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Diese» »lau «trö d«u Lesern v»n Dresden und U»«cb»ui, «» r««r v«ch« »«reUd als -Ibena-Hurgabe zugrftellt, «tlhrend es die Post?ll>o„nrnirn am Morgen in einer Kejamtausgave »halte» '»4. Jahrgang, 34S. veziigsgedützr «terl,t>i>t,rl «ir LrH», »«,, d.i rttgtüt mallga Zu»a«un, (», Sonn- und Aomaga» »nr «uunot» 1 so Mt, durch ouchuöNiarKo«» misstondre I ü0 Dtk. ->»t numol>,«r Fw, tt-Iun« durch di« Pot» 7 t« dc» jtktrrn »o» . r«ed»n u. Ilmqeduu, ou, Lage rorher ,u- «eftelltrn Idrnd Au«, and«» «rdali«» dt« an»- warlM» Bk»ied« n,tt der Morgen.An«!,«!« Uitamaien sUuestellt. tüochdrolnni «itdent» Uchrr Qoellenangad« t,Ll««d. I.ochr/'t ,u 't.sstg. — Uuoertangie Itnuuitrtoi» wrrd«« mcht antberradN. Sonnabend, 11. Dezember 1909. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Kegvün-eL 18SS Druck und Verlag von kiepsch öc Leichardt in Dresden. OauptgeickfästssteUe: Maricnstraste 28/10. Fernsprecher: 11. 2«nu . :itt«i Anzergen-Tarif ^nnatz»e von Vnkl'.s «tzungev bi» i.achi». ^ Uhr. «Somaaa uue liarienstrotza vmk 11 b,a Ubr. Lto cuchraUlge «»uad^tlr . «a. L Lüden ^ Lö P,.. ^omUte« au-2 Dresden 20 Dl : Äugigen aul bir Pn»u.ieu.. ^eile .10 Pf.. die s.uxrs>i'ki.:e ^eile a. Lr,^ieilelX)Ps. Soim u ^ei5Ltageu dir -tnli-Uttge <^nind- ieüe dtOPl.. auf Privat s->iu 40 Pf., «- Mchrichtrn a. Drs-den vir Äl un^zeUe 2:. -j». — SluSwarUFL Auflage nur qeqen Vorausb«» -atzsurr,:. - Ieb<« Ä« legblan kositt 10 Lperiialilät: Soltlene Herren. Obren Olaohllttor unck 8ed>vsjrer Fabrikate :: von UV b>8 >vvv Ksric. :: :: Ireppenbauer I drvn an«I <S«I«lHr»»>vu 1 I» pr»rt. ». I. Lntrückencke dleubejtca! Lolclene Damen-Obren von IS» bis Lvv älark. llmtsusek xeslattet. lluzcvaklsenckungen. Iüv orkrSo ^efev. Die Zweite Kammer bejchnstigte sich deute mit einigen Abänderungen der Pcnsionsgesetze sür die evaiigellsch-luthen- schen Geistlichen. Den Nobelpreis für Chemie erhielt Prof. Ostwald in Leipzig. Der Panzer ..Württemberg" ist gestern bei Eliicks- dorg gestrandel. Gras Zeppelins Befinden hat sich verschlim- m crl, so dag er »ich in ein Krankenhaus begeben mutzte. Wegen Ermordung ihres Stiefsohnes bezw. Stiefbruders wurden Ler Häusler Prsgbilla und sein Sohn vom Schwurgericht Natibor zum Tode verurteilt. Neuerte Drsbtmelänngen dam lO De;einber Havarie de» Panzers „Württemberg". Berlin. »Priv.-Tel.» Der Panzer „Württem berg" strande kr gestern abend iu„ »'> llhr in der Buch: zu Hslutis und Gltt-isburg. Die bisherigen AbbringnitgS- nerjnche dnrcl, Torpedoboote sind vergeblich gewesen. Line Gefahr scheint jedoch nicht zu bestehen. Der Dampfer ,-Hollmann" in mit Leichtern nach bei Unsallftelle ange gangen. Der Panzer „Württemberg" befand sich vor einiger Zeit bereits in ähnlicher pretärer Lage. Zeppelins Befinden. Berlin. »Priv. Tcl.s Das Befinde»! des Grasen .Zeppelin, der sich gestern einer kleinen Operation unterzogen hat, hat sich etwas verschlimmert, so datz die behandelnden Acrzte es für geraten hielten, die Aus nähme des Patienten in das .Hvspirai zn elnpsehten. Graf Zeppelin befinde» sich seit gestern abend tin Katharinen- Hospital zu Stuttgart unter ständiger Kvntrvlte der Aerztc. Das Nevolveratteutat im Reichsgericht. Leipzig. lPrtv.