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für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anze>s«n»«i»: di« S,kspalt«u« Ram«,«U« roikpfg., diel gespalten« Drile dkr amtliihen Bekanntmachungen 40MNch» Pfennig, dtp z gespaltene Reklamez«il« im textlichen Teile 1 Reichamark. Nachweisung«gebühr ro Reichrpsennig«. V«» geschrieben«Erscheinung«. tage und Platzpoischrtsm» werden nach Md,lichk-it Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt, «nxeigr». annahme bi« norm.!» Uhr. ! — Für die Richtigkeit d« durch Fernrus übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine D-r-ntie. Jeder Raballanspruch erlischt, wenn derBetra, dnrch Klage cingezagen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anp-ig-n nehmen alle Dermiitlung«stellen entge,«n. Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, erscheint an nSen Werktagen nachmittag» 5 Uhr. »kzng.prri«: Bei «bhalun, in n r » «d den «u.gabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 RM., bei Poftbeftellung Ui«»s,.«üePostanftalt?ü Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend PostbotenÄunferU^ trü«erund De<chLft»ft-ll-n —— ! U 2-2 nehmen zu jeder Zeit B-. stelluugen entgegen. I«Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonMger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 147. — 86. Jahrgang. Telegr.»Adr.: .Amtsblatt* Wilsdruff- Dresden Postscheck: Dresden 2K40 Montag, den27 Juni 1927 Ln die Versenkung! Reichsrat und Mieterschutz. Zu den Beschlüssen des Reichsrats, das Reichsmietengesetz und das Mieterschutzgesetz bis 1. Juli 1929 zu verlängern, wird i ' geschrieben: Unsere ganze Wohnungsgesetzgebung nach dem Kriege ist eine einzige große Tragödie. Sie wäre noch schwerer zu ertragen, wenn diese Tragödie nicht ab und zu unter brochen würde durch einige Grotesken, wobei allerdings die Betroffenen des Groteske weniger empfinden als die erfreulicherweise Unbeteiligten. Es gibt keine Behörde im rieben Deutschen Reich, die sich so unbeliebt gemacht hat wie die Wohnungsämter. Man wirft ihnen Selbstherr lichkeit vor und eine ganze Reihe von Skandalen haben dafür gesorgt, daß „ihr Ruf nicht fein ist", wie Paulus von den Kretern schreibt. Und es wird nicht gerade dazu beitragen, ihre Beliebtheit zu erhöhen, wenn man jetzt mit erstaunten Augen lesen mutz, daß die Stadt Berlin ihr Zentralwohnungsamt und ihre Wohnungsämter während des Monats Juli für den Publikumsverkehr schließt, weil sie angeblich nicht in der Lage seien, während der diesjährigen Urlaubsperiode den Dienstbetrieb im vollen Umfange aufrechtzuerhalten. Schuld daran sei die starke Verminderung des Personalbestandes. Man will nur be sonders dringende Angelegenheiten, z. B. Exmissionen, in dieser Zeit auch mündlich erledigen. Es wären erfreuliche Aussichten, wenn auch andern orts diesem Vorgehen der Stadt Berlin Folge geleistet Würde. Man weiß nicht, ob man lachen oder Weinen soll, daß für die Wohnungsämter die aller- wichtigstc Angelegenheit der Hinauswurs von Mietern ist, die mit ihrem Zins im Rückstand geblieben sind. Und wenn die Welt cinfällt, wenn Katastrophen geschehen, wenn ein Wirbelsturm vielleicht Straßen niederlegt — die Wohnungsämter bleiben geschlossen. Und wenn diese Be- hörde erklärt, für die Urlaubszeit den Betrieb zu schließen, s0 können ja auch andere Behörden nnd Einrtchninaen diesem Beispiele folgen! Der unbescheidene Zeitgenosse ist allerdings der geradezu unmöglichen Ansicht, daß die Wohnungsämter für den Bürger da sind und nicht umgekehrt. Nichts hat soviel Verbitterung und Verärgerung hervorgerufen wie die Tätigkeit der Wohnungsämter. Gewiß ist ihnen allein nicht alle Schuld zuzuschreiben, sondern unsere ganze Wohuungswirtschaft trägt letzten Endes die Verantwortung dafür; aber daß nun diese Dinge noch erschwert werden dadurch, daß eine ganze Zeit lang der Apparat einfach nicht funktioniert, wird zur Er höhung der Beliebtheit