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»7. Jchr,»««. ^ 24. L«»»o»eud, N. Januar i'.»:! r vquga-SeHSHr mNt,»r a«»., »ur «R^. etnmatt^e Zuf W«.»Ä Ue »eil Lesem ,o» Drea^rn u. Umgebung am lag« vorher zu- gesteülen Abend-Au». gadm, erhallen di« «u». wtrttae» «»tl^er mit der Morgen Uueaad« ->s«M«»e>. — Aich, druck nur mit deut licher Ouellenangad« <„Dn»d. Rache.", zu- Mg. — Unoerlangl« Lilanulkrlpl« werdei« nicht ausbewahrl. Trlegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: 11 » 20V« . SS01. 18SV Druck und Verlag von Liepsch äc Reichardt in Dresden. K0H H0N ^drn 8«« 21, I- ^»>b Ss« 21, I. «»«>» L »L»V» Mr «»,»» r.»n«n. Auieigen-rarif. Annahme von Anilin, dtaungen di» nachm. » Uhr, Sanniag» nur Marienstrad« 3«t von II bl» stet Uhr. Dt« »tnlpaltig« DrunduUe <ca. S Süden» so Pi., AamM»»'N°chrich>en au» Dr«»den Ld PI.; die zwellvaliige Zell, aufTertleileluPI.die zweiivalttge Reklame- zelle 1.50 M. — In Rummcrn nach Ton», und Aeirrtagcn die «inspaliige Gründen- »S Ps., Aamilie». 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Vs will keine Wiederausnahmc des Krieges, sondern die Fortsetzung der F r i e d e n s v e r h a n d- lnngcn auf erweiterter Grundlage. Die Balkan delegierten werden voraussichtlich an die Türkei ein kurzfristiges Ultimatum zur Annahme der Friedensbedingniigen richten. Die deutsche» B u n d e s f ü r st e n werden mit Rücksicht ans die Erkrankung des Prinzen Adalbert in diesem Jahre ihren Gratulationsbesuch zum Geburtstage des Kaisers unterlassen. Eine neue M i l i t ü r v v r l a g e wird von der „Nordd. Allg. Big." anaekündiat. Die dem Bnndcsratc zugcgangenc Etat» >*ch sordc - rung für die militärische L u s t s ch i s f a h r t wir- dem Vernehmen nach ^Millionen Mark betragen. Der Reichstag setzte gestern »ach der Erledigung einiger kurzer Anfragen die Aussprache über den (Fiat des Neichsamts des Innern fort. Tie Nachricht, das? zwischen der R e i ch s r c q i e r u n g und den? Z cntr n m Verhandlungen über eine Sus pendierung des I e s u i t c n g o s e tz e s stattgesilnden hätten, wird offiziös dementiert. Ter Ausschuß zur lk n t e r s » ch u n g des Fleischhnndcks wird am Rl. Januar seine Beratungen frrtsctze». V Ae MilitSrrevolte in Konftantinoprl. Durch einen kühnen Handstreich sind alte Berechnungen der Diplomaten auf einen baldigen Friedcnsschlus? der Pforte mit den Balkansigaieu über den Haufen geworfen worden. Das Kabinett Kiamil Pascha ist gestürzt. Der friedliebende greife Mann ist von der Bildflächc ver schwunden, noch ehe sein Werk, die Antwortnote der Pforte auf die Kvllektivnote der Grosimächte. den europäischen Kabi netten überreicht werden konnte. Die übertriebene Frie densliebe des Ministeriums hat sich gransam gerächt. Moch ten die Mitglieder der Nationalversammlung, des Rats der Alten, »och so fein und säuberlich anSgcwählt sein in? Interesse des Friedens, mochte Kiamil Pascha „seinen" Leuten noch so triftige Gründe für die Notwendigkeit der Nebcrgabe von Adrianopel entgcgenhaltcn, die Armee und ihr Anhang im Polke haben in schnell anfflammender natio naler. patriotischer und religiöser Aufwallung mit den Männern des Friedens abgerechnet und einen blutigen Markstein am Wege aiifgrrichtct, Min Zeichen dessen, daß das echte türkische Volk mit seiner Nationalehrc nicht spaßen läßt. Mit einem Kompromiß, das dem Türkenrciche wenigstens einen Teil der Stadt und Festung Adrianopel belassen hätte, würde man sich in den Kreisen der Militär partei und der geistlichen Würdenträger vielleicht ab- gefunden