-Tel.s Heule vormittag 9 llhr wurde im Prozeß Großer m!» der Bernehmiuig ded Ange klagten fortgesahren. Cr schildert, daß er kürz vor dem Dermin vor dein Reichsgericht vvm lebten Reste seiner Hab lctigteitcn gelebt habe: er besaß kein Geld mehr. Zur Fahrt noch Leipzig hätte er sich das Geld leihen müssen. „Meine Frau." so sagt er. „hat mich damals von weiteren Schritten abgehalten: denn wohin man in Deutjarland blickt, gibt cd tcinc Rechte. Ich harte die Revolver, die ich mit Wissen meiner Frau »am Leipzig mitgenommen habe- seit 1!»M nicht mehr benützt. Sic lagen vollständig verstaubt bei mir zu Hanse. Ich erkundigte mich deshalb, ivo ich die Waffen prüfen könnte, n»s erfuhr, daß ich das im Steglitzer Schützciihniis tun Ibnnc. Dort habe ich daun die Revolver abgeichojsen. Cs war etwa .'> bis 7 Mal. Dann habe ich die Waffen zu Hanse gereinigt und geölt. Bei den Schießübungen umr meine Frau zugegen. Wir hatten beschlossen, uns aus der Rückfahrt in Berlin zu er schießen. wenn der Prozeß ungünstig verlausen sollte." — ..Warum wollten Sie sich gerade in Berlin und nicht in Leipzig das Leben nehmen -»" fragte der Vorsitzende hier lund bekam von Großer die Antwort. „Unser Selbstmord in Berlin hätte meine Geschwister um so schwerer geirvs. >sen. Wenn ich das schmachvolle Attentat, das man mir zur iLan legt, wirklich verübt Hütte, jo würde ich mich vorher ! besser ciiigk'chvsse» haben. Wir haben oor dem Termin fürchterlich gelitten und monatelang nur von Kariös icln gelebt." Der Angeklagte läßt sich dann näher Wer seine Fahrt nach Leipzig und seinen dortige» Auscnthalt ans. Immer wieder komm, er au> seine Pro zesse zurück, in denen fortgesetzt Rechtsbeugungen geschehen sein sollen. Aus dem Reichsgericht hätte man ihn ungerecht behandelt. Nicht einmal eine kurze Ansprache an den ReichsgerichtS'senat habe man ihm gestattet, «ein Rechts, ianwalt, dem seine Vertretung vor dein Reichsgericht über i tragen war, habe sich seiner nicht genügend angenommen. Als der Angeklagte darauf die mü Gliche Verhandlung vor dem Reichsgericht sür zwecklos erklär!? und verschie deutlich das Zivilrecht kritisierte, niilcibrichr ihn der Vor sitzende, »»« ihn zur Sache zurückznbriiigcn. Der Ange klagte wird darüber sehr erregt und sagt: „Tic Herren sollen meinen Seelenzustand kennen lernen: wenn ich hierüber aber spreche, wird mir das Wort entzogen." Die Verhandlung dauert fori. Aus ,Frankreich Paris. In Orme sur Marne weigcricn sich zwölf Schulknaben, ans einem mm den Bischöfen verbote nen Lehrbnche der Geschichte über die Reformation zu ler nen, un'd verließen ans Befehl ihrer Eltern die Schule. Aehnliche Vorfälle werden noch aus einigen Ortschaften in der Nähe non Reims gemeldet. Paris. Vor dem Znchivo-lizeigerichtshof in Ambert, Departement Pnn ae Döine, begann aus Grund des Tren- niiiigSgesctzcS ein Prozeß gegen den Psarrcr Ti- rier, der in!der Kirche mehrere Voltsschnltehrcr angegrif fen nird erklärt lsatte, daß diescnigcn Schulkinder, die krr- chenscindliche Schulbücher benutzen, zur »Firmung nicht zu gelassen werden sollten- Parib. Die radikale Presse spricht ihre rücklialtlose Befriedigung Wer die gegen den Erzbischof Msgr. A m eite angestrengten Schad en c r s a tz p r o z e s s e auS. So schreibt die „Aurore": Den Erzbischöfen ist es ebenso wenig gestattet, wie den einfachen Bürgern, den Wert ein?r Ware öffentlich hcrabzii'etzen. möge diese Ware von geisti ger oder welcher Art auch immer sein. Die Frage in die denkbar einfachste vrm der Welt un-d die Antwort des Ge richts kann keinem -'Zweifel unterliegen. Marokko. Madrid. Der Minister des Aeußeren valüiescheri- fische Gesandt s chaf t empfangen und ihr die Antwort der spanischen Regierung auf die letzte Note des Machsen mttgeteilt. Der Minister erklärte der Gcsanötlchast, daß die