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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980425027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898042502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898042502
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-04
- Tag 1898-04-25
-
Monat
1898-04
-
Jahr
1898
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Größere Schriften laut unserem Preis- oerzrichaiß. Tabellarischer und Zisserusatz nach höherem Tarif. Extra-Beilage» (gesalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderunz' 60.—, mit Postbesörderung ^l 70.—. Auuahmeschlu- für Anzeigen: Nbeud-Au-gabe: Vormittags 10 Uhr. Vstorgeu-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eia» halbe Stunde früher. Anzeige» sind stet« an di« Expedition zu richteu. Lruck und Verlag vou E. Polz tu Lel-zk- 92. Jahrgang. Der spanisch-amerikanische Krieg. —p Ueber Vorposteugeplänkel ist der Bruch zwischen Spanien und der nordamerikanischen Union noch nicht hinauS- gediehen. Der größere Theil der in Key West versammelt gewesenen Flotte kam, wie wir meldeten, am Freitag, Abends 6»/, Uhr vor Havanuah in Sicht und nahm in einer Ent fernung von 10 Meilen vor der Stadt Stellung. ES wurden von Fort Morro auS zehn Schüsse auf das Geschwader abge geben, ohne Wirkung, wie e- heißt, uud ohne, daß die Amerikaner da» Feuer erwiderten. Nach den neuesten uns vorliegenden Nachrichten aber ist da» Geschwader, wie Marschall Blanco nach Madrid berichtet, nachdem eS sich am Sonn abend Abend Havannah auf fünf Meilen genähert batte, in nördlicher Richtung verschwunden, ein Ereigniß, da» in Madrid viel besprochen ist. Eia fester, einheitlicher Krieg-plan scheint auf Seite der Ver einigten Staaten noch immer nicht vorzuliegen. Erst bieß es, das Key West-Geschwader solle Euba und vor allen Dingen Havannah blockiren, jetzt aber scheint dieser Befehl wieder einen Aufschub erfahren zu sollen. Dann wurde ge meldet, die Blokade solle eine friedliche sein, wie aber einem uns rugegangenen Telegramm zufolge die Londoner „Daily Mail" unterm 24. meldet, ist dem britischen Eonsul auf Havannah die Nachricht zuzegangen, die Stadt werde beschossen werden. Weiter erhalten wir auf dem Drahtwege die Meldung, der Secretair des ameri kanischen Kriegsdepartements wünsche nach einer New Aorker Nachricht der „Times", daß die regulären Truppen, die jetzt mobil gemacht werden, nach Euba abgehen, ohne auf daS Freiwilligen- Heer zu warten. Allein der commandirende General MileS glaube, eS sei gefährlich, weniger als 50 000 Mann nach Cuba zu entsenden, und empfehle, zu warten, bis jene Truppen «inexercirt und organisirt sind, bevor der Versuch gemacht werde, Cuba zu besetzen. DaS sind Meinungsverschiedenheiten im Kriegsrathe der Union, die nicht gerade einen guten Eindruck nach außenhin machen. Dazu kommt, daß, wie gemeldet, jetzt außer dem Generalpost- mcister Grey auch der StaatSsecretair deSAeußern Sherman zurücktritt. Es heißt, aus Gesundheitsrücksichten. Allein, wer glaubt im gegenwärtigen Augenblick daran! Diese Ver schleierung wird auch dadurch nicht glaubhafter, daß, wie der „Frkf. Ztg." auS New Jork gemeldet wird, Sherman höchst „gedächtnißschwach und verwirrt" sein soll. Man sagt, vor einigen Tagen bade er die Präposition des österreichischen Botschafters Baron Hengelmüller, die Cubafrage einer