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* Nr. 11 rr. IstzM» Fernsprecher» Amt Dresde» Nr. L LL07 Amtsblatt relegr.-«d«ffrr «bgochreffe VlritAM für die Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, das Amtsgericht Dresden für die Superintendentur Dresden II, das Forstrentamt Dresden und für die Gemeinden: Blasewitz, Weitzer Hirsch, Laubegast, Dobritz, Wachwitz, Niedcrpoyritz, Hosterwitz, PUluttz, Wettztg, Schöufeib Publlkations-Organ und Lokalanzeiger für Loschwitz, Rochwitz, Bühlau, die Lößnitzgemeinden, Dresden-Striesen, -Neugruna und -Tolkewitz Dr»«N u»b Verlag: «lbgau«VuchdruiNrrei ««» V»rU,,«»»st«lt Her«,«»» Veuer ch E». Erscheint jeden Wochentag nachm. 4 Uhr für den folgenden Tag Bezugspreis: durch die Posi oiertclj. 6 - ausschließlich Bestellgeld; dura) Diolen frei ins Haus vierteljährlich 6—, monatlich 2.10; bei Al'bolung in lle viettciicibrlich 5 40. monatlich I 80 «MI, INI I Dlasewitz Donnerstag, IS. Januar 1S20. An-eigen-Preis: die 6 gespaltene Grundzeile oder deren Baunr 70 Pf., im Textteile die Zeile 1.V0 Mk, für An. und Verkäufe und dergleichen 65 Pf., Tabellen- und schwieriger Satz 50^<r Aufschlag. Anzeigen-Annahme für die nächste Nummer bis vorm. tl liste Hebung der Urproduktion. Von Prof. T b a'er ,^R. d. vr. L. H. Was braucht unser ^Volk am dringendsten außer Lebens mitteln? Koble! Wir können sic im Lande gewinnen; ob wohl das Saargebiet verloren ist, Obcrschlesien aufs schwerste gefährdet, von der Ruhrtvtile bleibt uns wenigstens das meiste. Kohle brauchen die Eisenbahnen, um Getreide und Kartoffeln vom Lande in die Stadt zu fahren; Kohle brau nen die Kalibergwcrte und Stictstofsabriken; Kohle brauchen die Gaswerke, die Elektrizitätswerke, die chemischen Fabriken und fast alle Gewerbe. Warum trägt der deutsche Boden jetzt >o kümmerliche Ernten? Weil er schlecht bearbeitet wird und weil ihm Kali nnd Stickstoff fehlen. Warum macht das Aus land so große Schwierigkeiten, uns Lebensmittel und Roh stoffe für die verarbeitende Industrie zu liefern? Weil wir nicht ausführen, auch nicht, was die anderen gern hoch be zahlten, weil sie es brauchen: Kali, Farbstoffe und sonstige Erzeugnisse der chemischen Industrie, oder schließlich die Kohle selbst, lind daß wir in unseren Stuben frieren, ja kaum zum Kochen das Feuer habe», das fühlen wir alle am eigenen Leibe. Was ist der Grund, daß uns die Kohle so fehlt? An der augenblicklichen Knappheit ist die Eisenbahn mitschuldig; aber trotz Lokomotivmangel kann sie, was gefördert wird, ab- mhrcn, wenn nötig unter Zurückstellung anderer Transporte. Ehrend der Berkehrssperre sind Haldenbcstünde abgefah ren worden — wären die nur größer, dann könnte die Eisen- oahn zunächst ihre eigenen Kvhlenbestände soweit auffüllen, daß nicht bald an dieser, bald an jener Station völliger Man gel eintritt und die Lokomotiven unnütze Wege fahren müssen, weil sie die Kohlen nicht da finden, wo sie sie brauchen. Entscheidend ist die Z» geringe Förderung. Diese ist ucht auf den Raubbau während des Krieges zurüctzuführen; wenn solcher auch im Anfang stattgesunden hat, er hat bald ausgehört, weil cr sich jahrelang gar nicht durchführen läßt. Atrcikfieber und Arbeitslust, die in den ersten Monaten nach -er Revolution ungeheure Ausfälle verursachten, haben sich wenigstens teilweise gebessert und doch wird die Förderung -icses Jahres kaum über zwei Fünsiel der Friedensprvduk- ion gebracht werde« können. Der Grund ist die Verkürzung der Arbeitszeit. Der Kohlenbergmann bat immer kürzere