüge der Thätigkeit zu viel sind, verringern könnte. Angenommen, aus den Bahnen von Gent nach Ostende und von Gent nach Courtray wären nur drei Züge nothwcndig, so beseitigt man den zweiten Zug, um nur den ersten, dritten und vierten beizu-! behalten. Angenommen ferner, daß zwischen Courtray und Tournay zwei Züge hinreichen, so beseitigt man j den zweiten und vierten, um nur den ersten und! dritten bestehen zu lassen. Angenommen, ein einziger Bahnzug ist zwischen! Landen und St. Trond hinreichend, so schafft man; die drei letzten auf dieser Bahn ab. Alle diese Abschaffungen verhindern das System nicht, derselben allgemeinen Vorzüge sich zu erfreuen. In der That wird man immer von welcher Belgi schen Stadt es auch sei, das ganze Land auf einem Bahnzuge mit großer Schnelligkeit durchschneiden können; manwird immer, vonjeder beliebigen Stadt aus, mit allen andern in Verbindung stehen. Die allgemeine Durchkreuzung wird immer in dem Centralpunkte vor sich gehen, die Ankunft wird! in allen Städten ganz genau zu derselben Stunde j stattfinden; mit einem Worte, Nichts wird an dem Systeme verändert werden; nur werden einige Städte von geringer Bedeutung weniger Commu- nicationen haben, als die anderen. Wir wollen jetzt den Fall näher betrachten, wenn vier Bahnzügc hinreichen würden, eine Eisenbahn ¬ strecke, z. B. die von Antwerpen nach der Preußi schen Gränze,zu bedienen. Angenommen, der Ver kehr auf derselben wäre so groß, daß zwei Güter- Convois mehr nothwendig würden, so daß die Zahl der täglichen Bahnzüge, anstatt auf 4, auf 6 ge bracht werden müßte. Dies wird nicht mehr Ver wirrung in das System bringen, als es die Ab schaffungen gethan haben; man würde noch zwei Supplementair-ConvoiS auf dieser Strecke ein führen. Wenn neue Zweigbahnen bei einer Eisenbahn hinzukommen, so wird dadurch in dem allgemeinen Systeme der Verwaltung keine Störung hervorge bracht; denn es ist hinreichend, einen oder mehre Convois auf diesem Zweige einzurichtcn, welche, indem sie mit den übrigen Zügen corrcspondiren, demselben alle Vortheile einer allgemeinen Ucber- einstimmung verschaffen werden. Was die Zeiten der Abfahrt und Ankunft betrifft, so werden sie sich nach der Stelle richten, welche diese Zweigbahn auf der Karte einnimmt, und nach den vorher aufge stellten Grundsätzen zu berechnen sein. Man sieht also, daß dieses System alle Erforder nisse erfüllt, ohne jemals von seiner Regelmäßigkeit etwas einzubüßen, es hat gewissermaßen eine ela stische Natur. Es ist damit, wenn es mir erlaubt ist, mich eines artistischen Vergleichs zu bedienen, wie mit der Auf fassung des Sujets eines Gemäldes, wovon der Maler den Entwurf auf die Leinwand gezeichnet hat; er kann nachher noch die Schatten verdunkeln, das Licht vertheilen, um den Effect davon zu ver mehren; er kann die Farben stärker auftragen, und nach seinem Belieben verändern; aber die ursprüng liche Auffassung bleibt doch dieselbe, und daö En semble beherrscht immer die einzelnen Formen. In diesem Konvergenz - Systeme findet man also, mehr als in jedem anderen, die Sparsamkeit, daS Zusammentreffen der Aukunftzeiten und die Man nigfaltigkeit der Commum'calioncn vereinigt. Ob gleich dasselbe nur durch diese letztere Eigcnthümlich- keit für das Thema, welches wir hier behandeln, ein Interesse hat, so staben uns doch die anderen zu wich tig geschienen, um sic mit Stillschweigen zu über-