europäischen Consrrenz zu unterbreiten, acceptirt unv sich dessen eine halbe Stunde darauf nicht mehr erinnert. Abgesehen davon, daß nach über einstimmenden Meldungen keine der europäischen Mächte einen neuen Vermittelungsversuch in Washingtongemachthat, ist «Sdoch höchst unwahrscheinlich, daß die Vereinigte Staaten-Regierung mit einem solchen, für eine Heilanstalt reifen StaatSsecretair des Auswärtigen in den Krieg mit Spanien gegangen ist. Die Symptome geistiger Krankheit dürfte doch schon un mittelbar vor AuSbruch des Krieges bemerkbar gewesen sein. Dagegen kann als sicher gelten, daß innerhalb der UnionS- regierung namhafte Mitglieder gegen den Krieg waren und noch sinv, und daß diese nun über Bord gehen, freiwillig oder unfreiwillig. Jedenfalls ist daS Zaudern und Zögern der Vereinigten Staaten in hohem Grade auffallend. Ein Handstreich gegen Havannah war doch, da daS spanische Geschwader noch fern nach Madrid zu weilt, leicht auszuführen. Anstatt aber die Campagne mit einer raschen und energischen Action zu beginnen, welche vielleicht eine folgenschwere Entscheidung gebracht hätte, beschränkt sich die Regierung von Washington darauf, eine schwächliche Maßregel zu ergreifen, das heißt, die wahrscheinlich wenig wirksame Blokade der etwa Der Kampf mit -em Schicksal. 19j Roman von Hermann Heinrich. Nachdruck verboten. Die alte und die junge Ladewigen saßen an Richard's Bett, tranken Kaffee und sprachen klug. Die Alte wußte viele Fälle anzufiihren, in denen Bein- und Armbrüche das schwerste Leiden und elendeste Siechthum hervorgerufen, ja sogar mit dem Tode geendigt hatten. Aber nach jedem schaudererregenden Fall streichelte sie Richard die Wangen und sagte zärtlich: „Aber so ist's bei Ihnen nicht, Richard. Gott bewahre! Sie werden wieder gesund." Als Richard den Refrain zum dritten Male ge hört hatte, entgegnete er: „Ach, liebe Frau Ladewig, uns kann ja doch Niemand helfen!" „Was? Uns kann Niemand Helsen? Schämen Sie sich, als junger Mensch so etwas zu sagen! Ihm kann Niemand helfen! Wie finden Sie das, Ladewigen?" „Ach, es ist sehr traurig", entgegnete Franziska. „Traurig? WaS nicht noch gar! Ich will Ihnen sagen, was eS ist. Albern ist es, und eine Schande ist es, und schlecht ist es. Nun wissen Sie es!" Die kräftigen Worte thaten Richard wohl. Sein Herz wurde leichter und sein Mund beredt. Bor der Alten brauchte er keine Scheu zu haben. Er erzählte Alle», was ihn bedrückte. Die Alte Härte mit Erstaunen, Empörung und Heiterkeit, und alle diese Empfindungen kamen in den wunderbarsten Gesichtern zum Ausdruck. Richard und Franziska konnten den Lachreiz nur mit Mühe unterdrücken. Aber als die Alte zuletzt über die Heirathswuth des Amtsraths in ein tolles Gelächter ausbrach, daß der Kaffee iiberschwippte und die ganze kleine dicke Gestalt in Zuckungen gerieth, da stimmten sie fröhlich mit ein. Die Alte verschluckte sich dabei, kam inS Husten und Schnauben und wurde kupferroth im Gesicht. „Ladewigen, klopfen Sie mir den Buckel! Hazi!" DaS half. Die Alte bekam das Gleichgewicht wieder und setzte sich zurecht. „Pst, pst! Er darf» nicht hören! Also heiraihen will er, und Krahnepuhl verkaufen will er, und sich zum Narren 200 Kilometer langen Strecke der Nordkiiste CubaS von CardenaS bis nach Babia-Honda und des SüdhafenS Cien- fucgoS zu beginnen. Diese Blokade ist, wenn sie wirklich durchgeführt wird, eigentlich