dieser Ämter nicht gerade bei tragen. Der unbescheidene Zeitgenosse glaubt auch, es sei Wohl zweckmäßiger, für die Bureauarbeit in der Urlaubs zeit vielleicht Abgebaute heranzuziehen, wenn wirklich Not am Mann in den Wohnungsämtern ist. Oder sollte dort die Arbeit an so viel Können und so viel Vorkeuntnisse geknüpft sein, daß ein früherer Beamter sie nicht auch leisten kann? Das schlimmste ist, daß die Dinge in absehbarer Zeit kaum anders werden. Das Mieterschu tzqesetz ist ja soeben im Reichsrat bis zum 1. Juli 1929 ver längert worden, ebenso wie das Reichsmieten gesetz. Hierbei hat sich eine bezeichnende Szene abge spielt, da der Antrag der Reichsregierung, die gericht liche Erzwingung einer Räumung zu er leichtern, durch den Reichsrat abgelehnt wurde. Das sind alles Notbeschlüsse, die von außen her an der Krankheit herumdoktern, dem übel aber nicht in seinem Ursprung zu Leibe gehe«. Hat es doch — auch wieder in Berlin — so außerordentlich böses Blut gemacht, daß die bekannten Wohnungsbaupläneeinesamerikanischen Syndikats abgelehnt worden sind, dafür aber, vor läufig wenigstens, auch nicht der geringste Ersatz etwa durch Annahme eines Angebots von anderer Seite her geschaffen wurde. Außerdem spürt ja der Mieter an jedem Monatsersten bei der Zahlung der Hauszinssteuer immer von neuen: das Unerquickliche all dieser Dinge, die von der Wohnungszwaugswirtschast hervorgerufen worden sind. Er muß Steuern zahlen, mit Hilfe derer die Wohnungs not gemildert werden soll, er liest in seiner Zeitung nicht gerade selten von wunderschönen Versprechungen, daß »lies nun bald besser werden soll, — aber er sieht nichts ."von. Man weiß Nicht, was für den Staatsbürger pein licher nnd unangenehmer ist: ob mit der Finanzbehörde zu Verkehren oder mit dem Wohnungsamt. Es würde ein Aufatmen durch ganz e utschland gehen, wenn die Wohnungsämter mcht bloß auf einen Monat schließen würden, wie in Berlin, sondern nach Möglichkeit ganz in der Versenkung verschwänden. Darum: Baut Wohnungen! ZoNvorschläae der ReichMMMNg. Erhöhungen für Kartoffeln und Schweinefleisch. Die in letzter Zeit so vielfältig besprochenen Zoll- änderungen scheinen jetzt in Fluß zu kommen, da die Reichsregierung jetzt ihren Gesetzentwurf über die künftigen Zollbestimmungen dem Reichsrat zugeleilet hat. In der Begründung zu dem Entwurf heißt es u. a.: In den Beschlüssen der Wcltwirtschaiiskonserenz kommt Wissenschaft in Not. Zur Deutschlands Weltgeltung. Ein Appell aü die Reichsregierung. Führende Männer der deutschen Wissenschaft, der deutschen Wirtschaft und der deutschen Arbeit haben an die Reichsregisrung zu Händen des Reichskanzlers Dr. Marx ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt: Mehr denn je bedarf es einer Vertiefung und Erwei terung der wissenschaftlichen, forscherischen und kulturellen Grundlagen von Wirtschaft, Volkspflege und Volksgesund heit, die zugleich eine Grundlage unseres Geisteslebens sind. Die steigenden äußeren Belastungen, der scharfe wissenschaftliche und wirtschaftliche Wettbe werb des Auslandes, die erschwerte Geltend machung unseres Welteinflusses, das starke Ausmaß von Anspannung unserer produktiv schaffenden Kräfte ver langen ein Höchstmaß wissenschaftlicher Arbeit, eine ge steigerte Wirkungsmöglichkeit der deutschen Forschung, den Aufschluß neuer Methoden, erfolgreiche Wege forsche rischen Findens und Suchens. Voraussetzung dafür ist die Bereitstellung ausreichender öffentlicher Mittel. Aus dieser Erkenntnis heraus haben Reichsregierung und Reichstag trotz der Notlage unseres Volkes während der letzten Jahre beachtliche Mittel frei gemacht. Damit wurde ein hoffnungsvoller Anfang geschaffen, um in zahlreichen Spezialforschungen auf den Gebieten von Wirtschaft und Gesundheitswesen durch gemeinsame Arbeit der Kaiser- Wilhelm-Gesellschaft und der Rotgemeinschaft der Deut schen Wissenschaft wie anderer vom Reich geförderter