haben. Eine bedingungslose Uebergabe aber war zu viel für den Nationalstolz derjenigen Elemente, in deren Adern das Blut noch heiß nnd schnell fließt, die sich noch ein lebendiges Gefühl bewahrt haben sür die Ehre des osmanischcn Namens und für den Ruhm und Ruf der mohammedanischen Welt auf dem weiten Erdenrund. Diese Reaktion mußte kommen. Sie bereitete sich seit Tagen vor. Nur ein schneller und kühner Handstreich bot die Aussicht, die Türkei vor einem rühmlosen Frieden vielleicht zu bewahren. Es liegt etwas Kühnes, etivas -Heldenhaftes 'u dieser Mtlitär- revoltc, die, wie inan sicht, nicht antidynastisch und antimvnarchisch ist, sondern in hohem Grade dynastie- und staatserhaltend wirkt, etwas Großzügiges. Imponie rendes, ausgehend von nicht gewöhnlichen Seelen, etwas, was einen erfrischenden Hauch verbreitet »ach all den Moderdüften, die die abstcrbende Pflanze des OSmanen- rciches in den letzten Wochen nnd Monaten verbreitete. Kühne Männer haben mit raschem Griff die Kranken aus dem Siaatskörper entfernt, um ihn zu erhalten nnd der Gefundung zuznführcn. Der Wagemut dieser Männer flößt hohe Achtung ein. wenn man auch um ihr eigenes Schicksal und das der'Türkei in einem Augenblick, in dem der Feind vor den Toren steht, bangen mutz. Aber selbst dann, wenn die neuerliche Bewegung am Goldenen Horn der Türkei keine besseren Friedensbcdiiigungcn er kämpfen sollte, in der Geschichte wird sie doch einmal als eine denkwürdige Tat gebucht werden, als ein letztes Ans flackern heldenhaften nationalen und religiösen Geistes. Die Elemente, die den Umschwung hcrbeigesührl haben, sind allerdings zum Teil verschiedener Natur. Tie ausschlaggebenden Faktoren waren aber doch die unzufriedenen M i l i t ä r k r e i s c, die im Bewußt sein der Stärke der Tschataldscha-Stcllung und der gehobe- encn Kriegsbrgcisterung einen neuen Waffcngang mit den Bulgaren und Griechen verlangten, weil sic lieber ruhm voll sterben als ehrlos untergehen wollten. Wie cs heißt, sind cS besonders die kurdischen, also die rein asiatischen Regimenter gewesen, die die Stimmung sür den Putsch geschaffen haben. Patriotische Offiziere haben ihren Natio- ualstolz entflammt und ihnen die Bedeutung von Adria nopel klar gemacht. Letzten Endes waren es dann Mah mud Schefkct Pascha und der ruhmvolle Führer der türkischen Truppen im Tripolis-Feldzug, Major Enver Bei, die der Stimmung der Trnppen und mich weiter Brvölkcriingskreijc KonsiantinopclS drastischen Ausdruck verliehen haben. Gewiß sind beide anerkannte Iungtürken- sührer oder es doch gewcjen, aber ihre Motive sind rein und edel. Wahre Vaterlandsliebe hat ihnen allein im Augenblick der tiefsten Demntignng des Osma- nenreiches den Säbel nnd den Revolver in die Faust ge drückt »nd sie geheißen, gegen die eigene Regierung Fron? zu mache». Der Name dieser beiden Männer bürgt dafür, daß das neue Kabinett keine Unbesonnenheit begeht. Der im Kugelregen geprüfte »nd erfahrene Enver Vei wird auch den Anfechtungen einer ganzen Welt nnd dem etwaigen Druck irgendeiner Großmacht gegenüber, nnd sei cs das ge samte Mächte-Konzert, seinen Mann stehen. Mahmud Schefkct Pascha aber, der nunmehrige Großwesir und einstige Held des Sglonikicr Zuges gegen die Hauptstadt, ist nicht der Heißsporn, sür den ihn die Welt vielfach hält, sondern ein Edelmann und Offizier vom Scheitel bis zur Sohle, ein vom Wert der türkischen Armee durchdrungener Geiiernl »nd eben deshalb auch während seiner kriegsministeriellen Episode scharf aus die Wahrung der Disziplin nnd Anioriläi im Heere bedacht