nur gegen die Hauptstadt Havannah, den Sitz der Regierungsgewalt und den Stapel platz der KriegSvorräthe, gerichtet, und sie wird es kaum verhindern, daß spanische und neutrale Sckiffe nach anderen, nichtblockirten Häfen KriegScontrebande bringen, die dann auf den zahlreichen Eisenbahnlinien, welche die Insel durchqueren, nach Havannah transportirt werden wird. Das beste Mittel, die spanische Armee auf Cuba ihres Kriegsmitteldepots zu berauben, wäre wohl die Zerstörung der Befestigungen und der militairischen Depots der Hauptstadt gewesen. AuS welchen Gründen mag die Union auf dieses allein richtige Borgeben verzichtet haben? ES wird bebauptet, daß man in Washington bis zum letzten Augenblicke nicht an den Aus bruch des Krieges glaubte und überzeugt war, Spanien werde schließlich doch nachgeben. Die Kriegsvorbereitungen Amerikas dürften sich daher in einem noch viel rückstän- di geren Stadium befinden, als allgemein angenommen wurde. Thatsächlich ist dem „Daily Chronicle" zufolge dessen Washingtoner Correspondenten von dem Marine-Secretair Long mitgetheilt worden, daß wirkliche Feindseligkeiten nicht eher beginnen würden, als bis die Armee bereit sei, abzugehen. DaS würde wahrscheinlich nicht vor Ablauf dreier Wochen der Fall sein. Die Osficiere der amerikanischen Armee und der Marine sehen jetzt auch ein, daß die Vertreibung Spaniens aus der westlichen Hemisphäre eine viel gewaltigere Aufgabe ist, als es ihnen zuerst schien. General MileS sagte demselben Correspon denten, die Armee gehe nicht nach Cuba, um dort in einer Falle gefangen zu werden; die Armee verhalte sich still, bis Spaniens Pläne bezüglich der Flotte bekannt seien. Amerika wolle nicht Gefahr laufen, seine Transportschiffe durch spanische Kreuzer im Golf zerstört zu sehen oder riSkiren, daß Spanien eine größere Flotte gegen die blokirenden Schiffe ausschickt. Man müsse außerdem eine große Armee nach Cuba schicken, da die Sterblichkeit dort groß ist. So haben die AankeeS sich vorerst darauf beschränkt, spanische Kauffarteischiffe zu kapern, wobei wir annehmen wollen, daß den betreffenden Commandanten die Proclamation Mac Kinley'S, welche erklärt, die Vereinigten Staaten ver zichteten auf die Ausübung der Kaperei, noch nicht bekannt gewesen ist. Außer der „Buenaventura" und dem Schooner „Mathilde" sind noch zwei andere spanische Schiffe gekapert worden. Man meldet uns darüber: * Key West, 24. April. DaS amerikanische Kanonenboot „Helena" brachte heute früh den Dampfer „Miguel Jover" auf, der mit Baumwolle und Getreide von New Orleans nach Barcelona unterwegs war, und schleppte ihn in den Hafen. Der „Jover" ist ein Dampfer von etwa 2000 TonS. * Key West, 24. April. Der spanische Dampfer „Cati- lina" ist 12 Meilen von Havannah durch den amerikanischen Stahlkreuzer „Detroit" aufgebracht und nach Key West geschasst worden. Einen guten Fang denken die Amerikaner mit einem unter wegs befindlichen spanischen Transportschiffe zu machen. Wir erhalten dazu nachstehende Meldung: * New Bork, 24. April. Nach der „World" traf in Washington vom Consul der Vereinigten Staaten in St. Thomas eine Draht meldung rin, in der er berichtet. Laß daS Packet boot „Alfonso XII." gestern dort mit 800 Mann spanischer Truppen eintraf und nach Havannah weiterfuhr. Man glaubt, daß von dem fliegenden Geschwader die Kreuzer „Columbia" und „Minneapolis" abgesandt