Erfolge der Spanier im Rifgcbiet. wo die icherifische Macht »ür selten Anerkennung gefunden habe, sür öie marokkanische Negierung nur von Vorteil »eien. Die Nnterwcrfunq des Risacchietes habe jede Möglichkeit einer Verschlechterung der Beziehungen zwilchen Spanien und dem 'Machsen beseitigt. Paris. Dem „Echo de Paris" wird aus Tanger ge meldet : Der svanische G -e»andte Merru del Val l>at bei der Beratung der Bestimmungen über die öffent lichen Arbeiten manckserlei Schwierigkeiten hervor- g e r » se n. So Hai er sich geweigert, die Submission grund sätzlich anznerkenneii, falls die Preise nicht in spanisch»» Pesetas angegeben würden. Das Vorashen Mcriy dcl Vals, der namentlich gegenüber dem französischen G-Zandten in Tanger eine wenig sreundtcktzistlichc Haltung beobachtet bat. trat einen bedenklichen Eindruck hervorgerusen. Es heißt, die ipa:iilcl>a Regierung habe die Absicht, ihn abzu- bcruscn. Lchuccsällc und Acrkchrsstiiruugeu. München. Infolge unaufhörlichen gewaltigen Schneesalles sind überall große Verkehrs n ö r u n - gen eingetreten, insbesondere auf den Bahnstrecken nach dem Osien, Süden und Westen. Ter Schnellzug Nr. 18 von Salzburg hatte über vier Stunden Vcrsvälung. weil er lauge in Traunstein eingeichncit war. Der Orientziig li von Paris hatte zwei Stunden Verspätung. Die direkten Wagen tonnten nicht nach Deutschland eingebrackn werden. Ter Perionenzua 1162 von Kochel war bei dem Orte stunden lang cingeichncit. Der Pcrsonenzug 1271 isi bei Sauer lach cingeichneit. Die Lokalbahnlinien Dorten—Felde» und Cndors—Lbing sind gesperrt. Der Betrieb au, den großen Bahnhöfen, besonders München-Hauptbohnüos und Mün chen-Laim, gestaltet sich sehr schwierig. Die Schiebebühne am Haiiptbahiihosc ist erst nach stundenlanger Arbeit frei gemacht worden. Auch in der Stadt isi der Verkehr »ehr gestört. Besonders der Straßeiibahnvertehr ist zum Teil unmöglich. Hamburg. Von den bei der Katastrophe icbwer vcr letzten Personen ist in der vergangenen Nacht der Maurer Ferdinand Votz gestorben, so datz die Zahl der Opfer einschließlich des vermißte» Cwcrsiilirers 17 beträgt. Prinz Heinrich von Preußen besichtigte heute normittaa die lln qlücksstätbe. Oettllcder unä ZScdrircder. Dresden. 10 Dezember —* Le. Majestät der König sagte heute mit mehre ren Herren an? Ighiiishansener Revier. Der Monarch wird mit Ihren König!. -Hoheiten dem Kronprinzen and dem Prinzen Friedrich Christian abend-.- 8 Uhr den vom Verein für Erdkunde veranstalteten Vor trag des Prosesiors Dr. Kaßner in der Aula der Tech»i scheu Hochschule besuchen. —* Die Königin von Vnigarie n, welche in kognito mit Gefolge und Dienerschaften Sonntag, den 5. Dezember, hier cingetroffcn und «m „Europäischen Hoi" abgesticgcn »vor. hat heute Dresden wieder verlasien. —* Der König hat dem Hcmotm. v. M c tz s ch - R e i che n dach, Komp.-Tbei im lll. Iäg.-Dat., die Erlaubnis zur An legung des ihm verliehenen Ehrenkreuzes 1. Klasse des Fürstlich Lippifchen Haus-Ordens erteilt. -* Wirk!. Geh. Rat Prosessvr Dr. Robert Koch- Berlin ist in das Ehrenpräsidium der Internationalen H»gicne-Aussiellnng Dresden 1911 eingetreten. —* Aus dem Landtage. Die heutige Sitzung der Zweiten .Kammer hatte keinen großen Betuch gezeitigt. Die Tribünen waren nur schwach besetzt und an den Mini- stertvschen saß allein Herr Kult»»Minister D r. B e ct. Frei lich war auch die Tagesordnung nicht ans Sensationen be- Puim uiul ülkrenrcbskt. r* Mitteilung aus de« Bureau der Sönigt Hosthcatcr. Im Opernhaus wird Sonntag, den 12. Dezember, 