gewesen. Er wird seine Vergangenheit nicht verleugnen nnd nimmer die Hand bieten zu einer Er neuerung dcS jungtürkischen Lottersystems. Die religiöse und nationale Gleichmacherei, die man den Iungtürken zum Vorwurf macht, findet in ihm keinen Vorkämpfer. Sein Streben ist auch beute noch die Wahrung der alitürkischen Disziplin und des alt-mohammedanischen, ans den religiösen Grundlagen des Islam beruhenden Geistes. Die Zen tral i s a t i o n s b e st r e b u n g c n des jungtürkischen Kabi netts Said Pascha, dessen Mitglied er war, hat er zweifel los nur widerwillig mitgemacht. In der Unterdrückung der albanischen A n fr u h r b e w e g n n g ist er vielleicht zu scharf vorgegangcn. Dieses Moment und seine Strenge gegen die Politisierung im Offizierkorps haben vor etwa einem halben Jahre seinen Rücktritt herbeigeführt. Jetzt erscheint er mit seiner Energie als der Netter des Vater landes gemeinsam mit dem schon genannte» Enver Bei. Mahmud Schefkct hat sofort dafür gesorgt, daß. der Ober befehl über die Armee einem zielbewnßtcn Oberseldherrn, nämlich Jzzet Pascha, dem im Jemen bewährten General, übertragen wurde. Der Weg zu dieser Umwälzung führte allerdings über den Leichnam eines Kricgsministerö. Aber wenn der Streich gelingt und zur Rettung der Türkei führt, ist daS Blut des Generalissimus nicht umsonst geflossen. Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne. Auch einen religiösen Hintergrund Hai die Umwälzung in Konstantinopel. Auffallenderweise haben sich nämlich eine ganze Anzahl von Sofias, d. h. jungen Theologic- stnüierenben, an dem Demonstrationszng vor der Hohen Pforte beteiligt, sie haben Koran-Lieber gesungen und die religiösen Gefühle entfacht. Schon aus diesem Umstande kann man ersehen, daß die Umwälzung nicht lediglich zu dem Zwecke vorgenommen wurde, um die Wiedcraufrichtuiig des jungtürkischen Regimentes zu ermöglichen, denn die Iungtürken sind gerade diejenigen, die die mohammedanische Religion und Eigenart an? wenigsten bisher geachtet haben. Freilich läßt sich nicht leugnen, das? die Iungtürken die Gelegenheit sofort beim Schopf gcsaßt haben, um ihrerseits Mieder die Macht zu erlangen. Hervorragende Parteiführer der Iungtürken sind in das Ministerium cingetreten »nd be kleiden fortan die höchsten Staatsposte». Das ist zweifellos eine unangenehme Begleiterscheinung der gegenwärtige» Wirren, daß der Mißerfolg einer bestimmten parlamentari schen Gruppe oder eines Systems sosort von der Gegen- gruppe parteipolitisch auSgcbeutei wird. Die unglück lichste Rolle bei diesem Hin und Her spielt zweifellos der Sultan, dessen Gcivalt den Parteien gegenüber gleich Null ist. Eine starke Regierungsgewglt würde alle solche Vorgänge inhibieren. Das eine darf man indessen nicht vergessen, daß den Iungtürken in dem von ihnen selbst erwählten Führer eilt Herr und Meister erstanden ist, der ihren widerstrebende» Willen beugen »nd ihren Einfluß in heilsame, nationale Bahnen lenken wird. Was die neuen Männer wollen, ist nicht ein Krieg um jeden Preis, sondern nur ein Frieden in Ehren. Das Vaterland nnd die Nationalehre zu retten, ist ihr Bestreben. Das osmauische Volk wird cs ihnen sicher danke», wenn sic ihr Ziel in Ehre» erreichen. Ans den weiteren ans.Konstantinopel eingetrvssenen Nachrichten über den Militärputsch läßt sich bereits ei» klareres Bild machen. Die ersten Meldungen über den Umfang des Piitsches haben sich inhaltlich bestätigt, wenn auch die einzelnen eingehenden Schilderungen natnrgemäß mehr vdcr minder bemerkenswerte Abweichungen bringen. Bisher