Arbeitszeit gehabt als der Arbeiter in anderen Industriezweigen — und mit gutem Grund; denn die Arbeit unter Tage ist anstrengen der und gesundbeilsichädlicher als die in freier Luft und selbst als die im Fabritiaal. Nachdem der Achtstundentag allgemein festgesetzt wurde, -beanspruchte er den Lechsstundentag, hat den Siebenstundentag durchgesetzt. Das ist sehr verständlich; wenn er in der Arbeitsdauer seine Vorzugsstellung verliert, neigt er dazu, abzuwanderu, wenigstens, solange die ErwerbS- loscnunterstntzuug ibn auch ohne Arbeit vor dem direkte!» Vcrhungern schützt, oder er Hilst sich durch Streik. Die Schicht verkürzung bedeutet aber eine verhältnismäßige Verkür zung der reinen Arbeitszeit um mehr als ein Sechstel. Durch Einfahrt. Wege unter Tage, Einrichten zur Arbeit, Butter pause geht soviel Zeit ab, daß nur etwa 5ik, Stunden wirklich g.arbeitet wird. Run könnke ja fein, daß die kürzere Arbeits zeit verhältnismäßig besser ansgenützt würde; das ist aber nicht der Fall, der Fördernngsaussall durch die Verkürzung der Arbeitszeit beträgt siche» ein Fünftel — und dieser Ver lust bedeutet, zumal voripeg die Forderungen der Feinde be friedigt werden müssen, dann der Bedarf der Eisenbahnen, Arbeitslosigkeit nnd bitterste Rot für Millionen, schlechtere Ernährung auch für die Bergleute selbst, weil die deutsche Landwirtschaft und die Einfuhr mitgejchädigt wird. Nun wäre der Ausfall ja wett zu machen durch Einstcl- leu von meh, Arbeitern — wenn nur gelernte Bergleute so im Uederfluß vorhanden mären, und wenn es möglich wäre, ihnen in der Nähe der Gruben Wohnung zu schaffen. Aber das ist nicht möglich, und an ansreichenden Wohnungsbau ist nicht zu denken, solange die meisten .Ziegeleien stilliegen aus Mangel an Kohle. Es gibt gar keinen anderen Weg, die Kohlenförderung zu steigern, als daß zuerst der einzelne mehr arbeitet. Bis dahin gehen wir am Bach hinunter, weil wir den Sprung nicht wagen: und einmal werden wi,- ihn doch tun müssen — wenn nicht freiwillig, so vom Feinde gestoßen. Unsagbares Elend, das so kommen muß, Hunger und Not, tonnte vermieden werden, wenn die regierenden Parteien den Mut zur Wabrheii hätten — gehört hat man beim Berg- eiat saft nur Beschwerden und Wünsche aus der Arbeiterschaft; vor der großen Frage nach de' Hebung der Produktion steckt man den Köpft in den Sand. Freilich, die Wahrheit ausspre- chi n oder das Notwendige tun. es würde Stimmen kosten. '3v regiert die Demokratie in Deutjchland! Blutige Unruhen in Berlin. Der gestrige 13. Januar muß im Kalender des Jahres EU rot angcstrichen werden, es ist Bott geflossen und es ist nicht ausgeschlossen, daß er nach den gut vorbereiteten spar- «akistrjchen und tvmstinuisti'chen Pniichvlanen nur die Ouver- :iirc bildet jur noch ivmm uoe blutige Ereignisse. Im Reichs tage stand die Veraiung des B.ttriebsrätegesetzcs auf der Tagesordnung nnd lintsstebcude Parteien — Unabhängige, Kommunistekl und Lpartalinen — sind in den letzten Tagen in rtersammlungen, Flngbla.lern ujw. Ltnrm gelaufen gegen den Entwurf, wie er aus der Kommission sich herausgeschält hat. E» war daher viel Zündstoff vorhanden und die durch wüste, gewissenlose Agitation aufgepeitschte Menge wollte durch Gewalt schärfere Bestimmungen in das Gesetz hinein befördern, indem, sie zu dem seit der Revolution so beliebt gewordenen Mittel der Straßendemonstration griff. Jeder einsichtsvolle Mensch konnte Voraussagen, daß diese Straßen demonstration dieses Mal nicht ohne Blutvergießen abgchen konnte. Das Blut, was