For schungsstätten Ergebnisse zu erzielen, die zusammen mit den wissenschaftlichen Leistungen der deutschen Hochschulen und Akademien der Eigenart und den Lebensbedingungen des deutschen Volkes entsprechen. Erst der Wiederbeginn dieser Forschungsarbeit hat gezeigt, welche Fülle il n - gelöster Fragen auf allen Gebieten den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt hemmen. Angesichts der Größe und der Zahl der zu lösenden Aufgaben, die als Lebensnotwendigkeiten unseres Volkes empfunden wer den, sind die ausgeworfenen Mittel kaum als ausreichend zu bezeichnen, zumal die Länder mit ihren wichtigen und unersetzlichen kulturpolitischen Unterrichts- und Er ziehungsaufgaben nur einen Teil der eigentlichen For schung zu übernehmen in der Lage sind. die Tendenz zum Ausdruck, daß ein allgemeiner Abbau des Zollniveaus wünschenswert ist Dieser Auffassung will die Reichsregierung dadurch Rechnung tragen, daß sie den Reichswirtschaftsrat ersucht, sosort in Beratungen darüber einzutreten, welche Zollpositionen unseres Zolltarises autonom ermäßigt werden können. Darüber hinaus soll auch mit den Vertragsländern in Verbindung getreten werden, um durch neue Verhandlungen beiderseitige Vertragssätze ebenfalls zu senken. Wenn hiermit die Rcichsregnrung den Beschlüssen der Weltwirtschastskonserenz weitgehend Rechnung trägt, so befindet sie sich außerdem in voller Übereinstimmung mit den gerade für die Landwirtschaft gefaßten Resolutionen, wenn sie Vorschlag!, den K a r l o s j e l z n l t und den Zoll für frisches Schweinefleisch zu erhöhen. In den Be schlüssen der Wcltwirtschaftskonferenz ist besonders daraus lnu- gewiesm, daß die mißliche Lage der Landwirtschaft daüms zurückzusühren ist, daß das Gleichgewicht zwischen den Preisen der landwirtschaftlichen und den der industriellen Erzeugnisse gestört sei. Diese Störung habe zur Folge gehabt, daß viel fach die Landwirte für ihre Arbeit und sür ihren Kapitalauf wand keine genügende Entschädigung erhielten. Dies trifft sür die deutschen Verhältnisse hauptsächltch auf die beiden landwirtschaftlichen Erzeugnisse zu, die eine wesentliche Grundlage der landwirtschaftlichen, insbesondere der bäuer lichen und Kleinbetriebe sind, nämlich Kartoffeln und Schweine- fleisch Das gilt in besonderem Maße für die leichten Böden des deutschen Ostens. Man kann, insbesondere im Osten, eine praktische Siedlungspolitik nur treiben, wenn den Siedlern die Gewähr gegeben ist, daß sie ihr Auskommen finden. Die Forderung höherer Mitchzötte. Eine Kundgebung der südbayerischen Milchbauern. In einer großen Kundgebung der südbayerischen Milchbauern wurde die gegenwärtige Lage der Milchwirt schaft als geradezu katastrophal bezeichnet und festgestcM, daß die bayerische Milchwirtschaft erledigt sei, wenn nicht in kurzer Zeit eine fühlbare Besserung erzielt werde. Der bayerische Landwirtschaftsminister Fehr teilte mit, daß die bayerische Staatsregierung ihren Vertreter im Reichsrat beauftragt habe, über die Zollvorlage hin aus wesentliche Erhöhungen der Zollpositionen für land wirtschaftliche Erzeugnisse und insbesondere für Milch und damit zusammenhängende Produkte zu beantragen. Wenn Deutschland auch in der Getreideproduktion noch nicht so weit sei, um sich selbständig zu ernähren, so seien w>r doch auf milch wirtschaftlichem Gebiete nahezu vollständig vom Auslande unab hängig. Zn unserer größten Sorge scheint es nun, als ob sich Bestrebungen geltend machen, nicht nur auf dem beschritte nen Wege ftehcnzubleiben, sondern sogar die den For- schungszwcckcu gewidmeten Fonds des Reichsetats zu kürzen. Die Folgen solcher Maßnahmen würden ver hängnisvoll sein. Wenn die sür 1927 gewährten Mittel der Notgemeinschaft im neuen Jahre nicht unver kürzt weiter bewilligt und die unerläßlichen Lebensbedin gungen der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft nicht erfüllt wer den, so erfährt die Tätigkeit