'Mozarts „Figaros H o ch z e i t" gegeben. Tie Partie des Grasen singt Herr Svanseld vom Ltadtllpcater in Graz aus Engagement. — Montag, den 1.8., wird die zweite Gesamt- ousführiing von Richard Wagners Illing des Nibe lung e n" in dieser Spielzeit mit dem „R h eingol d" er öffnet. Resetznng: Wotan: Herr Perron, Donner: Herr Büffel. Froh: Herr Sovt, Loge: Herr Lembach. Alberich: Herr Ermold, Mime: Herr Rüdiger, F-aiolt: Herr Lorb- mann, Fafner: Herr Ludikar, Fricka: Fräulein Terlmni. Freia: Fräulein Seebe^ Erda: Fräulein v. Ebavanne. Wog linde: Frau 'Naß, Wellgunde: Frau Buehm-van Enücrt. Flvßhilüc: Frau Bender-Schäfer. f* Zum Gedächtnis Anzengrubers. In Erfnnerung au Ludwig A nz c ng r »>l> e r, dessen Todestag sich zum 20. Male jährte, gab das Königliche Schauspiel haus gestern in »euer Einstudierung das Volksstüü „Der M c i n e i d ba u c r". Da das Ensemole über eine beträchtliche Anzahl von Mitgliedern bäurische» und öster reichischen Stammes verfügt, war der Versuch wohl zu wagen. Wenn sich trotz löblicher Einzelleiltungen eine volle Wirkung nicht entstellen wollte, io liegt das in erster Linie an der üblen Musit Adolf Müllers, die man leider nicht über Bord geworfen hatte. Wie lM Anzengruber nicht selbst unter den musikalische» Beigaben, wie sic der Zeitgeschmack zu seinen Volks stücken verlangte, gelitten' Diese Müller-sche Mnfi.k, die kaum noch wo zu einer Auf- iührung des „Meincidbauers" bcrangczvgen wird, läßt keine einzige Bühnenwirkung voll ausllingen und drückt die Aktschlüsse aus das Niveau des Kitschigen. Vielleicht ist es noch möglich, Besuchern der Wiederholungen die Vertonung zu ersparen und sich beim Melodram mit der Zither zu begnügen — man würde die Manen des Dichters besser ehren, wenn man sein Werk möglichst un belastet heransbrächte. Bauernslücke und Baucrnroman, die den mittleren Jahrzehnten des verflossenen Jahrhunderts angehören, mögen sie nun die Birch-Pieifser, Morre oder de» Gang hoser der 80er Jahre zu Urhebern haben, sind Litcralur- vrodtrkte, die im allgemeinen rvidcvstehc«. Nur die klassischen Meister dieses Genres. Anzengruber und Rosegger, di« in inniger Verbindung mit ihrem Volke 'lan den, haben reines Gold aus dem Schachte der Volksseele schürfen können. Sic haben die Augen der Dichter, die Licht und SckMtten in richtigem Werte 'eben, und erzielen durch glückliche Mischung einheitliche künnlcrifckie Wir-kungen. Von eminentem Reiz und einem Tust, wie sie die vom Pfluge -es Landmannes aufgeworfene Scholle hat, sind die Schilderungen Litdwig Thomas in seinem prall,wollen Erstlingswerk, den unter dem Titel „Agricola" gesammel ten Studien. Die uieersreulichen Züge bäuerlichen Lebens haben scharf und geistvoll die Zeichner Bruno Paul und Thönq charakterisiert, am stärksten Wer hat Joseph Rüderer, der kraftvolle Münchner Pc*et, in feiner „Fahnenweihe", einer Eharakterkomödie ersten Ranges, das «Verlogene pomadbsierter Baueruftücke, in denen aus dis Sen-timen-tali- tät der breiten Massen in übler Weise spekuliert wird, ge geißelt. Für die Echtheit A»zengrnl»crs ist die Lesung der „Fahnenweihe" eine gute Probe. Man lese die scharfe Satire vor dem 'Besuche eines Anzengruberjchcn Volks- stückes — es wird bei ang-emesienez' Wiedergabe die Gold probe bestehen, denn der liebe Meister arbeitete mit ehr lichen Farben — er hat das „G'inüai" nicht knüppeldick aus- getragen, sondern die Farben gemischt, -wie ei» echter Künst ler. Und dann hat er die Liebe, die echte: ihm gelang es, Sonnenschein für feine