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Dienstag. 31. 19. April 1859. Erscheint , MWeißerih-ZeitungM Amts- und Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Aemter und Itadträthe zu Dippoldiswalde, /rauensteiu und Attenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Iehne in Dippoldiswalde. .... - -- ... Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, den 17. April. (Geistliche Musikaufführung.) Der bevorstehende Charfreitag wird uns abermals Gelegenheit zum Genüsse einer geistlichen Musik bringen. Der hiesige Liederkranz wird uns dies Mal ein größeres Werk, wie das vorjährige war, das Weltgericht, allerdings nicht vorführen; dafür aber sind die gewählten Stücke auch so vortrefflich, daß ein tiefer Eindruck auf die Zuhörer, die eine der Feier entsprechende Gemüthsstimmung mit zur Stelle bringen, gewiß nicht ausbleiben wird. Das ^.vo verum corpus von Mozart ist ein hier noch nie gehörtes, durch seine Einfachheit und feierliche Haltung außergewöhnlich wirk sames Musikstück: der Name Mozart überhebt uns jeder weiteren Empfehlung desselben. Das Kirchenstück von Hauptmann, „Und Gottes Will' ist dennoch gut," gehört zwar mehr der modernen Musik an, ist aber durch seine eigenthümliche Auffassung und durch seinen schlichten, aber zum Herzen gehenden Text, nicht minder geeignet, das Gemüth wohlthuend zu berühren. Ganz besonders aber gilt dies von dem dritten Stücke, dem Oster- morgen von Tiedge und Neukomm. Nicht immer ist es der Fall, den Componisten mit dem Dichter so Hand in Hand gehen und Text und Musik von gleicher Schönheit zu sehen, wie hier. Wir können daher Allen, welche der Aufführung beizuwohnen gesonnen sind, nur dringend rathen, Textbücher wo möglich vorher zu kaufen (in der Expedition d. Bl. sind selbige zu haben), um sich mit den Schönheiten der Dichtungen genauer bekannt zu machen und so das Berständniß der Musik zu er leichtern. Außerdem glauben wir nicht zu irren, wenn wir annehmen, daß die zahlreiche Theilnahme von Musikfreunden, insbesondere von auswärts, wie sie zeither bei ähnlichen Charfreitagsaufführuugen sich zeigte, auch diesmal nicht ausbleiben werde. Mit Rücksicht auf die auswärtigen Besucher ist der Anfang der Auffüh rung auf V-4 Uhr bestimmt worden. Endlich läßt wohl auch der gute Zweck, der durch dieselbe erreicht werden soll, einen recht zahlreichen Besuch erwarten. Ein Theil der Einnahme soll nämlich zum Besten armer sächsischer Lehrerwaisen verwendet werden. „Wohlzuthun und mitzutheilen vergesset nicht; einen fröhlichen Geber hat Gott lieb!" Dippoldiswalde. Wenn wir vor kurzer Zeit in diesem Blatte eines hier beabsichtigten Fabrikunterneh- menS gedacht haben, so freuen wir uns, heute über ein zweites gleich wichtiges Unternehmen, die Wie deraufnahme des Bergbaues in hiesiger Stadt, Erfreuliches berichten zu können. Die Zeichnungen sind jetzt so weit vorgeschritten, daß die von der Bergbe hörde zur Inangriffnahme des Baues erforderliche An zahl Kuxe bis auf nur weuige erreicht worden ist. Es steht nach Einreichung der betreffenden Zeichnungs listen also ein Hinderniß nicht mehr entgegen, vielmehr ist die bergamtliche Bestätigung bestimmt zu erwarten. Wir können nur unsere Freude aussprechen über den Muth und die Ausdauer, welche die Unternehmer zeit her bei den ihnen sich entgegenstellenden zahlreichen Hindernissen bewiesen haben. Zu der endlichen Reali- sirung des Unternehmens rufen wir ihnen im Voraus ein fröhliches „Glück auf!" zu, und werden von Zeit zu Zeit den Lesern d. Bl. von dem Fortschrciten und Gedeihen des erwähnten Unternehmens Mittheilungen machen. Altenberg. Wiederum naht der Tag heran, wo sich die hiesige Braugenossenschaft zu versammeln pflegt, um sich von der Deputation Rechenschaft geben zu lassen über die Verwaltung ihres BrauurbarS und ihrer Finanzen. Wenn nun schon früher bei einer derartigen Hauptversammlung von einigen Mitgliedern der Ge sellschaft der gewiß vernünftige Antrag gestellt wurde, ob es nicht an der Zeit sein dürfte, den alten Zopf des „Bierreihschankes" endlich einmal abzuschneiden und dafür stehende Schänken einzuführen, und dieser Antrag, obschon damals Antrag bleibend, in einer der letzten Versammlung sogar zur Abstimmung ge kommen ist, wo aber wieder das Zopfthum durch nur eine geringe Mehrheit der Stimmen den Sieg davon trug, so dürfte es wohl an der Zeit sein, zur Be kämpfung desselben diesen Antrag aus's Neue bei der bevorstehenden Generalversammlung zur Sprache zu bringen. Es ist allerdings nothwendig, daß sich bei derselben, wo es gilt, die Interessen der Genossen schaft zu berathen, möglichst alle Mitglieder derselben betheiligen und ihre Stimmen nach ihrer eigenen ver nunftgemäßen Ueberzeugung abgeben, ohne dabei auf die Einflüsterungen der Gegenpartei zu hören. Zeit- Her ist immer noch der Braupachter mit seinen Bedin gungen ein Stein des Anstoßes gewesen; doch, in neu erer Zeit ist auch dieser zu der Ueberzeugung gelangt, daß sich die Reihschänken überlebt haben und wohl füglich über Bord zu werfen sind, um einer zeitge mäßeren Einrichtung Platz zu machen, daher auch dieser seine Bedingungen bedeutend herabgestimmt hat. Es würde überflüssig sein, auf aste Nachtheile nochmals aufmerksam zu machen, welche der Reihschank nach sich zieht; sind sie doch zur Genüge schon bekannt und auch in diesem Blatte öfterer gerügt worden. Um so eher läßt sich erwarten, daß die Deputation nicht erst ab wartet, bis ein bezüglicher Antrag von den Mitgliedern gestellt wird, sondern denselben selbst zur Berathung vorlegt.