geflossen ist, fällt aber auf die Häupter jener gewissenlosen Agitatoren, welche von sicherem Platze ans eine weniger einsichtsvolle Menge zu Gewalttaten durch Wort und Schrift aufgepeitscht haben. Zum Glück hatte die Regierung zu Sicherhcitsmaßregcln gegriffen, hätte sie das nicht getan, wäre sic sicherlich heute nicht mehr am Ruder und greift sie jetzt nicht entschieden durch, ohne Rücksichtnahme auf ibr Hütschelkind, die Unabhängigen, dann ivird sie sich binnen kurzem hinwcggefcgt sehen. Denn die radikalen Parteien scheinen jetzt alles auf eine Karte gesetzt zu haben, Erklärung des AllMhNezilstarldes. Bielen noch denken könnenden Staatsbürgern mar es unbegreiflich, daß die Reicheregierung und die preußische Re gierung vor kurzem den Belagerungszustand aufgehoben, trotzdem ein Streik im Reiche den andern ablöste. Aber die Regierung wollte den Unabhängigen entgegenkomm.n, gab sie sich doch immer noch der Hoffnung hin, daß eine Vereini gung der beiden sozialdemokratischen Parteien möglich sei. Die Unabhängigen sehen aber die Rechtssozialisten als ihre ärgsten Feinde an und geben sich alle Mühe, die Regierung zu stürzen, um selbst ans Ruder zu kommen. Deshalb rächte sich auch gestern in Berlin diese unbegreifliche Nachgiebigkeits politik. Es war ein blutiger Tag, welcher in der Hauptsache auf das Konto der Unabhängigen, Kommunisten und Sparta kisten geschrieben werden mutz, zum Teil aber auch aus das <rchuldkontv der Regierung, welche mit ihrer Vogel-Strauß- Politik diese unhaltbaren Zustände geschaffen. Jetzt, wo Blut geflossen, besinnt sie sich wieder auf ihre Macht und verhängt den Ausnahmezustand über das Reich, wie aus nachstehender Meldung ersichtlich. Berlin, 18. Januar. Die an verschiedenen Orten des Reiches ausflammcndeu Unruhen, die blutigen Ausschreitun gen vor der Nationalversammlung in Berlin, besonders aber die Notwendigkeit, den Eisenbahnbetrieb und die Kohlen versorgung zur Vermeidung einer wirtschaftlichen Katastrophe unter allen Umständen in Ordnung zu halten, haben den Reichspräsidenten veranlaßt, auf Grund des Artikels 48 der Diktatur. ES lebe die Räterepublik." Durch diese Aufrufe angefettert, hielten einzelne Schmähreden gegen die National Versammlung und gegen die grüne Polizei, so daß sich schließ lich eine Anzahl Demonstranten dazu hinreißcn ließ, da» Portal nach dem Tiergarten hin zu stürmen. Trotz aller Warnungen und trotz der ruhigen Haltung der Sicherheit- beamten gelang cs nicht, die Menge Zum Auöeinandergehen zu bewegen Da die Gefahr bestand, daß -ic Sicherheit» beamtcnschast überwältigt werde, mußte zur Waffe gegriffen werden. Man gab aus Gewehren und Maschinengewehren Feuer auf die Menge, so daß eine Anzahl, ihre Höhe siebt noch nicht fest, getötet und verwundet wurde. Sehr bedrohlich gestaltete sich die Lage für die Sicherncitsmannlchaften nm Bismarckdenkmal. Die Menge fiel über sie her, raubte ihnen die Karabiner und schoß damit ans die Beamten. Ein Teil der Waffen wurde zertrümmert. Meh rcre Sichcrhcitsbeamte wurden erheblich verletzt. Den Offizieren wurden die Achsel st ückc herunter gerissen. Gegen 4 Uhr war der Platz gesäubert. Nun rollten Sanitätsauros heran, welche die Token, die Schwei verwundeten sowie auch einige Leichtverletzte in die Kranken häuser brachten. Berlin, 13. Januar. Bei den Unruhen vor d.