macht sich überall noch große lleberraschimg über die plötzlichen Ereignisse bemerkbar, auch in den Ballan- staaten, aus denen heraus, »nd zwar ans Sofia, regie rungsseitig erklärt wird: Jetzt werden wir Adrianopel bombardieren und nehme», »m unseren Ansprüchen »ach mehr Geltung ver schaffen zu können, jetzt weichen wir nicht von R od ei st vw und sichern uns eine ordentliche Kriegsent schädigung. Was ans de» F r i c d e n s v e r h a n d l u» g c » wer den wird, ist zunächst noch eine völlig ungestörte Frage. Die Berliner Ansicht wild dahin präzisiert: In Berliner politischen Kreisen wird angenommen, das? die »>ne türkische Regierung den Mächten witteilen werde, sie sei prinzipiell dem Friedens schlüsse zwar nicht abgeneigt, wenn auch unter wesentlich anderen Bedingungen als ihre' Vorgängerin habe zn- gestchcn wollen. Diese Eröffnung dürfte in der Er klärung gipfeln, daß Adrianopel nicht aus- geliefert werden könne, solange die türkiiclie Be satzung die Festung erfolgreich zu verteidige» vermöge. Auffallend ist, das? die türkischen Friedensnntcrhändlcr in London von der jungtürkischen Nmwälznng nicht überrascht worden sind. ES ist wahrscheinlich, das? sie von den Vor bereitungen, die auf Wochen zurückgchen, Kenntnis hatten. Sie sind anscheinend höchlichst befriedigt, das, sie ihre Unterschrift nicht unter eine Urkunde z» setzen brauchen, die Adrianopcl an die Bglkmiverbündete» gl> tritt. Die balkanischcn Bevollmächtigten tragen ebenfalls große Freude über die Wendung der Dinge zur Schau. In Paris glaubt man an ein russisches Einschreiten. Man rechnet dort in Botschafterkreiseu mit der Mög lichkeit, daß Rußland sich crbötig macht, Kriegsschiffe n»s dem Schwarzen Meer in den Bosporus zu senden und Trnvven an der tbrazsschen Küste zn landen. Ein solcher Vorschlag würde indes von der Mehrheit der Botschosicr sicherlich als zu gefährlich verworfen werden, denn ei» der artiges Einschreiten Rußlands würde einer Kriegs erklärung dieser Macht an die Türkei gleichkommcn. Ter neue Krieg würde natürlich in Klein asicn ge führt werden müssen, und Deutschland wünsche nicht, daß Kleinasien in die gegenwärtigen Wirren cin- bezogen werde. Eine beachtenswerte türkische Erklärung wird von angeblich maßgebender türkischer Seile in Berlin der „Voss. Zig." mitgctcilt: Die Lage ist j c tz t c i » e g a n z andere und viel e r n st e r e als früher, in der c r st e n Phase des B a ! k a n k r i e g e s. Während damals breite Schichten des Volkes dem Kampfe gleichgültig gegen- Überstunden, weis? heute auch der letzte Mann, das; es mn den Bestand des Reiches geht. Wir werden Adrianopel behalten oder wir werden nntergehcn. Die Armee wird die Offensive wieder anfnehmen. An Adrianopel hängen alle unsere Traditionen, lknscre Vergangenheit ist mit dieser Stadt der Sultans gröber und Moscheen, die einst Hauptstadt des Reiches war, verwoben. Ohne sic ist K o n sl a n t i n o p e l nicht zn haltest nnd kür die Zukunft den Vulgaren ans Gnade und Ungnade vrcisgegeben. Von alledem ist heute der letzte Mann durchdrungen Wir haben die g a n z c W c l t g c g c 11 n n s. Wir habe» nicht mehr das Recht, das der kleinste selbständige Staat für sich in Anspruch nehmen darf, niiserc auswärtigen Beziehungen selbst zu wählen, eine Entente, ein Bündnis nach der oder jener Richtung hin einzngehc«. auch wenn wir es möchten. Kinmtl Pascha hat Adria- nopel so lange zu halten versucht, als cS ging. Für die Tragik des alten Mannes und Ser Seinen, die alle vom politischen Schauplatz abtretcu. muß man die gleiche