wurden, um „Alfonso XU." aus zusuchen und abzufangen. Ob diese Absicht wirklich ausgeführt werden wird, scheint machen lassen will er! Jawohl! Da hat er mit der alten Lade wigen nicht gerechnet!" „Er läßt sich aber nicht beeinflussen." „Freilich, wenn man sagt: „Halt still, mach das Maul auf, ich will Dir was eingießen!" dann läßt er sich nicht beein flussen. Aber schlau muß mans anfangen, schlau, Kinderchens, dann sollt Ihr mal sehen, wie er schluckt." „Wenn das ginge." „Es geht !" entgegnete sie bestimmt. „Verlassen Sie sich drauf!" Sie trank die Tasse mit einem Schluck leer, setzte sie hin und fuhr fort: „Will er durchaus verkaufen, so wollen wir ihm doch einen Käufer besorgen, der ihm nieinetwegen eine halbe Million bietet." „Aber -" „Der ihn ein paar Monate hinzieht und zuletzt abspringt. Zeit gewonnen, viel gewonnen!" „Das ginge", sagte Richard. „Wir müßten ihn natürlich schonend behandeln. Auf keinen Fall darf etwas in die Öffent lichkeit." „Da können Sie Gift drauf nehmen. Ich will ihn förmlich in Watte wickeln und mit Chocolade begießen. Wissen Sie viel leicht einen solchen Käufer?" Richard überlegte. „Ich müßte mich gerade an meinen Freund Willh Ender in Berlin wenden. Der ist ja schon in unser Geheimniß eingeweiht, ich kann mich auf ihn verlassen." „Na, denn man her nnt ihm! Je eher, je besser! Inzwischen werde ich mit dem Herrn Amtsrath ein Wort reden." — Die alte Ladewigen richtete sich im Zimmer der Wirthschaf- terin häuslich ein. Dann setzte sie sich ein Häubchen auf und hing sich ein großes Umschlagtuch um, womit sie andeuten wollte, daß sie keine dienende Person, sondern respektabler Besuch sei. Am nächsten Tage sah sie wie zufällig das Bild der Baronin. „Ah, das ist ja ganz was Neues", sagte sie zum Amtsrath. „Ach, da» ist sie wohl gar!" „Wer denn?^ „Dir zukünftige Frau Amtiräthin. Na, haben Sie sich man nicht! Der gute Junge hat mir» in seiner Freude verrathen. Soll man sich denn nicht einmal darüber freuen?" „Wie gefällt sie Ihnen?" „Gut." „Und vier Güter bringt sie mit." indessen noch nicht sicher. UebrigenS ist auch ein amerikanisches Schiff in Gefahr, abgcfaßt zu werden. Nachdem die Spanier, wie berichtet, das mit Getreide beladene Segelschiff „Shenandoa" gekapert haben, machen sie Jagd auf den Dampfer „Paris". Man meldet uns: * Madrid, 24. April. Der Regierung liegt die Meldung vor, daß der ameri-kanische Dampfer „Paris" gezwungen wurde, sich in einen englischen Hafen zu flüchten. * New Bork, 24. April. Eine Depesche des „New Aork Herald" aus der Festung Monroe besagt, die Kreuzer „Minneapolis" und „Columbia" seien auf dringende Ordre in See gegangen, um der „Paris" entgegen zu fahren und sie zu geleiten. Um die kubanischen Insurgenten streiten sich noch beide kriegführende Parteien. So meldet aus Washington der „New Aork Herald", es könnte bestimmt behauptet werden, daß ein actives Zusammenwirken mit den Insurgenten ab gemacht sei. Eine Expedition werde Tampa nächste Woche ver lassen, um für Gomez Kriegsmaterial unter dem Schutze der Kriegsschiffe an irgend einem Puncte von Cuba zu landen. Dagegen besagen Nachrichten aus spanischer Quelle, der frühere Jn- surgcntenführer Macco suche zur Bekämpfung der Amerikaner 300 Cubaner zu sammeln. Möglich auch, daß er sie zur Bekämpfung der Spanier sammelt, denn es ist sehr unwahr scheinlich, daß Maceo zu diesen übergegangen