-m Reichstage ist ein Sicherheitsbeamter getötet worden; mehrere wurden verwundet. Als einer von den verwundeten Sicherheitsbeamtcn nach der Klinik in der Ziegelstraße ge bracht wurde, stürzten sich verschiedene Personen aut ihn und traten ihn mit Füßen. Ter Platz am Reichstagsgebäude leerte sich nach und nach von der Menschen mässe. Nur an der Siegessäule dauerte cs längere Z:it, bis man die letzten 500 dis 600 Menschen zerstreut hatte. Die Brücken in der ganzen Gegend sind abgcsperrt. An der Kreuzung der Dorotheen-, '^Misen- und Neuen Wilhclmstraße hielt eine größere Menschenmenge die Sraßenbahnwagcu an. nötigte die Fahrgäste zum Aussteigen und ließ die Wagen nicht wciterfahren. Soweit WTV. Von privater Seite wird zu den blu tigen Vorgängen noch folgendes berichtet: Tie von den Unabhängigen und Kommunisten in Szene gesetzten Massendemonstrationen Haden in Berlin leider zu sehr blutige Zusammenstößen geführt, die vielleicht von den Führern nicht gewollt, aber trotzdem von ihnen veranlaßt und verschuldet sind. Man kann die Menge auf vielleicht 2 5 00» Mann schätzen, die gegen 3 Uhr in kleineren und größeren Einzelzügen heranmarschierten und den Reichstag umgaben. Von der Licherlreitswehr, die sehr starke Abteilungen im Innern des Hauses zusammengefaßt hatte, war offenbar An Weisung gegeben, Zusammenstöße nach Möglichkeit zu ver meiden. Die Mannschaften hielten sich tadellos. Um allen Unannehmlichkeiten aus dem Wege zu geben, war die Posten kette, die um den Reichstag gelegt war, so dünn, daß viel leicht nur alle NX» bis 2 Meter ein Soldat stand. Auch die Offiziere hielten streng darauf, daß ihre Leute sich nicht zu Unvorsichtigkeiten hinrcißen ließen. Unter der Menge aber waren Elemente, die das nicht wollten, und soweit sich fest teilen ließ, unter Führung von Männern in Ma rosenuniform von hinten nach vorn dräng- e n und die vordersten zum Eindringen auf die Soldaten auf- !utzten. Es war vergebens, daß die Offiziere von der ander» Seite zur Ruhe mahnten und die Menge zum BXeitergchen ausforderten. Mit einem gewissen Svstem wird der Versuch gemacht, durch die Postenkette hindurchzukvmmen. Erst kamen zwei, drei, dann drängten mehr nach mit dem Ziel, die Sol daten zu entwaffnen und dadurch den Wegiu den Reichs agfreizu bekommen. Verschiedentlich gelang das auch an der Seite vor dem Bismarckplatz. Einige Sol baten wurden entwaffnctund mißhandelt und >ie Waffen schleunigst an die Menge weirergegrbcn. Bon >cren Seite sielen denn auch die ersten Schüße, die das Haupt-' portal des Reichstagsgebäudes durchdrangen, in die start resctzle Wandelhalle hineinschlugen und oben an der Mauer abprallten. Für die Soldaten wurde die Lage allmählich unhaltbar. Schon befanden sich Leute in ihrem Rücken, die zum Teil an den Feuerleitern in den Reichstag hineinzuklet tern suchten, zum Teil aber auch gegen die Soldaten vor gingen und die ganze Postenkette aufrollen wollten. Ta sahen sich die Offiziere schließlich veranlaßt, den Befehl zum Feuern zu geb'». Vielleicht eine Minut noch, dann wäre es zu spät gew's.'n, dann er' m'-m ihre Posten in der Menge. ?in scharfes Kommando, dann ein p l ö o l i h e s Schncl k euer, in das anck, Maich^neilg, wel'rstuer sich mii.sttc. Ein vahnsinniges Schreien der Angst, das Stöhnen der Verwun- >cten, dann ein allgemeines Flüchten, und in einer Geschwin- sigkeit, die vielleicht nur nach Sekunden zählte, war der ganze» Zlatz geräumt. Nur eine Reibe von Toten und Verwunde ten blieben auf dem Rasen liegen, die, nachdem die Ruhe wieder hergestcllt ist, zum Teil in den Reichstag, zum Teii auch die Linden entlang getragen wurden. Die Zahl der Opfer beläuft sich, wie vorläufig fcstgestellt worden ist, auf etwa 