beider Institutionen eine Lähmung von unübersehbarer Tragweite. Dann müßten Arbeiten ausgegeben werden, die auf dem Gebiete der Physik (drahtloser Weltverkehr, Strah lungsforschung. Erschließung neuer Rohstoffe), der Chemie (Verflüssigung der Kohle, Veredlung der Leicht- und Schwcrmetalle, Eiweißforschung, Kolloid- chemie), der Medizin (Krebs, Tuberkulose, Rachitis, Säug lingssterblichkeit, Zuckerkrankheit, Hirnforschung), der land wirtschaftlichen Forschung (Saatgutzüchtung, Veredlung der Kartoffel und des Getreides, Stickstossdüngung, Schäd lingsbekämpfung, Hebung der Viehzucht, landwirtschaft liche Ertragssteigerung) und der Technik (Wkrmewirt- schaft, Kraftmaschinenbau, Strömungsforschuug, Welt- luftverkehr) von mehr als 1090 Forschern in Angriff ge nommen sind und betrieben werden. Von den Schädi gungen der Geisteswissenschaften zu schweigen, auf denen nicht minder unser geistiges Leben und unsere Weltgel tung beruht. Im besonderen hängt an den gefährdeten drei Millionen Mark für die Natgemeinschaft die Arbeit von Hunderten von Forschern, die für die nationale Wirt schaft, die Volksgesundheit und das Volkswohl gleich un entbehrlich ist. Welche Negierung und welche Reichsstelle kann die Verantwortung übernehmen, durch Sperrung der hier für erforderlichen Etatssonds diese Forschungsarbeiten abzudrosseln! Als Vertreter deutscher Forschung und deutscher Arbeit warnen wir im Bewußtsein stärkster Ver antwortung vor dieser Gefahr und wenden uns daher mit diesem Aufruf an die Neichsregierung und an das deutsche Volk. Der Aufruf trägt mehr als 40 Unterschriften aus allen Parteilagern und aus Handel, Wirtschaft und Kunst. HMtrolle der OMestungen. In den nächsten Tagen. Auf Grund der in Genf zwischen den Außenministern der beteiligten Mächte getroffenen Vereinbarung wird eine Besichtigung der zerstörten Unterstände an der Ost grenze stattfinden, zu der militärische Sachverständige der früheren alliierten Mächte zugezogen werden. Die Be sichtigung wird im Laufe der nächsten Woche vorgenom men Werden. Die fremden militärischen Sachverständigen sind dazu von General von Pawelsz eingeladen worden. Die Besichtigungsreise soll etwa zehn Tage in Anspruch nehmen. Darrdei befreii. Eine Köpenickiade in Paris. Der Führer der französischen Königspartei, Leon Daudet, der erst vor einigen Tagen unter einem Aufgebot von 5000 Polizisten ins Gefängnis gebracht wurde, ist von seinen Freunden durch List aus dem Pariser Sants- Gesängnis befreit worden. Die Tat erinnert an die Ge schichte des „Hauptmanns von Köpenick". über den Hergang der Befreiung werden folgende Einzelheiten berichtet: Um die Mittagszeit wurde bei dem Gefängnisdirektor telephonisch angerusen und ihm mit- geteilt, daß der Innenminister ihn persönlich sprechen wolle; der angebliche Innenminister meldete sich hierauf am Telephon und teilte dem Gefängnisdirektor mit, daß die Regierung die Begnadigung Leon DaudetS, seines Mitarbeiters Delest und des Kommunisten Semard be schlossen habe. Der angebliche Minister gab ferner den Auftrag, Daudet sofort aus der Haft zu entlassen, da sonst Straßendemonstrationen zu erwarten seien. Der Gefäng nisdirektor, der über diese Mitteilung zwar überrascht war, aber nicht daran zweifelte, mit dem Minister persön lich gesprochen zu haben, wollte sich nochmals über den genauen Wortlaut des Auftrages unterrichten. Er ließ sich also nochmals mit dem Innenminister verbinden, dessen sämtliche Leitungen durch Anhänger Daudets in Anspruch genommen waren. Ein junger Mann war sogar unbeachtet in das Ministerium gegangen und fing das Gespräch mit dem Gefängnisdirektor auf. Als er die Bitte um Bestätigung des erhaltenen Auftrages anssprach, antwortete der junge Mann: „Natürlich stimmt der Aus trag. Beeilt euch, ihn auszuführen!" Nun lag für den Gefängnisdirektor kein Grund mehr vor, an der Richtig keit des Auftrages zu zweifeln. Er begab sich sofort zu