ist. Be zeichnender Weise fügt die uns vorliegende Madrider Privat meldung hierzu, bei einem Gefechte mit den Insurgenten in der Provinz Havannah sei der Führer derselben, Delgada, gefallen. Demnach kann von einem Anschluß der Insurgenten an Spanien noch durchaus keine Rede sein. Selbst in der Nähe HavannahS liegen sie mit den Spaniern noch im Kampfe und so haben diese es mit zwei Feinden, einem in der Front und einem im Rücken, zu thun. Gewiß keine beneidenswerthe Lage. Verschlimmert wird die Lage Spaniens noch dadurch, daß, wie man weiß, sein amerikanischer Gegner auch eine Action gegen die Philippinen im Schilde führt. Man meldet uns heute über diese Angelegenheit: * Manila, 24. April. Von amtlicher Seite wird gemeldet: In Manila fanden große Kundgebungen statt. Alle Schichten der Bevölkerung boten Gut und Blut an. Die Begeisterung ist groß. — Einem heutigen Gerüchte zufolge sollen die Freibeuter auf den Philippinen mit dem amerikanischen Geschwader in Verbindung stehen, in den Kreisen der Osficiere ist aber keine Meldung eingetroffen, die dieses Gerücht bestätigen würde, obwohl nach dem Ausbruche der Feindseligkeiten die Amerikaner den Spaniern Verlegenheiten aller Art zu bereiten suchen werden. Ueber den spanischen Kriegsplan verlautet immer noch nicht das Geringste. Man zeigt sich in Madrid ruhig unv gelassen, was vortheilhaft gegen die nervöse Unsicherheit der Amerikaner absticht, aber auch auf noch Schlimmere», auf völlige Rathlosigkeit deuten kann. So ist auch über die vorgestrigen Verhandlungen der Admirale und die lang andauernden Ministersitzungen nichts bekannt geworden. Wie man uns meldet, haben die Admirale sich ehrenwortlich verpflichtet, Stillschweigen zu beobachten, doch vermuthet man, daß die Versammlung den KriegSplan für die Flotte endgiltig festgesetzt habe. Die spanische Negierung legt Werth darauf, die Nachrichten zu dementiren, welche besagen, daß eS Spanien an Kohlen für die Flotte mangele, und daß diese deshalb noch nicht in Thätigkeit getreten sei. Eine amtliche Mit theilung besagt: „Trotz aller in New Jork verbreiteter gegen- theiliger Gerüchte verfügt die spanische Marine über genügende Kohlenvorräthc, da mit spanischen Minen mehrere Lieferungsverträge abgeschlossen worden sind." Man wird abwarten müssen, ob sich dies bestätigt. AuS den Vereinigten Staaten kann Spanien seinen „Na, was Sie mitbringen, ist ja auch nicht von Pappe, 'nen grauen Kopf und vergnügte Beine." „Ladewigen!" „Warum nicht? Das ist wenigstens noch gewiß! Aber die vier Güter — haben Sie sie denn gesehen?" „Darum hat Sie sich nicht zu kümmern!" „Nicht vier Kohlstrünke hat sie!" „Hören Sie Ladewigen, in die Angelegenheit mischen Sie sich nicht mit Ihrem losen Munde. Sonst fliegen Sie hinaus!" „Ja doch, die Flügel wachsen mir schon!" Damit breitete sie mit beiden Armen das Umschlagetuch aus und schwebte wie eine große Fledermaus hinaus. Einige Tage darauf traf Williy Ender ein, den der Amtsrath selbst auf Richards Bitte eingeladen hatte. Nach der ersten Freude des Wiedersehens geriethen die Freunde in ein angeregtes Geplauder, in dessen Verlauf Richard von seiner Noth erzählte und Willy bat, alles Mögliche zur Abwendung des schwersten Schlages aufzubieten." „Heute bedaure ich wieder einmal, kein Krösus zu sein", ent gegnete Willy. „Wenn man noch wenigstens einen Onkel hätte, dem man den Kauf eines