1 8 Tote und 30 Ver mundete Unter den Verwundeten befinden sich auch v i e l e.F r a u c n, die sich lcichtsinnigcrweise der Demon stration angeschloßen haben und in den Tumult mit hinein gezogen worden ist. Die Verwundeten sind im R-ichSiag g. borgen und dort verbunden worden. Ferner liefen beute noch nachstehende Telegramme ein: Berlin, 13. Januar. Infolge der Ausschreitungen gegen dt« Nationalversammlung Nnd auf Seiten der Sicher- bettSwebr 2 Tote und 2 Vermißte, -ir anscheinend verschleppt worden Nnd, und 10 Verwundete zu beklage», Auf Seiten der Angreifer nmrben bi»-«r 2V Tale nnd 40 V«r»»«dete ««zählt. . . . »> - - - . . Reichsvcrfassung für das gesamte Reichsgebiet mit Ausnahme von Bauern, Sachsen, Württemberg und Baden und der von ihnen umschlossenen Gebiete die erforderlichen Ausnahme vorschriften zu erlaßen. Wo keine Veranlassung besteht, wer den die ausführcnden Stellen von den Ausnahmcvvrschriften praktisch keinen Gebrauch mache». Für den ganzen Gel tungsbereich der Verordnung wird aber jede Betätigung durch Wort, Schrift oder andere Maßnahmen verfolgt werden, die darauf gerichtet ist, lebenswichtige Betriebe zur Still legung zu bringen. Lebenswichtige Betriebe sind alle ösfent lichen Verkehrsmittel wie alle Anlagen und Einrichtungen zur Erzeugung von Gas, Wasser, Elektrizität und Koble. Tie Ausdehnung der Verordnung auf Bayern und Lachsen, wo Ausnahmevorschriften bereits bestehen, und ans Württemberg und Baden bleibt nötigenfalls vorbehalten. Berlin, 13. Januar. Auf Grund des Ausnahmcznsian des übernahm der Rcichswchrminister NoSke persönlich die vollziehende Gewalt für Berlin und die Mark Brandenburg. Als Zivilkommißar wurde der Berliner Polizeipräsident Ernst bestellt. Umzüge und Versammlungen unter freiem Himmel werden verboten. Erneute Versuche, die Tagung der Nationalversammlung zu stören, würden mit rücksichtsloser Wvfscnanwcndnng verhindert werden. sie wollen siegen, sie wollen die Vernichtung des Bürgertums und die Aufrichtung der Herrschaft des Proletariats. Sic haben nichts gelernt aus den Vorkommnissen in Ungarn, Rußland und München. Einzelne ehrgeizige Parteigrößen wollen sich zum Herrscher des an und für sich schon in schwe ren wirtschaftlichen Nöten lebend.« deutschen Volkes machen, sic wollen eö durch innere politische Kämpfe vollständig zer mürben, bedenken aber nicht, daß sie damit nur die Geschäfte der Entente besorgen. lieber die Vorfälle in Berlin, welche wir nm gestrigen Abend so weit cs möglich war. schon durch Sonderblättcr be richteten, liegen nachstehende Meldungen vor: Berlin, 13. Januar. Das Reichstagsgebäude war heute mittag nur von einer verhältnismäßig schwachen Wache der Sicherheitsbeamtcn besetzt. In den Nachmittagsstunden wuchs die Masse der Demonstranten derart all, und die Be lästigungen der Sicherheitsbeamtcn nahmen derart zu. daß man schleunigst Verstärkung hcranziehen mußte. Während sich der größte Teil der Demonstranten, nachdem sie verschie dene Abgeordnete der unabhängigen Partei mit ihren Wün schen bckannigemacht hatten, wieder entfernte, blieben noch viele Taufende in den Zugangsstraßen wie die Mauern stehen. Es wurden Flugblätter verbreitet, die von der kommunisti schen Partei Deutschlands lSpartakuSbundj unterzeichnet waren nnd überaus scharfe Angriffe gegen Noske, Ebert und Scheidemann entstielten. Die Ucberschrtst lautete »Ebert oder Ludendorff". Zum Schluffe wurde in großen Lettern ausgesordert: »Macht euch bereit. Nieder mitderMtlttärmonarchie, AS lebe die proletarische