Werbe einzufangen, der nicht ver blassen .konnte und lieutc noch die Dichtungen mit warmem, lebensvollem Schimmer li-bergießt. Und dieser Schimmer erfüllt das Herz mit jenem reinen Freudengefühl, das schöne blaue Frühlingstage zn verleihen vermögen. Anzen- griöbcr bringt Latten zn<m Vibrieren, di« auch der pflicht gemäße Theaterbesuch nicht abzunütren vermag. Es ist, als ob man »ach Ermüdung durch Banalität und wieder »ach Äussxnheluiig. nach starker Nervenam'pannr>ng, plötz lich ans eine im Morgenglanz pvaiigende Walbwiesc versetzt würde und sich nun so recht tfes und genießend erholen dürfte. Anzengruber ist im beiten Sinn« dev Wortes volks tümlich, in seinem urkräftigeu Humor, seiner Naivität, der Prägnanz feiner Eharakterzeichnung, der Wahl seiner Stoffe und nicht zuletzt durch die mitklingende Sentimenta lität. 'Sentimentalität gehört — solange nicht ein vollstän diger lliiuvaiidliitigsprozcß eint ritt — zn den wesentlichen Bestandteilen der Volksseele- Wenn einem aber die Senti mentalität mit Schwachesctzen-MnAi serviere wird, mu U»„ » irrst reich»ngc». so sirei'kr man und möchte am liebsten einen l srisllxn Trutzjodler loslasicu. Nian kann Anzengruber in verschiedener Aufiasiung j geben, im DesreLttrstil mit Duliü und Holdrio oder aber im Wilhelni-LeilK^Siil. Der letztere, der »ruf ieden Fall vvrzuzieHen wäre, ist mit der Musik Müllers kaum möglich, aber die Grundüimmung der gestrigen Aufführung war nicht einnial Defregger, allen'alls Mathias Schniidt. Da fedoch einzelne Darsteller durchaus nicht Mathias Schmidt spielen wollten, hatte »ich eine Mischung von herbem Realismus und Operniocieii er geben, die unmöglich erfreulich sein konnte. Opernwesen mar namentlich die ungebirglerischc Inszenierung (bis auf die Gaststube der Buraerliesi, ein -LasseZall. aus freier Luft stürzend, «irre Panoptiknmrarität, dann der Chor der Mägde mit Vroni im erste» Aktz ferner das Fervlattn-- tempo einzelner Lienen. Anzengrubers Dialog l>ut. sobald er hochdeutsch lvird, leicht etwas G'chwollenes. darüber muß möglichst rasch hinweggegangen werden. Eine der stärksten Gestalten, die Anzengruber gelungen »sind, Et der Kreuznieghofbauer Mathias Ferner — ÄnzeitgruLer l>at sich selbst gegen allzu starke-' Vergleiche gewehrt — aber in der Eharakter.tiierungskun.st dieser stzeitalt meint man etwas vom Geiste Shakespeares zu spüren- Herr Renö spielte ihn, er ivar nicht Verb, nicht sireng und groß genug, aber ein Zug gelang ihm außerordentlich gut. der feite Glaube an den Gott, der ibm bei feine» ttebeltaten helfen soll. Und in der Sterbeszem: verschmähte er erfreulicher weise jode Theatralik. Seine Partnerin n»ar Frau .Kör ner. die zwar mit Ausnahme der Isolde noch in keiner Rolle ihres eigentlichen F-achS aufgerrete» -ist dafür aber die Vroni spielte. Sie hatte die Rolle, ihrer Eigenart ent sprechend, prachtvoll angelegt Sic war ein echtes Deansl der Berge, wie sie Thö»» gezeichnet hat. stark und un gebrochen in ihren Empfindungen, in Haß und Liebe. Der Hauch des Bodenständigen, Kraftvollen umgab diese Mäd- chengesialt, Anklänge eines leisen Humors inachtc» sic noch anziehender. Eine der prächligsren Frauen, die Auzrn- gril-ber den Bergen der Heimat entnahm, nt die Vurger- lics: Frl. Lißl gab der prächtigen Alten scharfe Umri-ß- linie». Herr T i l le r spielte den Fcrrner-Fronz kinßrch. natürlich, irisch nimmithisch ohne — wozu die Rolle leicht ver leiten tünlue — in übel angebrachtes Pathos zu verfallen. Herr Guns kniete sich als Jacob in öic LLireitcude