so bedeutenden Besitzes zutrauen dürfte! Dein Vater wird sich seine Leute ansehen, ehe er mit ihnen in Unterhandlung tritt." „Du hast gesunde Beine, das ist schon ein großes Vermögen. Du kannst für mich laufen und verdienst mir mit jedem Weg zehntausend Mark." „So ein Laufbursche rentirt sich wenigstens noch." „Du machst vor allen Dingen der Familie Held in Brunow einen Besuch. Sehr liebe und verständige Leute, Du suchst dabei die Gelegenheit, mit Fräulein Held eine halbe Stunde allein zu sein, überziebst ihr von mir eine Karte, die Dich legitimirt, und trägst ihr meinen Plan vor. Sie hat, wenn ich nicht irre, so einen Onkel, dem man einigt Hunderttausend Mark und einen schlechten Scherz zutrauen kann. Keine Widerrede, lieber Freund! Fräu lein Held ist rin sehr kluges Mädchen und gehört zu den Wissen den. Ich könnte ja Franziska schicken, aber sie ist zu abhängig in ihrer Stellung und kann jetzt keinen Schritt auS dem Hause thun. Und zu mir kommen lassen kann ich die Dame doch auch nicht. Möglicherweise mußt Du auch selbst mit dem Onkel in Unterhandlung treten. Du bist Kaufmann, Du verstehst das Geschäft." Koblenvorrath nicht completiren, da die Ausfuhr der Kohle verboten ist. Ob Kohle als KriegScontrebande angesehen werden wird, ist noch nicht entschieden. Darüber aber ist nach der amtlichen Madrider Bekanntmachung jetzt Klarheit geschaffen, daß Spanien auf das „Recht" der Kaperei nicht verzichtet. Das kann es auch nicht, da eS mit diesem Kriegsmittel den Vereinigten Staaten mehr Schaden als mit allen seinen Schiffskanonen zuzufügen vermag. In Washington weiß man bas sehr genau und versuchte daher durch die Erklärung von dem Verzicht auf die Kaperei auch Spanien zum Verzicht auS — Anstanbsrücksichten zu bewegen. Daß Spanien diese Rücksicht nicht nahm, kann ihm Niemand verargen. Aus alle Fälle ist es gut, daß auch Deutschland in genügender Weise — ein Anfang ist ja durch die Entsendung des Kreuzers „Geyer" schon gemacht — für den Schutz unserer Interessen in den cubanischen Gewässern und darüber hinaus sorgt, zumal da die Aankees uns keineswegs gewogen sind und bereits — vorerst wohl nur versehentlich — auf ein deutsches Schiff geschossen haben. In Amerika hat die Theilnahme Deutschlands an dem gemeinsamen Schritt, den die Mächte wegen Aufrecht erhaltung des Friedens in Washington unternahmen, einige Mißstimmung hervorgerufen, und es sind Gerüchte verbreitet worden, daß die Sympathien der deutschen Regierung in dem bevorstehenden Kampfe sich Spanien zuneigen würde». Wie verlautet, soll nun das deutsche Auswärtige Amt den Berliner Correspondenten der „New Uorker StaatSzeitung" ersucht haben, den Behauptungen amerikanischer SensationSblätter gegenüber nochmals zu be tonen, daß Deutschland strict neutral bleiben werde. Insoweit mag die Mittheilung des amerikanischen Corre- sponbenten den Thatsacken entsprechen. Wenn aber derselbe seiner Meldung unter Berufung aus einen Beamten deS Ber liner Auswärtigen Amtes hinzufügt, daß Deutschland die Miß- wirthschaft aus Cuba nicht vertheivize und auch kein Interesse daran habe, die LoSreißung der Insel von Spanien zu ver hindern, so würde dies fast eine moralische Theilnahme Deutschlands für die Vereinigten Staaten bedeuten und mit der früheren Versicherung der stricken Neutralität Deutsch lands kaum übereinstimmen. Der Correspondent der „New Iorker Staatszeitung" hat offenbar mehr gehört, als ihm gesagt wurde. v Auffallend ist der Stimmungswechsel in der russischen Presse, die sich erst sehr sympathisch für Spanien äußerte, jetzt aber sehr freundschaftlich den Bereinigten Staaten gegen über thut. Sie hat dabei offenbar im Hinblick auf Ostasien die Politik des clu c>t dos im Auge. Auch gilt eS England, das der Union schon viel Schmeichelhaftes gesagt hat, den Rang abzulaufen. WaS sonst noch an Meldungen über den spanisch amerikanischen Krieg vorliegt, findet sich an anderer Stelle unter der Rubrik „Amerika". Politische Tagesschau. * Leipzig, 25. April. Nach einer nahezu vierwöchigen Osterpause nimmt morgen der Reichstag seine Thäligkeit wieder auf und tritt in feinen letzten Tagungsabschnitt, der kaum länger dauern dürfte, als jene Pause gedauert hat. Denn wenn die Frühjahrssonne lockt, ist der Reichstag erfahrungsgemäß schwer zusammen- znhalten, und diesmal haben die Abgeordneten noch einen besonderen Grund, die Arbeiten so rasch wie möglich zu erledigen, weil sie die kurze Frist bis zu den Wahlen noch nach Möglichkeit mit Wahlagitation auSsüllen möchten. So wird der Reichstag wohl schon vor dem Himmel fahrtstage wieder auseinandergehen. Von allen Aufgaben, Willy schüttelte den Kopf. „Weißt Du, Richard, diesem Plan geht e» wie Dir, er kann nicht stehen noch gehen. Und mit einer wildfremden Dame eine Verschwörung anzetteln, da» ist doch zu abenteuerlich." Richard wurde sehr aufgeregt, so daß Willy schon um des Kranken willen zusagte, so wenig er sich auch von der verrückten Idee versprach. Willy wurde zum Frühstück gerufen und vom Amtsrath in liebenswürdigster Weise unterhalten. Nach dem Frühstück zogen sie sich in des Amtsraths Arbeitszimmer zu einer guten Havannah und zur vertraulichen Plauderei zurück. Im Ge sprach erkannte Willy, wie lieb der AmtScath seinen Sohn hatte, und wie sehr ihm das Unglück desselben zu Herzen ging. Plötzlich fiel sein Blick auf die Photographie der Baronin, die in pracht vollem Broncerahmen auf dem Schreibtische stand. Er sprang auf und trat an den Schreibtisch. „Wer ist das?" „Die Baronin Theresina v. Gödöpök in Ungarn, eine Freun din unseres Hauses", entgegnete der Amtsrath mit Stolz. „So! Gestatten Sie!" Er nahm das Bild in die Hand und unterzog es einer eingehenden Besichtigung. „Eine ebenso schöne als liebenswürdige und geistreiche Frau", erklärte der Amtsrath. „Sie ist im Besitze eines ungeheuren Ver mögen« und nennt vier Schlösser ihr Eigenthum." „Merkwürdig", entgegnete Willy. „Ich habe vor etwa drei Jahren eine Dame in Berlin kennen gelernt, die ihr sehr ähnlich sieht. Ja, ich könnte sie für identisch halten." „Eine Dame aus der Aristokratie?" „Nein, sie war Medium. Schöne Stimme, tranSleithanischen Dialect, nicht?" „Sie wollen doch nicht sagen, Spiritistin?" „Gewiß! Ich habe mehreren Sitzungen beigewohnt." „Aber erlauben Sie", entgegnete der Amtsrath ungnädig indem er ihm das Bild auS der Hand nahm und wieder auf den Schreibtisch stellte. ' „Entschuldigen Sie, Herr Amtsrath, ich will der Baronin damit ja nicht zu nahe treten." „Diese da", sagte der Amtsrath mit Stolz, „ist da» Medium der geistreichen Geselligkeit und de. Glück«. Sie hat zu diel Gefft, um mit Geistern zu thun haben zu können." AlS Willy zu Richard zurückkehrte, fand er Frau Ladewig an
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